Dienstag, 10. Mai 2022

Der unbedeutende Schattenmann, Erotik

 


Der unbedeutende Schattenmann.

von Joana Angelides

 

Ja, wir waren drei Freundinnen, die in vielen Dingen sehr ähnlich waren, in manchen Dingen aber total verschieden.

Während Lisa und ich in unserem Beruf sehr intensiv aufgingen, so hatte Eve das nicht unbedingt nötig, sie hatte ein kleines Vermögen hinter sich und brauchte nicht unbedingt zu arbeiten. Sie bekam eine jährliche Apanage aus einer Stiftung ihrer Eltern und außerdem verdiente Emile, ihr Ehemann als Börsenmakler, sehr gut.

Es gab zwischen uns keine Geheimnisse, also auch totale Offenheit von Eve über die Beziehung zu Emile. Bisher hatten wir Emile als Anhängsel in unserer Dreierbeziehung gesehen, der so am Rande mitlief und hin und wieder an den routinemäßigen lesbischen Nachmittagen von Lisa und Eve teilnahm, wenn er einmal früher nach Hause kam. Er war wie ein Schatten im Hintergrund, ohne eigene Meinung und irgendwelcher Bedeutung. Wenn er und Eve alleine war, wurde dieses Thema niemals angeschnitten, es war tabu, weil es Eve offenbar so wollte.

Er verstand die Beziehung zwischen Eve und Lisa nicht, wie er des Öfteren betonte, tolerierte es aber. Wie selbstverständlich fand er es aber, sich wortlos zu ihnen zu gesellen und sich an ihren Aktivitäten zu beteiligen.

Eve erzählte, dass sie es als äußerst belebend ansahen, dass er es liebte, sich neben sie zu knien, wenn sie und Lisa es mit dem Doppeldildo trieben, was oft über eine Stunde dauern konnte. Sie lagen dann quer über das breite Bett, der Dildo verschwand zwischen ihnen und wurde nur durch ihre gegenseitigen Bewegungen in ihnen aktiv. Je härter sie gegeneinander stießen, desto tiefer drang er ein und je erregte sie waren, desto schneller ging das vor sich. Sie keuchten oft beide und stöhnten, was wieder die andere antrieb. Emile kniete in der Mitte und liebkoste oder streichelte sie dann, biss manchmal auch in ihre Nippel, oder hielt den Dildo fest. Dann schrien sie auf, sodass er wieder losließ.

Er umrundete sie auch manchmal, sodass Eve mit der Zunge auf seinem Penis auf- und abgleiten konnte und ihm auch erlaubte, zu kommen. Offensichtlich gefielen ihm diese Spiele, denn er beteiligte sich ohne Worte daran.

Es kam auch vor, dass Lisa sich auf den Gyn-Stuhl legte und er auch sie bis zum Orgasmus lecken musste, während Eve seine Brustnippel drehte oder Krokodil-Klammern anbrachte, was ihm zum jedes Mal Wimmern brachte. Sie öffnete diese biestigen Dinger dann immer wieder, ließ sie aber wieder zuschnappen und er heulte jedes Mal wie ein Wolf auf. Eve liebte sein Aufheulen und Lisa seine Zunge, denn dann wurde er schneller und intensiver! Eve war eigentlich die wirkliche Lesbe von ihnen Dreien, bzw. war erklärte Bisexuelle und genoss Beides. Es kam erst ein einziges Mal vor, dass wir es alle Drei gleichzeitig trieben, das dauerte aber dann auch Stunden und wir waren völlig verausgabt.

Lisa sah danach gerne zu, wenn er sich außer Kontrolle bebend, auf Eve stürzte und sie in der Missionarsstellung nahm. Es erregte sie! Regelmäßig verschwand er dann im Bad und die beiden Frauen liebkosten und leckten sich noch eine ganze Weile. Von Emile war dann meist nichts mehr zu sehen.

Natürlich erweckte Emile immer wieder meine Neugierde, aber nur, wenn wieder die Rede auf ihn kam, wenn Lisa und Eve von solchen Sessions erzählten. Im Allgemeinen war er, wie schon gesagt ein grauer Schatten im Hintergrund.

Bis zu jenem Abend im November, als ich im Regen am Straßenrand stand und vergebens nach einem Taxi Ausschau hielt. Als mich ein vorbeifahrendes Auto mit einem Wasserstrahl endlich total durchnässte und ich nach rückwärts sprang und fast gefallen wäre, blieb ein dunkler Wagen neben mir stehen und die Beifahrertüre ging auf.

„Magritt, um Gottes willen, wie schaust Du denn aus, steig ein!“ rief eine bekannte Stimme, es war Emile. Dankbar nahm ich an.

Er fuhr mich nach Hause und drückte sein Bedauern aus, dass ich so durchnässt war.

„Komm, ich trage Deine Pakete, ich gehe mit Dir nach oben!“, sagte er besorgt. Und ich war wirklich froh.

Im Appartement angekommen schickte ich ihn in den Salon und bat ihn zuwarten, ich musste mich unbedingt abtrocknen und umziehen, die nassen Kleider loswerden.

„Nimm bitte Platz, ich mache uns einen Tee!“, rief ich aus dem Schlafzimmer hinüber. Er schien mich nicht zu hören.

Als ich nach einigen Minuten, nur mit einem Frotteemantel bekleidet aus dem Bad kam, stand er schon im Vorraum und hatte meine Teekanne in der Hand.

„Ich habe alles gefunden, der Tee ist fertig!“ sagte er mit einem kleinen, verlegenen Lächeln im Gesicht.

„Oh, das ist ja fantastisch!“, lächelte ich zurück.

Ich nahm die Teetassen aus dem Schrank und stelle alles auf das Tischchen. Er schenkte wie selbstverständlich ein und setzte sich neben mich auf die Couch. Mir war noch immer kalt und ich zitterte ein wenig. Mit beiden Händen hielt ich die heiße Tasse in der Hand und nippte daran.

Wie selbstverständlich begann er, meinen Rücken zu massieren, mich trocken zu reiben. Es tat gut.

Langsam kehrte wieder Wärme in mich zurück, er hörte aber nicht auf und rieb weiter, immer langsamer und intensiver, bis seine Hände auch nach vorne kamen und wie zufällig auf meine nackte Haut trafen.  Ich schloss die Augen und genoss es. Es war angenehm und belebend, erregend!

„Magritt, Du hast etwas Magisches an Dir“, flüsterte er.

Es kam überraschend, aber ich wollte es hören, was eigentlich verrückt war. Wir kannten uns schon viele Jahre und es hat noch nie irgendeinen Funken zwischen uns gegeben, der das berechtigt hätte.

Doch es war sein warmer Atem, seine zärtliche, aber bestimmte Art, die mich dahinschmelzen ließen.

Seine Hände umfassten meine Brüste, sein Mund strich an meinem Hals entlang, seine Zunge zog eine heiße Spur bis zu meinen Brustnippeln und umrundete sie. Tausende Ameisen begannen in mir munter zu werden, ich schrie auf, doch er verschloss mir mit seiner Hand den Mund.

„Bitte, genieße es, lass es zu!“ flüsterte er.

Und an diesem Abend konnte auch ich diese Zunge genießen, von der Lisa so hingerissen sein dürfte. Er drang mit ihr tief in mein Innerstes, ließ meine Klitoris aufheulen, ließ mich keuchen und hecheln und brachte mein Blut zum Kochen. Alles geschah anfangs unheimlich langsam, steigerte sich zu einem Sturm an Gefühlen und Impulsen und endete einige Male in einem Tornado, von ungeheurem Ausmaß. Das also war der scheue, zurückhaltende Emile! Er war wie ein Vulkan mit glühender Lava in seinem Inneren, der unvermutet ausbricht. Davon hatte Eve noch nie berichtet! Wie ein kurzer Spot fiel mir die Schilderung von Eve ein, wie sie ihn mit der Möwenfeder aus der Fassung gebracht hatte! Ich hatte aber keine!

Ich lag da, mit geschlossenen Augen, überließ mich seiner kraftvollen Zunge, seinen langen, gefühlvollen Fingern und seinem glühenden Schwert, das in mir tief wütete. Es war eine dunkle, dumpfe Lust, tief und nicht enden wollend. Sie grub sich in mein Innerstes ein und erzeugte einen Wirbelsturm mit Donner und Blitz: irgendwie beängstigend. Ich klammerte mich an ihn, hatte Angst nicht mehr aufzuwachen.

Irgendwann dazwischen dürfte Serge, mein Nachbar, nach Hause gekommen sein. Er spielte am Klavier das Warschauer Konzert von Addinsell, mit einer Vehemenz, wie man es selten hört. Es passte genau!

Ich löste mich dabei in den Armen von Emile auf, ging in Wellen von Musik, Lust und Leidenschaft unter. Im Vergleich zu meinen letzten Episoden, Erlebnissen und Hingaben war dies das Tiefgreifendste was ich bisher erlebt habe. Emile, der Unscheinbare, der Schattenmann hatte es mir beschert.

 

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Feindbild, Satire

 

Der Inbegriff von einem Feindbild,

von Joana Angelides

 


 

Wenn jemand ein Feindbild hat, dann kann sich dieses mit der Zeit zu einem Trauma entwickeln, wenn er nichts dagegen tut.

Die Logik von Frauen unterscheidet sich von deren der Männer entscheidend. Frauen versuchen durch selbst gebastelte, oft haarsträubende Argumente, das so genannte Feindbild weg zu reden, es einfach zu ignorieren, oder zu vergiften!

Man denke da nur an Lukretia.

Männer gehen da rigoroser vor! Sie nehmen eventuell die Fäuste, greifen zum Telefon und ruinieren den Konkurrenten, oder verführen seine Frau.

Jede Gruppe hat so ihr eigenes Feindbild!

Eine Spezies jedoch ist grün, beiderlei Geschlechts und sie hat ein gemeinsames Feindbild:

 

DAS AUTO

Diese Strömung, nennen wir sie ruhig die „Grünen“, (soll Natur und Hoffnung ausdrücken) die es am Liebsten sehen würde, wenn es keinen Individual-Verkehr gäbe, jeglicher LKW-Verkehr von der Straße auf die Schiene verlagert würde und das Benzin, wenn man dem trotzt, doppelt soviel kosten sollte. Strafabgabe sozusagen. Sie dümpelt seit Jahren so im Bereich von 10 – 20% Anteil der Bevölkerung dahin. Einmal mehr, einmal weniger.

Sie starten Angriffe, organisieren Demos oder versuchen Panik zu verbreiten, wie Weltuntergang, Absterben von allem was „grün“ ist, oder gleich Verlust von Wasser und Luft!

Haben sich das Benz, Ford und Konsorten denn verdient?

Obwohl man ja die Nachteile unseres mobilisierten Zeitalters nicht leugnen kann, so hat es sicher doch auch Vorteile! Eines der größten Nachteile ist zweifellos, dass uns die Abgase schaden. Wir bauen vielleicht auch Muskelmaske ab, weil wir nicht, beladen mit den Einkäufen, ein Kind hinter uns und einen Kinderwagen vor uns schiebend sportlich zu Fuß nach Hause hasten.

Dann gibt es auch noch den Umstand, dass man mit den Kindern, Frau und Hund nicht so einfach zur Oma fahren kann, um sie zu besuchen. Man müsste dann nämlich die Öffis benutzen, das nimmt tour-retour mindestens eine Stunde mehr in Anspruch, die man gerade heute nicht hat!

Oder man fährt mit dem Rad. Eine Familie mit zwei Kleinkindern hat da aber auch so ihre Probleme. Sie brauchen ein Tandem und ein Kind muss zu Hause bleiben.

Hause

Ohne Auto müssen wir auch eine Stunde früher aufstehen, denn der Chef goutiert es gar nicht, wenn man mehrmals im Monat zu spät kommt, weil entweder die Öffis versagten, oder man überraschend noch schnell den Junior in die Schule bringen musste. Mit dem Auto wäre das alles ein Klacks, zumindest meistens!

Das können natürlich nur Menschen gutheißen, die selbst keine Familie haben.

Aber dafür können sie ein reines Gewissen haben, weil sie erfolgreich gegen Fabriken, Schadstoff ausstoßende Schlote, Autos und LKW´s demonstriert und protestiert haben.

Apropos „Von der Straße auf die Schiene“! Überlegt hat sich das keiner von der grünen Strömung, ob denn die Kapazität da ist, das alles zu bewältigen? Wo sind die Verladestation, Rampen und Auffahrten, um diese Masse von LKW zu steuern und zeitgerecht auf den Weg, also auf Schiene zu bringen?

Wie löst man das Problem von zu wenigen Ladestationen für die Elektroautos?

Müssen wir das Auto mit in die Wohnung nehmen, um sie an die Steckdose anschließen, oder müssen wir uns Autobatterien im Keller stapeln, wie lange ist die Laufzeit und wie weit kommen wir mit einer Batterie? Sicher nicht bis Caorle und retour.

Wer bändigt die Bürgerinitiativen, die um ihre Ruhe, ihre saubere Luft in unmittelbarer Umgebung dieser Verladezentren und gegen die nötigen Verbauungen kämpfen? Naja, man kann nicht an alles denken! Hauptsache das Problem Auto und LKW wird bereinigt. Die dadurch auftretenden Probleme nehmen wir uns dann der Reihe nach vor, am bestem nach dem Alphabet!

Haben wir nämlich das eine Problem, das Autofahren gelöst, auf fast Null gestellt, dann nehmen wir uns das nächste Problem, das wir gar nicht hätten, wenn es noch genügend Autos und LKW gäbe, zur Hand.

Die Welt wird vielleicht grüner, die Luft reiner und die Flüsse haben ein paar Fische mehr, dafür werden wir aber mit Vierzig entweder auf Krücken gehen, im Rollstuhl sitzen, vielleicht unsere Pension gar nicht erreichen.

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