Sonntag, 2. Juni 2019

Verlorene Träume, Märchen


Verlorene Träume

von Joana Angelides




Isabella saß am Fenster und schaute in den Garten hinaus. Es war noch früh am Morgen und alle im Haus schliefen noch. Außer Großmutter, die war in der Küche und machte das Frühstück. Man hörte am Klappern der Kaffeeschalen, Teller und Bestecke, dass durch das geöffnete Küchenfenster zu hören waren, dass sie den Tisch deckte
Isabella war noch nicht ganz munter, sie hatte den Kopf an den Fensterrahmen gelehnt und die Augen halb geschlossen. Doch, was bewegte sich da im Gras? Sie hob den Kopf und schaute angestrengt in die Ecke des Gartens.
Dort bemerkte sie eine kleine Gestalt, die zu ihr hinaufblickte. Es war ein kleines Männchen mit einem weißen Hemd und langen grünen Hosen und einer roten Zipfelmütze auf dem Kopf. Sie rieb sich die Augen, denn sie glaubte, nicht richtig gesehen zu haben. Die kleine Gestalt winkte zu ihr herauf.
„Pst, pst,“ machte das der kleinen Männchen.
„Meinst Du mich?“ fragte Isabella
„Ja, dich.“
„Ja wer bist Du denn? Ich habe dich noch nie da gesehen,“ sagte sie
„Ich bin das Traummännlein, ich sollte eigentlich schon längst schlafen, aber ich brauche deine Hilfe.“
„Ja, wie kann ich Dir denn helfen?“ Isabella war ganz erstaunt.
„Ich habe meinen Sack mit all den Träumen verloren und kann ihn nicht wiederfinden.“ Das Traummännlein setzte sich auf einen Stein, der in der Wiese lag und stützte sein Kinn auf die Hände und blickte ganz traurig zu Isabella hinauf.

In diesem Augenblick öffnete sich die Türe und die Mutter kam herein.
„Isabella, Du sitzt am offenen Fenster und träumst wieder vor dich hin, gehe ins Badezimmer und ziehe dich an, wir frühstücken dann.“

„Hallo, Traummännlein, ich muss jetzt runtergehen und frühstücken. Ich komme dann in den Garten, warte auf mich!“ Rief sie in den Garten hinunter, konnte das Traummännlein aber nirgends mehr entdecken.

Das Frühstück dauerte ewig, so schien es ihr. Endlich erhoben sich alle. Großvater ging in den Schuppen, um das Vogelhäuschen, welches er für die Vögel bastelte, fertig zu machen. Mutter begann in der Küche alles für das Mittagessen vorzubereiten, Vater nahm die Zeitung und setzte sich in die Leseecke. Tante Helga und Onkel Fritz, die zu Besuch waren, setzten sich wieder an den Küchentisch und unterhielten sich mit Mutter. Isabella half noch Großmutter das Geschirr in die Spüle zu tragen, das Tischtuch zusammen zu falten und lief dann sofort in den Garten hinaus.
„Hallo, wo bist Du?“  rief sie leise und schaut sich im Garten um.
„Pst, pst, hier unter dem Baum,“ hörte sie eine ebenso leise Stimme.
 „Du willst mir wirklich helfen?“  Das Traummännlein saß unter dem Apfelbaum auf einer großen Wurzel und wartete auf Isabella.
„Komm, wir gehen in den Baum hinein,“ sagte es und nahm Isabella beim Rockzipfel, weil er war so klein, dass er nicht höher hinaufreichte.
„Oh, in den Baum?“ Sie schaute erstaunt.
Doch er drehte sich um und ging auf den Stamm zu und da öffnete sich dieser doch tatsächlich und ließ die beiden eintreten. Es öffnete sich ein kleiner Spalt, der gerade so groß war, dass Isabella hindurch konnte und sie sah eine Treppe, die hinab führte in einen großen unterirdischen Saal.
Isabella staunte. Sie hätte nie gedacht, dass unter dem Baum und unter ihrem Garten ein so großer Saal mit so wunderschönen Dingen zu finden war.

In der Ecke stand ein Schaukelpferd, auf dem saß ein großer Clown, angelehnt an einen Schrank mit Regalen in denen viele Puppen und Plüschtiere Durcheinander saßen und lagen. Gegenüber war eine große Truhe mit offenem Deckel, in der lagen noch mehr Spielsachen. Bälle, ein Feuerwehrauto, eine Trompete und ein Tamburin. In der anderen Ecke stand ein Kasperletheater, das Krokodil hing ganz schlaff von der Bühne herunter und der Kasperl lehnte in den Kulissen. Die Prinzessin war heruntergefallen und lag neben dem Theater am Boden.
In der anderen Ecke lag ein Segelschiff, daneben ein Flugzeug und unter dem Flugzeug sah man eine große Lokomotive mit ein paar Waggons umgestürzt liegen. Die Schienen lagen Durcheinander daneben.
Oben schwebte eine Wolke, auf der saßen ein paar Engel mit weißen Gewändern voller silberner Sterne.

„Oh, was ist denn das?“ Rief Isabella voller Entzücken aus.
„Das sind die Träume, die ich jede Nacht an die Kinder verteile. Aber um die Träume auch verteilen zu können, brauche ich meinen Sack mit dem Goldstaub. Den Goldstaub streue ich dann über die schlafenden Kinder aus und die Dinge aus diesem Saal erscheinen dann den Kindern im Traum. Aber leider, ist mir dieser Sack abhanden gekommen.“ Und dicke Tränen rollten über sein Gesicht.
„Und Du willst, dass ich Dir suchen helfe? Wann hattest Du denn den Goldstaub das letzte Mal?“
„Vor zwei Nächten, da war er noch da und gestern Abend war er weg. Ich habe ihn da hergestellt!“ Er zeigte mit dem Zeigefinger mitten in den Saal, doch dort war nur ein leerer Platz.

„Also, eigentlich hast Du da eine große Unordnung. Man müsste das alles zusammen räumen, vielleicht finden wir den Sack dann wieder.“
„Nein, nein, ich finde immer wieder alles,“ verteidigte sich das Traummännlein.
Da war es Isabella, als ob sich der Clown dort am Schaukelpferd bewegt hätte. Als sie aber hinsah, saß er wieder ganz ruhig da und schaute sie mit seinen großen, bemalten Augen ganz unschuldig an. Aber war da nicht ein kleines Zwinkern in seinen Augen zu sehen und zuckten nicht die Mundwinkel ein wenig?

Isabella ging langsam auf den Clown zu und blickte ihm tief in die Augen. Und wirklich, der Clown zwinkerte ganz leicht und wackelte auch ganz leicht mit seinem Kopf und die roten Haarlocken zitterten leise.



Und war da nicht ein leises Kichern zu hören, von der oben schwebenden Wolke? Hatten sich die Engel nicht gerade die Hand vor den Mund gehalten und kicherten? Nein, doch nicht, jetzt war es wieder ganz ruhig und sie blickten unbeteiligt in die Ferne.
Auch der große Teddybär dort auf dem Stuhl konnte scheinbar nicht ruhig sitzen, sein vorgewölbtes Bäuchlein zitterte ein wenig und er fiel vom Stuhl und das kleine Glöckchen auf seinem Halsband klingelte leise.

Auch auf dem Regal mit den Puppen und Plüschtieren schien irgendwie Unruhe zu herrschen. Es schien Isabella, als ob sich alle bewegten und die Anordnung der verschiedenen Puppen und Plüschtiere noch mehr Durcheinander kamen.
Da stieg in Isabella ein Verdacht auf.
„Also, wir werden jetzt einmal Ordnung machen, in deinem Traumland,“ sagte sie und begann zuerst einmal im Regal die Puppen zu ordnen. Sie ordnete sie nach Größe und Kleidung, die Plüschtiere wurden abgestaubt und in Ordnung hingesetzt, die Elefanten kamen alle auf das oberste Regal und die kleinen Äffchen darunter, dann die Teddybären und die Kätzchen. So, das sah schon gut aus. Sie hob auch alle Dinge, die am Boden lagen auf und legte sie fein säuberlich nebeneinander auf die Regale.
Aber den Sack mit dem Goldstaub fand sie nicht.
„Ja es tut mir leid, aber der Sack ist nicht da.“ Sagte sie.
Doch da runzelte sie die Stirne, jetzt hatten sie alle Traum -Zutaten sortiert, abgewischt und weggeräumt. Nur der Clown saß noch immer unbeweglich auf dem Schaukelpferd.
Sie ging auf den Clown zu und versuchte ihn vom Schaukelpferd   zu heben. Doch er machte sich ganz steif und versuchte sitzen zu bleiben. Mit einem Ruck hob sie ihn jedoch weg und fiel mit ihm gemeinsam auf den Boden.

„Ohhh, da ist er ja!!!“ rief in diesem Moment das Traummännlein und beugte sich über das Schaukelpferd um den Sack aus der Ecke zu holen.
Isabella musste laut lachen. Sie befreite sich von dem Clown, der auf ihr lag und stand auf.
„Der Clown hat ihn versteckt! Aber warum nur?“
„Ich glaube ich weiß warum,“ sagte das Traummännlein. „Ich habe ihn in letzter Zeit so wenig zu den Kindern geschickt. Da war er so lange alleine. Aber die Kinder sind in letzter Zeit so wenig in den Zirkus gegangen, haben nicht von Clowns träumen wollen. Deswegen war er ganz traurig. Wahrscheinlich wollte er mir das damit sagen.“

Er ging auf den Clown zu und gemeinsam mit Isabella hoben sie ihn auf und setzten ihn wieder auf das Schaukelpferd.
„Ich möchte gerne morgen von einem Clown und einem großen Zirkus träumen.“ Sagte Isabella.
Es war ihr, als ob der Clown ein wenig lächelte.

„Ich danke Dir, dass Du mir geholfen hast, ich werde Dir einen schönen Traum vom Zirkus schicken!“
Sie liefen beide die Treppe wieder hinauf und wie von Zauberhand öffnete sich der Baumstamm ein wenig und sie trat in das helle Sonnenlicht hinaus. Als sie sich umdrehte, war der Baumstamm unverändert, wie immer und auch keine Spur vom Traummännlein.
Sie setzte sich hin, lehnte sich an den Baumstamm und lächelte still vor sich hin. Wie doch das Traummännlein unordentlich war. Da konnte er ja nichts finden. Und wie schlau der Clown doch war!
„Ja Isabella, Du träumst schon wieder in den Tag hinein,“ sagte die Mutter und stand vor ihr.
„Wo warst Du denn, ich habe dich gerufen. Du solltest einmal dein Zimmer in Ordnung bringen, da findest Du ja nichts mehr!“

Isabella lief Durch den Garten zu ihrem Zimmer und dachte wieder an ihr Erlebnis. Aber wahrscheinlich hatte sie wirklich nur geträumt. Als sie in ihr Zimmer kam, bemerkte sie eine kleine rote Locke auf ihrem Rock, sie war der Lockenpracht des Clowns sehr ähnlich.



Hexlein Samantha und die Kräuter, Märchen.


Hexlein Samantha und die Kräuter
von Joana Angelides




Die kleine Hexe Samantha ging ganz betrübt durch den Märchenwald nach Hause ins Schloss.  Heute hatte sie in der Schule die Lehre von den Kräutern abgeschlossen. Aber es waren so viele Kräuter, wer sollte sich das alles merken? Sie hatte über das Wochenende frei und am Montag war die große Prüfung, das heißt, sie musste über das Wochenende noch viel lernen,

Da es sehr warm war und die Sonne auf der Lichtung schien, setzte sie sich am Fuße der großen Tanne nieder um auszuruhen. Als sie nun so dasaß, beschloss sie einige der Kräuter auszuprobieren, um dann bei der Prüfung gute Noten zu bekommen. Sie öffnete ihre Tasche und nahm das Kräuter-Schulbuch heraus. Sie blätterte eine Weile darin und beschloss dann einen Trank aus Baldrian und Melisse zu brauen. Dieser Trank sollte beruhigend wirken und kann sicher keinem schaden, dachte sie.

Außerdem gab es da auch noch Hirse und Malz und Honig, da konnte man ein würziges Honig-Bier herstellen, das sicher den Kobolden gut schmecken würde. Ganz aufgeregt machte sie das Buch wieder zu, verstaute es in der Tasche und lief zum Feenschloss. Sie musste die Köchin noch erreichen, bevor diese die Küche schloss und zum Mittagsschlaf ging. Bevor sie jedoch ins Schloss ging, musste sie noch im Wald die nötigen Kräuter holen.
Als sie die Küche betrat waren schon alle emsig dabei, die Töpfe und Pfannen, die Teller und Gläser in die Regale zu verstauen. Alles war bereits abgewaschen und abgetrocknet und die Küche war blitzblank geputzt.

„Was willst du denn?“ fragte die Köchin misstrauisch. Wenn die Köchin die kleine Hexe Samantha zu Gesicht bekam, hatte sie immer das ungute Gefühl, es wird sicher sofort irgendwas passieren. „Ach ich muss für die Prüfung am Montag noch was praktisch ausprobieren, kann ich nur ganz kurz in der Küche etwas Wasser aufkochen und Kräuter darin ziehen lassen.“
„Wasser aufkochen?“ Die Köchin runzelte die Stirne und dachte nach. Also, wenn sie nur Wasser aufkochen will, kann eigentlich nichts passieren, dachte sie. Aber sie wollte trotzdem schon den Kopf schütteln.

„Ach bitte!“ sagte Samantha in diesem Augenblick und ihre großen Augen sahen die Köchin so flehentlich an, da konnte diese nicht „Nein“ sagen. „Also gut, aber halte dich nur hier in diesem Bereich auf. Hier hast du einen Topf für das Wasser und eine Schüssel für die Kräuter. Nachdem du fertig bist, stelle den Topf und wasche die Schüssel gut aus und stelle sie hier her.“ Sie zeigte mit den Fingern genau auf die Stelle, wo sie die beiden Geschirre stehen haben wollte.

„Und hast du vielleicht auch zwei Flaschen, wo ich dann die Kräutersäfte hineingießen kann?“ „Ja, hier.“ Sie zeigte auf ein Regal mit lauter leeren Flaschen, „Nimm dir was du brauchst, aber ich will diese Flaschen nach deiner Prüfung wieder zurückhaben!“ Sie erhob ihre Stimme ein wenig, um ihr einen drohenden Klang zu geben. „Ja, natürlich, oh ich danke dir vielmals.“ „So ich gehe jetzt und ruhe mich aus, wenn ich wiederkomme, möchte ich dich hier nicht mehr sehen!“ Sie drehte sich um und verließ die Küche.

Samantha breitete die mitgebrachten Kräuter fein säuberlich auf dem Tisch aus und wusch dann jedes einzelne sehr sorgfältig.  Sie ließ sie die Kräuter in einem Sieb abtrocknen. Nun stellte sie Wasser auf den Herd und wartete bis es kochte. Sie nahm die gewaschenen, in einem Tuch abgetrockneten Baldrianblätter und die Melisse und legte sie in eine Schüssel. Dann nahm sie den Topf mit dem kochenden Wasser und machte den Aufguss.  Baldrian war ja fast eine Medizin, es wirkte beruhigend und half bei Schlaflosigkeit. Sie holte rasch das Kräuterbuch heraus und schaute nach, wie lange die Kräuter ziehen mussten. Das schrieb sie auf einen Zettel und legte ihn daneben.  Sie nahm die anderen Kräuter für das Kräuterbier und mischte es genau nach den Angaben des Buches und suchte, obwohl ihr die Köchin verboten hatte in der ganzen Küche herum zu gehen, etwas Honig von den Bienen des Waldes und gab einen großen Löffel Honig dazu. So, das musste nun einmal gären. Aber so viel Zeit hatte sie nicht, sie musste schon heute Nachmittag die Küche verlassen!




Während nun die beiden Schüsseln mit den Kräutern so dastanden, der Baldrian musste ziehen, das Bier sollte gären, überlegte sie sich, dass ein kleiner Zauberspruch aus ihrem Zauberbuch helfen würde, dass das Honigbier schneller gären würde. Sie schloss die Augen und dachte nach. Wie war doch der Spruch, der die Zeit übersprang und die Minuten zu Sekunden und die Stunden zu Minuten machte?

„Chronos multipassos, abradrum“
Kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen sah sie schon wie sich in der Schüssel die Flüssigkeit verdoppelte und die Kräuter zerfielen und sich oben ein Schaum bildete.
 „Es hat geklappt“ jubelte sie und klatschte in die Hände. Aber jetzt musste sie das alles noch in Flaschen füllen! Sie nahm sich einige Flaschen vom Regal und füllte das Bier dort ein, verschloss die Flaschen mit Korken und verstaute sie in ihrer Schultasche.

Sie nahm auch eine Flasche für den Baldriansaft. Doch leider war diese Flasche zu klein, es blieb etwas Flüssigkeit übrig, sie wollte den Rest aber nicht wegschütten, sondern suchte ein Glas oder eine Schale. Ach, da stand ja eine Porzellanschale, gleich neben dem Herd. Dort hinein goss sie den Baldriansaft. Sie wollte diesen Rest dann später abholen, weil sie nicht alles tragen konnte. Es war ihr zu schwer.

Sie hatte allerdings nicht bemerkt, was auf der Rückseite der Schale stand: NUR FÜR KÖCHIN. Es war die Kaffeeschale der Köchin.

Nachdem sie alles abgewaschen und wieder an den Platz gestellt hatte, verließ sie die Küche, um die Flaschen für Montag aufzubewahren. Sie war ganz sicher, nun die Prüfung zu bestehen, weil sie ja auch mit praktischen Beispielen aufwarten konnte. Dann überlegte sie aber, dass sie nun die schweren Flaschen hinauf in den Schlafsaal schleppen musste und am Montag wieder runtertragen musste. Sie beschloss, die Flasche mit dem Baldriansaft in der Schultasche zu belassen, aber den Honigwein im Wald zu verstecken und am Montag dann zur Schule mitzunehmen. Sie ließ die Schultasche in der Küche stehen und ging mit den Bierflaschen hinaus in den Wald bis zur großen Tanne und versteckte sie dort in der Wurzelhöhle. Sie deckte sie mit Laub zu und war sehr zufrieden.

„Was versteckst du da?“ hörte sie plötzlich hinter sich eine leise Stimme. Es war die Schlange Birr. Diese hing am letzten Ast der Tanne faul herunter und hatte wie immer nur ein Auge offen, mit dem sie aber alles sah.

„Ach ist nur ein Experiment für die Schule, nichts Interessantes.“ sagte Samantha. „Ein Experiment?“ rief da der Kobold, der zugehört hatte. Er wohnte auf der anderen Seite des Baumes und beobachtete immer alles, was rundherum geschah. „Ja und lass das in Ruhe dort liegen, es ist nur Limonade“, sagte Samantha und ging zurück zum Schloss.

„Soso, Limonade“, sagte der Kobold und näherte sich den Flaschen neugierig. Bei einer Flasche war der Kork sehr lose und er roch daran. Es roch süß und ein wenig würzig. Er fuhr mit den Fingern am Kork entlang und steckte diesen dann in den Mund. „Oh, schmeckt aber gut“, sagte er dann.
„Was schmeckt gut?“ fragte das Eichhörnchen, das eben nach Hause kam und den Stamm entlang zu seinem Nest laufen wollte. „Na die Limo von der kleinen Hexe“, sagte der Kobold. „Wo ist eine Limo?“ fragte da der kleine Hase Haseputz. Er hoppelte gerade so im Wald herum und suchte Freunde zum Spielen und Limonade trank er für sein Leben gerne.

Im Nu hatten sich einige Tiere des Waldes versammelt und alle wollten die Limonade kosten. „Die Flaschen gehören euch nicht, lasst sie in Ruhe“, rief die Amsel, die gerade vorbeiflog. Doch in diesem Augenblick hörten sie „Plup“ und der Stoppel flog aus der Flasche heraus. Alle liefen weg und schauten ganz verschreckt. Das Bier gärte immer noch und der Stoppel war nicht fest genug im Flaschenhals. Durch das Bewegen des Koboldes flog er in hohem Bogen heraus und das Getränk schäumte heraus.

Der Kobold lief zurück und hob die Flasche in die Höhe. Er konnte nicht widerstehen, die vermeintliche Limonade mit seinem Mund aufzufangen. Wäre ja schade gewesen, wenn die gute Limonade verloren ging. „Oh, das ist aber eine seltsame Limo“, sagte er und machte noch einen kräftigen Schluck aus der Flasche. „Lass mich auch kosten“, rief das Eichhörnchen. Sie tranken beide aus der Flasche und schnell war die Flasche leer.
Da kam der Bär vorbei und wunderte sich, dass alle im Kreise standen und auf den Kobold blickten. „Was ist denn hier los?“ brummelte er. „Samantha hat eine wunderbare Limo gemacht und wir haben sie gekostet! Uuups!“ sagte der Kobold. „Ja, smeckt, smeckt guuuut“, lallte das Eichhörnchen. „Gib mir auch eine Flasche, muss ja eine tolle Limo sein, wenn ich euch so anschaue!“ Der Bär griff nach der nächsten Flasche öffnete den Korken und trank diese mit einem Zug leer.

„Wow, die schmeckt ja phäno... phäno... phänomenal!“ stellte der Bär fest und musste sich niedersetzen. Er saß nun mit dem Rücken zum Baum und seine Augen rollten rundherum. Der Kobold lag auf dem Rücken gleich neben ihm und seine Zipfelmütze ist ihm über das Gesicht gerutscht. Die Schlange Birr ließ sich langsam vom Ast herunter und schlängelte sich durch das Gras zu der liegenden Flasche neben dem Kobold. Mit ihrer langen Zunge leckte sie den Rest aus der Flasche, die neben dem Kobold lag und verdrehte beide Augen. Nach einer Weile konnte sie sich nicht mehr auf den Ast hinaufziehen und blieb auch im Gras liegen.

Papa Hase kam herbei und konnte grade noch im letzten Augenblick Klein-Haseputz daran hindern, ebenfalls von der Flasche zu trinken. Nachdem er davon nur gekostet hatte, stellte er fest: „Ist aber stark, diese Limonade.“
Ein paar Bienen kamen auch herbei, sie hatte der Duft des Honigbieres angelockt und sie naschten an den Tropfen auf der Flasche. Als sie wieder zurückflogen, machten sie einige Loopings und trällerten laut vor sich hin. Aufmerksam geworden durch den Lärm im Märchenwald kam auch Frau Eule herbeigeflogen und setzte sich auf den untersten Ast der Tanne. Mit ihren großen Augen betrachtete sie erstaunt das Treiben zu Füßen des Baumes und auf der Lichtung.

„Ah, ihr seid ja alle von diesem Bier beschwipst!!“ rief sie empört. „Oh, das ist Bier?“ brummelte der Bär und betrachtete die Flasche genauer. „Ja, und durch die Sonne und wahrscheinlich wieder unrichtigen Hexenspruch von Samantha ist das ein ganz starkes Getränk geworden! Hört sofort auf und lasst die Flaschen in Ruhe!“ rief sie streng. Doch leider war es schon zu spät. Jeder der von der vermeintlichen Limo gehört hatte kam herbei und wollte sie kosten. Im Nu waren alle Bewohner des Waldes beschwipst.

Auch die Waldfeen eilten herbei und staunten. Alles bewegte sich, alles lief im Kreis herum oder stolperte über Grashalme und fiel hin. „Schnell Silja, fliege zurück und sage der Köchin, sie soll eine Suppe für alle kochen, mit viel Reis drin, die müssen dann alle essen!“ sagte Fari, die Älteste der Feen, die erkannt hatte, was los war.

Silja flog zurück zum Schloss, kam aber gleich wieder. „Ach, die Köchin sitzt in der Küche und ist nicht wach zu kriegen, sie schläft! Sie hat den Baldriansaft von Samantha ausgetrunken, der in ihrer Schale war und jetzt wird sie schlafen bis morgen früh! Der Saft war so stark, dass er als Schlafmittel wirkt!“
„Samantha!!!!!“ rief Fari die Fee in den Wald hinein. Doch Samantha, die durch den großen Wirbel im Wald und in der Küche schon alles wusste, hatte sich im Wald versteckt. Sie wollte warten bis der Bär in seine Höhle kam, um sich auszuschlafen.  Sie wollte sich dann hinter ihm verstecken.

„Ach“, dachte sie, „warum gelingt mir kein Zauberspruch?!“ Die Feen bemühten sich nun alle gemeinsam mit den Elfen die Tiere des Waldes zu ihren Behausungen zu bringen und schärften ihnen ein, bis morgen früh zu Hause zu bleiben. Frau Kobold griff herzhaft zu und packte ihren Mann am Hemdkragen und zerrte ihn gleich in die Höhle neben den Wurzeln hinein und man konnte durch den ganzen Wald ihre Stimme hören. Die Schlange Birr blieb gleich im Gras liegen und schlief dort ein. Nur das Eichhörnchen hatte es gerade noch geschafft, ihre kleine Baumwohnung zu erreichen und plumpste hinein.
Auch der große Bär rappelte sich hoch und schwankte von Baum zu Baum zu seiner Höhle. Die kleine Hexe Samantha bemerkte er gar nicht.  Sie hatte sich ganz hinten in der Höhle versteckt.

Heute Abend und die ganze Nacht über war es unheimlich still im Märchenwald.




Tiger, Erotik


Tiger
v. Joana Angelides
   



Würde gerne ein Tiger sein! Durch die Wälder streichen,
Beute suchen, jagen, erlegen und damit erreichen
dass alle gleich erstarren, wenn sie mich hören oder sehen!
Meinen Mut und meine Stärke erkennen und in Deckung gehen.

Würde mich aber auch gerne  kraulen lassen
Würde gerne mich fangen und erobern lassen!
Würde leise schnurren und mich spielerisch drehen
Gemeinsam auf der Wiese toben und in die Sonne sehen!

Die Bäche überspringen, im Gras Deckung nehmen
Die Kennung des Tiger aus der Ferne erkennen.
Durch Wald und Steppe den Weg suchen und finden
Durch Eis und Schnee dem Rufe folgend mich einbinden
In das Gesetz der Schöpfung und unterwerfen!


Was geht vor in einem Tigerweibchen, wenn sie sich „...dem Gesetz der Schöpfung unterwirft“?

Man schlüpfe einmal in das „Fell“, in die verlangende Brunftzeit des Tigerweibchens. Sie spürt den Tiger hinter sich, sein unbedingtes Verlangen, seinen Trieb.  Es reizt sie, ihn ein wenig hinzuhalten, es steigert wahrscheinlich ihren Instinkt, sich paaren zu wollen und zu müssen.
Kann man das auf Menschen, auf Frau z.B., übertragen?

Es geschieht spielerisch, sich im hohen Gras zu ducken, wieder aufzuspringen und doch nicht den Kontakt abreißen zu lassen. Hin und wieder zurück zu blicken, ob ER nicht aufgibt, die Spur verliert.

Wenn er nahe genug herankommt, was an seiner Kondition liegen mag und ihn erst dann auch qualifiziert, kann Frau ja ein wenig ermüden, sich kurz niederlassen um zu verschnaufen.

Wenn er der Richtige ist, wird er die Gelegenheit wahrnehmen und mit seiner „Pranke“, zärtlich aber doch nachdrücklich sie niederhalten und über ihren Rücken, langsam mit der Zunge aufwärts strebend bis zu ihrem Nacken kommen, ihn ein wenig zwischen das mächtige Gebiss nehmen, sie hin und her drehen und den heiseren Laut aus ihrem geöffneten Mund und dem erhobenen Kopf als Zustimmung zur Kenntnis nehmen.

Seine beiden vorderen Pranken werden sie sanft aber nachdrücklich festhalten und seine Hinterbeine werden ihre Flanken einklemmen und ER seinen Körper langsam in Position schieben.

Der Atem fliegt bei beiden, seine Bisse werden heftiger, fordernder und die stoßenden  Bewegungen seiner Flanken energischer. Aber es kommt nicht gleich zum ultimativen Höhepunkt. Er wälzt ihren Körper ein wenig im hohen Gras, tut mit lautem Gebrüll seinen Triumph kund, genießt die gewollte Hilflosigkeit des Weibchens, das in seine Symphonie einstimmt und erst dann kommt es zu einigen heftigen und animalischen Entladungen der Natur.

Die Trennung erfolgt manchmal wild und unmittelbar, nur um nach einigem Wälzen und spielerischem Herumtollen, beide Körper sich wiederfinden und das Spiel von vorne beginnt, bis die Sonne am Horizont untergeht und der Tag sich dem Kreislauf des Lebens angeschlossen hat.

Es ist eine Parabel auf das Leben und seinen Gesetzen der Natur.


Gibt es da Ähnlichkeiten mit uns Menschen? Bleibt jedem seiner Fantasie überlassen!


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