Das Erfindergenievon Joana Angelides
Das Warten ist
zermürbend. Der Gang ist lang und es gibt so unheimlich viele Türen, typisch
Amt.
Wir, ich und Mama,
sitzen nun schon eine halbe Ewigkeit da. Jedesmal, wenn eine Türe aufgeht heben
wir den Blick erwartungsvoll, wie das eben von
mündigen Bürgern dieses Landes erwartet wird.
Der Grund unseres
Hierseins ist Onkel Edi.
Mama hält das
Schriftstück verkrampft in der Hand und liest es immer wieder. Was da alles so
steht, muß man einige Male lesen, um das Amtsdeutsch auch in eine für den
Normalverbraucher verständliche Sprache zu übersetzen.
Onkel Edi war ja
schon immer aus dem Rahmen gefallen. Eine schillernde Persönlichkeit sozusagen.
Als ich ein Kind war, wurde er immer als leuchtendes Beispiel für
Unternehmenslust und Erfindergeist gepriesen. Er hätte beinahe einmal den
Funkturm in Wien an einen Amerikaner verkauft. Es flog auf, als der ihn
abtransportieren wollte.
Daraufhin verließ
er Wien mit unbekanntem Reiseziel.
Als er damals um die Welt zog und in Südamerika den
Indianern jodeln beibrachte, waren wir sehr stolz auf ihn. Unser Kulturgut trug
er sozusagen in die Welt hinaus. Es war halt dann ein wenig blamable, als ein
französischer Wissenschafter eine Diplomarbeit schrieb, in der er behauptete,
diese Töne aus dem Mund der Indianer seien schon von den Inkas in dieses Tal
getragen worden und Erkenntnisse über
die Lebensweise der Inkas daraus ableitete. Onkel Edi stand daneben machte nur
große Augen und wackelte mit dem Kopf, das man mit einigem guten Willen, als Zustimmung werten konnte. Als alles
aufgeklärt wurde, verließ er Hals über Kopf den Kontinent.
Seine nächste Station
war dann Afrika. Wir hörten von ihm, als überall in den Zeitungen stand, er
hätte eine Pflanze entwickelt, die dunkle Haut heller macht. Eine ungeheure
Nachfrage nach dieser Pflanze setzte ein. Riesige Containerschiffe verließen
Triest Richtung Alexandria mit diesen Pflänzchen. Onkel Edi hatte sie in halb
Europa in Auftrag gegeben. Da sie sehr viel Wasser brauchten, war das Projekt
jedoch von Anfang an zum Scheitern verurteilt. Zumindest einmal in Afrika.
Außerdem wußte man nicht genau, ob man sie essen mußte, oder auf die Haut
auftragen. Diejenigen, die die Pflanze kochten und aßen, hatten auf jeden Fall keine
Verdauungsprobleme mehr, jene die sie in gekochtem Zustand dann auf die Haut auftrugen, wechselten die Hautfarbe. Es war jedoch ein tiefes Rot,
mit vielen Pünktchen, einem Ausschlag gleich. Er verließ Afrika mit einem
Containerschiff, sicherheitshalber versteckt
in einer Bretterkiste im Laderaum.
Dann war es einige
Monate still um ihn. Bis er wieder in Griechenland auftauchte. Er unterbreitete
der griechischen Regierung einen Plan, um die Papierproduktion auf Vordermann
zu bringen. Seine Theorie war, dass man Weiden
sehr eng nebeneinander pflanzen mußte, damit sie mangels an Platz in die Höhe wachsen und
innerhalb kürzester Zeit so groß werden, dass die Papierindustrie innerhalb von
drei Jahren genug Rohmaterial zur Verfügung hätte.
Es erwies sich als
Fehlspekulation und Onkel Edi verbrachte fünf Jahre als Fischer (oder Fisch?) verkleidet auf einer nicht
näher genannten Insel.
Es störte Onkel Edi
immer schon, dass Wasser immer nach unten fließt. Er erfand einen Schwamm, der
in genügender Menge angebracht, Wasser nach oben fließen läßt, indem er es
ansaugt.
Er demonstrierte das
im indischen Fernsehen. Vor staunendem Publikum, hielt er einen Schwamm ins
Wasser und zeigte, wie es aufgesaugt wurde und auf der anderen Seite des Schwammes abfloß. Er erwähnte
jedoch nicht den leichten Druck, den er ausübte, um das Wasser zum Abfließen
auf der anderen Seite zu veranlassen.
Nachdem einige Kunden
enttäuscht reklamierten, das Büro in Benares stürmten und ihn in den Ganges
warfen, wäre er fast ertrunken. Er konnte sich einige Kilometer weiter unten,
nackt aus dem Ganges steigend, mit Lehm bestrichen, retten. Er reihte sich in einen Begräbniszug
ein.
Einen wirklichen
Knick in seiner Karriere erlebte er nun, als er seine Tätigkeit wieder auf
Österreich verlegte.
Er kündigte an,
Schweine mit Schafen zu kreuzen, um Schinken und Wolle gleichzeitig zu bekommen.
Alleine diese
Ankündigung genügte, um ihm eine Anzeige wegen Tierquälerei einzubringen. Und,
außerdem, wer will schon ein Schwein
scheren und dabei in der Gülle stehen?
Er verkündete, eine
zusammenklappbare Brücke erfunden zu haben, die jeder mit sich führen kann. Die
Lösung des Transportproblems konnte er nicht anbieten. Außerdem haben wir ja
genügend Brücken
Er kündigte an,
Tabletten erforscht zu haben, welche die
Nahrungsaufnahme überflüssig machen, daher auch das Kochen.
Nach Bekanntwerden
dieser Neuerung gab es einen Aufschrei, österreichweit! Das war der berühmte
Wassertropfen, der das Faß zum Überlaufen brachte!
Also, das Essen
lassen wir uns nicht weg rationalisieren!! Kein Schnitzel mehr? Keine
Kalbsstelze? Nur Tabletten a la Onkel Edi?
Onkel Edi wurde
vorläufig in die Psychiatrie eingeliefert und wir sollen ihn nun
mit nach Hause nehmen.
Aber wir denken nicht
daran; womöglich rationalisiert er ja letztendlich die Verwandtschaft weg und
wer soll denn dann seinen Reichtum erben, den er mit seinen Erfindungen
angehäuft hat?
Es gibt zahlreiche Kurzgeschichten, einige Romane und
Gedichte von mir! Fast alles in e-Books zusammengefasst! Download von amazon,
Thalia Libri und allen Großhändlern!Großes Lesevergnügen um wenig Geld!
Auch über https://www.bookrix.de/-joanavienna/