Mittwoch, 10. April 2024

Königin der Nacht, Erotik, Abenteuer

 Königin der Nacht



 Ich musste meinen Aufenthalt in Antigua auf jeden Fall auch dazu nutzen, um auf den Pacaya, einen aktiven Vulkan, zu wandern. Von Freunden habe ich den Tipp bekommen, dies entweder in der Früh oder am Abend zu tun, denn da kommt die Lava erst so richtig und schön zum Vorschein. Man sollte das aber nur mit einem Führer machen, der Vulkan ist unberechenbar und kann gefährlich sein.

 Wir waren eine Gruppe von sechs Personen, incl. eines Führers und wir starteten am späten Nachmittag. Die Tour war nicht sehr anstrengend und wir erreichten den Krater als es schon zu dämmern begann. Vor Beginn der Tour bekamen wir auch leihweise Gasmasken, da der Vulkan auch giftige Dämpfe ausstoßen kann.

Am Krater angelangt, blieben wir überwältigt stehen, um das Schauspiel der Naturgewalten auf uns einwirken zu lassen. Einige gingen näher ran, einige weiter nach rechts oder links. Ich fand einen etwas erhöhten Standplatz, mit einem kleinen Felsenvorsprung und begann mit meiner Kamera zu filmen. Geschützt vor der Hitze, im Schatten eines Überhanges entdeckte ich einen Kaktus, der wunderlicher Weise offenbar hier um sein Dasein zu kämpfen schien.

Er hatte ganz oben eine große gelbe Knospe, die kurz vor dem sich Öffnen stand. Ich war so fasziniert, dass ich unachtsam wurde, mich vorbeugte und fast ausgerutscht wäre. Wie konnte hier, in dieser Hitze, offensichtlich auch vergifteter Atmosphäre, so eine geheimnisvolle, fragile Blüte existieren?

 

„Sie ist wunderschön, nicht wahr?“, hörte ich ein leises Flüstern. Wie aus dem Nichts löste sich aus einer dunklen Nische eine fast nackte Frauengestalt, nur mit einem dunkelroten Schleier bekleidet, mit schwarzem Haar, das ihr bis zu den Knien fiel und dunklen Augen, in denen sich das flammende Rot der Lava spiegelte. Oder waren es kleine Flämmchen, die darin tanzten?

 

„Ohja, es ist wie ein Wunder! Und wer bist Du?“, ich versuchte in der nun hereinbrechenden Finsternis diese wundersame Begegnung deutlicher zu sehen, doch sie zog sich wieder in die Nische zurück und so konnte ich nur ein wunderbar geformtes Bein erspähen, das irgendwo im roten Schleiergewebe verschwand. Dann beugte sie sich plötzlich wieder nach vor, blickte in meine Augen und ich wurde ein wenig schwindelig und versuchte mich am Felsen anzuklammern.

 

„Ich bin Vesuvia, die Brennende!“, ihr Lachen klang tief und heiser. Dann trat sie doch ganz aus der Nische hervor und begann vor mitzutanzen. Sie sah wie eine lebendig gewordene Lohe aus, ihre schwarzen Haare flogen um sie herum und ihre langen Armen griffen mit gierigen Fingern nach mir. Ich konnte nur starr verharren. Sie tanzte nun um mich herum, einmal war sie hinter mir, einmal vor mir, ihr biegsamer Leib war dauernd in Bewegung, verbog sich, umschlang mich und rankte sich an mir empor. Ich griff nach ihr und obwohl ich das Gefühl hatte, in glühende Kohle zu greifen, verbrannte ich mich nicht.

„Oh, sie kommt!“ flüsterte sie mir ins Ohr und deutete auf die Kaktusblüte. Diese begann sich nun langsam zu öffnen. Die Knospe hatte sich aufgelockert, einzelne längliche Blätter lösten sich langsam vom Kern und breiteten sich nach allen Seiten aus. In der Mitte zitterten Staubgefäße mit kleinen roten Fäden rund herum. Es dauerte einige Minuten, bis sich die Blüte zu einer vollendeten Blume entwickelt hatte. Trotz der vorherrschenden Dunkelheit leuchtete das Gelb der Blüte wie gesponnenes Gold. „Sie wird sich ganz öffnen und dann sterben! Sie wird nur diese eine Nacht blühen, als Königin der Nacht!“

Als sich die Blüte dann vollends geöffnet hatte, merkte ich erst, dass ich zwischen den Felsen am Boden lag, über mir schaukelte und wand sich dieses brennende Wesen. Sie war in mich gedrungen, hatte Besitz von mir ergriffen und es begann ein Höllenritt, von glühenden Funken der austretenden Lava im Krater umflossen, vorbei gleitendem Schein, der sich wälzenden geschmolzenen Steinmassen und dem matten Schein des Mondes umspielt. Als wir explosionsartig in einem gemeinsamen Orgasmus aufgingen, hörte sich ihr befreiender Schrei wie das ferne Donnergrollen aus den Tiefen des Vulkanes an. Ich geriet in eine Art Dämmerzustand, griff immer wieder nach oben, griff plötzlich ins Leere und verspürte eine tiefe Sehnsucht nach Feuer und Sturm, nach Auflösung und Vergehen. 

Die Stimmen der anderen Tourenteilnehmer kamen wieder näher, ich stand auf, raffte meine Habseligkeiten und meine Kamera zusammen. Ich blickte mich um. Wo war nun die Königin der Nacht, wo meine geheimnisvolle Vesuvia mit dem glühenden Körper und dem heißen Atem der Lust?  Die vielen dunklen Nischen rund um mich waren leer, in manchen bewegten sich Schatten, jedoch nur ausgelöst durch den Schein der glühenden Lava vor mir. Ich fühlte mich plötzlich einsam und allein gelassen.

 

Es war vergebens, nach ihr Ausschau zu halten. Waren sie und die Königin der Nacht nur eine Fata Morgana, durch Gase ausgelöst, aus der Hitze des Vulkanes geboren?

 

Ich werde es im Moment nicht lösen können; ich begrub mein Geheimnis tief in mir beim Abstieg mit der Gruppe.

 

 

Ich dämmerte den Rest der Nacht vor mich hin und wälzte mich auf dem breiten Bett im Hotel hin und her. Die leichte Decke, die am Fußende lag, berührte ich kaum. Es war noch immer eine brennende Hitze in mir, wenn ich die Augen schloß spiegelte sich mein Blut an der Netzhaut hinter meinen Augen wider. Wallende Schleier erzeugten Schwindel in mir.

Mühsam schleppte ich mich ins Bad und starrte den Fremden im Spiegel erschrocken an. Ich war kaum wieder zu erkennen. Ich musste mich am Waschbecken anhalten. Das kalte Wasser auf meinem Gesicht hatte keinerlei Wirkung. Meine Stirne war heiß, die Zunge klebte an meinem Gaumen.

 

Der Autobus, der uns zum Flughafen bringen sollte, stand vor dem Hotel und der Chauffeur hatte schon zweimal ungeduldig gehupt. Aber ich wusste, ich werde nicht mitfahren können. Ich musste nochmals auf den Berg hinauf, ich musste erkunden, ob Vesuvia und ihre Königin der Nacht nur eine Fata Morgana, ein Traum, waren, oder ob es sie wirklich gab.

Die Freunde schüttelten verständnislos den Kopf, doch ich war nicht umzustimmen, ich blieb hier.

 

Abends schloss ich mich einer der neuen Gruppen an, die ebenfalls auf den Pacaya wollten. Wir brachen wieder in der aufkommenden Dämmerung auf. Die Stimmung der Kameraden war erwartungsvoll und neugierig. Sie unterhielten sich angeregt und gut gelaunt. Manchmal streifte mich ein bedauernder Blick, sie wussten nicht recht, was mit mir los war, weil ich schweigend hinter ihnen aufstieg und mich nicht an der allgemeinen Unterhaltung beteiligte. Ich war voller Ungeduld und wie in Trance.

 

Und wieder separierte ich mich von der Gruppe und suchte meinen Felsen, „meine“ Nische und wartete. Wenn es Vesuvia wirklich gab, dann konnte sie nur hier sein, hier in den dunklen geheimnisvollen Nischen, hier, ein wenig abseits von den lärmenden Menschen. Die Dämmerung war in Finsternis übergegangen und man konnte die glühenden Funken gen Himmel sprühen sehen. Die austretende Lava wälzte sich in einiger Entfernung ins Tal und hin und wieder flammte Verbrennendes auf. Die Hitze war bis hierher spürbar. Ich schloss die Augen und ließ sie auf meiner Haut einwirken.

 

„Da bist Du ja wieder!“, ihre Stimme elektrisierte mich, sie war heiser und tief, so wie ich sie kannte. Sie stand hinter mir, ihre beiden Hände strichen über mein Gesicht, der dunkelrote Schleier wallte um mich herum und fiel über meine Augen, alles war nun wieder in Rot getaucht. Ihre Hände glitten langsam über mein Gesicht, den Hals entlang und verschwanden in meinem Hemd. Sie waren überraschender Weise kühl und ließen langsam meine Nerven vibrieren. Sie zog mich an sich, sodass wir nun eng aneinander gepresst dastanden und sich ihr heißer Körper an meinem Rücken reiben konnte.

Meine Nackenhaare sträubten sich, ihr heißer Atem verbrannte mir fast die Haut, stärker als es die Hitze des fließenden Magmas vermochte. Sie hielt mich fest und begann im Rhythmus zu ihrem tiefen, gleichmäßigen Summen mit mir zu tanzen. Ihre langen Beine schlangen sich von rückwärts um meine Hüfte, sie bog meinen Oberkörper sanft nach hinten, hielt einen Arm von mir nach oben und zog mich so tänzelnd mit sich in eine der dunklen Nischen.

Hier war man dem Vulkan noch näher, es ging tief in den Felsen hinein, man hörte das Brodeln und Fauchen des flüssigen Gesteins, betäubende Gase kamen aus den Blasen der brodelnden Masse.

Sie schlang ihren Körper weiter um mich herum, ließ mich zu Boden gleiten und riss mir voller Leidenschaft die Kleidung vom Leib. Sie ließ ihre Zunge auf meiner Brust auf und abgleiten, ihre großen flammenden Augen versanken in den meinen und bohrten sich bis ins Herz. Ich spürte, wie sie es umklammerte und hatte den Eindruck sie würde es mir gleich herausreißen. Sie saß nun mit erhobenem Kopf gerade auf mir, ihre wallende Haarmähne umhüllte sie fast ganz und ihre glühenden pulsierenden Schenkel hielten mich fest wie ein Schraubstock!

Es wurde ein Höllenritt, dem ich nicht entgehen konnte. Meine Schreie hallten in dem Gewölbe wider, wir brannten zusammen lichterloh. Ich klammerte mich an ihren prallen Brüsten so fest ich konnte und verglühte. Flammen loderten rund um mich, mein Fleisch brannte, mein Blut kochte. Meine Bewegungen wurden immer wilder fordernder und ich spürte ein glühendes Schwert in mir, das sich drehte und wand und meine Eingeweide zerriss. Dann wurde sie in den Bewegungen ruhiger, aber intensiver. Jedes Mal, wenn sie ihren Körper auf mich niedersinken ließ, blieb sie Sekundenbruchteile über mir, um dann mit einem wilden Schrei und einem gewaltigen Ruck auf mich nieder zu sinken. Meine Schreie hallten in der Felsenhöhle wider, meine Stimme versagte und ging in ein Gurgeln über. Es wird in aller Ewigkeit so weitergehen und ich werde mit der Lava und dem heißen Magma verschmelzen.

 

Als ich wieder zu Bewusstsein kam, lag ich vor der Höhle, mein Gesicht im Geröll vergraben, meine Haare versengt und mit Brandmalen übersät. Ich hob den Kopf und blickte in das pulsierende Gold der geöffneten Blüte auf dem Kaktus vor mir. Die Blüte hatte sich geöffnet und ihre zarten goldenen Blätter mit den roten Fäden rundum bewegten sich in der aufsteigenden Hitze zart und langsam.

 

Ich richtete mich ein wenig auf und mein Blick ging suchend umher. Ich suchte mein Feuerwesen, ich suchte Vesuvia, ihren roten Schleier und ihren glühenden Körper. Doch es war nur mehr Dunkelheit, Hitze und leises Grollen aus der Tiefe des Kraters um mich. Ich griff nach der Blüte und riss sie an mich. Ich wollte die Erinnerung an diese Ereignisse für mich alleine bewahren. Auch, um mir zu beweisen, dass dies alles kein Traum, sondern Wirklichkeit war.

 

Beim Abstieg vom Pacaya hatte ich Mühe, als Letzter der Gruppe nicht den Anschluss zu verlieren. Meine Kleidung war teilweise angesengt, ebenso meine Haare und das Gesicht geschwärzt. die mitleidigen Blicke der anderen Teilnehmer ignorierte ich einfach.

 

Ich bin zurückgekehrt in diese Welt, ich funktioniere wie eine gut geölte Maschine, doch mein Körper fühlt sich leer und ausgebrannt an. Er wird von Lust und Verlangen geschüttelt und verzehrt. Meine Gedanken kreisen immer wieder um den Pacaya und Vesuvia, meiner Königin der Nacht.

 

Irgendwann werde ich zurückkehren und in meiner Fantasie sehe ich mich in der glühenden Lava vergehen, hinein gezogen von begehrlichen Armen.

 

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Die Frau im Aquarium, mysteriös

 


Die Frau im Aquarium

von Joana Angelides



Niemand sah sie, außer mir! Niemand sah die Frau in meinem Aquarium!

Das begann so:

Anfangs sah ich sie manches Mal, wenn ich an der Kreuzung stand und auf Grün wartete. Da saß sie in dem Auto neben mir.

 
Sie schaute mich an und ich sah ein kleines Lächeln aufblitzen in ihren grünen Augen. Es ergriff mich jedes Mal ein unglaubliches Glücksgefühl. Die Ampel schaltet auf Grün und sie bog ab.

 
Mein Büro lag im sechsten Stock des Bürotowers mitten im Geschäftsviertel. Ich fuhr regelmäßig mit dem Lift hinauf und eines Tages sah ich sie auf den Lift zukommen. Doch sie kam zu spät, die Lifttüre schloß sich. Ich sah nur mehr ihr Lächeln und ihren Blick. Ich versuchte den Lift zu stoppen, doch es war zu spät. Die Türe war und blieb zu.

 
Der Vormittage vergingen in Windeseile mit Telefonaten, Besprechungen und dem Studium von Akten. Ich verdrängte dieses Gesicht, diese Augen kurzfristig aus meinem Gedächtnis.

 
An einem dieser Tage begab ich mich erst spät in den kleinen Schnellimbiß im dritten Stock des Bürogebäudes und suchte lustlos irgendetwas, um meinen Hunger zu stillen. Ich setzte mich in die hinterste Ecke und beginne meine Pizza zu verzehren. Da spürte ich sie wieder, diese Blicke! Ich sah mich suchend um und versank wieder in den grünen Augen dieser wunderbaren Frau. Mit einer ungestümen Bewegung schüttelte sie ihre dunkelbraune Haarmähne zurück, nahm ihre Handtasche vom Stuhl und strebte dem Ausgang zu. Ich versuchte mich rasch aus meiner Ecke frei zu schwimmen und stürzte in Richtung Ausgang, nicht ohne mit einigen Leuten zusammen zu stoßen. Endlich erreichte ich die Ausgangstüre und stürmte ins Freie. Ich sah gerade noch, wie sie ein Taxi bestieg und wegfuhr. Ich stand dann völlig hilflos, mit einer Serviette in der Hand am Rande des Gehsteiges.

Der restliche Nachmittag zog sich endlos in die Länge. Meine Gedanken schweiften immer ab und zu ihr. Ich konnte mich nur etwas beruhigen, wenn ich den Fischen in dem großen Aquarium in meinem Büro zusah. Es nahm die

Seitenwand des Büros völlig ein und diente der Meditation. Die Bewegungen der Fische hatten etwas Beruhigendes für mich. In meinen Träumen bin ich oft einer dieser  Fisch gewesen, bin in völliger Stille und Harmonie zwischen den Wasserpflanzen geschwommen.

 
Nach Büroschluss traf ich dann Frank in der Bar unten im Erdgeschoß.
Zum wiederholten Male erzählte ich ihm wieder einmal von dieser Frau, der ich immer wieder um ein Haar begegnete, es aber nie wirklich schaffte, sie anzusprechen.

Wie bereits anläßlich meinen früheren Erzählungen, lachte er mich auch heute wieder aus. Viel zu oft habe ich ihn schon auf diese Frau aufmerksam gemacht, wenn ich sie auch in seiner Gegenwart sah. Doch er konnte sie nie sehen, er war einfach zu langsam und träge, konnte meinen Hinweisen nicht so schnell folgen. Dann war sie wieder in der Menge verschwunden.

 
In dieser Nacht träumte ich von ihr. Ich traf sie im Lift, wir fuhren langsam nach oben, sie lächelte mich an, sprach kein Wort. Sie ließ es geschehen, dass ich ihren Arm nahm und sie in mein Büro führte. Wir setzten uns und sie blickte fasziniert auf das Aquarium, auch ihr gefiel es, den Fischen zuzusehen. Ich erzählte ihr von meinen Träumen. Sie lachte.

Offenbar lachte sie mich aus. Ich spürte im Traum, wie Wut und Enttäuschung in mir aufstieg.

Ich packte sie am Arm, sie sollte näher an das Aquarium heran gehen, sollte sich ebenfalls als Fisch fühlen, mit mir zwischen den Pflanzen und künstlichen Steinen und Hindernissen hindurch schwimmen, um zu verstehen, was ich meinte. Sie wehrte sich, doch ich war stärker. Im Traum bekam ich ungeahnte Kräfte und zog sie mit mir. Wir schwammen nun endlich gemeinsam, das Aquarium bekam eine ungeahnte Weite, wenn man sich in ihm befand. Im Traum sanken wir immer tiefer zum Grund, ihre Haare schwebten wie Schleier  rund um uns,  aus ihrem Mund kamen Wasserblasen und ihre Arme zeigten nach oben. Es war wie ein herrlicher, nie endenwollender Tanz in die wundervolle Tiefe des Ozeans. Ihre Augen starrten mich erstaunt an, nun endlich verstand sie, was ich meinte. Die Fische schwammen um uns herum, während wir immer tiefer sanken.

Sie war überwältigt, ich musste sie in meinen Armen halten, ich spürte Glücksgefühle in mir aufsteigen. Sie wird nun für immer bei mir bleiben, ich werde sie täglich ansehen, wie sie zwischen den Fischen hin und her schwebt und mir bei der Arbeit zusieht und wenn es mich gelüstet, werde ich zu ihr ins Aquarium tauchen und wir werden gemeinsam dahinschweben.

In meinem Traum war die Nacht lang und dunkel, ich machte einen Umweg vom Büro nach Hause, am Fluss entlang, hörte die Geräusche der Nacht, die in der Stadt immer zu hören waren.

Der Fluss war dunkel und undurchsichtig, mir war kalt und ich fröstelte.

Dann bin ich aufgewacht.

 

Am Weg ins Büro am Morgen schweiften meine Blicke herum, ich werde sie sicher wieder sehen, sie wird mach ansehen und doch dann wieder in der Menge verschwinden. Ich hätte ihr so gerne von meinem Traum und unserem gemeinsamen Erlebnis  erzählt.



Der Tag fing an, wie jeder andere auch, wenn ich nicht am Morgen im Büro die Zeitung aufgeschlagen hätte. Da sah ich ihr Bild. Das Blut gerann mir in den Adern! Das Bild zeigte diese wunderbare Frau aus meinem Traum,  jedoch mit geschlossenen Augen und seltsam starrem Gesichtsausdruck. Darunter stand, sie sei ermordet worden. Man hatte sie aus dem Fluss gefischt. Es traf mich wie ein Blitzschlag. Ich sprang auf und ging zum Fenster und riß es auf um Luft zu schnappen.
Unter mir pulsierte die große Stadt, der Verkehrslärm kam nur gedämpft zu mir herauf. Irgendwo da unten hatte sie gelebt, ich habe sie gekannt! Was hatte sie für eine Stimme? In meinem Traum hatte sie eine dunkle, erotische Stimme. Sie passte wunderbar zu ihr. Ich hielt mich am Fensterrahmen fest und holte tief Luft.
Ein Geräusch ließ mich in die Wirklichkeit zurückfinden und ich drehte mich um. Da sah ich sie wieder, sie schwamm in meinem Aquarium, das Wasser plätscherte und ihre Haare waren gelöst und umschmeichelten ihr Gesicht, aus ihrem Munde kamen  wieder Wasserblasen und sie lächelte mir zu. Ihr wunderbarer Körper war über und über mit Schleiern bekleidet, die gemeinsam mit den Fischen im Wasser schwebten.

„Sie ist nicht tot, sie ist in meinem Aquarium!“, schrie ich immer wieder. Alle im Büro konnten mich hören. Sie kamen herein und starrten das Aquarium an. Gott sei Dank, jetzt konnten auch alle anderen und auch Frank sie hoffentlich  endlich sehen.

Nun bin ich hier, ich sitze in einem fast völlig leeren Raum und warte. Nur ein Bett und ein kleines Tischchen sind hier drinnen. Mir ist kalt und ich möchte nach Hause gehen. Ich muß aber auf den Arzt warten, man hat mir gesagt, er möchte mit mir sprechen. Eigentlich wollte ich zu keinem Arzt.

Man hat mir auch erzählt, diese tote Frau hätte Wasser aus meinem Aquarium in der Lunge gehabt. Mir ist das unverständlich.

 
Ich freue mich schon, wenn ich wieder in meinem Büro sitzen werde und sie zwischen meinen Fischen und den Wasserpflanzen schweben wird.

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