Dienstag, 23. Februar 2021

HOTEL IN FLAMMEN, Erotik

 HOTEL IN FLAMMEN

von Joana Angelides 






Lieber Freund,

 

wir haben einige Zeit nichts voneinander gehört. Ich konnte dir nichts Neues berichten. Aber.....

 

nun ist in der Zwischenzeit doch etwas Wunderbares passiert.

Ich habe seit langem wieder einmal ein unglaubliches Verlangen gespürt; Sehnsucht nach Fingerkuppen auf meiner Haut, eine rauhe geduldige Zunge, die die zittrigen Brustspitzen ertasten und mich zum Stöhnen bringen, meinen Körper zum Fliegen.

Ich habe es erlebt, habe mich, ein wenig zaghaft zwar, aber doch mit großer Erwartung, telefonisch bei ihm gemeldet und mich in Erinnerung gebracht.

 

Er hat mich in ein kleines Hotel in der Vorstadt meiner Stadt bestellt.

In das Zimmer Nummer 16, im ersten Stock, mit einem großen, weiß überzogenen Doppelbett, vorgezogenen Vorhängen. Durch diese Vorhänge ist dann der an sich spärliche Verkehrslärm nur sehr gedämpft eingedrungen.

Überall im Raum standen flackernde Kerzen und zauberten geheimnisvolle Schatten an die Wände.

Seine Bitte, betreffend mein Outfit war wie immer sehr ungewöhnlich. Ich sollte die Liebeskugeln seit dem Morgen tragen, unter meinem weiten Mantel ein seidenes, weich    fließendes Kleid, mit der Perlenstickerei innen, direkt am Körper, schon eine Stunde vorher anlegen. Keinerlei Unterwäsche! Durch die Bewegungen beim Gehen und Stiegensteigen rieben diese Perlen an meiner Haut und machten sie unglaublich empfindlich. Besonders das Oberteil war reich bestickt mit diesen Perlen und daher wurden meine Brustspitzen hart und übersensibel.

Bevor ich noch anklopfen konnte, merkte ich, dass die Türe nur leicht angelehnt war und drückte sie ganz auf.

Unmittelbar nach dem Eintreten umfingen mich zwei Arme und streiften gleichzeitig meinen Mantel ab, er fiel zu Boden. Es war kein anderer Laut zu hören, wir sprachen wie immer kein Wort, ich hauchte nur leicht erregt meinen Atem an seinem Hals.

Seine Hände umfaßten meine Taille und fuhren langsam und gezielt den Körper entlang und die bereits aufgeladenen Perlen begannen mich zu elektrisieren, als sie auf der Haut auf und abglitten.

Das Zimmer war nicht sehr groß und mit einer Drehung lag ich auf dem weißen Laken des breiten Bettes und konnte durch die Vorhänge hindurch die Straßenbeleuchtung schimmern sehen.

Starke Hände streiften das Perlenkleid nach oben und mein bereits sehr erregter Körper spürte das aufgeladene Knistern des Kleides und die rollenden Perlen. Langsam zog sich meine Kopfhaut zusammen und tausend Raketen begannen gleichzeitig in meinem Kopf zu explodieren. Ich versuchte seinen Körper zu ertasten, seine Reaktionen zu erfassen, doch dieser Körper ließ sich nicht darauf ein.

Langsam glitten Lippen von meiner Hüfte abwärts, streiften die Schenkel, glitten nach innen.

Er ertastete, dass ich keinerlei Unterwäsche trug!  Mein Atem stockte, meine Lust begann wieder diese Wellen in meinem Unterbauch zu aktivieren und sie öffneten sich wie von selbst, doch, als wollte er mich nicht so rasch in die allerletzte Ekstase versetzen, glitten diese Lippen an der Innenseite der Schenkel weiter abwärts und verloren sich in der Kniekehle.

Nun begannen sich meine Nerven zu bündeln, zuckten und die Enden glühten, wie Zigarettenglut.

Ich hörte tiefes Atmen, leises Flüstern, ohne etwas verstehen zu können und merkte nur, dass sich diese Lippen wieder nach oben bewegten und zärtliche Finger in den bereits glühenden Vulkan meiner Begierde vordrangen und jede Erhebung umrundeten und die Empfindlichkeit ausloteten. 

 

Mein Freund, kannst du nachfühlen, wie mein Körper gespannt wie ein Bogen dalag und in die Dunkelheit horchte und jede Berührung herbeisehnte?

Es waren Impulse, die man kaum noch aushalten kann, zu sterben gedenkt und doch nicht will, dass sie aufhören?

 

Mit einem kleinen Ruck zog er mir dann das Kleid über den Kopf, es flog durch die Luft und fiel mit leisem Klang zu Boden.

Ohne dass seine zärtlichen Fingerkuppen die dunkle Kuppel meiner Kathedrale verließen, drehte sein Daumen seine unerbittlichen Runden an der Perle im Innenhof und mein Körper begann sich langsam aufzubäumen unter der aufsteigenden Lava des Vulkans.

 

Natürlich ist es seiner Aufmerksam nicht entgangen und seine Lippen senkten sich über meine Brustspitzen und zu allererst umrundeten seine Zunge den dunkel gewordenen Hof, um erst dann die Spitzen leicht zu berühren.

 

Ach, du kannst dir nicht vorstellen, was solche Berührungen in einem bereits kurz vor einem Höhepunkt stehenden Frauenkörper anrichten können!

Alles Blut steigt in den Kopf, dann sinkt es abwärts, staut sich im Unterbauch und verbreitet sich in alle Fingerspitzen und Zehen.

Weißt du, dass Frauen oft einen multiplen Orgasmus haben können? Wenn die Erregung so groß ist, dass sich der Körper nicht total abreagieren kann, baut sich im Inneren innerhalb von einigen Sekunden erneut dieses Kraftfeld auf, der Körper bäumt sich ein zweites Mal auf und es dauert oft ein bis zwei Minuten, bis dieser Orgasmus abklingt. Der Körper ist danach wie ein offener Krater, in dem die Lava pulsiert, man fühlt sich im ganzen Unterbauch als würde das Blut durchrasen und man vibriert. Man will dann auf keinen Fall den Bauch berühren, er ist wie eine zitternde, bebende exotische Blüte.

Ich weiß nicht, ob meine Worte ausreichen, dir diese Empfindungen zu schildern, aber es ist wie das Leben pur. Die Gewalt, die die Welt und das Leben trägt.

 

Und er weiß das! Als die zweite Welle des Höhepunktes abklang, machte er erbarmungslos, aber sehr behutsam und zärtlich weiter.

 

Mein Körper war wie im freien Fall, schwerelos und leicht, Minuten lang. Mit einer seiner hundert Hände bewegte er weiter die sehr empfindliche Klitoris im Kreise mit immer wieder in die Wurzel gehenden Bewegungen, seitwärts nach oben und an der Spitze kreisend und wieder abwärts gleitend, bis ich leise schrie. Mit irgendeiner seiner anderen Hände drehte er die linke Brustspitze und seine Zähne berührten die rechte Brustspitze. Mein Körper war nur mehr ein Strauß aus vielen Pfingstrosen, dunkelrot und mit zitternden Spitzen, die sich alle bewegten.

 

Als sich mein dritter, oder war es schon der vierte Orgasmus, ankündigte konnte ich nur mehr atemlos den Kopf heben, er hielt ihn im Nacken und drang langsam in mich ein.

 

Vielleicht haben mich die Gefühle über die Wolken hinausgetragen, durch einen Sternenschauer, durch die Milchstraße in die Unendlichkeit, vielleicht aber auch in den offenen Schlund des Vulkans, ich bin langsam verglüht.

 

Mein Freund, dieses Hotel wird für die nächsten Wochen meine Insel der Lust sein, ich werde hier meine Träume verwirklichen, sie von diesem Mann verwirklichen lassen und es geniessen.

 

Die ganze Zeit war das Licht nicht an und beim Hinausgleiten aus der Türe bekam ich einen Zettel, auf dem die Aufforderung stand, das nächste Mal wieder unsere Maske mitzunehmen.

„Kennen Sie die Wirkung von Hühnerfedern und Kielen auf den Nervenbahnen und dem Körper?“

 

Meine Fantasie wird sich mit dieser Frage beschäftigen.

 

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Kunst ist relativ Satire

 

KUNST IST RELATIV

von Joana Angwelides




Julia ist umwerfend und meine neue Urlaubsflamme! Sie loderte neben mir an der Theke des Strandcafe´s des Hotels und sog weithin hörbar durch ihren Strohhalm ein giftgrünes Getränk aus einem großen Glas.

Als ich wie zufällig mit meinem Ellenbogen den ihren berührte, drehte sie sich zu mir um und versenkte ihren Blick tief in meine Seele! Sie bemerkte offenbar meinen etwas irritierten Gesichtsausdruck als ich ihre Piercings sah, gar nicht. Sie hatte einen silbernen Nasenring, eine kleine Metallkugel an der linken Augenbraue und einen Ring an der Unterlippe. Ihr linkes Ohr war eingerahmt von ca.  20 kleinen Metallringen und am Ohrläppchen hing ein Totenkopf.

„Na, Bruder, suchst Du Kontakt?“, ihre Stimme war unerwartet hell und freundlich.

„Immer…“, stammelte ich, rückte aber trotzdem ein wenig ab.

Dadurch bekam ich nun die gesamte linke Ansicht meiner Nachbarin in den Focus. Die linke Schulter zierte ein wunderbares Tatoo in Form eines Schmetterlings, begleitet von einem grünen Skorpion und unzähligen Blättern eines Efeugewächses, das sich über den Hals irgendwo an ihrem Rücken verlor. Was sich jedoch auf ihrer rechten Seite tat, konnte ich so noch nicht sehen.

„Bist Du auch wegen der Bilder von Arcor hier, findest Du sie auch so gigantisch schön und ausdrucksvoll? Sie offenbaren das Geheimnis des Universums, sie lassen Dich erschauern, oder?““

Wer war Arcor?  Das wusste ich in diesem Moment noch nicht, sollte es aber gleich erfahren.

„Ich hatte noch keine Gelegenheit..“, stammelte ich verlegen.

Sie stellte ihr fast leeres Glas mit einem Ruck auf die Theke, rutschte vom Barhocker, packte meinen Arm und zog mich mit sich. Im hinteren Teil des Lokals gab es einige Paravents, die zwei Wände mit überdimensionalen Bildern verbargen. Ich bin offenbar in eine Vernissage geplatzt.

Mit weit geöffneten Augen starrte ich auf die Bilder, sie waren tatsächlich unfassbar, umwerfend und eindrucksvoll! Sie zeigten Orgien von Farbflecken, willkürlich auf die Leinwand aufgetragen. Die vorherrschenden Farben waren Rot und Blau, dazwischen Schwarz mit gelben, verwischten Einschlüssen. Irgendwie konnte man den Eindruck Weltall und Universum nicht ganz verleugnen. Da musste ich ihr Recht geben.

Sie hob ihre rechte Hand, verdrehte ihre Augen und deutete auf eines der Bilder. Es war ein roter Wirbel in der Mitte des Bildes, blaue verwischte Streifen umrahmten ihn und gelbe Punkte verloren sich im Irgendwo bis zum Rand des Bildes.

„Das hier war sein Erstlingswerk, die Geburtsstunde des Genies! Er hielt die Geburtsstunde von Gaia, der Göttin der Erde und der Gattin von Kronos fest! Siehst Du, wie sich das Universum öffnet?“

Ich war fassungslos.  Wie konnte ich das nur nicht erkennen?

„Und hier! Dieses Bild musst Du einwirken lassen. Hier wird Arcor irgendwie von Dali beeinflusst, es zeigt, wie die Zeit verrinnt und dann wieder stillsteht, wie sich alles nur um den Augenblick dreht!“

Ich starrte auf das Bild. Ja, irgendwo zwischen den breiten roten Pinselstrichen könnte man meinen, einen schwarzen Uhrzeiger sehen, der sich spiralförmig um einen dunkelblauen Fleck windet, oder doch nicht? Also da sind mir Dalis Bilder schon lieber!

„Ohja,…“, ich stammelte es und suchte mit einem Auge nach der Möglichkeit eines Rückzuges.

„Und hier ist das einzige Bild, wo Arcor Grün verwendet! Er hasst Grün und dieses Bild zeigt seinen Hass auf Krähen. Dieser Hass verfolgt ihn seit seiner Kindheit, seit ihm eine Krähe ein Auge ausgepickt hat!“

Ohja, das war des Rätsel Lösung! Ein einäugiger Maler, der nur eindimensional sehen und malen konnte. Dafür aber waren seine Bilder wirklich eindrucksvoll. Das Grün auf diesem Bild war grell und wirkte tatsächlich drohend auf mich. Rot kam nur so links unten am Rand einmal vor. Dafür stritt sich Schwarz und Grün um die Vorherrschaft in der Mitte! Irgendwo sollte sich da eine Krähe verstecken!?  Langsam bekam ich offensichtlich einen Blick für moderne, gegenstandslose Malerei für wahrscheinlich das 22. Jahrhundert! Ich war nur noch nicht reif dafür!

Wir waren jedoch nicht die einzigen Bewunderer auf dieser Vernissage und man hörte rundum Ausrufe der Bewunderung und des Entzückens. Wieso fällt mir plötzlich das Märchen „Des Kaisers neue Kleider“ ein?

Meine Begleiterin war endgültig überzeugt, dass ich zu den Bewunderern von Arcor gehörte, dass wir eine gemeinsame Linie in Sachen Kunst haben und gab mir in den letzten Urlaubstagen die Gelegenheit auch ihre rechte Körperseite genau zu erforschen und da erlebte ich so manche Überraschung. Man muss nur eintauchen in die Kunst und alle Höhen und Tiefen erforschen und auf sich wirken lassen!

Kunst ist eben relativ!

 

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