Hemmungslose Passivität
von Joana Angelides
Die Rollen beim Liebesakt werden in den
aktiven Teil des Mannes und den passiven Teil der Frau unterteilt. Die
Passivität ist dabei jedoch nicht im Sinne unbeteiligten Erleiden zu verstehen,
sondern es wird eine Einheit mit dem aktiven Element hergestellt.
Mein Freund, das
steht im Kamasutra, jener indischen Lehre, die sich mit der Erotik zwischen den
Geschlechtern beschäftigt.
KAMA ist ein indischer Gott und SUTRA heißt Anleitung oder Lehre.
Vielleicht weißt du das ja, wenn nicht, dann ist es sicher hilfreich vieles darin zu verstehen.
Eile, oder wie wir es
manchmal nennen heute QUICKIES, sind verpönt und auch nicht unterzubringen in
dieser Philosophie.
Ich lese gerne über
indische, oder besser asiatische Liebespraktiken, weil sie meinem Lustempfinden
sehr nahe kommen.
Es gab in meinem
Leben einen Mann, er war Japaner und hatte in Wien eine Professur, mit dem mich
eine sehr zaghaft beginnende, dafür aber dann sehr leidenschaftliche Beziehung
verband. Er war Meister im Hinauszögern von Höhepunkten. Durch ihn habe ich die Verwendung von
sogenannten Liebeskugeln kennen gelernt, die er gerne selbst langsam entfernte
und auch wiedereinsetzte. Er brachte jedoch aus Japan von seiner Reise
spezielle Kugeln mit, die ein wenig größer und schwerer waren, als die, die man
hier bekommt, sie waren aus dünnem Metall, mit schweren Kugeln innen und
sandten unglaubliche Impulse in den Körper bei der geringsten Bewegung. Nach
zwei stündigem Gebrauch, beginnt der ganze Körper unruhig zu werden. Man hat
Scheu vor jedem Schritt und muss manchmal ruhig stehen bleiben, um die Wellen
der Erregung abzufangen.
Ich sehe dich
ungläubig lächeln, ich habe es aber praktiziert und es war sehr....... aufregend.
Wenn sich bereits
einige Wellen von Lust und Erotik über den Körper hinwegbewegt haben, ist der
Körper und die Haut sehr empfindlich, jede Berührung lässt das Blut aufwallen
und am liebsten würde man sich sofort fallen lassen.
Vielleicht sollte man
das auch? Es genießen, wenn er sich über den liegenden Körper dann beugt und
langsam vom Hals abwärts mit den Lippen streicht, zwischen den Brüsten auch ein
wenig die Zungenspitze einsetzt und weiter bis zum Nabel gleitet. Wenn er
gleichzeitig beide Brustspitzen zart berührt, beginnt das Becken zu rotieren,
sich zu heben und zu senken und die Kugeln beginnen wieder ihr stimulierendes
Werk.
Das alles geschieht langsam und bedächtig, kreisend und immer wieder stockend, Frau hat das Gefühl abzuheben.
Er nimmt nun seine beiden Hände und hebt den Po an und dreht und wendet ihn ein wenig, streicht mit einem Finger dazwischen und bewegt das Becken zusätzlich. Der Nabel wird jedoch weiterhin von seiner Zunge liebkost. Es sollte nie wieder aufhören, wünscht man sich in solchen Momenten.
Sein Kinn berührt den
Schamhügel und sendet Erinnerung weiter an den Körper, über Berührungen die in
der Folge geschehen könnten. Der Körper beginnt zu schreien: „...aber wann?
Jetzt jetzt jetzt!“
Es sind scheinbar
diese gespeicherten Erinnerungen der einzelnen Nervenstränge, die den Körper
anspannen, ihn sich nach Berührungen sehnen lassen, die im Gehirn ein Feuerwerk
auslösen und im Unterbauch einen Flächenbrand.
Doch dahin ist es noch ein weiter Weg. Und es ist schön, zu wissen, was kommen wird.
Die Hände gleiten
abwärts vom Po, rückwärts die Schenkel entlang, an der Seite nach oben und
gleiten zwischen ihnen hin und her. Dort ist die Haut dünner und empfindlicher
und sofort öffnet sich dieses Tor, hebt sich das Becken an, fordert zum
Eindringen auf. Doch die Hände gleiten abwärts, verweilen in der Kniekehle,
gleiten die Waden entlang.
Frau hat den Mund
offen, die Augen geschlossen und es entringen sich ihr leidenschaftliche Töne,
schwerer Atem und vielleicht auch ein leises Keuchen.
Durch das Abgleiten
des Körpers, um die Beine einzubeziehen, kommt der heiße Atem in dem Bereich
des Lustzentrums.
Die Lust denkt:
„...jaaaaaaa bitte komm, berühre mich!“
doch es gleiten nur ein oder zwei Finger in die Feuchte ein, gleiten
weiter den Damm entlang und verweilen zwischen den Pobacken, drücken vielleicht
ein wenig in die Weichteile.
Spätestens nun
entstehen kleine Schreie, ein lauteres Keuchen und fordernde Bewegungen des
Beckens. Und die Kugeln senden Wellen.
Fast zum Wahnsinn wird der Körper getrieben, wenn die Finger endlich die Füße erreichen und nun Zehe für Zehe gedreht, gestreift, die Zwischenräume gekitzelt werden und die Fußsohle auf und ab bestrichen wird. Die Ballen an den Füßen einbezogen werden. Und das minutenlang. Seitlich die Fingerkuppen auf und abstreichen und wieder zur Fußsohle zurückkehren. Langsam, von den Füßen aufwärts beginnt nun der Körper zu zittern, die Beine bewegen sich unkontrolliert. Dieses Zittern setzt sich in den Armen fort, die in der Luft nach einem Halt suchen, um den Körper zu befreien.
Frau stöhnt und
wimmert.
Plötzlich hört dieser
Wahnsinn auf, der Partner gleitet wieder nach oben und man spürt den heißen
Atem am Lustzentrum und verliert fast das Bewusstsein vor lauter Erregung. Man
spürt gerade noch, wie sich zwei Finger langsam in der Feuchte verlieren und
Anhaltspunkte suchen und finden.
Das Signal, das den
Körper hellwach werden und ihn sich aufbäumen lässt, ist die Berührung der
Perle.
Es ist fast unerträglich,
kaum verkraftbar und erzeugt eine Sprengkraft im Körper, der uns in 1000000
Stück zerspringen lassen will.
Langsam kreisen die
Finger an ihr entlang und gleichzeitig werden die Kugeln herausgezogen. Man wird
endgültig verrückt.
Sind es nun tausend
Fingerkuppen, 1000 Zungenspitzen die auf der Perle tanzen? Sind es 100 Hände
die uns tragen, uns zärtlich berühren, streicheln ....?
Wir wissen es nicht
mehr.
Wir befinden uns irgendwo im Orbit, wir fliegen zwischen Sternen und Raketen und unser Körper ist nicht mehr ruhig zu halten, alle Vulkane explodieren gleichzeitig und fließende Lava ergießt sich, als wir plötzlich dieses Eindringen spüren, dieses glühende Schwert des Gottes Mars, der uns erobert hat in einem wunderbaren infernalischen Kampf.
Ohja, es kann Stunden
dauern, scheinbar Nächte lang, aber wir wollen es immer wieder erleben.
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