Wozu
hat man gute Freunde?
Von
Joana Angelides
Gute Freunde zeichnen sich aus, durch grenzenloses
Verständnis, durch die Verschwiegenheit eines Beichtpfarrers und selbstverständlich
durch die hypothetisch-konspirativen Tugend des gemeinsamen Pferdestehlens. Nun
trifft das unter Normalbürger zu! Wenn aber Staatsoberhäupter, Regierungsmitglieder,
oder befreundete Monarchen ihre Freundschaft kundtun, dann wird schon mal auf
reale Pferde zurückgegriffen.
Österreich verschenkte schon oft Lipizzaner als
Gastgeschenke. Dabei kann es sich zwar manchmal auch nur um makellose
Porzellan-Skulpturen handeln, die selbstverständlich aus der prestigeträchtigen
Porzellan-Manufaktur Augarten stammen müssen.
Aber wir haben auch schon lebende Lipizzaner in die
Wüste geschickt. Und zwar in Emirate und arabische Fürstentümer, ohne die
Pferde zu fragen, ob sie sich dort wohlfühlen! Erst kürzlich hat unser
Bundeskanzler ein solches Prachtross an einen Kronprinzen der Arabischen
Emirate verschenkt. Es ist sozusagen als Vorleistung für spätere Geschäfte gedacht.
Da arabische Kronprinzen aber selbst wunderbare Pferde besitzen, kann man die
Wirkung getrost in Frage stellen.
Rudolf Sallinger hat an Präsident Ronald Reagan einst einen
Lipizzaner-Hengst ins Weiße Haus mitgebracht! Der wird sich dort sicher sehr
einsam gefühlt haben. Thomas Klestil, damals
Botschafter in Washington und angeblich Tennispartner von Vizepräsident George
Bush sen., fädelte zusammen mit der Reagan-Mitarbeiterin (und späteren
US-Botschafterin in Wien) Helene von Damm die legendäre Visite Rudolf
Sallingers im November 1982 in Washington ein.
Also ist das Verschenken von Tieren offenbar
salonfähig! Prinz Charles und seine Camilla durften die Pferde anlässlich ihres
Wien-Besuches allerdings nur ansehen. Mitnehmen durften sie keines. Was
eigentlich ungerecht ist! Camilla
wurde in der Spanischen Hofreitschule jedoch von Chefin Elisabeth Gürtler
herzlich empfangen. Die Herzogin durfte die Lipizzaner vor der Vorführung sogar
streicheln, was nicht üblich ist. Camilla gilt als Pferdeliebhaberin - eine
Leidenschaft, die sie mit Schwiegermutter Queen Elisabeth II. teilt. Die Devise
lautete: Nur ansehen und ein bisserl antatschen!
Der Symbolwert des Staatsgeschenkes
Pferd spielt offenbar in Österreich aber doch eine größere Rolle, als gedacht, und
so waren wir hocherfreut, als uns unser lieber Freund und Nachbar Herr Victor
Orban zwei Pferde als Geschenk überreichte, weil er wusste, wie sehr sich unser
Innenminister darüber freuen würde! Sie wurden zunächst mit strahlendem Lächeln
übernommen. Doch dann kam die Enttäuschung. Der Tierarzt stellte fest, beide
Tiere, Zalan und Zadar, lahmen! Das geht natürlich gar nicht, dass uns da ein
„guter Freund“ zwei ausrangierte. lahme Pferde unterschieben will! Die beiden
Gäule wurden umgehend retourgeschickt. Um das Gesicht nicht zu verlieren, wurde
von Seiten des Spenders sofort versichert, man würde die beiden Rosse austauschen!
Hier galt die Regel, einem geschenkten Gaul, nicht ins Maul zu schauen, nicht.
Obwohl, die metaphorischen Zähne der Pferde und des Innenministers in Ordnung
waren! Ob Zalan und Zadar nun nach ihrer Rückkehr als Salami verarbeitet werden,
ist unbestätigt.
Bewahren wir also den Ausspruch
des Priesters Laokoon vor dem Vergessen und
aktualisieren wir Ihn mit einem Platzhalter:
„Traut nicht dem
Pferde, Trojaner! Was immer es ist, ich fürchte die ______________,
auch wenn sie Geschenke tragen.“
Im Original:
"Quidquid id est,
timeo Danaos et dona ferentes"
Man sollte also genau
hinsehen, wenn „gute Freunde“, Griechen oder Andere, Geschenke bringen!
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