Montag, 24. Januar 2022

Hotel Orient, Erotik,

 

HOTEL ORIENT

von Joana Angelides



 

Hallo, mein Freund!

 

Das Hotel Orient ist im Herzen von Wien im 1. Bezirk, direkt bei der Goldenen Brücke zu finden. Die Zimmer kann man auch kurzfristig für ein paar schöne Stunden buchen.

 

Ich habe gestern wieder meine Lust erleben, mich in die Arme des Eros begeben dürfen und bin in einer völlig anderen Welt erwacht.

Da unser derzeit bevorzugtes Hotel voll belegt war, bekam ich eine Mail mit neuer Anschrift: Hotel Orient.

Es ist dies ein traditionelles, altes Hotel, das man früher (oder auch noch heute?) ausschließlich zum Zwecke der Lust aufgesucht hat. Heute ist es ein Geheimtipp, wird sogar von Paaren aufgesucht, die selbst eine Wohnung haben, nur um das Ambiente und die Atmosphäre zu genießen.

Aus Neugier, und weil ich einmal als Erste da sein wollte, kam ich schon eine Stunde früher. Schon im Taxi überkam mich eine ungeheure Erregung, meine Fantasie spiegelte mir Dinge vor, die noch nie geschehen waren.


Ich wurde von der Rezeption in den ersten Stock geführt und eines der Zimmer aufgeschlossen, der Schlüssel innen angesteckt und der Boy verschwand sehr diskret nach Erhalt des Bakschischs natürlich. Gehört sich so, im Hotel Orient, nicht wahr?

 

Um dem Ambiente gerecht zu werden habe ich mir ein langes orientalisch gestyltes, sehr dünnes Kleid angezogen, das rechts und links mit Gold umrahmte Schlitze aufwies und sehr aufreizend aussah.

Gleichfarbene Pantoffel mit einem Puff vorne und bunten Strass-Steinen gehörten dazu.

Die Einrichtung war sehr orientalisch angehaucht, einige Kupferkannen und Wasserpfeifen standen herum. Lederne Polster und Hocker waren im Raum verteilt und die Beleuchtung war sicher aus irgendwelchen Wüstenzelten.

Die Teppiche waren handgeknüpft und man konnte in ihnen versinken. Die Vorhänge vor den Fenstern waren blickdicht und hatten an der Seite schwere Samtvolants.

 

Ich legte mich auf das Bett, über mir ein Baldachin und schloss in freudiger Erwartung die Augen. Oh, hörte ich da nicht Flüstern, Rascheln und Raunen, Kichern und kleine spitze Schreie, erhitzte Worte, leidenschaftliches Stöhnen?

Ich öffnete die Augen, es war total still.

Doch immer, wenn ich die Augen geschlossen hielt, war dieses Raunen da, der schwere Duft von Moschus und Moos, Rosenöl und Vanille.

Es war als wäre ich nicht allein, als wären all diese Gestalten und Liebenden noch hier.

Das Bett schwankte leicht, rechts und links von mir bewegte sich etwas. Begehrende Hände glitten meine Schenkel empor, suchend unterhalb des Kleides, an den Hüften, am Bauch.

Sie spielten mit meinen Härchen, ein Finger glitt zwischen die inzwischen erhitzten Lippen meines Lustzentrums und glitt langsam auf und ab, die Perle nur kurz berührend, weiter wandernd, mich leiden lassend.

Ich spürte, wie sich das alte Geschehen dieser Räume verwirklicht, die Geräusche wiederkehren, ja einfach in den Wänden, den üppigen Polstern und Decken verborgen sind.

 

Spürte an mir, wie fordernde Arme meine Schenkel spreizten, heißer Atem über die Feuchte strich und wurde fast wahnsinnig vor Verlangen.

Ich nahm mir vor, die Augen nicht zu öffnen, den Traum und die mich anspringende Erregung nicht zu stören und so liegen zu bleiben.

In meinem Trancezustand nahm ich wahr, dass einer dieser Geister, die noch immer hier zu wohnen schienen, das Kleid einfach aufriss und ich völlig nackt dalag, einen Fuß angehoben; den anderen seitwärts, matt liegen ließ und tausend Zungen meine intimste Stelle liebkosten. Während langsam behutsame Finger in mich eindrangen und sich bewegten, innen kreisten und ein Feuer entzündeten.

Einer jener Punkte, deren einige vorhanden sind, der in diesem Moment besonders empfindlich war, war im Kreuzfeuer dieser Finger und jagte mir die Hitze durch den Körper, als wäre es ein vom Wind angefeuerter Flächenbrand.

 

„Oh, ich liebe ihre Leidenschaft, ihr Temperament und ihre Bereitschaft, exzessive Reize zu ertragen, aus sich heraus zu gehen und mich zusehen zu lassen, wie sie die Beherrschung verlieren, meine Liebe!“

Es war seine Stimme, die mich in die Gegenwart zurückholte. Er ist in der Zwischenzeit gekommen und hat meinen sich windenden Körper offensichtlich in Besitz genommen und es waren seine Hände, die mich gerade bis zum Wahnsinn erregten und mein hochgehobenes Becken in beiden Händen hielt. Er schob mir einen der üppigen Polster darunter und begann nun, langsam aber stetig, ohne seine Finger ruhig zu stellen, mit dem Daumen langsam meine Perle zu umrunden, sie an der Spitze mit leichten Berührungen zu reizen. Ich hielt die Augen wieder geschlossen und genoss diese Wellen, die über mich rollten. Seine Finger in meiner Vagina zündelten das Feuer weiter an, die Flammen loderten wie auf einem Scheiterhaufen und ich konnte nur mehr mit geöffnetem Mund schreien und um mehr betteln. Er wusste was er tat, was er da in Gang setzte.

Unaufhaltsam überrollte mich eine Erschütterung nach der anderen, mein Bauch zog sich zusammen, entspannte sich wieder, nur um neuerlich angespannt das Becken zu heben.

Ich hörte wieder das Flüstern der Paare aus der Vergangenheit, die gurgelnden Laute von Frauen, ihr helles Lachen und tiefe Basstöne, Glöckchen und leise Trommeln im Hintergrund und spürte die Glut von heißem Wüstenwind. Spürte, wie sich die Planen eines Zeltes bewegten und Sklavinnen mir den Schweiß von der Stirne tupften.

Vielleicht waren es auch Eunuchen, die Erfrischungen brachten, oder duftenden Weihrauch neben die Liege stellten.

Ich war benommen und fühlte mich in eine andere Welt versetzt.

 

Irgendwann tauchte ich in einen Zustand der völligen Schwerelosigkeit ein, sie versetzte mich in die Vorstellung, getragen und gehalten von starken Armen auf einem Pferd durch den Sand der Wüste dem Mond entgegen zu reiten.

Wir saßen auf diesem Pferd, Antlitz zu Antlitz, waren beide nackt und sein Schwert bewegte sich im Rhythmus des Rittes in meiner Scheide, angeschmiegt in einer maßgeschneiderten Hülle und ich hörte nur mehr mein Herz klopfen, den Wind brüllen und das Pferd triumphierend wiehern. Meine lustvollen Schreie gegen den Wind verhallten ungehört

 

Ich wachte erst wieder auf, als es im Raum schon dunkel war, nur kleine orientalische Lampen mit durchbrochenen Metallschirmen im Zimmer verteilt, durch bunte Glassteine Licht spendeten.

Es muss der Zimmerkellner gewesen sein, der mich weckte. Denn ich hörte wie er leise flüsterte und es wurde ein fahrbarer Tisch in den Raum geschoben, auf dem allerlei Leckerbissen und eine Flasche Champagner stand.

 

Wir verteilten die vielen kleinen Teller auf der Fläche des breiten Bettes und meine Finger griffen nach den Früchten und kleinen Kanapees und ich genoss alles, als wäre ich soeben von einer langen Reise ohne Nahrung zurückgekommen.

 

Mein Freund, hier verschwamm Wirklichkeit, Traum und Halbschlaf miteinander. Man soll auch nicht versuchen, es auseinander zu halten. Ich hoffe, dass ich dir geholfen habe, auch in diese Träume einzutauchen.

 

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Traum und Wirklichkeit, erotisch, romantisch

 

Traum und Wirklichkeit

Reflektionen einer Nacht


 

 

Der Ventilator surrt leise und erweckt den Eindruck eines Hotels in Marakesch an einem heißen Abend.

 

Die durchbrochene Mauerwand zum Balkon wirft, sich dauernd verändernde Schatten auf den Teppich.

Das Bett ist breit und das weiße Seidenlaken kühlt die Haut. Sie liegt, nur mit einem orangefarbenen dünnen langen Kleid am Rücken und beobachtet den sich drehenden  Ventilator, der eine hypnotisierende Wirkung ausübt.

 

Die Schatten bewegen sich und zaubern Gestalten in den Raum, die flüstern und raunen. Sie umschweben den Frauenkörper, berühren sie mit zärtlichen Fingern und bringen den Körper zum Klingen.

Plötzlich sind die Gestalten verschwunden, es verbleibt eine einzige im Raum. Ein großer dunkler Schatten, mit brennenden Augen und einem zärtlichen Mund. Sie streckt die Arme nach ihm aus, zieht ihn langsam zu sich und atmet seinen betörenden Duft ein.

Ist da ein Flüstern, hört sie zärtliche Worte, goldverbrämt und sinnlich?

Streichen diese Hände über ihren Körper?

Sie  erspüren jeden weichen Punkt, umkreisen ihn, seine Zunge berührt ihre Haut, erfasst ihre Brustspitzen, bringt sie zum Zittern.

Seine Augen versinken in den ihren, erfassen die Glut darin und versuchen sie noch weiter anzufachen, ein Feuer zu entzünden.

 

Seine Hände gleiten über den sanften Hügel ihres Bäuchleins, spüren die Vibrationen, die von ihrem Schoss ausgehen und verstärken den Druck.

Ihre Hände wandern über das Laken, zittrig und suchend. Sie werden unruhiger, als seine Hand langsam über den Flaum streicht und eintaucht in eine heiße blutrote, sich öffnenden Blume. Die Berührung des erotischen Mittelpunktes darin wirft sie in die Höhe und lässt sie seufzen und tiefer atmen. Ihre Hände streichen über seine Körper;  es ist ein Flehen, seine Berührungen nicht zu unterbrechen, sie zu halten, ihre aufsteigenden Gefühle noch zu verstärken, sie hinauf zu tragen auf den Gipfel, der brennenden Sonne entgegen.

Sie öffnet ihre Schenkel, spürt seine Erregung, sein Eindringen, seine Kraft und sein Verlangen. Seine Stöße sind hart, fordernd und doch Zärtlichkeit verbreitend. Er folgt ihren Bewegungen, dem Rhythmus ihres Blutes und ihrer Hingabe.

Es ist wie der Schrei der Möwen über dem Meer, als sich beide in die Glut der Sonnenscheibe verlieren und mit ihr im Meer als glutrote Punkte versinken.

 

Der Ventilator dreht sich noch immer gleichmäßig und  diese kleine Geräusch erzeugend, die Schatten ziehen sich langsam zurück und der Raum liegt im Halbdunkel. Sie öffnet die Augen, ihre Hände streichen suchend über das Laken.

Wo sind sie hin, die Gestalten und Körper, die eben noch den Raum erfüllten mit ihrem Wispern und Flüstern?

Es sind eben die Träume, die Wünsch erfüllen. Oder sind es Wünsche die Träume herbeizaubern?

 

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