Rosenblätter
von Joana Angelid
Hallo mein Lieber,
ich hoffe, dass Du nicht denkst, dass es in meinem Leben keine weiteren Abenteuer und Erlebnisse gab, weil ich Dich nicht mehr kontaktiert habe.
Meine Sehnsucht nach sich Verlieren in Gefühle und
Ekstase besteht nach wie vor und mein aufmerksames Ego sucht unentwegt nach
Erfüllung.
Es sind die Stimmungen am Morgen und am Abend, wenn
die Luft durchscheinend transparent über der Landschaft liegt, die Stille so
laut ist, dass es dröhnt, die meine Sensibilität erhöht.
Sehr empfänglich für erotische Gedanken sind die
Morgen, nachdem der Körper sich in den Nächten hineinfallen ließ in die weiche,
warme Hülle der Dunkelheit, sich erwärmt unter der leichten Decke und durch die
Vorstellung von tastenden Händen berührt zu werden, immer heißer wird.
In meiner Vorstellung rückt mein Himmelbett aus
Messing auf die Terrasse, die flatternden weißen Vorhänge des Baldachins
streifen mich zärtlich und ein muskulöser Körper und starke Arme drücken sich
an mich. Ich hebe dann meine Arme und halte mich an dem Kopfende fest um meine
Bereitschaft zu signalisieren, alle Empfindungen dieser Welt über mich
zusammenschlagen zu lassen.
Ich spüre dann unter mir die Blätter von hunderten
Rosen, ihre Stiele mit Dornen, die die Oberfläche meiner Haut reizen, mir diesen
kleinen Schmerz bereiten, der meine Erregung noch mehr erhöht.
Es fallen mir Worte einer verliebten Prinzessin aus
dem vorigen Jahrhundert ein, die wohl wunderbar passen:
Es können nicht
nur zwei Arme sein, die mich halten, mich zärtlich umarmen, es sind
Liebesdiener aus indischen Tempeln, die mich fesseln und zum Wahnsinn treiben
und mich dann dem Liebesgott ausliefern. Ich werde mich auflösen, zu flüssigem
Gold werden und mich in das Gefäß der Leidenschaft ergießen.
Doch in meiner Vorstellung ist der Körper in meinem
Bett real, lässt sich anfassen, sich fühlen und mich die Gegenwart trotzdem
vergessen.
Könntest Du das sein? Könntest Du über Deinen Schatten
springen und mich dabei ansehen, oder sollte ich die schwarze Maske
hervorholen, die mein Gesicht teilweise verhüllt und mich unwirklich erscheinen
lässt? Mich namenlos macht und Dir alle Hemmungen nimmt, oder mir?
Wirst Du kühle Rosenblätter über mich rieseln lassen,
mir zusehen, wie ein Schauer nach dem anderen meinen Körper beben lässt? Die zarten
Knospen meiner Brust damit berühren, sie drehen und mit Deinen Lippen benetzen?
Wird uns die nun endgültig aus dem Horizont
heraufsteigende Sonne in goldenes Licht tauchen und uns auf die Spitze der
Pyramide heben?
Ich jedenfalls werde eintauchen in dieses Meer von
Empfindungen, werde diese tausenden Nervenenden spüren, wie sie vibrieren und
glühen.
Ich träume vor mich hin, liegend auf kühlen
Rosenblättern, unter dem Baldachin meines Bettes, mit Blick auf die aufgehende
Sonne dieses morgens.
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