Mittwoch, 24. November 2021

IRRGARTEN DER LUST EROTIK PUR

  IRRGARTEN DER LUST

von Joana Angelides


aus dem e-Book "Begierde Teil 1 und 2"

 

Lieber Freund,

 

ich werde wahrscheinlich niemals wieder diesem Hexenkessel meiner Sinne und meines Sexus entkommen können. Trotz meiner Flucht, meiner Enthaltsamkeit und meinem selbst gewählten Exil in die Welt der Normalität, wurde ich wieder in die Wirbel von Lust und Begehrlichkeit gerissen. Es war ein halbherziger Versuch. Ich habe den Druck und die Abhängigkeit davon unterschätzt und  wurde daher wieder hinein gezogen in einen Strudel der Sinne. Ich habe keine Kraft mehr, mich daraus zu retten und will auch darin untergehen. Ich habe wieder begonnen zu leben!

 

Als ich das kleine blaue Büchlein in der U-Bahn fand, nahm ich es nur mit, weil ich es schon aufgehoben hatte und beim Durchblättern sah, dass es mit der Hand geschrieben war. Es war eigentlich nass und schmutzig, denn es dürften schon einige Leute unachtsam darüber gegangen sein und es regnete draußen, ich steckte es aber trotzdem ein.

 

Wer, bitte, schreibt heute noch mit der Hand? Man SMS´t oder schreibt Mails übers Handy, aber nicht per Hand in ein kleines blaues Notizbuch!

Meine Neugierde war geweckt, ich vertiefte mich in den Inhalt.

Als die U-Bahn in der Endstation hielt, war ich fast erschrocken. Ich war angekommen.

Eigentlich wollte ich ja das Loft in der alten, aufgelassenen Glasfabrik kündigen, nachdem ich da, umgeben von einigen skurrilen Künstlern und anderen Verrückten vereinnahmt wurde und mich fast im Sumpf von Drogen und gefangen in meiner Welt der Lust, nach fast totalem körperlichen Ruin, verloren hätte. Notgedrungen nahm ich mir eine Auszeit, hing auf einigen Ägäischen Inseln ab, trampte irgendwo am Festland, schlief in Scheunen oder auch bei einfachen Weinbauern. Ich gönnte meinem Körper und Geist eine Erholungspause.

Die Glasfabrik, in der ich mein Domizil hatte, war von der Endstation in einigen Minuten erreichbar. Ich stieg langsam hinauf zu meinem Loft auf der Dachterrasse. Es war wie immer still und dunkel um mich herum. Die Hausbeleuchtung funktionierte wieder einmal nicht. Der ganze Komplex war eigentlich abbruchreif.

Das Büchlein legte ich auf die Ablage beim Eingang, ging vorerst zur Küchenzeile und stellte Wasser für Tee auf. Dann holte ich es wieder und knipste die Lampe neben meiner Couch an. Der Duft des Earl Grey verbreitete sich angenehm im Raum, die leise Musik umschmeichelte meine Ohren und die Decke auf meinen Beinen tat ihr übriges. Ich fühlte mich wohl. Nun nahm ich das blaue Büchlein zur Hand und begann darin lesen.

Schon nach den ersten Seiten war ich fasziniert und auf das Höchste erregt.

 

Hier beschrieb eine offenbar junge, leidenschaftliche Frau über ihre Mitgliedschaft in einem geheimen Club, dessen einziger Zweck es ist, seine Lust voll auszuleben und sich mit Leib und Seele der eigenen, unbändige Gier nach Befriedigung hinzugeben. Dies weckte Erinnerungen an die hinter mir liegende Periode der maßlosen Unterwerfung meiner eigenen Gier und Lust meines Körpers zu dieser taumelnden Sucht.

Du siehst, mein Freund, ich bin keinesfalls Herr über meinen Körper und Geist.

 

Sie beginnt ihr Bekenntnis mit folgendem Satz:

 

Nicht nur Meeresfluten und Wände können sich in meiner Fantasie öffnen, nein auch Felsenwände bergen für mich Geheimnisse. Wer weiß schon vorher, was sich im Inneren verbirgt, wie tief es nach unten oder in den Berg hinein geht, vielleicht sogar bis zur  glühende Hölle des Erdkerns? Was erwartet mich dort? Vielleicht wirklich die Hölle? Teufel, die nur den einen Wunsch haben, mir ihre glühenden Schwerter in den Leib zu stoßen, bis ich endlich das Bewusstsein verlieren kann?

 

Wieso kann es sein, dass  dunkle Mächte sich meiner bemächtigen, dass durch Wecken der sinnlichen Triebe in mir, lodernde Flammen der Lust genährt werden, ich auf glühenden Kohlen zu liegen komme und die Fratze des reinen Begehrens und die Gier nach Befriedigung immer wieder Oberhand über mich gewinnen?

 

All diese wahnhaften Vorstellungen sind immer mit Schmerz und Feuer und dem Unheimlichen verbunden.

Dann verliere ich mich übergangslos  meiner Fantasien, teils angstvoll und teils gierig in den Armen des Teufels und spreize meine Schenkel so weit es geht, empfange das glühende Schwert  und lasse es in mich stoßen, immer wieder, bis ich vor Lust schreie.

Sind das wirklich meine Wünsche und Vorstellungen von Sex und nicht endenwollenden Orgasmen? Bin ich wirklich dazu  verdammt? Ich reite Zerberus, den Höllenhund, rase durch züngelnde Flammen und sehe erschrocken das geifernde Gesicht meines Unterbewusstseins, sehe in einem Spiegel  die eigene verzerrte Fratze des Begehrens und will trotzdem immer mehr.

 

In solchen Momenten verkaufe ich meine Seele und meinen Körper an den Fürsten der Unterwelt, in Gestalt von Andreusz, lasse den Körper brennen und bis zur Weißglut verglühen. Wenn mein Körper den ersehnten Zustand  erreicht, ich  geschüttelt werde von Orgasmen, die mich mit glühenden Zangen festhalten, ist das Ziel erreicht. Ich spüre den glühend heißen Wind auf meinem Gesicht, gierige Hände krallen sich in meinem Fleisch fest, reißen Stücke heraus und lassen mich letztlich fallen. Fallen in den brodelnden Rachen meiner eigenen Begierde.

Diese Vorstellungen und Gefühle überfallen mich, urplötzlich und ohne Rücksicht auf meine Umgebung, egal wo ich mich gerade befinde.

Alle Mitglieder unseres Clubs haben sich gleichende Gefühle und Lusterlebnisse, noch  gesteigert dann, wenn wir unsere Zusammenkünfte haben. Sie erzählen es offen, ohne Hemmungen zu haben. Wir versuchen Gleichgesinnte zu finden und  versuchen sie an uns zu binden. Wir brauchen diese Auffrischungen um die Lust durch Abwechslung am Köcheln zu halten. Allfälliger Ablehnung begegnen wir durch sanfte Einwirkung, eventuell auch mit kleinen Prisen eines geheimen Pulvers, das uns  von Andreusz zugeteilt  wird. Ich verehre ihn, er hält unsere Gruppe zusammen, er leitet und führt uns mit großer Umsicht. Unsere Mitgliedsbeiträge sind nicht sehr klein, doch es lohnt sich. Ich verzichte gerne auf Vieles, nur um dabei sein zu können.

 

Sie beschrieb Zusammenkünfte in alten Gebäuden, verlassenen Bauernhöfen und auch Felsenhöhlen, die dementsprechend adaptiert wurden. Treffpunkte werden durch SMS an die Mitglieder bekannt gegeben.

Ich spürte, wie das Verlangen und die Lust nur durch das Lesen dieser Zeilen an meinem Körper empor kriechen, wie sich das Ziehen in meinem Unterleib verstärkte und mein Penis wieder ins Zucken kam, sich machtvoll und geil erhob und mich wieder willenlos machte. Er begann wieder, mich zu beherrschen.

Dunkle Erinnerungen kamen wieder daran hoch, als ich noch teilnehmen durfte an den Zusammenkünften in der ebenerdig aufgelassenen Glasschmelze, als sich  in meinem Drogenrausch dort die Öfen öffneten und sich seltsame Gestalten auf mich stürzten und ich mich in Teufelinnen mit glühenden Augen verlieren konnte, sie mein Schwert zum Glühen brachten,  rund um mich sich nackte Körper wälzten und die Ereignisse in einem einzigen Schrei endeten.

 

Einstein mein Kater war angespannt. Seine Augen waren weit aufgerissen seine Ohren kreisten und sein Schwanz ging unruhig hin und her. Er wusste, es ging  wieder los, er spürte, dass ich angestrengt und erregt war.

 

Dieses kleine blaue Büchlein hatte es geschafft, meine journalistische Neugierde zu wecken und meine Lust neuerlich zu entfachen, ängstigte mich aber auch. Würde ich wieder in die Falle der absoluten Abhängigkeit von meinem Verlangen, meiner grenzenlosen Lust, fallen?

 

Offensichtlich gibt es da irgendwo geheime Zusammenkünfte, Lusthöhlen. Die Bereitschaft der Mitglieder, da mitzumachen wird durch Verabreichung von irgendwelchen Drogen und sexuellen Erlebnissen gefestigt um alle bei der Stange zu halten. Ich muss da hinein kommen! Die Hauptfrage ist nun, wie man diesen Andreusz wohl aufspürt, um sich der Gruppe anzuschließen.

 

Bevor ich mich nun auf diese Sache einließ, kontaktierte ich meinen Redakteur und lotete seine Bereitschaft aus, dieses Thema und seine Aufarbeitung in unserem Magazin auch zu bringen. Bekanntlich besteht ja in der Öffentlichkeit  immer eine gewisse Neugier, wenn es sich um Sex, Geld oder Macht handelt. Er stimmte nun einmal unter der Bedingung zu, dass es nicht zu irgendwelchen Enthüllungen kommen darf, die vielleicht unseren Verlag in Probleme bringen könnten. Vermutlich meinte er damit, dass besonders exponierte Persönlichkeiten, also so genannte VIP´s nicht involviert sein dürfen, obwohl er wusste, dass das die Auflage steigern würde. Vorsichtig und feige wie immer!

 

Ich durchforstete das Büchlein nach irgendwelchen Andeutungen, Bezügen oder Ortsangaben und wurde fündig. Die letzten Zusammenkünfte fanden alle  in einer Felsenhöhle, inmitten der mystischen Welt der Wackelsteine irgendwo in den dichten Wäldern an der Tschechischen Grenze, statt. Benachrichtigungen gingen per SMS an die Mitglieder weiter. Jene die offenbar kein Handy hatten, oder anonym bleiben wollten, konnten in einer  Spalte einer bestimmten Statue im Park des Belvederes den Hinweis finden. Nachdem ich  eine Woche lang jeden Tag dort Nachschau hielt, wurde ich endlich fündig. Ich fotografierte den Plan und steckte den Zettel wieder hinein. Es war sichtlich ein toter Briefkasten!

 

Ich fuhr schon zwei Tage vor dem angegeben Termin dort hin. Die Ortsangabe war knapp und offenbar an einem für die Mitglieder bekannten Ort. Es lag auch eine kleine Skizze dabei, sicher für jene, die die letzten Treffen versäumt hatten. Ich werde also aufmerksam suchen müssen. Die Wälder an der Grenze sind dicht, übersät mit mehr oder minder großen Steinen. Es ist mystisch und ein wenig unheimlich, wenn man vor übereinander getürmten riesigen Steinen steht, die, aufeinander liegend, jeden Moment umzukippen drohen. Doch sie liegen wahrscheinlich schon Jahrhunderte da, oft nur durch eine kleine Auflagefläche miteinander verbunden. Ich mietete mich in einem kleinen Gasthof mit nur zwei Fremdenzimmern ein und streifte stundenlang durch den Wald. Hin und wieder hatte ich das Gefühl nicht alleine zu sein, in meiner Fantasie sah ich sogar Gestalten um mich herum. Einmal grüßte mich sogar eine dieser weißhaarigen Gestalten, nur mit einer Art Kutte bekleidet und einem knorrigen Stock in der Hand, die aber sofort wieder in der Tiefe des Waldes verschwand. Ein Druide vielleicht, oder was sonst? Ich musste lächeln, dieser geheimnisvolle Wald verleitete mich offensichtlich zu Halluzinationen.

 

Am zweiten Tag, dem Tag des angekündigten Treffens, machte ich mich schon zu Mittag auf den Weg und durchstreifte den dichten Wald und seinen mit Wackelsteinen übersäten Lichtungen.

Mein Freund, es ist eine mystische Gegend, voller Sagen und Geschichten, man fühlt sich in die Welt der Druiden und Zwergen versetzt.

 

Da stand ich nun, umgeben von alten Bäumen, zwischen zwei dieser Felsentürme auf einer kleinen Lichtung und wagte nicht, sie zu berühren. Durch das Dickicht schimmerte im Hintergrund eine Felsenwand durch, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Ich beschloss, sie näher zu erkunden. Da setzte plötzlich  leichtes Nieseln ein und abendlicher Nebel stieg auf.

 

Mein Blick versank in dieser Nebelwand, den sich bewegenden Schleiern und dunklen Schatten dahinter, die wohl von den Bäumen am Waldrand  stammen dürften. Ich konnte das nicht mehr genau bestimmen.

Durch die nun schon hereinbrechende Dämmerung warfen die von der Nässe herunter hängenden Äste dunkle Schatten und diese schienen sich auf mich zu zu bewegen. Plötzlich  begann es auch noch stärker zu regnen, ja es schüttete geradezu.

 

Da, waren da nicht Gestalten vorbei gehuscht? Knackten da nicht kleine Äste und wisperten Blätter?

Trotz des starken Regens blieb ich stehen um die Geräusche  des Waldes auf mich einwirken zu lassen und da erblickte ich sie. Inmitten der kleinen Lichtung mit den beiden großen Steintürmen und einigen weiteren einzelnen Steinen  lag sie auf einem der größeren, flachen Steine. Ihr Körper war nach rückwärts gebogen, ihre  Arme zu beiden Seiten ausgestreckt und das lange blonde Haar auf dem Stein verteilt. Sie hatte die Augen geschlossen und ein seltsames Lächeln lag auf ihrem Mund. Ihr Gesicht war verklärt und es schien, als würde sie es genießen, wie der Regen auf ihren Körper hernieder prasselte. Die weiße dünne Bluse spannte über ihrem Oberkörper  und lag an der Haut an. Sie erschien dadurch nackt und man konnte das Heben und Senken  ihrer Brüste genau sehen. Die Brustspitzen hoben sich dunkel durch den Stoff ab. Sie atmete tief und gleichmäßig und schien versunken in einer anderen Welt zu sein.

 

Die letzten Sonnenstrahlen des Tages konnten in die kleine Lichtung einfallen und verfingen sich in den einzelnen Regentropfen, die sich aus ihrem Haar lösen und einige Sekunden auch auf ihren Brustspitzen verweilten um dann abzurinnen um einem neuen Tropfen Platz zu machen. Es schien, als würde sie mit  Diamanten übersät da liegen und auf etwas  warten.

 

Sie hatte die Beine etwas gespreizt um einen guten Stand zu haben. Sie trug  einen langen, ebenfalls sehr dünnen Rock, der sich über die kleine Rundung ihres Bauches spannte und zwischen den Beinen ein wenig einfiel. Sie hatte keine Schuhe an, ihrer Zehen gruben sich in den weichen Boden unter ihr  ein und bewegten sich lasziv.

 

Sie lag auf dem Stein wie auf einem Altar und ließ sich vom Regen berühren, umfließen und liebkosen. Das Wasser schien ihr nichts anhaben zu können, im Gegenteil, es schien mir, als würde sie den Regen als ihren Geliebten annehmen.

 

Ich stand am Rande der Lichtung und hielt den Atem an. Ich hielt den Atem an, aus Angst, dass irgendein Geräusch diese wundervolle Erscheinung zum Verschwinden bringen könnte.

Der Regen fiel weiterhin auf diese unwirklich erscheinende Lustgestalt und man merkte, dass ihr Atem immer schneller wurde. Sie öffnete leicht den Mund und schien etwas zu flüstern. Ich spürte eine unaufhaltsam aufsteigende Erregung in mir aufsteigen,  sie trieb mich dazu, sich ihr langsam zu nähern. Je näher ich kam, desto anziehender und realer wurde sie für mich. Als ich vor ihr stand, öffnete sie plötzlich die Augen und dieser Blick ging mir durch und durch. Ihre Augen waren wie glühende Kohlen und brannten sich in mein Gehirn.

Sie richtete sich ein wenig auf und streckte mir die Arme entgegen. Ich ergriff sie und mit einem Ruck löste sie sich vom Stein und stand nun in voller Größe vor mir. Die Spitzen ihrer Brüste berührten mich, ihr Gesicht war direkt vor mir, ihre Augen brannten noch immer und ihr Mund umschloss meinen Mund und ihre Arme hielten mich fest, wie in einem Schraubstock.

Nun beugte sie ihre biegsame Gestalt jedoch wieder nach rückwärts ohne mich  loszulassen. Ich  spürte, wie  langsam der Boden unter meinen Füßen entschwand und fand erst wieder in ihren Armen liegend, Halt.

 

Es erschien mir, als würden wir uns Beide schwebend über diesem Stein befinden, ihre glühenden Augen waren weit geöffnet, ihr Mund zwang mir einen leidenschaftlichen Kuss auf, der mir fast den Verstand raubte, ihr Atem war heiß. Es war, als würde ich hinein tauchen in einen träge dahin fließenden Fluss aus Lava. Mein Penis hatte sich zwischen ihre Schenkel gedrängt und war in sie eingedrungen. Sie erwiderte meine Stöße fest und rhythmisch, hielt mich mit den Muskeln ihrer Vagina fest. Sie zwangen mich, härter zuzustoßen und kam völlig übergangslos, mit einem kehligen Schrei zu ihrem Orgasmus, ohne mich jedoch loszulassen. Ihr Körper forderte mich, trieb mich an und ich spürte, dass sich ihr inneres Feuer quälend in mich fraß. Plötzlich war es wieder da, dieses atemlose Verlangen, diese unbändige Gier nach Sex und Aufgabe des Geistes. Mein Fleisch war nur mehr von Lust und Trieb nach dem ultimativen Ausbruch beseelt. Ich rammte mich in sie, ließ sie keinen Moment zur Besinnung kommen und entlud mich einige Male in ihr. Unsere schmerz- und lostvollen Schreie gingen in dem Unwetter unter und wir vereinigten uns mit den Elementen.

Es schienen Stunden zu vergehen, der Regen schien noch stärker zu werden, ein Gewitter nach dem anderen entlud sich  mit Blitzen und Donner.

Ich tauche ein in eine Welt von Gefühlen, Donner und Blitz rund um mich und in meinen Armen dieses glühende, Besitz ergreifende Geschöpf, aufgestiegen aus einem Traum, der nur in einem süßen Tod enden kann.

 

Als der Regen plötzlich nachließ und ich wieder langsam in die Wirklichkeit zurück fand, mit geschlossenen Augen zurück taumelte, hörte ich ein dunkles, gurrendes Lachen und sah nur mehr, wie das Mädchen mit wehendem Haar im Wald verschwand.

 

Mein Atem flog, ich stand inmitten der Lichtung, das Wasser ran buchstäblich in Bächen an mir hinab, ich sank auf den nassen Boden und krallte meine Finger in die nasse Erde. Ich hatte mich schon lange nicht so lebendig gefühlt, wie in diesem Moment. Doch eines war klar, alle meine bisherigen Bemühungen, meinen Sexus zu beherrschen, meine innere Ruhe wieder und zu einem normalen Leben zu finden, war vergebens. Die Monate, die ich fast in Abstinenz verbracht hatte, waren vergessen und sinnlos und mein Sinnen und Trachten nach Sex und Lust wieder unbändig mächtig und beherrschend.

 

Langsam richtete ich mich auf und tastete mich zu jenem Stein, auf dem mich gerade Eros in Versuchung geführt und wieder in seinen Einflussbereich geholt hatte.

 

Nun hörte ich doch tatsächlich Stimmen, sie kamen aus dem Wald, aus der Felsenwand, die ich vorher schon bemerkt hatte. Sollte ich hier den geheimen Treffpunkt gefunden haben? Ich ging langsam und  zögernd darauf zu. Licht drang durch Ritzen und Spalten und es war ein Raunen und Flüstern hörbar. Kam dieses Raunen aus dem Wald, kam es zwischen den Steinen hervor, säuselte der Wind durch die Zwischenräume der Wackelsteine oder wurde es von den Schatten und Schleiern rund um mich verursacht?

Ich versuchte gerade durch eine Öffnung im Gestein meine Kamera zu schieben, als ich von hinten gepackt und unsanft durch einen schmalen Spalt in das Innere gestoßen wurde.

Ein Hüne von einem Mann, bekleidet mit einem schwarzen Mantel mit Kapuze, darunter völlig nackt, stieß mich in die Mitte, wo ich stolperte und bäuchlings am Boden liegen blieb.

 

„Er spionierte draußen herum! Er hat keine Marke und auch kein Tatoo, er gehört also nicht zu uns!“ rief er aus.

 

Nun erst hob ich meinen Blick und stellte fest, dass ich von ungefähr zwanzig Leuten umringt war, die nur sehr spärlich bekleidet, jedoch mit grüner und blauer Farbe beschmiert waren. Ihre Augen waren schwarz umrandet und auf der Stirn hatten sie jeweils einen weißen Punkt. Sie wiegten sich im Takt hin und her und summten eine monotone Melodie.

Wo war ich da hineingeraten?

 

Nun öffnete sich ein Durchgang und ein, mir riesig erscheinender Mann, ebenfalls mit einem schwarzen Mantel bekleidet trat daraus hervor.

 

„Woher kommst Du und wie hast Du uns gefunden?“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sah mich erwartungsvoll an. Er wirkte jedoch keinesfalls bedrohlich, was mich irgendwie beruhigte.

 

Ich versuchte mich aufzurichten, doch der Mann hinter mir, stellte sofort seinen nackten Fuß auf meinen Nacken und fixierte mich wie ein Schlangenfänger auf den Boden.

 

„Ich bin ein Spaziergänger, wurde vom Regen überrascht und hatte eine wunderbare Begegnung im Walde, die mich das Unwetter vergessen ließ!“ brachte ich mühsam hervor. Ein Raunen ging durch die Gruppe, das Summen wurde lauter.

 

„Steh auf!“, herrschte er mich an.

Der Fuß in meinem Nacken ließ von mir ab und ich konnte endlich aufstehen. Voll aufgerichtet reichte ich meinem Gegenüber gerade noch bis zur Schulter. Ich nahm all meinen Mut zusammen und fragte:

„Was tun sie alle hier, ist das eine Theatergruppe?“, was anderes fiel mir nicht ein.

„Nein, wir sind ein geschlossener Club mit genau definiertem Ziel!“, sagte er, ein wenig belustigt.

„Mit welchem Ziel?“, diese Frage drängte sich irgendwie auf, obwohl ich es mir ja aufgrund des blauen Büchleins, vorstellen konnte.

„Wir sind eine Gemeinschaft, die sich dem Sexus, der übersinnlichen Erotik und der grenzenlosen Lust verschrieben hat! Übrigens mein Name ist Andreusz“,

er sagte das ernst aber ohne Pathos und reichte mir seine Hand, die ich ergriff.

„Mein Name ist Peter“, sagte ich mit einem Frosch im Hals. Er war schon eine einschüchternde Persönlichkeit.

 

Ich lächelte, tat als wäre ich verlegen.

„Können sie mich nicht in ihren Club aufnehmen? Welche Kriterien muss ich da erfüllen?“, ich war äußerst gespannt auf seine Antwort.

„Wir nehmen nur Leute auf, die sich ebenso wie wir der Erotik und der Lust verschrieben haben, potent und verschwiegen sind. Der jeweilige Partner wird durch ein Los bestimmt  Wir treffen uns ungefähr zwei Mal im Monat. Gewalt ist verpönt, außer sie dient zur Steigerung der Lust oder wird als Bestrafung verordnet… und zwar nur von mir!“ Naja, das klang ein wenig schauerlich!

Er betrachtete mich nun ein wenig genauer, sein Blick wurde forschend, durchbohrte mich.

 

„Ohja, das würde mich interessieren, ich würde gerne Mitglied werden!“, es war mir wirklich ernst. Nach all den Erlebnissen im letzten Jahr, im Vergleich zum Gang durch  die Hölle, durch die ich ging, konnte das hier nicht schlimmer werden. Erschreckend war, dass sich mein Körper plötzlich wieder danach sehnte, dass die Wunden, die ich mir selbst schlug und die ich geheilt wähnte, wieder aufgebrochen werden und in den letzten Minuten das Ziehen in meinen Lenden fast unerträglich wurden. Während ich auf seine Antwort wartete blickte ich verstohlen in die Runde.

Es war offenbar eine natürliche Höhle, die jedoch durchwegs umgestaltet erschien. An den Wänden waren, wahrscheinlich mit Spritzmaschinen befestigende Betonapplikationen angebracht. Sie glitzernden und flimmerten in verschiedenen Farben. Auch waren an der Wand Ketten mit Handschellen eingelassen, alles war ausgelegt mit weichen Matten. Überall standen Gefäße und Laternen verteilt herum und an der Decke hing eine, sich drehende, beleuchtende  Diskokugel herab. Eigentlich könnte man die Ausstattung als kitschig bezeichnen, wenn da nicht die Menschen rund herum wären, die mich mit teils ernsten, teils lüsternen Blicken betrachteten. Ich kam mir als Ware vor, ja als Beute.

„Wenn Du das ernst meinst, dann ziehe Dich aus. Zuerst bekommst Du ein Tatoo, dass Dich vorläufig als unser Mitglied ausweist, dann wollen wir prüfen, ob Du unseren Anforderungen entsprichst“.

Er meinte das wirklich ernst, er sah mir dabei ruhig in die Augen.

 

Nun blickten mich auch diejenigen interessiert an, die sich bisher mit sich selbst oder mit einem Partner beschäftigt hatten. Ein Paar war besonders intensiv dabei den Körper des anderen zu erkunden. Sie machten das mit Zungen und Lippen, der männliche Part bewegte seinen Penis sehr schnell und drang immer nur mit der Spitze in seine blaugrüne Partnerin ein, machte immer wieder kleine Sekundenpausen und schien eine unendliche Kondition zu haben. Sie keuchte und hechelte bereits die ganze Zeit über, seit sich Andreusz mit mir beschäftigte. Sie lag auf einem flachen Stein, wie ich ihn eben draußen gesehen hatte, ihr Kopf hing nach unten und die blonde Haarmähne streifte den Boden. Ihre Hände waren nach rückwärts gestreckt und in die seinen verkrallt. Ihre Beine umklammerten seine Lenden und die Zehen bewegten sich krampfartig. Sie war in höchster Ekstase.

Wie lange noch würden die beiden das durchhalten?

Eine der bemalten Frauen kam mit einem Topf und einem Pinsel und bestrich den Mann mit noch mehr Farbe. Sein Kopf hob und senkte sich plötzlich schneller, sein Mund war offen, seine Zunge flog wild hin und her.

 

Nun war ich ebenfalls nackt und die interessierten Blicke der Runde tasteten meinen sehnigen Körper Zentimeter für Zentimeter ab. Einige flüsterten sich etwas zu, andere starrten mich nur an. Der Mann im schwarzen Mantel, der mich anfangs fand, lenkte mich zur Wand und kettete mich dort an.

Eine der bemalten Frauen kam nun mit einem Farbtopf zu mir und begann auch mich mit grüner Farbe zu bestreichen. Innerhalb wenige Sekunden wurde mir sehr heiß, ich sah vor mir blutrote Spiralen sich drehen und mein Mund wurde trocken. In der Farbe war offenbar eine Droge, die meinen Körper in Trance versetzte. Nun verstand ich auch, wie es möglich war, dass das von mir beobachtete Paar so lange durchhielt. Als eine andere Frau auf mich zukam und mir auf den linken Schenkel ein Zeichen mittels des aus spitzen, dünnen Nadeln bestehenden Stempels tief in das Fleisch trieb, schrie ich grell auf und konnte vor Schmerz fast nichts mehr sehen. Das war also offenbar das Tatoo, von dem Andreusz sprach. Meine Beine zitterten, ich sank fast zu Boden, die Ketten an der Wand hielten mich jedoch fest und aufrecht.

 

Mein Körper war inzwischen mit blauer und grüner Farbe bedeckt, mein Gehirn völlig leer aber meine Gier nach Befriedigung ungeheuerlich. Mein Herz schlug doppelt so schnell, meine Erektion schmerzte, mein Pfahl stand senkrecht vom Körper ab. Sofort kamen einige  der Frauen zu mir, wobei sich eine vor mich hinkniete und mit der Zunge an meinem Penis auf und ab glitt, ihn total verrückt machte. Oh, wie hatte ich diese Gefühle vermisst! Ich genoss es mit allen Sinnen. Sie saugten an meinen Nippel, glitten in meine Pospalte, drangen ein wenig ein.

Es war sicher eine der Göttinnen, mit den vielen Armen, wie ich sie an den Wänden der indischen Tempel gesehen habe, die sich nun mit meinem Körper beschäftigte! Ich kam einige Male explosionsartig, das Feuer loderte in meinem Körper, meine Sinne spielten verrückt. Als sie mich endlich behutsam von der Wand nahmen, ich auf eine Matte sinken konnte, begannen einige Teufelinnen einen Ritt auf mir, der mich fast das Bewusstsein verlieren ließ. Sie fuhren auch mit kleinen Metallrechen über meinen Rücken, meine Schenkel und meine Füße, ließen sie zucken und sich verkrampfen. Der ganze Körper war nur mehr gieriges Fleisch! Mein Becken hob und senkte sich. Ich stieß in dunkle Höhlen vor, drehte und wand mich, unterwarf unter mir diese lüsternen Körper immer wieder bis sie glühten und ließ sie vor den Augen aller explodieren! Irgendwann verweigerten meine Stimmbänder den Dienst, ich konnte nur mehr keuchen, röcheln. Dazwischen trugen Frauen mit ihren Farbtöpfen und ihren breiten Pinseln auf meine Haut immer wieder neue Farbe auf und jedes Mal explodierte mein Gehirn neuerlich.

 

In einigen lichten Momenten konnte ich sehen, dass sich rund um mich die gleichen Szenen abspielten, Es wandten und drehten sich Körper, wurden geritten, spießten sich gegenseitig auf und schrieen ihre Lust hinaus.

Andreusz selbst hatte ebenfalls seinen Mantel abgelegt und stand völlig aufrecht, mit beiden Händen einen biegsamen Körper an sich gepresst, deren Beine sich um seine Lenden schlangen und stieß diesem Körper mit voller Wucht sein Schwert bis zum Anschlag pausenlos hinein. Dieser Körper war grün und blau schuppenartig, schlangenartig bemalt und schien völlig unter dem Eindruck der Droge zu stehen. Er war steif und zuckte rhythmisch, ja krampfartig. Schreie und Röcheln waren zu hören.

Die Gruppe war völlig abgehoben und ihrer Sinne nicht mehr mächtig. Und immer wieder kamen  Frauen und bestrichen ihre Körperteile mit einer leuchtend grünen oder blauen Farbe. Dann zuckten sie jedes Mal zusammen und  wurden noch gieriger. Einige weinten sogar, schrieen vor Lust und wollten doch immer mehr.

In einer Ecke genoss der Hüne von vorhin, dass ihn eine der Frauen, die offensichtlich in dienender Position teilnahmen mit einer schwarzen Peitsche gnadenlos schlug. Er flehte und bettelt um mehr, obwohl man die Striemen auf seinem Rücken und Po bereits leuchtend rot sehen konnte, trotz der grünen Farbe auf seiner Haut. Er kniete auf einer Matte und wankte unsicher hin und her, wollte aber nicht, dass sie aufhörte. Sein Penis hatte eine gewaltige Größe erreicht und entlud sich während der Prozedur einige Male. Er heulte wie ein Wolf mit erhobenem Kopf.

 

Ich nahm das alles wie durch einen Schleier wahr. Immer wieder, wenn ich eine neue Dosis Farbe aufgetragen bekam, schwanden mir fast die Sinne, mein Puls pochte und mein Gehirn sprengte meine Schädeldecke.

Mein Freund, ich werde diese Drogen sicher niemals wieder aus meinem Körper bringen und weiß auch gar nicht, ob ich das will!

Ich denke, es dauerte Stunden während derer ich in diesem Höllenfeuer war. Ich erlitt es, genoss es, ertrug es nicht mehr und wollte doch, dass es nie wieder aufhöre.

 

Irgendwann ließ man von mir ab, die Lichter erloschen, die Höhle leerte sich und ich war alleine. Meine Haut prickelte, mein Atem kehrte langsam zurück und die Spiralen vor meinen Augen wurden langsamer. Ich fühlte das Leben wiederkehren. Als ich die Kühle der Nacht auf meinem nackten, geschundenen Körper verspürte, sammelte ich meine Kleidung ein und verließ die nun leere Höhle durch den schmalen Spalt. Der Morgen dämmerte schon herauf.

 

War das nur ein Spuk? An dem nun plötzlich wieder auftretendem Schmerz an meinem Schenkel und der Farbe an meinem Körper erkannte ich jedoch schlagartig, dass es keiner war. Ich hatte sie gefunden, ging durch die Vorhölle der Begierde und war wieder Sklave meiner Gier nach Lust und Erfüllung.

In der Brusttasche meines Sakkos fand ich ein Kuvert mit einer Art Vertrag und der Vorschreibung für den Mitgliedsbeitrag. Offenbar hatte ich die Prüfung bestanden!

Ich werde diesen Vertrag zu Hause durchlesen und dann entscheiden, ob ich beitrete oder nicht. Aber ich wusste bereits in meinem Unterbewusstsein, dass ich mich diesem Arrangement nicht mehr entziehen werde, nicht mehr entziehen kann! Ich war wieder erwacht.

 

Mein Redakteur wartet heute noch auf den Bericht.

Mein Freund, bitte verurteile mich nicht. Vielleicht bist Du der Glücklichere von uns Beiden. Aber nur, weil Du nie erlebt hast, wie es ist, wenn Dir alles egal ist, Dein Körper nur seine Lust befriedigen will und Du Dich in ihr verlieren möchtest.

 

Dein Freund Peter

 

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