Bauer sucht Frau
Joana Angelides
Doch das
Bild des Heiratsmarkts hat sich gewandelt. Die ehrwürdigen Kuppler des Dorfes,
die mit Adleraugen und feinem Gespür die Herzen zusammenführten, sind heute
durch Algorithmen ersetzt, die Liebe auf Kompatibilität in Megabyte prüfen. Das
romantische Flair von einst hat dem kühlen Glanz von Bildschirmen Platz
gemacht.
Heute jedoch
erleben wir eine Renaissance der alten Tradition – jedoch neu verpackt im
glänzenden Gewand des Reality-TV. „Bauer sucht Frau“ – die moderne Arena der
Liebe, in der Bauern, ausgestattet mit der Illusion der großen Auswahl, Damen
wie aus dem Katalog bestellen dürfen. Sie präsentieren sich stolz wie ein Hahn
im Korb, umringt von einer Schar sorgfältig ausgewählter Anwärterinnen, die
nicht nur hübsch, sondern auch robust genug sein müssen, um dem rauen
Bauernleben standzuhalten. Ja, vollbusig und kräftig sollen sie sein, denn ein
echter Bauer wünscht sich eine Partnerin, die sowohl im Stall als auch im
Heustadl ihre Frau steht.
Das bizarre
Liebesspiel beginnt mit einer Art Bestandsaufnahme: Wer kann am besten melken,
ohne eine Kuh zu verschrecken? Wer singt das fröhlichste Lied beim
Schweinefüttern? Und natürlich, wer übersteht die Heustadlprobe ohne zu niesen?
Nach einer gründlichen „Mängelprüfung“ werden die weniger geeigneten
Kandidatinnen zurückgeschickt, als wären sie fehlerhafte Ware.
Die
Finalistinnen dürfen dann in einem erbitterten Wettstreit um die Gunst des
Bauern buhlen. Das Ganze gipfelt in einer medienwirksamen Verlobung, bei der
das Glück vorprogrammiert und das Ende der Sendung fest eingeplant ist. Kameras
fangen jeden strahlenden Moment ein, jede inszenierte Zärtlichkeit – bis die
Lichter ausgehen und die Realität des Landlebens die verbliebene Auserwählte
einholt.
Denn wenn
die Kameras erst abgezogen sind, beginnt das wahre Landleben, fernab der
geschönten Fernsehwelt. Manch eine Liebesanwärterin hat das Weite gesucht, als
die romantische Vorstellung auf die harte Realität traf. Und so dreht sich das
Karussell immer weiter, in der Hoffnung, dass der Bauer nicht unter dem
nächsten Mähdrescher endet, sondern vielleicht doch die wahre Liebe findet.
In dieser
satirischen Realität bleibt uns nur zu hoffen, dass die Bauern irgendwann
erkennen, dass Liebe nicht in Szenen geschnitten, zwischen Werbepausen gepresst
oder in Einschaltquoten gemessen werden kann. Doch bis dahin schalten wir
vielleicht doch wieder ein, wenn es heißt: „Bauer sucht Frau“ – auf der
endlosen Suche nach Liebe im Rampenlicht.
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