Freitag, 12. Februar 2021

DER ENGEL VON GEGENÜBER, romantisch

 

DER ENGEL VON GEGENÜBER

von Joana Angelides





 

Gegenüber, im dritten Stock eines alten Patrizierhauses brennt wie in jeder Nacht, Licht. Schläft er nie?

"Er" ist ein junger Mann, der scheinbar nur nachts arbeitet. Denn sie sieht jede Nacht das Licht brennen und manchmal seine Gestalt an dem bis hinunterreichenden Fenster vorbeigehen, die Schatten auf die zugezogenen Vorhänge wirft.

Durch die Vorhänge hindurch kann man eine Sektion des Raumes sehen. Ein Schreibtisch mit einer noch zusätzlichen Arbeitslampe beleuchtet den Arbeitstisch. Ein Computerschirm ist zu erkennen und einige Bücher liegen herum. Man kann ihn dort regungslos sitzen sehen, oder eifrig schreiben.

 Nun steht er wieder einmal auf und tritt an das Gitter vor der Türe. Er raucht und man kann das Glimmen der Zigarette durch das Dunkel der Nacht sehen.

Er blickt hinüber zu dem ebenfalls alten Haus gegenüber.  Er hatte schon öfters bemerkt, dass da ein junges Mädchen am Fensterbrett leicht an den Fensterstock ihres Wohnzimmers gelehnt sitzt irgendein ein Manuskript in der Hand hält, in dem sie hin und wieder blättert.  Offenbar kommt da ein kleiner Windhauch und weht eines der Blätter hinaus in die Nacht und es beschreibt einen weiten Bogen um sich dann zur Straße hin zu senken.


Sie erscheint ihm im Fensterrahmen wie eine Engelsgestalt. Sie trägt das Haar offen und über die Schulter fallend. Ihre Haarfülle, dem leicht gewellten, naturblonden Haar, strahlt von weitem wie ein Lichterkranz, unterstützt durch eine kleine Lampe im Raum dahinter.

Das helle, weite, durchsichtige Hauskleid mit den langen weiten Ärmel, das ihre Gestalt umspielt und über ihre Knie gezogen ist, vermittelt den Eindruck einer Lichtgestalt.

 Das Mädchen am Fenster merkt ihn plötzlich und dass er nicht aufhört zu ihr herauf zu blicken und bleibt verlegen regungslos sitzen, bewegt nur hin und wieder den Kopf ein wenig.

"Dort oben sitzt scheinbar ein Engel?" Der Mann kann seinen Blick nicht abwenden, so fasziniert ist er von dieser Erscheinung. Dann lächelt er leicht. Ist es eine Sinnestäuschung?

 Es ist eigentlich schade, dass das Mädchen dieses Lächeln von gegenüber nicht sehen kann.

Die Nacht wird kühler, ein leichter Wind kommt auf und spielt mit dem dünnen Stoff ihres Kleides und lässt ihren Schal leicht flattern.

Er steht noch immer regungslos gegenüber und blickt hinauf. Es scheint ihm, als würde sie jeden Moment ihre Flügel ausbreitet und wegfliegen.

Sie lässt sich von der Fensterbank gleiten und entschwindet so seinen Blicken, löscht das kleine Lämpchen im Raum und geht ins Bett. Sie merkt gar nicht die helle Lichtgestalt, die kurz vor dem Einschlafen über sie goldenen Sternenstaub verstreut und so ihre Träume beeinflusst. Sie sieht im Dämmerschlaf die Gestalt im Schatten gegenüber vor sich und träumt, dass er unentwegt zu ihr hinaufblickte. 

Der erste Blick des Mädchens am Morgen, noch mit der Kaffeetasse in der Hand gilt dem Fenster schräg unter ihr, gegenüber in dem schönen Patrizierhaus.

Alle Fenster und auch die hohe Türe mit dem Gitter sind verschlossen und man kann keine Bewegung sehen.

Irgendwie enttäuscht wendet sie sich ihrem Zeichentisch zu und beginnt zu arbeiten.

Abends die gleiche Situation, wie gestern. Das Mädchen sitzt verträumt am Fensterbrett und liest in ihrem Manuskript.

Gegenüber tritt der Mann an die offene Türe und blickte überrascht hinauf. Da war sie wieder, diese helle Gestalt, mit dem Lichterkranz um den Kopf und dem weißen, durchsichtigen Kleid, mit dem flatternden Schal, sein Engel!

Durch das Hochheben der Arme, sah es einen Augenblick wieder aus, als würde dieser Engel wegfliegen wollen.

 Er konnte seinen Blick nicht abwenden und er wünschte sich sogar, fliegen zu können, um diesen Engel zu berühren.

Er überlegt sich, wie sich wohl das Haar anfüllen würde, wenn er mit seinen Fingern darin versinken würde? Wie würde der Engel, oder war es doch eine "Sie", wohl riechen? Nach weißem Leinen und Blüten, stellte er sich vor.

Sie sah ihn ebenfalls, an das Gitter seiner Türe gelehnt und zu ihr hinaufblicken. In diesem Moment war sie wie verwandelt. Sie genoss seine Blicke, die sie gar nicht sehen, sondern nur spüren konnte, fing seine Gedanken auf und konnte sich nicht entschließen, von der Fensterbank zu gleiten, um sich diesen Blicken zu entziehen.

Sie beließ die Arme oben und bewegte sich leicht, so wie als würde sie in sich in seinen Armen räkeln.

Sie nahm ihre Arme nun wieder herab und betrachtete den Mann am Fenster gegenüber. Seine Gestalt schien größer geworden zu sein, sie meinte seine Augen vor sich zu sehen. Sie spürte seinen Blick, wie er sich in ihre Seele senkte und sie nicht wieder losließ.

Die Arme leicht ausgestreckt berührte er ihren Körper und sie fühlte sich von seinen Gedanken, schwebend über die Dächer davongetragen.

Es mischte sich Traum mit Wirklichkeit, ihre Haut wurde wie Seide und der leichte Luftzug der Nacht gaukelte ihr Berührungen und ihre Haut liebkosende Lippen vor.

Es war, als würde ihr ganzer Körper im Takte der sich bewegenden Zweige des Baumes vor dem Haus, vibrieren. Es war Flüstern und Raunen zu hören, die Blätter summten ihr Lied dazu.


Das Mondlicht beleuchtete diese Szene mit seinem hellen weichen Licht und ließ alles unwirklich erscheinen. Neben dem Mond konnte man den Abendstern blinken sehen und sie stellte sich vor, wenn dann alle Menschen schlafen werden, dass sie Beide sich dort  treffen.

Das Mädchen stellte sich vor, der Abendstern wird sich im Schoße von Frau Luna niederlassen, sich von der Sichel schaukeln lassen und erst mit der Morgendämmerung am Himmel unsichtbar werden.

Lächelnd ob dieser Träumereien, beschloss sie nun aber doch, wieder von der Fensterbank herab zu gleiten und in der Dunkelheit des Raumes zu verschwinden.

 Am nächsten Morgen stand, wie von Zauberhand ein mobiler Blumenstand auf der gegenüberliegenden Straßenseite. bestückt ihn mit Flieder, Freesien und Mimosen, Vergissmeinnicht in kleinen Sträußen und Stiefmütterchen in Schalen und stellt sich dahinter. Ein bunter Sonnenschirm schützt vor der Sonne.

 Das Mädchen verlässt soeben das Haus und der junge Mann von gegenüber überquert wie zufällig die Straße.

 „Blumen für das Fräulein Braut?“, fragt die kleine rundliche Blumenverkäuferin den jungen Mann. Sie hat ein Gespür für solche Momente.

 Er blickt das Mädchen an, dann wieder die Verkäuferin und lächelt.

 „Ja, geben Sie mir allen Flieder den Sie haben!“

 Und zu dem Mädchen gewandt:

„Er passt so wunderbar zu Ihren Augen, mein Engel!“ Er überreicht ihr die Blumen.

 Es war der Beginn einer wunderbaren Beziehung.

Hört da jemand den Pfeil des Amors durch die Luft schwirren?


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