LOCKDOWN
Von Joana Angelides
„Lockdown“
klingt auf jeden Fall besser als „Ausgangssperre“
„Ausgangssperre“
erinnert an Kriegszeiten, Angst vor Bomben oder vor einem eventuellen „Jack the
Ripper“.
Da wir ja
den Hang dazu haben, alles zu „anglifizieren“ ist Lockdown die logische Definition.
Aber wie
immer wir dazu sagen, wir werden dadurch „domestiziert“, also an Hof und Haus
gewöhnt und gebunden, gezwungen. So gesehen haben wir das gleiche Schicksal,
wie die Wölfe in der Vergangenheit. Diese wunderbaren Tiere wussten gar nicht,
was mit ihnen geschieht, wir schon.
Für manche
fühlt es sich an, als würden sie auch „monogamisiert“, denn eine Geliebte, oder
einen Geliebten kann man so nur schwer, wie gewohnt, in das Leben mit
einbeziehen. Liebe am Nachmittag geht sich nur schwer aus, da man ja, entweder
arbeiten muss, oder im „Home-Working“ unter strenger Aufsicht der ganzen
Familie, sitzt. Außereheliches Flüstern via Skype ist da außerordentlich
schwierig und frustriert nur. Das wird vielleicht besser werden, wenn es die reale
Fernbrille mit räumlichem Sehen geben wird. Doch wirklich befriedigen wird das
auch nicht, wird eher quälend!
Kleine
Abstecher am Abend in das nahe gelegene Wirtshaus sind ebenfalls gestrichen, da
sie alle geschlossen sind.
Freundschaften werden da zerbrechen; außer man trifft sich beim Müll
hinuntertragen auf eine schnelle Zigarette, einem Rauch-Quicky sozusagen. Doch
im Winter ist dem auch eine gewisse Grenze gesetzt. Entfremdung und Einsamkeit setzt sich fest.
Die Vorteile
sind natürlich, man merkt plötzlich, dass man nicht nur drei Kinder hat, sondern
vier, weil das Baby sonst immer schon schlief, wenn man nach Hause kam.
Außerdem
findet man sich immer öfter auf der Couch wieder, gemeinsam mit seinem
angetrauten oder ständigem Partner und entdeckt die Vorteile der menschlichen Nähe.
Was natürlich die Geburtenrate insgesamt im ganzen Land erhöhen kann! Hurra,
die Pensionen sind gesichert!
Das Internet
gibt uns alle Möglichkeiten, von der Haarnadel bis zum Auto kann man alles am
Bildschirm bestellen, wozu also überhaupt außer Haus zu gehen?
Man braucht
sich nicht mehr täglich zu rasieren und Bilanzen kann man auch im Pyjama
erstellen, bzw. Frau kann das mit Lockenwicklern oder Gesichtsmaske erledigen. So hat das „Home-Working“ auch seine Vorteile.
Besonders
schlaue Singles sorgen noch vor dem Zeitpunkt des Lockdowns für angenehme Gesellschaft
im Haus, die man gleich bis zum Frühstück beherbergen kann. Manche bleiben dann auch für immer! Was
natürlich das Single-Dasein beendet. Also, genau prüfen, wer sich da eventuelle
bindet! Der Lockdown dauert ja (hoffentlich) nicht ewig!
Nachteilig
wird sich der Lockdown jedoch auf unser Gewicht auswirken. Der Weg zum
Kühlschrank ist kurz, die Verlockungen immens. Dass Manche darauf schauen, dass
die Six-Packs nicht ausgehen, ist vorprogrammiert. Außerdem wozu gibt es die
Hauszustellungen der div. Supermärkte?
Ein
wesentlicher Nachteil kann auch sein, dass man sich an die Kochkünste seines
angetrauten Partners gewöhnen muss, was schon bei manchen zu einer Ehekrise
geführt haben soll. Also, doch hin wieder auf die Hauszustellung der
Essenslieferanten zurückgreifen, damit sich der Gaumen wenigsten eines gewissen
Genusses erfreuen kann!
Man sieht
also, alles hat zwei Seiten, man muss sich nur daran gewöhnen!