Mittwoch, 14. August 2019

Der Panther, Satire


Der Panther

von Joana Angelides

Endlich waren die Fensterputzer da. Die Außenfassade, ganz aus Glas, konnte die Sonnenstrahlen schon gar nicht mehr widerspiegeln. Was einen ja nicht stört, wenn man drinnen sitzt. Aber das Image der Firma soll darunter leiden. Naja, schaut ja sowieso keiner mehr die hohe Fassade  hinauf, eilen  alle nur geschäftig vorbei. Aber Ordnung muss sein.
Sie sitzt konzentriert vor dem Computer und studiert die aufgerufene Statistik.
Was ist das?
Vor dem geschlossenen Fenster bewegt sich ein schwarzer Panther. Es ist der Fensterputzer. Durch das dünne T-Shirt sichtbar, bewegen sich seine Muskeln mit kraftvollem Zucken, seine langen Arme holen nach rechts oben aus, der Oberkörper streckt sich und es scheint, der Panther  ist mit der Scheibe verhaftet und bewegt sich mühelos auf dieser entlang. Mit weit ausholenden, kraftvollen Bewegung führt er den Schieber über das Glas und zieht ihn  wieder zurück. Durch das nasse T-Shirt zeichnen sich seine Muskeln ab.  Rein anatomisch betrachtet, makellos!
Sie hält inne und  schaut ihm fasziniert zu.  Natürlich nur aus reinem Interesse daran, wie es möglich ist, dass ein Mann so verhaftet sein kann mit einer  Glasscheibe. Seine Muskel  entspannen sich und er bückt sich, scheinbar um den Fensterschieber  abzuwischen. Nur aus reinem Interesse natürlich, ob der Jeans-Stoff   die entstehende Spannung  auf der Rückseite  auch aushält, richtete sie sich etwas auf  um besser sehen zu können und dummer Weise warf sie die auf der Tischkante stehende Tasse Kaffe zu Boden.
Das Klirren holte sie in die Wirklichkeit zurück.
Ist ja lächerlich, warum sollte sie sich dafür interessieren, wie ein Fensterputzer arbeitet? Aber man könnte ja Bewegungsstudien machen, außerdem sieht es ja keiner.
Sie nähert sich langsam der Scheibe und steht nun genau vor ihm. Sie kann ihn sehen, er kann durch die getönten Spiegelgläser  jedoch nicht herein blicken.
Ist schon faszinierend, so nahe an einem Raubtier zu stehen, ohne dass es das  merkt.
Nun wendet er sich der anderen Seite der Scheibe zu und dehnt und streckt sich nun nach links oben. Das T-Shirt  ist etwas zu kurz, wie alle diese billigen Dinger und rutscht aus dem Hosenbund heraus. Sie macht einen Schritt zurück. Man will ja schließlich nicht indiskret sein. Der Gürtel der Hose sitzt sehr locker und der Nabel wird unter dem Rand des T-Shirts sichtbar, um dann gleich wieder, aufgrund der Gegenbewegung des muskulösen Oberkörpers, von diesem T-Shirt verdeckt zu werden. Hat scheinbar keinen Slip an, dieser Panther da vor der Scheibe. Aber ist ja schließlich nicht von so großem Interesse. Aber, hat er nun  oder hat er nicht? Obwohl.......... naja.
Es wurde inzwischen zwölf Uhr. Fast gleichzeitig schauen sie beide, die Sekretärin und der Panther,  auf die Uhr auf ihren Handgelenken. Er dürfte sich für eine Pause entschlossen haben und beginnt sich abzuseilen. Dieser aufreizende, geschmeidige Körper bewegt sich nach unten bis nur mehr sein Kopf zu sehen ist und dieser auch gleich verschwunden sein wird.

Hastig beendet die Sekretärin ihre Sitzung vor dem Bildschirm, schnappt ihre Handtasche und beeilt sich um  zum Lift zu kommen. Heute wird sie nicht erst um dreizehn Uhr essen gehen. Man muss ja nicht immer das Selbe tun! Nicht etwa, um gleichzeitig mit dem Panther im Speisesaal zu sein, sondern um noch vorher bei der Poststelle vorbeizuschauen, natürlich nur, wenn es sich ausgeht.
Sie betritt den Speisesaal und unwillkürlich gleiten ihre Augen über die verschiedenen Tische, wo sollte sie sich nur hinsetzen? Ah; dort ist noch ein Platz frei. Wie zufällig am Tisch des Panthers! Sie nennt ihn nur mehr Panther, schließlich kennt sie ja seinen Namen nicht! Noch nicht! Sie steuert mit ihrem Tablett auf den Tisch zu, wird jedoch von einem jungen Mann sanft auf die Seite geschoben.
Der junge Mann setzt sich neben "ihren" Panther und wird erfreut und erstaunlicher Weise  sehr vertraut begrüßt. Sie berühren sich mit den Fingerspitzen und lächeln sich zu. Sehr seltsam, wie sie sich ansehen und wie sich ihre Augen ineinander versenken.
Irgendwie irritiert dreht sie sich um, und hört gerade noch, dass  sich die Beiden für abends im „Guy“ verabreden. Ist das nicht...?
Also, die Fensterputzer sind auch nicht mehr das, was sie sein sollten. Außerdem hat sie sich „das“ gleich gedacht!
Sie sucht sich einen  Platz an einem anderen Tisch und setzt sich mit dem Rücken zu den Beiden nieder und verzehrt völlig lustlos ihren Imbiss.

Die ganze Welt ist gegen mich! Glosse


Die ganze Welt ist gegen mich!


Ich weiß auch nicht genau, woran es liegt, dass die ganze Welt gegen mich ist!
Immer, wenn ich knapp vor der Lösung eines Problems stand, dann baute sich irgendwoher eine neue Schwierigkeit auf.

Die einzige Erklärung ist:

Es muss an meinen roten Haaren liegen! Stellen sie sich vor, ein Mann mit feuerroten Haaren!
Wobei rothaarige Frauen überall bevorzugt werden! Sie regen die Fantasie der Männer an, las ich in einer Zeitschrift, sie sind besonders sinnlich!
Also, entweder habe ich die falsche Haarfarbe oder das falsche Geschlecht.

Schon in meiner Schulzeit war da ein Mathematikprofessor, der mir mit Akribie immer jene Aufgaben stellte, die ich gerade nicht lösen konnte. Es war doch klar, er wollte verhindern, dass ich der Klassenbeste bin, zumindest nicht in Mathematik.
Ich wusste schon damals, es lag daran, dass ich rote Haare hatte.

Beim Abitur wurde ich abgelenkt durch ein Bildnis Wolfgang Goethes, das mir gegenüber an der Wand hing. Er blickte mich scheinbar spöttisch, ja skeptisch an. So skeptisch, dass ich an den Antworten, die ich niederschrieb zweifelte und diese nicht abgab.
Zu seiner Zeit waren rote Haare sicher auch kein gutes Omen.
Ich musste zum Abitur ein Jahr später nochmals antreten. Diesmal hing das Bild einer Winterlandschaft da. Es störte mich nicht weiter, ich hatte einen Pullover an.

Ich wollte Jus studieren, dem Recht seinen Platz in der Welt verschaffen, Unschuldige verteidigen! Doch ich scheiterte an einer ........ Putzfrau! Just an jenem Morgen, als ich die Treppe dieser geheiligten Stätte hinaufstieg, um zu inskribieren, fegte sie eben mit großem Schwung und nassem Tuch darüber und ich rutschte aus. Da ich im Anschluss daran wochenlang mit einem komplizierten Beckenbruch im Spital lag, versäumte ich alle Fristen.
Ob die Putzfrau ebenfalls eine Abneigung gegen rote Haare hatte?

Ich wurde Polizist, da konnte ich eine Kappe tragen.

Meine berufliche Karriere war ein mühsamer Weg. Immer wieder stieß ich auf Ablehnung, wurde bei Beförderungen übergangen. Wieso merkte niemand, wie klug und tüchtig ich war, trotz meiner roten Haare?

Wieso geschieht es immer wieder, dass ich, der letzte in einer langen Schlange vor dem Postschalter mit der Nase letztlich immer an das Schild „Geschlossen“ stoße? Der Postbeamte hat mich sicher schon die ganze Zeit beobachtet!
Er mag auch keine Männer mit roten Haaren.

Eine totale Mauer von Ablehnung baute meine Schwiegermutter auf. Gleich beim ersten Zusammentreffen spürte ich ihre Ablehnung. Das Essen war versalzen und außerdem sah sie mich böse an, als ich den Rotwein über das Tischtuch goß.
Ich glaube, sie hatte ebenfalls etwas gegen rote Haare, oder sogar überhaupt gegen die Farbe rot und wollte von Anfang an keine Enkelkinder mit roten Haaren.

Auch bei der Trauung musste ich den eiskalten Blick des Pfarrers ertragen, er dachte sicher dauernd an Judas Ischariot. Ich glaube seine Hände zitterten leicht, als er uns segnete.

Es ist mir in der Folge gelungen, meiner Schwiegermutter einen Streich zu spielen, denn alle meine fünf Söhne haben rotes Haar. Sie werden es aber sicher im Leben sehr schwer haben.
Ich habe ihnen Basketballmützen gekauft.

Ich denke, auch mein Friseur hatte eine Abneigung gegen männliche Kunden mit rotem Haar, denn seit ich mir bei ihm die Haare schneiden ließ, wurde mein Haar immer schütterer und fielen mir am Ende ganz aus.

Was ist nun ein rothaariger Mann mit einer Glatze? Er ist nur mehr ein halber Mann.

Ich sah es auch an den prüfenden Blicken der Menschen, denen ich begegnete.

Ich las es in ihren Augen:
Was bildet sich der Rothaarige denn ein, so ein Feigling, tarnt sich mit einer Glatze!

Mir macht man Nichts vor!

Schuld ist nur der Friseur, ich habe es allen erklärt, bin durch die Stadt gelaufen und habe es hinaus geschrien!
Doch sie wollten es nicht hören, schüttelten nur den Kopf über mich.

Nur hier, auf Station VI der Psychiatrie haben sie Verständnis, die haben mir eine rote Perücke gebracht, die ich nun tragen kann.

Nur leider kann ich mich nicht sehen, denn Spiegel bringen sie mir keinen.


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