Schreiben
Sie ein Buch!
Von
Joana Angelides
Haben Sie schon einmal versucht, einen Roman zu
schreiben? Ich meine so richtig, mit mindestens 300 Seiten, mit einigen Protagonisten?
Zuerst stellt sich die Frage, Krimi oder
Liebesgeschichte? Oder vielleicht doch eine Horrorgeschichte?
Liebesgeschichte scheint einem leichter, erfolgreicher
und leichter verkäuflich zu sein. Das Schema der Courths Mahler aus dem vorigen
Jahrhundert ist da nicht zu empfehlen, das ist zu fade und abgedroschen! Diese
Dame hat die Pärchen in Gartenlauben zusammengeführt, dann Trennendes in den
Weg gestellt und am Schluss gab es ein Happy End! Also nicht sehr aufregend.
Heutige Liebesromane müssen mindestens über den Wolken in einem Jet beginnen,
am besten er ist der Pilot! Fastabsturz, Rettung auf Hoher See und große Liebe
zur vermeintlichen Millionärin, die eigentlich eine Putzfrau ist und sich die
Perlenkette nur ausgeborgt hat. Ja, so ein bisschen träumen wird man ja noch
dürfen!
Auf der anderen Seite sind Krimis vielleicht
gefragter? Sie müssen nur halt spannend sein, mindestens drei Tote müssen
vorkommen und der Mörder darf nicht der Gärtner sein! Agathe Christie hat das
schon gut gemacht, nur hatten ihre Mörder nicht die Möglichkeiten, die Mörder
heute haben! Cyber-Kriminalität, Briefbomben oder Rizinkapseln einfach mit der
Regenschirmspitze injiziert, sind schon interessante Varianten!
Zu Agathens Zeiten war es Gift im Tee oder ein Seidenschal!
Messer im Rücken war eine leise, aber schauerliche Methode und ist heute
weitgehendst unmodern. Vom Schlossdach
runterstoßen war damals auch eine beliebte Methode, doch wer wohnt heute noch
in einem Schloss? Romane die in Irland spielen, sind abgelutscht!
Der heutige Kommissar hat DNA-Analysen und Fingerabdrücke
zur Verfügung! Der Mörder wird einfach durch Technik überführt, der Kommissar
braucht nur mehr die Labor-Berichte zu lesen. Eigentlich schade, da haben
Schlüssellöcher und Wendeltreppen ausgedient und der Schatten im Garten ist
auch irrelevant! Schwierig ist es nur die richtige Mordwaffe einzubauen! Fast
alle Gifte sind heute schon bekannt und ein einfacher Schuss mit einer Waffe macht
es auch nicht sehr spannend, außer der Mörder ist der Kommissar!
Der Autor hat also Mühe, die interessanteste Art des Abmurksens
zu finden.
Schon interessanter sind Horror-Romane. Da kann man als
Vorlage Personen aus seinem Umkreis nehmen, sie ein wenig verändern, ihren Charakter
noch negativer unterstreichen, als er sowieso schon ist und ihnen geheime
Kräfte verleihen. Da bieten sich Schwiegermütter, Hausmeisterinnen, Vorgesetzte
oder unbeliebte Nachbarn an. Die kann man dann Nächtens über Dächer fliegen, grünen
Schleim verbreiten und Kinder fressen lassen! Ihre Augen wie Wagenräder rotglühend
rotieren und Herzen herausreißen lassen. Man muss nur vermeiden, dass sie der
Leser im Roman wiedererkennt!! Verfolgungsjagden sind beliebt! Wer sagt schon,
dass einem keiner verfolgt, nur, weil man schizophren ist?
Schwierig ist auch die Vorbereitung! Man muss einiges
recherchieren, man muss die Handlung in wenig im Voraus planen und eine
Protagonisten-Aufstellung machen, damit man die Figuren im Roman nicht verwechselt!
So gesehen kann eigentlich jeder einen Roman
schreiben! Man sollte dann nur einen Verlag finden! Aber das ist dann wieder
eine andere Geschichte und vielleicht einen eigenen Roman wert!