Montag, 17. Dezember 2018

Wozu brauche ich eine Brille? Satire


Wozu brauche ich eine Brille?
von Joana Angelides 


Seit Wochen habe ich ein Problem. Meine Augen sind scheinbar lichtempfindlich, da ich meine Augenlider immer so zusammenkneifen muss, wenn ich etwas in der Nähe betrachten möchte.
Nun verlieĂź ich die Arztpraxis, nicht ohne vorher noch ein verächtliches „Pfhh“ an die Gehilfin, die im Vorzimmer saĂź, zu verschwenden.
„Sie brauchen eine Brille! Sie kommen auch schön langsam in das Alter, wo man schlechter sieht, Gnädige Frau!“  Diese Worte hatten sich in meine Seele eingebrannt.

Wieso, ich sehe doch alles! Habe noch nie eine Brille gebraucht.
Wo ist denn der verflixte Aufzug, mit dem ich vorher heraufgefahren bin?
Ah, da. Die TĂĽre hatte doch vorher ein Glasfenster?
Wieso stehen da so viele Fahrräder drin? Also, die Menschen vergessen doch auch alles.
Oh, jetzt habe ich die TĂĽre zugemacht und das Licht in der Kabine dĂĽrfte kaputt sein.
Die Knöpfe zum runterfahren sieht man daher auch nicht.
Wo ist mein Feuerzeug? Sollte in der Tasche sein.
Aber da im Finstern sieht man ja nichts.

Oh, da kommt Gott sei Dank, noch ein Fahrgast, es öffnete sich die Türe.
„Ja, was machen Sie denn im Abstellraum?“ Im plötzlichen Gegenlicht sehe ich sehr verschwommen eine weibliche Gestalt, gestĂĽtzt auf einen Besen.
„Oh, verzeihen Sie, ich habe mich in der TĂĽre geirrt! Ich suche den Aufzug!“
„Hier drinnen? Na der ist gegenĂĽber, sehen Sie schlecht?“ Typisch Hauswart, die muss beim Arzt gelauscht haben. Eine unangebrachte Bemerkung, man scheint sich ja hier in diesem Hause gegen mich verschworen zu haben!
Genau gegenĂĽber war der Aufzug. NatĂĽrlich, muss ich doch glatt ĂĽbersehen haben.
Ich betrete die Kabine und Gott sei Dank, ist hier das Licht nicht kaputt! AuĂźerdem muss ich ja gar nicht hinschauen, der unterste Knopf ist das Erdgeschoss.

Während der Aufzug abwärts fährt, kann ich in Ruhe mein Make-up auffrischen. Ein Blick in den Spiegel an der Rückwand der Kabine zeigt mir, dass ich auf jeden Fall Lippenstift auftragen muss. Der Spiegel ist angelaufen, ich kann nur durch einen Schleier mein Gesicht sehen. Ich habe generell festgestellt, dass alle Spiegel in letzter Zeit immer undeutliche Umrisse zeigen, bzw. angelaufen sind, muss am Wetter liegen.
Man sieht fast gar keine Farbe mehr auf meinen Lippen. Ah, da ist ja der Lippenstift, in der Handtasche findet man rein gar nichts!!
Geht aber heute streng auf, der Stift und riecht auch anders. Oh, das war der Lippenbalsam. Naja ist ja egal, Hauptsache es ist ĂĽberhaupt was auf den Lippen.
Im Erdgeschoss angekommen beeile ich mich, dieses Haus, in dem man sich scheinbar gegen mich   verschworen hat, zu verlassen.
Ich entschloss mich, noch in mein Stammkaffee zu gehen und wende mich nach rechts.
Überrascht stelle ich fest, dass dort an der Straßenecke meine Freundin Lisa steht. Ich erkenne sie an der blauen Jacke, die sie immer trägt. Ich muss sie begrüßen, sonst beschwert sie sich wieder, dass ich immer so in Gedanken bin und niemand auf der Straße wahrnehme.
„Hallo Lisa, komm´ mit, ich gehe ins Kaffee!“
Sie dreht sich nicht einmal um, gibt mir auch keine Antwort.
Ich strecke ihr die Hand entgegen und berühre sie, da fällt sie um.
„Ja, sagen Sie einmal, Sie können doch nicht so einfach ein Plakat umwerfen, nur, weil ihnen die Werbung nicht passt!“ Regt sich ein vorbeigehender Pensionist auf und hebt das umgestĂĽrzte Plakat wieder auf.
Ich bin sehr erschrocken. Also, der Arzt hat mich total durcheinandergebracht!
Ich muss rasch in mein Kaffeehaus kommen, ich brauche den Kaffee scheinbar sehr dingend.
Ich eile auf die gegenüberliegende Straßenseite. Die Autofahrer dürften heute aber sehr nervös sein! Man hört lautes, durchdringendes Hupen und irgendwo bremst sich einer ganz laut und mit quietschenden Bremsen ein, man könnte direkt erschrecken.

Erleichtert betrete ich mein Stammkaffee und werde von der Serviererin sehr freundlich begrĂĽĂźt.
Ich hänge meine Jacke auf die Schulter eines im Wege stehenden Gastes. Normal steht da immer der Kleiderständer! Gott sei Danke kennt er mich, er hängt die Jacke kurzerhand um.

„Bitte, ich brauche ganz dringend einen Kaffee. Ich war gerade beim Arzt und der wollte mir unbedingt eine Brille verpassen, in meinem Alter! Ich sehe doch gut, wozu brauche ich eine Brille?“



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