Was treiben die Götter so?
von Joana Angelides
Ich habe mir überlegt, was machen eigentlich die Götter, wenn man sie
nicht mehr braucht?
Früher waren sie auf Abruf da, sie hörten sich die Bitten der Menschen
an und überlegten, ob es sich auszahlt aktiv zu werden oder nicht. Sie ließen
sich bitten, bestechen und überreden.
Nehmen wir einmal die griechischen Götter. Sie wohnen am Olymp. Heute
ist das ein Berg, wie jeder andere auch und Touristenströme finden ihren Weg
dorthin. Autobusweise werden die lauten Menschen mit ihren Radios,
Fotoapparaten und Kameras hinaufgekarrt.
Nur die letzten Meter müssen sie zu Fuß gehen.
Es gibt keine Ehrfurcht mehr, niemand hat mehr Angst vor dem Zorn der
Götter. Und würde Zeus einmal zwischen
den Felsen und Bäumen spazieren gehen, sie würden ihn nicht einmal erkennen!
Abgesehen davon, dass er ja schließlich auch schon in die Jahre gekommen ist
und wahrscheinlich sein Haupthaar in der Zwischenzeit sehr schütter geworden,
sein Leibesumfang gewachsen ist und er wahrscheinlich einen Stock braucht, um
die Unebenheiten am Berg zu überwinden. Ganz zu schweigen von seiner
nachlassenden Anziehungskraft auf das weibliche Geschlecht!
Außerdem hätte er es in unserer aufgeklärten Zeit auch sehr schwer eine
Frau in Gestalt eines Stieres oder eines Schwanes zu verführen! Womöglich
würden die Damen hellauf lachen oder ihn für pervers halten.
Der Tagesablauf am Olymp muss heutzutage sehr fad sein! Es ist jeden Tag
das gleiche! Nachdem sich die Nebel hoben, steht Zeus auf und ruft nach Hera um
seinen morgendlichen Nektar zu bekommen. Diese ist wahrscheinlich noch immer im
Bad und schlichtet die Falten ihrer Toga über ihren inzwischen auch schon etwas
umfangreicheren Körper.
Da er keine Antwort bekommt, begibt er sich Selbst die Stufen hinab und
begegnet unterwegs einigen anderen gähnenden Göttern, die auch mit dem Tag
nichts anzufangen wissen.
Da es keine Kriege mehr in hellenistischen Regionen gibt, hat auch sein
Sohn Hermes nichts zu tun. Keine Berichterstattung, keine Meldungen von der
Front an Ares, dem Kriegsgott. Wahrscheinlich sitzt er an einem Computer und
spielt Krieg am Bildschirm. Sohn Dionysos ist immer im Weinkeller und Bruder
Poseidon hält sich am liebsten im Meer auf und badet. Da gibt’s ja jetzt
wenigstens was zu sehen! Oben Ohne war ja früher nicht so an der Tagesordnung
Nur Eros gibt nicht auf. Er versucht weiterhin in die Köpfe und Herzen
der Menschen einzudringen und erzeugt Chaos am laufenden Band.
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Nach dem Frühstück schaut Zeus wahrscheinlich gelangweilt vom Olymp
hinab auf Dion, die ehemalige Kultstätte am Fuße des Berges. Ach waren das noch
Zeiten, als 800 Jahre lang alle große Kriegsherren kamen, Spiele und Wettkämpfe
zu seinen Ehren abhielten. Seinen Schutz und seine Weisheit forderten! Er konnte
huldvoll lächeln und den Einen oder Anderen gewinnen lassen.
Die schönsten Frauen waren zu sehen, die köstlichsten Früchte
Griechenlands wurden auf den Altären geopfert, Musik drang bis herauf. All das
ist nun schon lange vorbei! Es gibt keine Frauen wie Kallisto mehr, die man
verführen konnte, ja überhaupt keine Frauen die es wie gesagt, als Ehre
empfinden in Tiergestalt von ihm genommen zu werden.
Er, Zeus, der Herr von Blitz und Donner, fadisiert sich.
Manches Mal gibt es kleine weiße Wölkchen am Himmel, wenn er frustriert
seine Pfeife raucht.
Im Stillen beneidet er sicher Hades, den Herrn der Unterwelt!
Wahrscheinlich geht es dort lustiger zu als am Olymp.