Robbi lernt dazu
von Joana Angelides
Als Tim und Tom wieder auf ihrem Heimatplaneten angekommen sind, haben sie
den Robbi sofort als Einwanderer angemeldet.
Er wurde genau untersucht, seine technischen Parameter wurden notiert und
er wurde dann in die Gruppe „Hilfskräfte“ eingeteilt.
Er heißt nun Robbi/H und soll immer
dann gerufen werden, wenn irgendwo Hilfe gebraucht wird.
Vorläufig wurde er im großen Lagerraum in eine Metallkoje gesperrt und an
die Stromversorgung angeschlossen. In jedem dieser Metallkojen sind elektrische
Anschlüsse zum Aufladen vorgesehen.
Da hing er nun schwebend in der Luft, in dieser Koje in der zweiten Reihe,
hatte seine Augendeckel geschlossen, wackelte hin und her, er war in
Wartestellung.
„Also, so habe ich mir das nicht vorgestellt!“, dachte er bei sich. „Die
behandeln mich ja, wie einen Kochtopf, der im Regal steht, bis man ihn braucht!“
Er öffnet seine Augendeckel wieder und begann zu schreien.
„Tiiiiiiiiiim, Toooooooom! Wo seid ihr denn?“
Das machte er eine ganze Weile so und dachte schon, dass ihn niemand hört!
Aber dem war nicht so. Der Mann, der für die Verwaltung und Lagerung der
Geräte und Maschinen verantwortlich war, hörte ihn sehr wohl. Er kam gelaufen.
„Hör sofort zu schreien auf! Wem gehörst du denn eigentlich?“, er schaute
auf die Tafel an der Türe. Da stand:
„Besitzer Tim und Tom, Postzusteller“
„Also, wenn Du nicht sofort aufhörst, geben wir Dich wieder an Tim und Tom
zurück, sollen die sich um Dich kümmern!“
Er glaubt offenbar, dass das eine Drohung für Robbi ist, doch dieser hat
sofort seine Chance erkannt und begann noch lauter zu schreien.
„Also gut, das reicht! Ich melde es den beiden und spätestens morgen will
ich Dich hier nicht mehr sehen!“
Er stapft davon und Robbi wackelt zufrieden mit seinem Kopf.
Tim und Tom waren gerade wieder im Einsatz und flogen zwischen dem Mars und
dem Mond hin und her. Sie transportierten seit zwei Tagen die Essensrationen
für die Leute vom Bergwerk am Mars und den Bauarbeitern am Mond hin und her.
Irgendjemand hatte Zettel an den Containern vertauscht.
Die Leute am Mars waren vom Planeten Kantos und aßen kein Fleisch aber die
Leute am Mars schon. Naja, ein wenig Salat und Gemüse aßen sie gerade noch,
aber hauptsächlich waren sie Fleisch Esser.
Als sie gerade eine kleine Pause machten, kam der Funkspruch von der Erde.
„Hallo, Tim und Tom! Wenn ihr wieder zurück seid, dann kommt doch bitte ins
Lagerhaus. Ihr müsst unbedingt diesen kleinen runden Roboter wieder abholen. So
klein er ist, er ist immens laut und lässt sich nicht beruhigen. Wir müssen ihn
sonst in Einzelteile zerlegen!“
Tim und Tom sahen sich belustigt an. Was da der Robbi wieder anstellen wird?
Nachdem sie wieder zurück waren, sind sie gleich ins Lager zu Robbi
gegangen. Er schwebte ganz ruhig in der Box und hatte seine Augendeckel
geschlossen. Er dürfte schlafen.
„Robbi, wach auf! Wir sind´s Tim und Tom!“
Sie rüttelten am Gitter und Robbi machte die Augen auf.
„Gott sei Dank, ihr seid wieder da! I´ich
wwwar ganz trauri´rig!“
„Was ist los, Robbi, wieso stotterst Du denn schon wieder?“
„W´weil ich so aufgeregt b´bin!“
Der Lagerleiter schloß die Box auf und Robbi schwebte heraus.
„Gott sei Dank, bin ich den Schreihals los!“, sagte er und ging davon.
Tim und Tom sahen sich an.
„Robbi, was sollen wir denn mit Dir machen? Wir können Dich nur auf unsere
Flüge mitnehmen und Du musst irgendwas lernen, damit Du Dich nützlich machen kannst!“
„Ja, ohjaaaaa, ich werde alles lernen, was es auf der Welt gibt!“
„Nana, übertreibe nicht. Du könntest vielleicht die Kabelkanäle reinigen
und die Lötstellen überprüfen, dort wo wir nicht hinkommen!?“
„Ja, Robbi macht alles!“, rief er entzückt und alle seine Lämpchen
leuchteten grün auf.
Sie nahmen ihn in die Mitte und gingen vorerst in die Werkstätte. Dort war
ein ganz alter Mann mit einem weißen Bart und einem Overall damit beschäftigt, einzelne Kabel miteinander
zu verbinden.
„Hallo, Opa! Wir lassen Dir einen Lehrling da und holen ihn wieder morgen
früh. Erkläre ihm, wie die einzelnen Kabel vom Raumschiff verbunden gehörten
und wie man sie auch immer wieder putzt. Er wird unser neuer Assistent!“
Der so genannte Opa, der natürlich nicht der Opa von Tim und Tom war,
sondern nur so genannte wurde, weil er schon so alt war, nahm seine Brille
herunter und beäugte den kleinen Kerl von allen Seiten.
„Was ist denn das? Der schaut ja wie ein Roboter aus, versteht mich der
denn auch?“
„Ich verstehe alles, kann auch sprechen und lernen. Ich kann eine Seite in
einer Sekunde lesen und merke mir auch alles, was ich gelesen habe“, die Stimme
von Robbi überschlug sich fast vor lauer Eifer!
„Na gut!“, brummte Opa in seinen Bart und drückte Robbi ein dickes Buch in
die Hand. „Dann lese einmal schnell!“
Robbi nahm das Buch und blätterte in Windeseile eine Seite nach der anderen
um, viel rascher als Tim und Tom zusehen konnten.
„So, gelesen!“, sagte er und gab es zurück
„Unglaublich! Und Du hast dir alles gemerkt“, fragte der Opa erstaunt.
„Ja. Wo ist nun das Werkzeug und die Kabel?“
Opa gab ihm alles und mit der gleichen Geschwindigkeit, mit der er gelesen
hatte, montierte er alles zusammen. Ganz schnell lag ein Berg von Kabeln
richtig geordnet und miteinander verbunden am Tisch.
Tim, Tom und Opa staunten nur so.
„Naja, das ist ja sehr erstaunlich! Ich hätte dafür den ganzen Tag
gebraucht! Der Kleine ist in Ordnung, den könnt ihr mir gleich da lassen“,
sagte Opa
Tim und Tom lachten.
„Nein, den nehmen wir mit, den brauchen wir an Bord!“, sagte Tim, oder war
es Tom?
Robbi machte wieder seine Augendeckel zu, so als würde er verlegen sein.
Am nächsten Morgen gingen nun alle Drei hintereinander an Bord. Wer zuerst
einstieg ist nicht klar, entweder Tom oder Tim, aber auf jeden Fall war der
Letzte Robbi. Seine Lämpchen blinkten alle grün, so stolz war er.
Tim oder Tom schraubte eine Abdeckung auf und zeigte hinein:
„Schau Robbi, da führt ein langer Tunnel zum Motorraum. Da kommen wir nie
rein, wir sind zu groß. Doch Du kannst da reinkriechen und alle Kabel einmal
putzen und die Verbindungen prüfen. Schau besonders bei dem Kabel für die
Kaffeemaschine nach, die setzt nämlich immer wieder aus“, sagte Tim oder war
Tom?
Während Robbi in dem Tunnel verschwand, startete das Raumschiff. Sie waren
heute besonders schwer, sie hatten viele Pakete geladen. Es waren auch Bücher
dabei für Delos, wo eine neue Schule eröffnet wurde.
„Schau, da taucht plötzlich ein unbekanntes Raumschiff auf und steht uns im
Weg“, sagte Tim
Tom schaltete die Grußfrequenz ein und wartete.
Die Grußfrequenz beinhaltet alle bekannten Sprachen, die es im Weltall gab
und war sehr freundlich abgefasst.
Aber es kam keine Antwort. Das fremde Raumschiff hatte nur seinen sehr
großen Scheinwerfer eingeschaltet und tastete ihr Raumschiff ab.
„Hallo, wir sind Freunde. Wir sind die Postboten, wir haben nur Pakete an
Bord. Können wir Ihnen helfen?“ sagte Tim
„Wir sind keine Freunde! Wir wollen alle die Pakete die Sie an Bord haben.
Wir sind Händler und werden diese Dinge auf anderen Planeten verkaufen!
Widerstand ist zwecklos, wir haben unsere Waffen auf Sie gerichtet.“
Tim und Tom waren sprachlos. So was ist ihnen noch nie passiert. Wo kamen
die denn plötzlich her?
„Sie sind keine Händler, Sie sind offenbar Räuber!“, rief Tim oder war es
Tom?
Plötzlich war der Raum durch einen hellen Blitz erleuchtet und drei
riesengroße Gestalten standen im Raum. Sie hatten sich offenbar herüber
gebeamt! In der Hand hielten sie je einen gefährlich aussehenden Strahler und
richteten diese auf Tim und Tom.
Unbeachtet von den drei Räubern war Robbi zurückgekommen und blieb beim
Tunneleingang stehen. Sie konnten ihn nicht sehen, denn er war hinter ihnen.
Einer von ihnen suchte den Lichtschalter und drehte das Licht im Raumschiff auf
höchste Stufe.
Es war so hell, dass sich Tim und Tom die Augen abdeckten.
„Wo sind die Pakete!“, schrie einer der Drei.
„Im Lagerraum natürlich!“, sagte Tim oder war es Tom?
„Da ist es sicher zu dunkel für uns. Holt sie herauf!“, schrie einer der
beiden.
Tom bewegte sich langsam auf die Lagertüre zu. Er zwinkerte Robbi zu und
bewegte die Hand, als wolle er etwas abdrehen. Robbi blinkte kurz mit dem
linken Lamperl und schlich sich wieder zurück in den Tunnel.
Bevor Tom die Türe des Lagerraumes öffnen konnte, erlosch das Licht im
Raumschiff und es war stockdunkel.
Die drei Räuber heulten laut auf und warfen sich zu Boden.
„Licht, Licht! Wir brauchen Licht! Wir können nicht ohne Licht leben! Im
Dunkeln müssen wir sterben!“
Sie wälzten sich auf der Erde und krümmten sich.
„Robbi, drehe das Licht wieder an, aber nur wenig, nicht ganz! Wir wollen
ja nicht, dass die beiden sterben. Aber wir wollen, dass sie sich benehmen!“,
rief Tom Robbi zu. Robbi fuhr den Lichtschalter drinnen im Tunnel wieder ein
wenig hoch und es wurde ein wenig heller. Aber nur so viel, dass man die
Konturen unterscheiden konnte.
„Mehr, mehr!“, riefen sie.
„Nur wenn ihr versprecht, dass ihr sofort wieder verschwindet und in
Zukunft was anderes arbeitet, um zu Geld zu kommen!“
„Ja, ja! Wir versprechen alles, nur bitte macht wieder Licht!“
„Ihr braucht kein Licht um zu verschwinden! Raus mit Euch!“
Sie rappelten sich auf, tasteten sich an der Wand in die Höhe und waren
plötzlich wieder verschwunden.
Tim und Tom nahmen sich bei den Händen und tanzten in der Kanzel vor lauter
Freude herum.
Robbi stand wieder beim Tunneleingang und schaute ihnen zu.
„K`kann ich wi´wieder Li´licht machen!“ stotterte er. Er war wieder
aufgeregt und nervös.
„Robbi, Dich haben wir ganz vergessen! Ja mach wieder Licht, die Räuber
sind verschwunden!“
„Ja, das ist wahr! Komm her, lass Dich umarmen!“
Sie nahmen ihn bei den Händen und drehten ihn wie einen Kreisel, als erste
ließ Tim aus und dann Tom! Robbi kam ins trudeln und flog wie ein Kreisel durch
die Kanzel.
Tim und Tom lachten und fingen ihn
wieder ein.
„M´mir ist ga´ganz
schw´schwindelig!“ Um ihn herum drehte sich alles, aber er war glücklich.