Freitag, 15. Januar 2021

Im Schatten des Fujijama, Tamomoto, Tag 2

 


Auszug aus dem e-Book


IM SCHATTEN DES FUJIJAMA

von Joana Angelides




TAMOMOTO, Tag 2

 

Heute ist wieder so ein Tag, dem ich seit Stunden entgegen zitterte

Ich weiß gar nicht, wie lange ich schon daliege, durch die Maske kann ich nicht feststellen, ob es dunkel oder hell im Raum ist.

 

Ich kenne den Raum natürlich, er ist oval, mit Matten ausgelegt, das Bett in der Mitte des Raumes ist niedrig, quadratisch und rot gepolstert. Es ist ein japanischer Futon. Rund um das Bett sind mit Reispapier bespannte Paravents aufgestellt, die mit Drachen und japanischen Landschaften bemalt sind. Die Lampen dahinter erleuchten den Raum nur wenig, das Licht durchbricht das Reispapier nur sehr zaghaft. Der Blick durch die Breitseite des Raumes geht in den mit Lampions geschmückten Garten hinaus und der kleine Teich spiegelt in mondhellen Nächten die silberne Scheibe des Erdtrabanten wider.

Doch im Moment kann ich das nicht sehen. Meine Sinne sind geschärft und ich horche in die Dunkelheit hinein.

 

Wird Tamomoto wieder zurückkehren? Die Erregung steigt und mit ihr die Erwartung für das Kommende.

 

Ich bin mit dünnen Seidentüchern ans Futon gefesselt und fühle mich meinen Begierden total ausgeliefert, die Maske auf meinem Gesicht macht das übrige.

Ich liege da, die Stille wird immer lauter und das Einzige, das ich hören kann ist mein Herzschlag. Da, ein Luftzug! Er betritt wieder den Raum.

 

Schon spüre ich etwas Warmes auf meinem Bauch und dann spüre ich wie Fingerkuppen es verteilen. Es riecht nach Moschus und Vanille.

 

Sehr lange kreisen diese Fingerkuppen um meinen Nabel, gehen nach oben, umkreisen meine Brust, sparen jedoch die Brustspitzen aus. Es macht mich verrückt, denn gerade da entzündet sich meine Erregung immer und er weiß es. Er will das scheinbar bis zuletzt aussparen.

 

Dann gleiten diese Fingerkuppen wieder nach abwärts, massieren meine Hüften, gleiten die Schenkel außen nach unten und wieder innen nach oben. Ich bäume mich auf vor Lust.

 

Doch diese Berührungen ändern die Richtung und gleiten wieder nach abwärts. In meine Kniekehle, weiter die Waden nach unten und umkreisen meine Füße. Sie gleiten an der Seite bis zu den Zehen; Kratzen wie mit einem Geigenbogen an ihnen, kratzen in den Zwischenräumen und meine Beine beginnen wie die Saiten eines Instruments zu vibrieren. Diese Hände haben plötzlich Nägel, die Fingerkuppen sind verschwunden?

 

Er ist ein Teufel, ein Teufel aus Japan, der meint, ein Musikinstrument in Händen zu haben um ihm Töne zu entlocken.

 

Seine Finger beginnen auf der Fußsohle zu tanzen, zart zu kratzen. Ich stöhne.

Dann beginnen sie jeden Zeh zu berühren, zart darüber zu streifen, ich stöhne lauter. Es wird unerträglich und es hört nicht mehr auf. Ich beginne unkontrolliert zu zittern, möchte fliehen. Unkontrollierbare Töne entweichen mir.  Doch er hört offenbar meinen Klangkörper zu einer Symphonie anschwellen. Ich kann nicht fliehen, bin ich doch mit dünnen Seidentüchern an das Bett fixiert.

 

Es ist chinesische Folter, er wird mich zu Tode kitzeln.

 

Alle meine Muskeln spannen sich nun an, der Körper versucht dieser süßen Qual zu entkommen. Da, es hört endlich auf und ich atme auf, mein Körper sackt in sich zusammen.  Doch es war nur ein kurzer Moment, schon beginnt es wieder und diesmal sind es keine Fingerkuppen, keine Fingernägel, sondern es ist ein harter und doch elastischer Pinsel. Wahrscheinlich ist es der Pinsel mit den Marderhaaren, den wir schon eine Weile haben. Er lässt meine Beine wieder unkontrolliert zucken, mich aufbäumen, mich betteln, er soll doch aufhören. Aber er weiß, dass ich es eigentlich nicht wirklich möchte.

 

Ich spüre nur seinen warmen Atem auf meinem Bauch.

 

In der selbst gewählten Dunkelheit stelle ich mir vor, wie er über mich gebeugt es genießt, wie ich mich winde, um eine Pause flehe, flüsternd daliege. Er genießt die anschwellenden Töne aber auch die Zwischentöne meiner eigenen Komposition.

 

 

Der Pinsel bewegt sich auf der Fußsohle in wechselndem Tempo und in meinem Inneren beginnen sich bunte Kreise zu drehen. Ich muss aus diesem Teufelskreis raus, ich halte es nicht mehr aus.

 

Plötzlich hört es auf.  Der Pinsel wandert an der Innenseite meiner Beine hinauf zu den Schenkeln und vermittelt den Eindruck von Millionen von Ameisen, die über meinen Körper laufen. Ich spüre, wie ich feucht werde, wie sich meine Vagina zusammenzieht.

 

Nun kommt dieser Pinsel langsam näher an mein Lustzentrum und ich halte den Atem an. Der Körper weiß, was auf ihn zukommt. Einerseits zittert er davor, andererseits will er es.

 

Zarte Finger teilen meine Scham und der Pinsel gleitet langsam zwischen meine Lippen. Er erreicht die Klitoris und beginnt langsam darüber zu kreisen. Sehr langsam. Die Impulse steigen in meinen Kopf, erzeugen bunte Ringe, sich drehende Kreisel und das Gefühl nur mehr aus Gehirnmasse und Klitoris zu bestehen.

 

Der Pinsel bewegt sich hin und her, am Punkt rundherum. Schneller, dann wieder langsamer, ich stöhne und stoße kleine Schreie aus. In dem Moment, als sich ein Orgasmus ankündigt, hört der Pinsel auf. Die Spannung fällt zusammen.  Nun beginne ich sogar zu betteln, dass er weitermachten soll, flüstere sinnlose Worte, mein Atem fliegt. Doch er ist vorerst erbarmungslos.

 

Er hat mir einen wahnsinnig aufregenden Nachmittag versprochen und das scheint er nun in die Tat umzusetzen.

 

Er entfernt sich vom Bett und lässt mich mit all meiner Erregung wieder alleine. Ich horche in die Dunkelheit, die meisten Ameisen sind zur Ruhe gekommen. Doch einige Tausende spüre ich noch, besonders im Gehirn. Sie machen meinen Geist verrückt.

 

Da, er beginnt wieder sich mit meinen Füßen zu beschäftigen. Er reibt sie mit etwas Öl ein und beginnt schon wieder unter meinen Zehen zu tanzen, mit seinen Fingernägel meine Fußsohlen, besonders an den Seiten zu bearbeiten und mein Körper bäumt sich wie unter Strom auf, zuckt.  In Kürze werde ich die Kontrolle verlieren. Als es fast unerträglich wird, hört es wieder auf. Ich schreie auf, NEIN!

 

Ich merke den Luftzug, den ein Körper verursacht, der sich ganz nahe bewegt. Ich spüre, wie sich dieser Körper über mich beugt und meine sehr harten, erregten Brustspitzen zwischen seine Lippen nimmt und sie presst, dreht und mit seiner Zunge streichelt.

 

Ich werde mit ungeheurer Wucht von einem Sturm hochgehoben und fliege nun hoch hinauf in die Wolken.

 

Seine Fingerkuppen erfassen nun wieder meine Perle und streicheln im selben Rhythmus darüber, wie seine Zunge meine Brustspitzen berührt. Jeder Zentimeter meiner Haut ist elektrisiert, es läuft Strom darüber, das Vibrieren hört nicht mehr auf.

 

Ist es ein Finger, sind es zwei oder drei, die nun in mich eindringen? Sie berühren meinen G-Punkt, sie katapultieren mich in den Orbit, kein Nerv in meinem Körper kann ruhig bleiben, die Nervenenden glühen. Die Finger massieren langsam aber stetig diesen Punkt und sein Daumen kreist über meiner Perle, stetig und laaangsam. Es ist die italienische Methode.  Ich spüre Kaskaden von Empfindungen in meinem Körper auf und ab zu laufen, wie Flut und Ebbe. Sie werden in Kürze über mir zusammenschlagen.

 

Es kann unmöglich ein Mensch alleine sein, der meinen Körper so zum Klingen bringt, es ist ein ganzes Symphonieorchester. Die bunten Kreise in meinem Gehirn werden immer schneller und als er in mich eindringt, schnell und fordernd, kräftig und selbst pochend und zuckend, fliege ich mit einem Paukenschlag direkt über einen Vulkan, der sich plötzlich auftut.

  .

Der erste gemeinsame Orgasmus schlägt über uns zusammen, reißt mich mit.

Das Furioso strebt seinem Höhepunkt zu.


Im Schatten des Fujijama, Tamomoto, 1. Tag

 



Auszug aus dem e-Book


IM SCHATTEN DES FUJIJAMA




TAMOMOTO 


verwöhnt mich, kocht hin und wieder für mich im Alltag, füllt mein Leben mit Musik und Harmonie. Ist in erster Linie Japaner, dann erst Dirigent, Musiker. Er lässt mich spüren, dass er ganz in mir aufgehen kann, alle meine erotischen Neigungen und Wünsche erfüllen und genießen und mich glücklich sehen will. Sein Lächeln ist warm und seine dunklen Augen ein tiefer See. Unsere Seelen fließen dahin, wie die Musik von Smetana, bäumen sich mit der Musik von Rimski-Korsakov auf oder verlieren sich in den Symphonien von Beethoven.

TAMOMOTO.Tag 1

 

Ich habe soeben die Hölle verlassen und es war wunderbar. Die Stille danach jedoch ist wieder quälend. Die Augenmaske lässt mich in völliger Dunkelheit.  Ich spüre noch immer Tamomotos warme, festen Hände wie sie meinen Körper streicheln, seine Lippen über meine Brüste streichen, zum Bauch hinunter wandern, im Nabel verbleiben und unruhig vibrieren, verhindern, dass die Erregung abflaut. Sie hat mich voll im Griff. Im Hintergrund ist leiser Trommelwirbel zu hören, als würden die Heere aus Eroicas drittem Satz aufmarschieren.

Tamomoto spielt wieder eine seiner Symphonie im Konzertsaal meiner Empfindungen.

 

Er entfernt sich wieder und ich bleibe in der völligen Dunkelheit und Stille zurück.

 

Spüre plötzlich, wie Nebelfetzen, (oder sind es Spinnweben?)  über mich gleiten, meine Schenkel berühren und sie auseinander drängen.  Er ist wieder da! Er drängt sich in mein Lustzentrum und sein Schwert bleibt genau über meiner Klitoris stehen. Es sind tausend Zungen, die sich mit dieser noch immer sehr erregten Stelle vereinen und sie beginnen erneut in meinem Körper zu toben; meine Nervenenden vibrieren hektisch. Es scheint, als wäre ich auf ein Rad gebunden, dass sich immer schneller dreht. Warmer Atem ist spürbar über den Spitzen der Brust und eine, oder mehrere Zungen beginnen ihr Spiel. Es gibt kein Entrinnen, die Ameisen kommen wieder, der Strom erfasst meine Fingerspitzen und breitet sich bis zu den Zehen aus. Mein Mund trocknet aus, ich kann nur mehr stoßweise atmen.

 

Es ist als würden sich die Tore der Hölle wieder öffnen, tausend feurige Zungen nach mir lecken um mich, wie Don Giovanni, in den Abgrund zu ziehen. Der Dirigent hält seinen Zauberstock, der einmal wohltuend, dann wieder strafend über mich herrscht, fest in der Hand und lässt keinen Moment Ruhe einkehren.

Mein Körper wird gleichzeitig in glühende Lava getaucht, dann wieder in ein Meer von Eis, von einem Extrem ins andere. Die Zunge hört nicht auf, sie stülpt mein Innerstes nach Außen und dieses Innere ist wie eine Pfingstrose mit tausend dunkelroten, bebenden Spitzen.

 

Das Blut steigt und steigt in den Kopf, ein Feuerwerk explodiert und ich sehe nur mehr diese leuchtenden Sterne an einem schwarzen Nachthimmel. Es ist ein neuerlicher Orgasmus, ausgelöst durch tausend Zungen der nicht aufgehalten oder unterbrochen werden kann. Nichts ändert sich, die Zunge arbeitet ruhig weiter, treibt mir den Schweiß aus allen Poren und ich spüre, wie die Erregung, die Lust immer tiefer eindringt in meinen Leib. Es tauchen aus dem noch nie sichtbaren Abgrund Gefühle auf, die den Körper treiben und das ausbrechende Feuer lodern lassen.

 

Unmittelbar, ohne Vorwarnung überrollt mich der nächste Höhepunkt, raubt mir fast das Bewusstsein.

 

Doch es hört nicht auf. Ich schreie diese schmerzhafte Lust hinaus, ich spüre seine Finger in meinem Mund, ich sauge daran, spüre, wie mir Tränen der Lust über die Wangen laufen.

 

Inzwischen kriechen Tamomotos Hände weiter über meinen Körper, machen ihn zittern, reizen die Nerven und holen gutturale Töne aus mir hervor. Der glühende Körper bäumt sich auf, will dieser Qual ein Ende bereiten, ist jedoch chancenlos.

 

Unentwegt spüre ich seine Lippen am ganzen Körper, sie spielen mit ihm, saugen an ihm und kühlen zischend die glühenden Punkte.

 

Der ultimative Orgasmus überrollt mich, ich sehe in meiner Dunkelheit meinen Körper von Innen heraus, sehe jede Sehne, jede Vene und jede Ader. Sehe wie sich glühende Lava in ihnen wälzt, sehe, wie sich mein Bauch nach außen wölbt, meine Brust sich öffnet und das offene, blutige Herz wie rasend schlägt. Alles was ich noch spüre, ist die Explosion in meinen Kopf. Sehe, wie er von innen her zerrissen wird, wie die Feuerwerkskörper die Gehirnschale verlassen und werde gleich das Bewusstsein verlieren.

 

Bevor dies geschieht, fängt er mich mit seinen starken Armen auf und hält mich so lange, bis sich mein Körper beruhigt. Dann erst senkt er den Taktstock.

 

Es dauert eine Ewigkeit und eine Stunde.


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