Donnerstag, 11. Februar 2021

"Prince Midnight" und Onkel "Philip", Satire

 

„Prince Midnight“ und  Onkel „Philip“

von Joana Angelides



 

Da stirbt einst Onkel Philipos in Griechenland und verfügte, dass sein Skelett nach seinem eventuellen Ableben als Anschauungsobjekt für Schulen verwendet werden soll.

Er will halt nicht in einem dunklen Grab vermodern, sondern will unter lustigen Studenten weiterhin sein „Dasein“ verbringen.

So weit so gut. Zwanzig Jahre lang ist ihm das auch gelungen, bis… ja bis er dann als „antiquiert und verstaubt“ beim Umbau aussortiert und der Verwandtschaft ohne Vorwarnung, mit bestem Dank retourniert wurde.

 

Die waren natürlich nicht sehr erfreut, als sie urplötzlich durch die Post das Überraschungspaket bekamen, es öffneten und es blickte ihnen der einst Verblichene durch dunkle hohle Augenhöhlen entgegen. Auch sein Lächeln war ein wenig gezwungen. Außerdem fehlte ihm ein Zahn.

Da sich die Geschichte in Griechenland abspielte, fragten sie sich natürlich wie Zeus, „was tun mit diesem Gottesgeschenk“. Einige bekreuzigten sich einmal, vorsichtshalber dreimal, dann erst kam die Kostenfrage auf. Denn einfach  „Entsorgen“ ging aus religiösen Gründen nicht, Einäscherung aus demselben Grunde ebenfalls nicht und eine Grabstätte würde ein Schweingeld kosten; noch dazu, wo niemand wirklich Bezug zu dem „Exponat“, nicht einmal bei seinen Lebzeiten, hatte.

 

Da blieb nur der junge Musiker „Prince Midnight“, einer Rockband in Florida/USA übrig. Er war der Sohn väterlicherseits von…. naja irgendwem. Der liebte doch seinen Onkel bei Lebzeiten als kleiner Bub immer sehr, der sollte das finanzieren mit seinen Dollars. Sie kontaktierten ihn umgehend.

Dieser überlegte kurz, und bat dann, ihm die Überreste zuzusenden. Nach einigen behördlichen Schwierigkeiten gelang dies tatsächlich. Man kann nun einmal nicht einfach so, menschliche Skelette durch die Weltgeschichte schicken. Er versprach, ihn würdig zu versorgen.

Nach Betrachtung des Knochengestelles, entschloss sich dieser, zur Ehre seines Onkels, aus diesem eine e-Gitarre zu basteln. Der Kopf war zwar am Transport irgendwie beschädigt worden, der musste ab. Dafür kann er ihn nun gut und bequem an den Halswirbeln halten und auch die Saiten kann man gut daran befestigen. Die Kabel laufen durch den Brustkorb, geflochten durch die Rippen und es soll gut klingen, sagt der stolze Besitzer nun. Ein Wahnsinns-Sound! Das Becken kann man als Stütze an den Knien verwenden.

Seine Mutter und auch die griechische Oma, kurz „Jaja“ genannt, reden zwar nun nicht mehr mit ihm, aber das war auch schon vorher irgendwie seltener der Fall.

Postum wurde für ihn auch von einem Popen eine Messe gelesen. So schließt sich der Kreis zur Zufriedenheit aller.




 

 

Ein Tag zum Träumen; Erotik

 

EIN TAG ZUM TRÄUMEN.............

von Joana Angelides




Mein lieber Freund.

 

Kannst Du dich erinnern, als ich letztes Jahr in Kyoto war ?

Ich habe dir angedeutet, dass es ein sehr ausgefüllter Aufenthalt war, dir jedoch keine Einzelheiten erzählt.

 

Vielleicht sollte ich Dir aber mein Innerstes ein wenig mehr öffnen? Dich vorbereiten darauf, dass es eben Lustgefühle gibt, von denen du keine wirklich tiefe Kenntnis hast.

 

Ich hoffe, damit Deine Neugier auf diese Tiefen der Frauenseelen zu wecken.

 

Mein Freundin Isabell hat vor einigen Jahren den dort stationierten Handelsdelegierten geheiratet und war Anfangs sehr glücklich.

Die Nächte waren geheimnisvoll und voller Geräusche, der das Haus umgebende Park war bevölkert von seltenen Vögeln und Tieren, die sehr nachtaktiv waren.

Sie saß oft stundenlang auf der Terrasse, in einem sich leise bewegenden Korbstuhl und lauschte in die Dunkelheit. Die Terrasse war durch weiße, sich im Wind leicht bewegenden schleierartigen Vorhänge abgeschirmt, man konnte nur auf einer Seite in die Nacht hinein lauschen.

 

Als ich sie nun besuchte, genossen wir das nun zu zweit und erzählten uns intime Erlebnisse, an die uns diese Nächte erinnerten.

Wir seufzten ein wenig, lächelten wehmütig vor uns hin und fühlten uns sehr einsam. Warum waren in solchen Momenten keine Männer da, neben uns, sich unseren zärtlichen Fingerspitzen und unruhigen Lippen hingebend? Ich war alleine da und Isabells Mann saß in seinem Arbeitszimmer und brütete über irgendwelchen Papiere.

 

Nokimi, das Hausmädchen brachte uns Tee und kleine süße Kekse. Mit einem Blick aus ihren schmalen mandelförmigen Augen erfaßte sie unsere Stimmung, lächelte sanft.

 

„Madame, Sie kennen doch das kleine Teehaus von Kyoto? Sie haben da einen neuen Masseur, der wird ihre Verspannungen lösen“, sie lächelte weiter und verschwand.

 

Isabell seufzte, wie ich meinte sehnsuchtsvoll und ein kleines verträumtes Lächeln war auf ihr Gesicht gezaubert.

 

„Kleines Teehaus? Was ist damit?“ Ich wurde neugierig.

 

„Wir fahren morgen da hin, Nokimi hat recht“,  versprach mir Isabell mit einem vielsagenden Blick.

Meine Neugier war geweckt und wir verließen das Haus am nächsten Morgen um dort hin zu fahren.

 

ausmH

 

Der Club, „DAS KLEINE TEEHAUS“   war  ein Geheimtip unter den Frauen der High-Society in Kyoto.

 

Der Club lag im weniger bewohnten Stadtteil Kita-ku im Norden der Stadt, an einem  bewaldeten Abhang.

 

Es war ein großes Gelände, umgeben von dichtem Baumwuchs und Sträuchern lag ein wuchtiger Pavillon in der Mitte. Man erreichte ihn durch einen Fahrweg, der vor dem Stufenaufgang endete.

 

Die fünf  Stufen, welche zum Eingang hinauf führten waren in verschiedenen Farben und mit  eingelegten Drachenabbildungen geschmückt. An den beiden Enden der einzelnen Stufen  standen Blumengestecke, Ikebana genannt, die täglich erneuert wurden.

 

Der Eingang war geschützt durch ein Vordach, welches von dunkelroten Säulen abgestützt wurde,  zwischen denen  überall Glockenspiele hingen, die im Wind ihr Lied sangen.

 

Hier trafen sich die Damen zum Nachmittagstee und zu Gesprächen, besuchten das japanische Bad, oder schwammen im Swimming-Pool. Am Wasser trifteten weiße Seerosen dahin, die ebenfalls täglich ausgetauscht wurden.

 

An der gegenüberliegenden Seite des Beckens waren Liegebetten mit weichen flauschigen Polstern, Handtüchern und kleinen Tischen für das  Abstellen von Getränken und  Imbissen,  sowie fingergerechten Sushi-Häppchen.

 

Zierliche Japanerinnen in leichten luftigen Kimonos eilten zwischen den Liegen hin und her und nahmen Wünsche entgegen. Sie verrückten auch gelegentlich die überall vorhandenen Paravents, wenn man einmal abgeschirmt und alleine ruhen wollte.

 

Zugang hatten nur weibliche Mitglieder oder Besucherinnen die sie  mitbrachten und auch für sie bürgten. So bildete sich mit der Zeit eine elitäre Gesellschaft heraus, die allerdings nur aus Frauen bestand.

 

 

Die einzigen Männer in diesem Club waren sehr gut ausgebildete Masseure, die sich jedoch nur in den Massageräumen aufhalten durften.

 

Das Geheimnis dieses Clubs wurde von den Damen nur unter vorgehaltener Hand  weitergegeben und sorgfältig gehütet. Denn, wenn ihre Ehemänner gewußt hätten, was dort so vor sich ging, wäre es mit den wundervollen, erfüllten  Nachmittagen sicher  vorbei gewesen.

 

In jenem Moment wo die Frauen den Club betraten, verwandelten sie sich innerlich zu erregten, völlig geöffneten Hibiskusblüten, mit zitternden Staubgefäßen und leicht schwingenden Stielen.

Manche hatten einen Termin mit einem bestimmten Masseur, der bereits auf sie wartete, oder eine Verabredung mit einer Intimfreundin, mit der man dann einen erotischen Nachmittag verbringen konnte.

 

Manche jedoch ließen sich auch von den zur Verfügung stehenden Japanerinnen ins Bad und  ins warme, duftende Wasser begleiten,  mit warmen duftenden Ölen einreiben und zarte Massagen unter Wasser verabreichen.

Man konnte dann entspannt im Wasser liegen, den Duft einatmen, den Kopf auf einem der weichen Polster am Wannenrand legen und warten.

Warten bis sich auch das Mädchen von ihrem Kimono  befreit hatte und langsam in die sehr breite Wanne gleitet. Sie beginnt dann den Körper unter Wasser langsam zu massieren, die Brustspitzen immer wieder zu berühren, sie mit dem Seifenschaum zu bedecken und ihn wegzublasen.

 

Doch  ist es am Schönsten, wenn man dabei die Augen geschlossen hält und es einfach geschehen  und sich überrollen lässt.

Unter der fachmännischen Behandlung der Mädchen beginnt die  Massagedüse des Prausekopfes  dann unvermutet an der Schulter und gleitet langsam am Hals vorbei und landet seinen sanften Strahl an den Brustspitzen. Es  kann  einige Minuten dauern,  bis der ganze Körper zu zittern beginnt und nicht mehr ruhig da liegen kann.

Ihre Hände gleiten dann meist unter Wasser und beginnen die Schenkel zu massieren, zuerst außen und dann innen, um wie ganz selbstverständlich mit den Fingerkuppen die Schamlippen zu öffnen bis sie die Perle berühren und langsam   umrunden.

Sie machen das mit sehr viel Einfühlungsvermögen und wie selbstverständlich. Wenn man das nicht will, kann man das mit einer kleinen abwehrenden Handbewegung ablehnen.

 

Nach diesem entspannenden Bad helfen die Mädchen  dann aus der Wanne, hüllen den nackten Körper in einen flauschigen Bademantel und geleitet die Besucherin zu einen der Liegebetten.

Für manche neuen Mitglieder sind es die ersten intimen Begegnungen mit einer Frau und die meisten finden es wunderbar.

Man kann sich aber auch mit einer Freundin in diese Badewannen begeben, sich von den Mädchen nur hilfreich umsorgen lassen und sich danach den Berührungen der Freundin hingeben, bzw. diese wiedergeben.

Immer nach solchen Aktivitäten hat man die Möglichkeit, sich bei den Ruhebetten, hinter den Paravents auszuruhen.

Niemand beachtet, was dann dort weiter  geschieht, auch wenn man hin und wieder kleine spitze Laute oder in tiefe Töne übergehendes leises Gurgeln, hören kann.

 Massagen

 

Für die Massageräume muss man sich Zeit nehmen, es dauert oft bis zu zwei Stunden, bis die Behandlung abgeschlossen ist. Für die Massagen müssen Termine im Voraus vereinbart werden.

Man kann zwischen zwei Varianten wählen.

Eine Gesundheitsmassage, die eine halbe Stunde in Anspruch nimmt.

Oder eine Entspannungsmassage, Dauer je nach Wunsch.

 

Es spielte sich immer gleich ab. Nach der Anmeldung in der Rezeption konnte man sich im gesamten Areal frei bewegen. Entweder einige Runden im Swimming-Pool absolvieren, an den Tischchen zum Plaudern und Tee trinken Platz nehmen oder sich gleich auf eines der Ruhebetten legen, immer umsorgt von hilfreichen Mädchen in duftigen leichten Kimonos.

Die Bridgetische waren am rückwärtigen  Teil des Gartens angesiedelt, damit die Damen, die am gesellschaftlichen Teil nicht wirklich teilnehmen wollten, ungestört sein  konnten.

 

Zum vereinbarten Massagetermin wurde man  von einem der Mädchen diskret geholt und in die Massageräume geführt. Immer war man von neugierigen Blicken verfolgt, denn die verbliebenen Damen hätten zu gerne gewußt, welchen Masseur man wählte und vor allem, welche Variante.

Der beliebteste und meist verlangte Masseur für die zweite Variante war  Fuji-Moto. Wenn sein Name fiel, dann erröteten  manche Damen unwillkürlich oder bekamen glänzende Augen.

Er war der absolute Star unter den Masseuren, war einfühlsam, fantasievoll in der Wahl seiner Methoden und sehr sehr  ausdauernd.

 

Unter der Hand hörte man von „Pediküre“ mit Möwenfedern, Ganzkörperbehandlung mit Pinseln aus Marderhaaren oder Massagen mit warmen Ölen, die in den Adern Tausende Ameisen aktivieren sollen.

 

Seine Methode, den Körper mit einzelnen Eiswürfeln wieder zu beruhigen war zwar ein wenig umstritten und es  schüttelte   einige der Frauen noch im nachhinein, sie zogen aber die Schultern zusammen und schlossen Sekunden lang die Augen. Man konnte das dann deuten, wie man wollte.

 

Manche lagen im Anschluß auf den Ruhebetten und  es dauerte eine Weile, bis sich die Körper beruhigten und einzelne Muskeln sich durch nachträgliches Zucken entspannten.

 

Wer das Glück hatte, gleich beim ersten Mal einen Termin bei  Fuji-Moto zu erhalten, verlangte ihn immer wieder.

 

Obwohl, man sollte auch einmal den Inder Naseht Bahma ausprobieren. Seine verschiedenen Methoden aus der indischen Vereinigungslehre des Kamasutra  sind sehr erfolgreich und werden noch Tage danach im ganzen Körper nachempfunden. Er kann den Körper durch langsame aber gleichmäßige Berührungen, oder Reizungen bis zur totalen Aufgabe bringen, Wellen und Strudel erzeugen und ihn völlig haltlos und losgelöst von allen Schranken und Grenzen zum absoluten Höhepunkt bringen.

 

Interessant, wenn er erzählt, dass es einen Maharadscha gab, der einer Dienerin hin und wieder befahl, seine Frau in duftendem Rosenwasser zu baden, sie mit wohlriechenden Ölen am ganzen Körper, in allen Körperöffnungen und allen empfindlichen Stellen einzumassieren und sie dann den ganzen Nachmittag, am Bett liegend mit feinen, seidenen Tüchern in vielen prächtigen Farben, zu berühren und diese über sie streichen zu lassen. Ohne Pause und ohne Unterlaß.

Diese Tücher hatten  mit Metallfäden durchwirkte Fransen, die tiefgehende Schauer unter der Haut erzeugten.

Wenn der Maharadscha dann abends von der  Jagd nach Hause kam begab er sich ins Schlafgemach und nahm  seine vom Zittern geschüttelte Frau in den Arm.

Naseht Bahma soll gelbe und rote Schleier bevorzugen.

Der Abschluß eines solchen Nachmittags im Kleinen Teehaus von Kyoto war immer eine Tasse Darjeeling und  Knabbergebäck.

Wir besuchten das Teehaus noch einige Male bis zu meiner Abreise.

Ich sollte mir auch bei uns zu Hause einen japanischen Masseur suchen.


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Mo-zart, romantische Kurzgeschichte

 

Mo-zart

Von Joana Angelides




 

Er war am Wege aus dem Büro zurück nach Hause. Die Welt war für ihn seit einigen Wochen nur mehr dunkelblau und sternenlos.

Es graute ihm eigentlich vor dem leeren Haus, das voller Erinnerungen war.

Wenn er so abends auf der Terrasse saß, mit einem Glas Whisky vor sich und der lauten Stille um sich herum ausgeliefert, schloss er immer die Augen und dann hörte er sie wieder. Die Stimmen aller Jener, die inzwischen nur mehr Erinnerung waren.

Zuerst starb Amelie, seine Frau. Der Krebs war bösartig und erbarmungslos und raffte sie innerhalb von drei Monaten dahin. Ihr Duft war noch heute in den Kleiderschränken, in den Laken und ihren Kleidern präsent. Es war der Duft nach Yasmin. Sie liebte diesen Duft, Ihre Seife, ihre Lotion, ihr Parfum war darauf abgestimmt.

Der einzige Halt in seiner unendlichen Trauer in den Monaten danach war seine Mutter. Und nun ist auch sie gegangen, ganz plötzlich und übergangslos.

Das Haus war nun menschen- und seelenlos.

 

Er öffnete mit dem elektronischen Toröffner die Einfahrt zu dem Anwesen und fuhr die kleine Auffahrt hinauf.  Dort auf der Treppe bei der Eingangstüre saß Einstein, der schwarze Kater und erwartete ihn, wie jeden Tag.

Theresa, eine langjährige Haushälterin, die schon unter seiner Mutter das Haus betreute, war sicher schon, wie vereinbart, weg. Das war die Vereinbarung zwischen ihnen. Er wollte niemand um sich, wollte die Einsamkeit auskosten und sich im Geiste vorstellen, dass die beiden Menschen, die er am meisten liebte noch um ihn waren. Gelegentlich redete er mit ihnen, fragte sie um ihre Meinung. Einstein, der Kater sah ihm dann immer erstaunt an und ringelte seinen Schwanz um sich. Er war das einzige Lebewesen, das er um sich haben wollte. Schon die Menschen im Büro waren ihm zu viel, er wurde zum Einzelgänger; er wurde mürrisch und wortkarg und als Chef unberechenbar und unbeliebt.

 

Am Küchentisch lag ein Brief von Theresa.

„Lieber Thomas, bitte rufen Sie mich an, ob Sie sich meinen Vorschlag, das Pförtnerhäuschen an einen Studenten zu vermieten, durch den Kopf gehen ließen. Es wäre ja nur über den Sommer. Im Herbst beginnt ja wieder das neue Studienjahr und der Student könnte das Haus hüten, wenn ich hin und wieder zu meiner Schwester fahren würde.  Sollten sie es wollen, eine kleine Notiz reicht vollkommen, ich arrangiere dann alles!“

 

Er las den Brief zweimal. Eigentlich wollte er das nicht, aber andererseits, konnte er von Theresa, die auch nicht mehr die Jüngste war, nicht verlangen, dass sie sieben Tage der Woche für ihn da war.  Eigentlich hatte er sich noch nie darüber Gedanken gemacht, dafür schämte er sich nun. Also schrieb er kurz und bündig ein „OK“ darunter und dass er selbst aber keinen Kontakt haben wollte.

 

Als er am nächsten Abend wieder nach Hause kam, merkte er, dass Licht in dem Pförtnerhäuschen brannte, das ja nur aus einem Raum und einer Kochnische und ein Bad verfügte.

Also hatte Theresa das bereits arrangiert. Auf dem Küchentisch lag ein Zettel, darauf stand nur:

 

„Danke, der Name ist Mo“

 

Er nahm das zur Kenntnis. Mo erschien ihm zwar irgendwie seltsam, aber was soll´s

 

In den nächsten beiden Abenden nahm er das brennende Licht einfach nur zur Kenntnis und nickte vor sich hin. Es war ein milder Abend, der Himmel sternenklar und er setzte sich wieder auf die Terrasse. Er hob sein Whisky-Glas und prostete gen Himmel, als wollte er mit jemand da oben anstoßen.

Da hörte er es plötzlich!

 

Da spielte jemand Mozarts Cello-Konzert in D-Dur!

Da störte jemand seine abendliche Ruhe! Er sprang auf. Woher kam das? Es kam offenbar aus dem Pförtnerhaus.

„“Einstein, hörst Du das auch?“, fragte er laut. Doch Einstein, der normalerweise ebenfalls auf der Terrasse saß, war nicht da.

Unschlüssig stand er nun da und wurde zusehends immer wütender.

`Das muss sofort aufhören! ´ überlegte er und entschloss sich hinunterzugehen zu dem Pförtnerhaus und dem Studenten zu sagen, dass er das unterlassen sollte.

Er nährte sich aber leise, die Musik wurde lauter und spähte einmal durch das Fenster hinein und was er da sah, trieb ihm die Zornesröte ins Gesicht. Es war ein Mädchen, ein Mädchen, das versunken auf einem Stuhl saß und spielte.

Sie war klein und zart, hatte langes, glattes, schwarzes Haar, das auf eine Seite gekämmt war und ihr über die linke Schulter fiel. Sie hatte ein langes rotes Kleid mit einem Seitenschlitz an, das ihre kleine, zarte, aber wohl geformte Figur umspielte. Ihre Brüste hoben und senkten sich bei jedem Atemzug und sie war entrückt in die Musik vertieft. Sie hielt das Cello liebevoll und ihre Finger glitten liebevoll auf und ab. Auf dem Tisch lag ein Geigenkasten und auch noch einige Utensilien, wie Noten und ein Notenständer.

Er wollte durch das geöffnete Fenster wütend hineinrufen, doch irgendetwas hielt ihm zurück. Er wand sich weg und beschloss wieder zurück zu gehen. Auf jeden Fall wird er an Theresa schreiben, dass erstens vereinbart war, dass es sich um einen Studenten handelt und zweitens er auf keinen Fall plötzlich Musik hören wollte. Er wollte alleine sein!!

Plötzlich spürte er bei seinem Fuß, wie sich Einstein anschmiegte und zufrieden schnurrte. Er war also auch durch die Musik angelockt worden!

 

„Einstein, schäm Dich! Ich verbiete Dir, da noch einmal hinzugehen, solange dieses Mädchen noch hier wohnt!“, flüsterte er ihm zu. Einstein wandte sich beleidigt ab und verschwand im Haus.

Er saß nun wieder auf der Terrasse und rekapitulierte. Offenbar war es eine Musikstudentin und kein Student!

Die Musik wurde etwas leiser, sie hatte vielleicht das Fenster geschlossen? Es ärgerte ihn, dass er sich überhaupt mit ihr beschäftige, bzw. dass er irgendwie der Musik lauschte. Morgen Früh, gleich nach dem Aufstehen, wird er Theresa anrufen. Sie muss wieder weg!

Als er am nächsten Morgen, exakt um 18.00h wie immer, die Auffahrt hinauffuhr, sah er wieder Licht im Pförtnerhaus. Sie war also noch da.

 

In der Küche lag ein Brief von Theresa.

 

„Ich bin über das Wochenende bei meiner Schwester, werde mit Mo gleich am Montag sprechen. Essen ist im Kühlschrank!“

 

Unwillig zerknüllte er den Brief und warf ihn in den Abfall.

Das heißt also, dass er bis frühestens Montag warten und sie ertragen wird müssen! Theresas Essen schmeckte ihm an diesem Abend gar nicht, was nicht sehr oft vorkam.

 

Wieder an seinem Lieblingsplatz auf der Terrasse und den lauen Abend genießend, hörte er sie Geige spielen. Es war Mozarts „Kleine Nachtmusik“!

Diese Serenade Nr-13 mit dem Allegro im ersten Satz, übergehend in eine Romanze in Andante im zweiten Satz wühlte ihn immer auf. rief Erinnerungen ihn ihm wach, die er zu verdrängen versuchte. Da sah er immer wieder Giselle vor sich, wie sie sich dazu wiegte. Es war ihr Lieblingsstück.

Er stand auf.

 

Wo um Teufel, wo war Einstein schon wieder?

Er ging den Rasen zum Pförtnerhaus hinüber, bei den drei Birken mit dem kleinen Bänkchen darunter, vorbei und da sah er sie.

 

Sie stand in der offenen Türe zum Pförtnerhaus, vor ihr, aufrecht sitzend, seinen schwarzen Schwanz um die Beine gerollt, saß er da und hörte ihr verzückt zu. Sie hatte heute ein weißes Organza Kleid an, mit langen weiten Ärmeln und einen Blumenkranz im Haar.

 

Einen Blumenkranz aus dem kleinen Blumengärtchen hinter dem Haus!

Sie hatte die Augen geschlossen und gab sich ganz der Musik hin, sie bewegte sich hin und her und er musste ihre ranke, zarte Gestalt bewundern, ob er wollte oder nicht.

 

Nun trat sie heraus und ging langsam die kleine Anhöhe zu den Birken hinauf und bewegte sich zwischen den Stämmen, als würde sie schweben. Sie schien ihn gar nicht zu bemerken. Sie kam nun zum dritten Satz, der an ein Menuett erinnert und ging in den vierten Satz über, wo sich das Thema des ersten Satzes wiederholte.

 

Er blieb wie angewurzelt stehen. Sie erschien ihm als das Ebenbild einer Sylphide, fast transparent, anmutig und unwirklich über dem Boden zu schweben.

 

Er zog sich in den Schatten des großen Holunderbusches zurück und lauschte ihr verzückt.

Eigentlich sollte sie bleiben! Wer kann schon von sich aus behaupten in seinem Garten eine unwirklich-wirkliche Sylphide zu haben, die in einer Wolke von Musik schwebt, die sie sogar selbst erzeugt.

 

Er wird das Theresa am Montag sagen und wer weiß, vielleicht wird er sich irgendwann getrauen sie auch anzusprechen, oder mit Einstein gemeinsam im Gras vor ihr sitzen um ihre Nähe zu spüren??


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