A schöne Leich´
Es ist auffallend, dass immer nur gute Menschen
sterben. Leben denn die Bösen ewig?
Man kann sich diese Frage als intelligenter Mensch schon
ohne Weiters bei Begräbnissen und den entsprechenden
Grabreden stellen, ohne als pietätlos zu gelten.
Verklären wir die Vergangenheit im Banne des
Todes, oder Lügen alle mit Vorsatz?
Es kann natürlich vorkommen, dass auch ein
wirklich guter Mensch gerade zu Grabe getragen wird und alles, was ihm nun nachgesagt wird, stimmt.
Doch bei der Mehrzahl ist das mit Vorsicht zu
genießen. Schließlich haben wir ja alle Fehler und wer im Glashaus sitzt…….
Auch wenn der Verstorbene seine Frau und seine
Kinder einige Male wöchentlich geschlagen oder anders misshandelt hat, wird er
als treusorgender Vater und Ehemann hingestellt.
In solchen Momenten weiß man dann nie, ob die
aufschluchzende Ehefrau aus Dankbarkeit über das viel zu spät stattgefundene
Dahinscheiden ins Taschentuch schnupft, oder ihr tatsächlich was abgeht!
Die Kinder, soweit sie noch klein sind, sind
plötzlich unsicher ob sie auch auf der richtigen Beerdigung sind und mancher in
der mehr oder minder zahlreich erschienenen
Trauergemeinde ist erstaunt über die Fantasie des Geistlichen.
Bei Manchem, oder Mancher kann man nur hoffen,
dass sich die oder der Geliebte aus der Trauergemeinde nicht zu erkennen gibt,
bzw. nicht erkannt wird. Auch wenn sie traurig sind, dass sie keine dunkelroten
Rosengebinde mitbringen konnten, dürfen sie nur diskret und im Hintergrund
schluchzen.
Doch wer wird jemals im Angesicht des offenen
Grabes und den mit aufgesetzter Trauermiene
herumstehenden Trauergemeinde, es wagen,
dem Toten was Böses nachzurufen?
Der findet sich vielleicht im nächsten Augenblick ebenfalls zwei Meter
tief unten in der Grube und die
Nachdrängenden werfen kleine Schäufchen Erde und irgendwelche Blumen nach ihm.
Es gehört sich eben nicht, über Verstorbene was
Böses zu sagen.
Ist der Trauerzug lang genug, tauschen die in den
letzten Reihen möglicherweise Kochrezepte aus oder erzählen sich die Ereignisse des letzten
Urlaubes, während sie gemächlich dem Trauerzug folgen. Man hat sich ja schließlich schon sehr lange
nicht mehr gesehen. War es nicht beim letzten Begräbnis vom Onkel Edi vor drei
Jahren?
Usus ist es auch, die anderen Trauergäste,
einschließlich der Witwe genau zu betrachten und festzustellen, dass dieser
oder jener Rock zwar schwarz, aber viel zu kurz ist oder der oder die viel
zu wenig weint oder vielleicht gar nicht so traurig ist, wie es sich gehört?
So richtig ausleben kann sich dann die menschliche
Natur beim anschließenden Leichenschmaus, der in geselliger Runde und durchaus
fröhlich und feucht über die Runden geht.
Neue Freundschaften werden gegründet und alte
gefestigt, das Wiedersehen von entfernten Verwandten wird gefeiert, aber vielleicht auch alte
Feindschaften neu belebt. Es soll bei diesen Gelegenheiten schon zu Raufereien
gekommen sein, aber nicht bei unserem Begräbnis, das hätten wir uns verboten!
Man bestätigt anschließend dass es eine „Schöne
Leich´“ war und lässt den Verstorbenen
noch im Nachhinein hochleben.
Es gibt zahlreiche
Kurzgeschichten, einige Romane und Gedichte von mir! Fast alles in e-Books
zusammengefasst! Download von amazon, Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes
Lesevergnügen um wenig Geld!
Auch über https://www.bookrix.de/-joanavienna/