Auf dem
Weltraumplaneten Gamma gab es große Aufregung! Die Pyramide der Energie war
verschwunden.
Die Pyramide
war das Zentrum, in welchem die Energie zur Versorgung mit Energie des Planeten erzeugt wurde. Sie stand
bisher auf einem Sockel vor der Halle des Parlamentes von Gamma.
Der Sockel
wurde vom Hüter des Lichtes heute am frühen Morgen leer vorgefunden.
Die Bewohner wurden durch ihn mittels eines lauten
Signals aus dem Schlaf geschreckt. Die Männer versammelten sich auf der Agora,
dem zentralen Platz und debattierten eifrig miteinander, was denn los ist.
Doch
plötzlich rief jemand:
„Die Pyramide
ist weg, sie ist verschwunden!“
Alle drehten
sich zu dem vor dem Parlament stehenden Sockel aus rosa Marmor um und stellten
erschrocken fest, er war leer.
Sofort ging
ein Raunen durch die Menge, welches dann langsam in ein bedrohliches Grollen überging. Manche
regten sich ganz furchtbar auf. Vor allem waren es die Älteren, die sich noch
an jene Zeiten zurück erinnern konnten, wo der Planet kalt und unwirtlich war
und sie nur mühsam Nahrung für sich und ihre Familien finden konnten.
Wenn nun die
Pyramide weg war und keine Energie erzeugt werden konnte, befürchteten sie,
nicht zu unrecht, dass der Planet wieder erkalten könnte. Der Kern war
erkaltet, die drei Sonnen, die am Himmel standen waren sehr klein und gaben
nicht viel Energie ab. Sie gaben gerade Licht und etwas Wärme.
Langsam
öffneten sich die beiden vergoldeten Flügel des Parlamentgebäudes. Sie
leuchteten in dem Licht der drei aufgehenden Sonnen und heraus trat die
Gemeinschaft der Ältesten mit dem Obersten Richter an ihrer Spitze.
Er war mit
einem weißen langen Mantel gekleidet, verbrämt mit Gold und vielen bunten
Federn vom Goropa-Vogel.
Diese Vögel
waren das Wappentier des Planeten. Sie nisteten ausschließlich in den Bergen,
doch an schönen klaren Tagen konnte man sie immer über der Stadt kreisen sehen.
Durch ihre Größe und der ungewöhnlich großen Spannweite der Flügel, waren sie
der Garant dafür, dass die Wolken am Himmel immer wieder verteilt wurden und
das Sonnenlicht hindurch dringen konnte. Die Strahlen der Sonne brachen sich in
der geschliffenen Pyramide und wurden im Inneren des Sockels aufgefangen und in
Energie umgesetzt.
Sie standen
unter dem persönlichen Schutz des Obersten Richters. Sie durften von niemandem
erlegt werden und ihre Federn wurden von extra dafür bestimmten Jünglingen
eingesammelt. Nichts durfte von diesem heiligen Vogel verloren gehen. Diese Federn
überreichten sie dann dem Beauftragten für die Weitergabe an den Obersten
Richter. Denn nur dieser durfte sie an seine Kleidung heften.
Zusammen mit
der Goldverbrämung und dem gleißenden Weiß des weiten Mantels erschien der Oberste
Richter wie eine Lichtgestalt aus einer anderen Welt und alle verbeugten sich.
Die Menge verstummte sofort, als er gebieterisch den Arm hob.
In diesem
Augenblick schwenkten die beiden Sternenwanderer, Tim und Tom gerade in die
Umlaufbahn des Planeten ein, und einen kurzen Moment wurde Tim, oder war es
Tom, von dieser Lichtbündelung geblendet.
„Schau Tim!
Auf Delta muss was los sein, so am frühen Morgen senden die Lichtsignale aus.
Ich glaube die brauchen Hilfe!“
„Nein Tom!
Lass uns weiterfliegen. Wenn sie Hilfe brauchen würden, dann hätten sie uns ja
angefunkt. Sie konnten ja nicht wissen, dass wir gerade jetzt vorbeifliegen.
Ich bin heute zu müde, um wo zu landen und die ganze Begrüßungszeremonie über
mich ergehen zu lassen.“
„Naja gut,
aber ich habe trotzdem das Gefühl, da geht es nicht mit rechten Dingen zu.“ Tim
schwenkt leicht verärgert das kleine Raumschiff wieder in eine andere Flugbahn
und macht sich daran, den Orbit über Delta zu verlassen.
Doch
plötzlich gab vor ihm ein Riesenraumschiff seine Deckung auf. Tom hatte es
vorher gar nicht gesehen. Er konnte es gar nicht sehen, da es seine
Tarnvorrichtung eingeschaltete hatte.
„Oh, Tim! Was
soll ich denn nun machen?“
„Versuche
unter ihm durch zu tauchen, wahrscheinlich hat es uns gar nicht gesehen, so
klein wie wir sind.“
Omega, der
kleine Hund hatte vor Schreck sofort zu bellen begonnen und wollte gar nicht
mehr aufhören.
„Omega sei
sofort still. Du wirst uns noch verraten, wenn sie die Umgebung scannen! Jetzt
müssen wir ganz still sein!“
Doch der
kleine Hund hatte sich so erschrocken, er konnte gar nicht mehr aufhören zu
bellen.
„Ach ich
wollte, Tante Monika wäre hier! Bei ihr folgt der Hund immer!“ Sagte Tom und schaute gegen die Decke des
kleinen Raumschiffes.
„Ja und da
gehört nun noch ein wenig Zitronensaft dazu!“ Sagte in diesem Moment Tante
Monika und rührte kräftig in der großen Rührschüssel auf ihrem Schoße um.
„Oh, Tante
Monika!“ Sagten Tim und Tom zur gleichen Zeit.
„Na, jetzt
habt ihr es wieder gemacht! Jetzt bin ich aber zornig. Habe ich nicht gesagt,
ihr sollt uns nicht mehr rufen. Die Kinder müssen lernen, ich muss kochen und
erzählen kann man das auch niemand, glaubt einen ja keiner.“
„Bitte
verzeih, Tante Monika, es ist mir nur so herausgerutscht. Weil Omega nun einmal
nur dir gehorcht. Er wird uns noch verraten.“
„Omega sei
ruhig!“ Rief Tante Monika und der kleine Hund hörte sofort zu bellen auf und
legte sich hin.
„Na also, das
hätten wir, “ sagte Tante Monika und rührte weiter in ihrem Teig herum.
„Schickt mich
wieder zurück, ich kann die Kinder nicht so lange allein lassen. Öffnet das
Weltentor, aber bitte schnell!“ Sie klang sehr ungeduldig.
Tim, oder war
es Tom, drückte auf das gelbe Feld im Display des Schaltpultes und das
Weltentor öffnete sich.
„Tante
Monika, mache schnell, du weißt es ist nur zwei Minuten offen! Dann erst wieder
morgen, um die gleiche Zeit. Lass
Omega!“
Tante Monika
hatte begonnen den kleinen Hund zu streicheln und dieser knurrte leise.
Und in diesem
Moment überschlugen sich die Ereignisse.
Lisa und Klaus hatten die Küche betreten, sie wollten
Tante Monika was fragen, als sie das offene Weltentor sahen. Sofort liefen sie
drauf los und konnten es gerade noch passieren,
bevor es sich wieder schloss.
„Na Bravo,
jetzt sind wir wieder alle da!“ Tante Monika hatte den Rührteig einfach auf das
Schaltpult gestellt und sich niedergesetzt.
Sie wollte
aus der Schürzentasche ein Taschentuch herausnehmen, doch sie war bereits
wieder in eines dieser silbernen Raumanzüge gekleidet und auch Lisa und Klaus
erstrahlten in Silber. Scheinbar geschieht das immer automatisch beim Durchgang
durch das Weltentor.
Es war ihnen
nicht gelungen, unter dem großen Schiff hindurch zu tauchen. Sie hatten sie
schon bemerkt und sie mit einem Lichtkegel erfasst.
Nun waren sie
nicht mehr in der Lage selbständig zu manövrieren und wurden in ein großes Tor
mittels des Lichtstrahles getragen.
Als sie
endlich standen und Tim, oder war es Tom? Die Türe aufmachten, waren sie sofort
umringt von einigen böse blickenden Männern.
„Hallo, was
ist denn los? Warum schaut ihr den so streng? Ist was passiert? “ Fragten Tim und Tom gleichzeitig.
„Ja, unsere
Pyramide wurde gestohlen! Unser Energiespender. Es muss heute Nacht geschehen
sein und nun sind wir allen Fremden gegenüber sehr vorsichtig und
misstrauisch!“
„Erstens sind
wir keine Fremden, ihr kennt uns doch! Und außerdem waren wir heute Nacht viele
Lichtjahre entfernt, in der Möbus-Galaxy und haben dort Sternenpulver
eingekauft!“
„Und ich war
in meiner Küche und habe einen Kuchen gebacken und die Kinder haben noch
geschlafen!“ Tante Monika fuchtelte mit dem Kochlöffel so energisch herum, dass
die Männer unwillkürlich einen Schritt zurückwichen.
„Also, wenn
wirklich jemand da war heute Nacht und die Pyramide gestohlen hat, dann werden wir
ihn finden. Wir werden einmal rund um den Planeten fliegen und das Sternenpulver
hinter uns ausstreuen. Wenn da jemand weggeflogen ist, werden die Spuren
sichtbar werden! “ Tom sagte es und Tim nickte zustimmend.
„Oh, das
macht ihr für uns?“
„Natürlich!“
Nickten die beiden.
Da trat aus
der Reihe der Männer der Hüter des Lichtes hervor und sagte:
„Aber ich
werde mitfliegen, ich will dabei sein. Ich bin ja schließlich verantwortlich
für die Pyramide!“
„Wie groß ist
denn die Pyramide? Wenn wir sie wiederfinden, können wir sie dann auch in unser
Weltraumschiff einladen? “ Tante Monika, die Praktische, stellte diese Frage.
„Ohja, das
geht sich aus, so groß ist sie nicht.“, sagte der Hüter des Lichtes.
Sie besteigen
nun wieder das Raumschiff, allen voran Tom und Tim, dann der Abgesandte und
dann die Kinder und zuletzt Tante Monika.
Omega, der
Hund war erst gar nicht heruntergeklettert, er war viel zu ängstlich und hatte
sich unter den Sitzen versteckt.
Lisa und
Klaus setzten sich ganz rückwärts in die beiden Reservesitze und schnallten
sich an, Tante Monika nahm neben dem Abgesandten Platz und Tim und Tom an den
Schaltpulten.
Die Türe
schloss sich hydraulisch und das Raumschiff begann zu zittern und hob sich
langsam und glitt hinaus in den Orbit.
Tim ging nach
rückwärts und füllte ein wenig Sternenpulver in ein Ventil und hinter ihnen war
ein golden und silbern schimmernder Schweif zu sehen.
„Oh, schau,
Lisa, in dem Schweif sind Flugspuren in der Atmosphäre zu sehen, die geradewegs
in den Nebel dort gegenüber führen. Wir sind den Tätern auf der Spur! “ Jubelte
Klaus.
Tim und Tom
hatten die Spur auch gesehen und schon tauchten sie bei der nächsten Umrundung
von Delta in den Nebel ein.
Sofort waren
sie von dem Nebel umgeben, sie konnten fast nichts sehen, es war wie eine weiße
Wand. Sogar der Lärm des Raumschiffes klang nur mehr gedämpft.
Tim und Tom
drosselten die Maschinen und sie schwebten lautlos dahin. Plötzlich lichtete
sich der Nebel und schwaches Licht war zu sehen.
Sie waren in
den Mittelpunkt des Nebels gelangt. Vor ihnen lag ein bisher unbekannter Planet
in diesem gedämpften Licht. Sie glitten direkt auf ihn zu. Man konnte nicht
sehen, woher das Licht kam, der Nebel hüllte alles rundherum ein.
Es waren
große Plätze zu sehen, hohe Türme und runde Kuppeln. Sie hielten den Atem an,
als Tim und Tom auf einem dieser Platz das Raumschiff landete.
Und wieder
wurden sie umringt, aber diesmal von einer großen Menschenmenge in
unscheinbarer Kleidung, alle mit Pfeil und Bogen ausgestattet. Sie wurden
schweigend betrachtet und niemand sprach auch nur ein Wort.
Als Tim und Tom
die Türe öffneten und die Treppe herunterließen, wichen sie zurück und ließen
einen Durchgang frei.
Durch diesen
Durchgang kam ein großer Mann, in dunklem golddurchwirktem Gewande und sehr strengen
Gesichtszügen. Er wartete ab, bis Tim und Tom, gefolgt von dem Abgesandten und Tante
Monika, die Stiegen herunterkamen.
„Halt, nicht
weiter!“ Seine Stimme klang laut und streng, „was wollt ihr?“ Sein Blick war
forschend und abwehrend.
„Wie ist dein
Name, großer Mann? Warum stellst du dich nicht vor und wo sind wir hier?“ Tim
und Tom blickten sehr böse, „habt ihr heute Nacht auf Delta die Pyramide der
Energie gestohlen?“ Fragten Tim und Tom gleichzeitig.
„Ich bin Turban, der Verantwortliche für die
Energie hier auf unserem Planeten Sigmat. Wir haben sie nicht gestohlen, wir
haben sie uns nur ausgeborgt. Wir möchten wissen, wie sie funktioniert. Aber
leider können wir das nicht erkennen, bei uns funktioniert das nicht“
„Ja aber so
geht das nicht. Warum habt ihr nicht gefragt? An sich seid ihr ja fast
Nachbarn. Die 50 Lichtjahre die ihr voneinander entfernt seid, sind ja nicht
viel! “ Tim, oder war es Tom, sagte es streng und runzelte dabei seine Stirne.
Der große
Mann blickte betreten zur Seite.
„Wir dachten,
wir können sie noch vor dem beginnenden Morgen wieder zurückbringen. Aber ihr
seht ja selbst, auf unserem Planeten ist es so dunkel geworden, dass wir gar
nicht merken, wann es Morgen und wann es Abend ist!“
„Wieso ist es
denn nun so dunkel?“ Tim und Tom waren sehr verwundert.
„Dieser Nebel
hält uns gefangen und die Strahlen unserer Sonne können nicht mehr
durchdringen. Dadurch wächst nichts bei uns, es wird immer kälter und wir
werden erfrieren oder vor Hunger sterben.“ Seine Stimme wurde immer leiser.
Da stemmte
Tante Monika die Arme in die Hüften und trat hervor.
„Also, was
soll denn das! Anstatt sich mit den Bewohnern von Delta, die ja eure Nachbarn
sind, zu verständigen, sie zu besuchen und ihnen euer Problem zu schildern, fliegt
ihr einfach bei Nacht und Nebel hin und entwendet ihnen die Pyramide?
Schändlich ist das. Außerdem hilft euch die Pyramide alleine gar nichts, da
braucht ihr schon auch die Goropa- Vögel, die den Nebel vertreiben, damit die
Strahlen der Sonne wieder durchkommen können.“
„Oh, das
wussten wir nicht! Naja, wenn das so
ist! Glaubt ihr die Bewohner von Delta werden uns verzeihen, wenn wir die
Pyramide wieder zurückbringen? Und glaubt ihr, sie werden uns helfen?“
„Natürlich“,
sagte Tante Monika zuversichtlich, „ihr müsst nur mit Ihnen reden und euch
entschuldigen!“
„Oh, Tante
Monika, wieso weißt du das alles?“ Lisa und Klaus waren ganz erstaunt.
„Naja, das
hat mir einer der Goropa-Vögel erzählt, als wir auf Delta waren!“, und dabei
zwinkerte sie mit dem linken Auge den beiden zu.
Sie bestiegen
wieder alle das Raumschiff und nahmen Turban, gleich mit, damit er mit den
Bewohnern von Delta sprechen kann. Zwei Männer folgten ihnen und trugen die
Pyramide die Stufen hinauf.
Als sie
wieder auf Delta landeten und die Bewohner sahen, wie die zwei Träger die
Pyramide über die Stufen heruntertrugen, brach großer Jubel aus. Die beiden
Männer trugen die Pyramide zum Parlament und stellten sie wieder vorsichtig auf
den Sockel.
Tim und Tom
stellten Turban dem Obersten Richter von Delta vor und erzählte ihm, welche
Probleme die Bewohner von Sigmat haben.
Turban
entschuldigte sich sehr wortreich und mit einer tiefen Verbeugung und sie
schlossen Freundschaft.
Der Oberste Richter
von Delta vereinbarte mit ihm, dass sie einige der Goropa-Vögel vorübergehend
an Sigmat verleihen werden, bis sich die Vögel so vermehrt hätten, dass sie
durch ihre Flüge den Nebel vertreiben konnten um die Sonnenstrahlen
durchzulassen. Sie mussten allerdings versprechen, dass sie die Goropa-Vögel
auf ewige Zeiten schützen und verehren werden.
Außerdem
wurde vereinbart, dass man ihnen beim Bau einer eigenen Pyramide helfen wird.
Als Tim und
Tom mit ihrem Raumschiff wieder aufstiegen, wurden sie unter Jubelrufen
verabschiedet. Sie fuhren noch bei Sigmat vorbei und brachten Turban und seine
Helfer nach Hause und dann schwenkten sie wieder in das Weltall ein, um ihre
Reise fortzusetzen.
Sie mussten
den Sternenstaub zu einer entfernten Galaxy bringen, denn dort wurden daraus
Träume gemacht, die dann wieder im ganzen Weltraum an die Kinder verteilt
wurden.
„Halt, wo
fährt ihr denn hin?“ Tante Monika stand inmitten der Kabine und hatte wieder
ihre Schüssel und den Kochlöffel in der Hand. „Wir müssen nach Hause, das
Backrohr ist schon aufgeheizt und wartet auf den Kuchen!“
Tim und Tom
lachten und verabschiedeten sich von Tante Monika und den Kindern und öffneten
für zwei Minuten das Weltentor, damit sie hinübergehen konnten, in ihre Welt.
„Danke euch,
dass ihr uns geholfen habt!“ Hörten sie noch und schon standen sie wieder in
der Küche von Tante Monika.
„Das wird uns
Mama nie glauben!“ Sagte Klaus, oder war es Lisa?