Montag, 10. Dezember 2018

Der unausweichliche Übergang, Tristesse

Der unausweichliche Übergang
von Joana Angelides

Vom Inneren des Hauses aus sieht die winterliche Landschaft draußen romantisch, still und verträumt aus.
Die weiße Schneedecke liegt wie ein Leichentuch über der schlafenden Natur und glitzert im Lichte des Mondes.  Es scheint, als wäre es mit kleinen Diamanten übersät, die sich im fahlen Lichte des geheimnisvollen Erdtrabanten drehen und räkeln. Vom Haus bis zum See dehnt sich eine unberührte Fläche, ihre Schatten sind dunkelblau und fließend.
Sie wird nie wiederkommen, nie wieder wird ihr helles Lachen die Stille im Haus verdrängen.
Der See liegt dunkel und träge da, auf der bewegungslosen Wasserfläche gleiten Nebelschwaden langsam dahin und scheinen jede andere Bewegung oder eventuelle Geräusche zu verschlucken. Sie formen sich und verändern sich. Ich sehe Gesichter, schwingende weiche Frauenarme in silbernen Schleiern gehüllt, goldene Haarsträhnen wehen. Immer wieder nach rückwärts gebogene schlanke Körper, geschmeidige schlangenartige Bewegungen ausübend. Ein Ballett, elegant, gleichzeitig fordernd und aufreizend. Der Fantasie sind offenbar keine Grenzen gesetzt. Was gaukelt mir da diese unwirkliche Welt vor meinem Fenster vor?

Das gelblich-goldene Licht, welches aus dem Haus quillt, ist der einzige störende Faktor in dieser Märchenwelt und ich entschließe mich instinktiv dazu, es zu löschen.
Nun stehe ich hinter dem großen Fenster im Dunkeln, das Glas mit dem Cognac leicht in der Hand schwenkend und versuche die Bewegungen auf dem See zu deuten.
Ist es ihr schlanker biegsamer Körper, der sich im Nebel vervielfacht, sich zu leichten Schleiern formt, sich wieder auflöst?
Da löst sich nun einer dieser Schleier aus dem umher wirbelnden Ballett des Nebels und gleitet, ohne sichtbare Spuren auf der glitzernden Schneedecke zu hinterlassen auf das Haus zu. Die Schleier versprühen glitzernde Sterne und Tropfen und hinterlassen an den Bäumen kleine Lichter, die langsam in kleinen Wirbeln zu Boden fallen. An den Ästen der Bäume rund um den See bleiben immer wieder kleine Schleierfetzen hängen, flattern leicht im Wirbel der Bewegungen und die Welt rund um das Haus wird immer märchenhafter, das Haus ist eingehüllt in diese Nebelschleier und Eiskristalle.
Je näher die Schleier kommen, umso deutlicher hebt sich daraus ihre Gestalt hervor.  Sie streckt ihre Arme nach vor, als würde sie nach mir greifen, mich rufen. Ich stelle das Glas in meiner Hand nieder und öffne die Türe. Ich trete hinaus in eine Märchenwelt, bestehend aus Vorhängen aus Eiskristallen und silbernen Stoffbahnen. Sie klirren und singen, wie leise Sphärenmusik.


Alle Farben eines Regenbogens sind eingefangen in den einzelnen Kristallen und verwirren mich. Ihre weiche Gestalt drängt sich an mich, ihre Arme gleiten an mir auf und ab und erzeugen unaufhörliches Vibrieren.
Unerklärlicher Weise fühlt sich ihr Körper warm an, ich spüre das Blut durch ihre und meine Adern fließen und es erscheint mir völlig normal, dass ich mich danach sehne, mich ebenfalls, nur mit Schleiern bekleidet, mit ihr im Schnee zu wälzen, in den dunklen, ruhigen See einzutauchen.

Es ist, als würde sie meine Gedanken erraten, sie erfühlen. Sie umfasst mich, wir drehen uns wild im Kreise, beschreiben Elypsen im knisternden Schnee und treiben so immer näher dem Ufer des Sees zu.
Und plötzlich spüre ich, wie ich emporgehoben werde, getragen von den uns umgebenden Nebelschwaden, schwebend über der dunklen Wasserfläche des Sees und höre leises rhythmisches Singen rundum. Wie durch Magie sind wir beide nun eingehüllt in diese weichen, silbrigweißen Schleier, berühren uns, küssen uns und verlieren langsam die Wahrnehmung von Zeit und Raum. Das Feuer und die Intensität unserer Gefühle müssten eigentlich das Eis und den Schnee rund um uns zum Schmelzen bringen. Doch unsere Schritte hinterlassen nicht einmal eine leichte Spur darauf.

Das Eintauchen in den dunklen Fluten des halb gefrorenen Sees gelingt mühelos und war unabwendbar.
                                                                           




Als Engel völlig ungeeignet! Humor


Als Engel völlig ungeeignet

von Joana Angelides


Es ist so, dass Liebende natürlich immer das Bedürfnis haben, sich nahe zu sein. Man will die Hände des geliebten Menschen auf seiner Haut spüren, seinen Atem im Gesicht, am Hals und zwischen dem Haaransatz und dem Genick. Dort stellen sich dann die ganz feinen Haare auf und erzeugen ein kribbelndes Gefühl und die Kopfhaut zieht sich zusammen. So war das immer bei mir.
Dann schloß ich die Augen und meinte, seine gespreizten Finger in meinem Haar langsam versinken zu spüren. Seine Fingerkuppen berührten meine Kopfhaut und tausend Sterne explodieren hinter meinen geschlossenen Augenlidern.

Das war der Moment, als wir an den Brückenpfeiler geprallt sind!
Er hätte seine Hände am Lenkrad lassen sollen.

Hier ist nun alles so weiß, gleißendes Licht von allen Seiten und dieses seltsame Harfenspiel. Also, Harfe konnte ich sowieso nie leiden. Ich meine man hat ja nicht so bald eine Harfe zu Hause herumstehen. Aber im Fernsehen, bei den großen Orchestern da sieht man immer eine und ich wartete immer gespannt, ob eine Saite reißt und die Spielerin am Auge trifft. Sind ja immer Frauen, die Harfe spielen. Warum eigentlich?
Was würde sie da machen? Ruhig mit einem Auge weiterspielen? Das geht ja noch, aber hin greifen darf sie nicht, denn nur mit einer Hand kann man sicher nicht spielen!
Im Glücksfall ist dem Auge nichts passiert, das Lid schwillt nur an und es entsteht eine rote Beule am Auge, vielleicht sogar ein Cut. Geschickt kann FRAU des verbergen, weil ja Harfenspieler immer weiblich sind und immer langes, vom Scheitel herabhängendes Haar zu haben scheinen.

Aber lassen wir das einmal.

Was mach ich da jetzt. Ich bin scheinbar verletzt und keiner kümmert sich um mich.
Oh, lala, was ist denn das da für ein toller Engel! Unter dem langen weißen Hemd kann man ja die Muskeln spielen sehen und die Schultern sind breit und gerade, herrlich so zum anlehnen!
Schaut fast wie mein Peter aus. Naja, Peter hatte keine Flügel, aber an das kann man sich gewöhnen, wenn das andere alles stimmt. Und wie das alles gestimmt hat. Er konnte mich zum Wahnsinn treiben mit seinen Zärtlichkeiten!

Ahja Peter, wo ist er denn, der Unglücksrabe? Fährt uns da einfach an den Brückenpfeiler und jetzt lässt er sich nicht blicken.

Gott sei Dank, das Harfenspiel ist leiser geworden. Muss daran liegen, dass die Wolke auf der ich sitze abdriftet. 
Wolke? Ich bin im Himmel! Ich bin tot!

Na das hat mir gerade noch gefehlt. Ich wollte gar nicht so bald sterben, hatte noch eine Menge vor.
Also, wenn ich den Peter erwische, dann kann er was von mir hören! So eine riesige Brücke, so eine breite Straße und die Pfeiler ganz am Rand, wie konnte er da an den Pfeiler prallen?
Ich habe eine Riesenwut!
Wieso donnert es da und woher kommt der kleine Blitz vor meiner Nase?
Man wird ja noch wütend sein dürfen!

Und wo bitte ist Peter? Also wenn er nicht auch tot ist, dann bringe ich ihn eigenhändig um!
Jaja, ist ja schon gut, dauernd diese Donnerei!

Was ist denn da für ein Zettel an meinem Handgelenk? Was steht da drauf?

Bestimmung: Engel, 3. Klasse
Flügel:   Bis auf weiters keine
Tätigkeit:  Harfe spielen

Oh Gott, wo ist da der Ausgang?!

Die Schneeprinzessin, der Eisprinz und das Nordlicht, Fantasie


Die Schneeprinzessin, der Eisprinz und das Nordlicht

von Joana Angelides



Waren es die Eiskristalle, oder war es das Nordlicht? Es war das helle Leuchten rundherum, das Blinken des Schnees im Licht des Mondes, das diese Frage aufwarf.
Es lagen rundherum glitzernde Eissternchen, wie Diamanten, verstreut im Schnee.

Der Wald war weiß und knisternd der Schnee. Die Äste beugten sich unter der Last der Schneepölsterchen, sie wurden halb herabgedrückt. Nur wenn hin und wieder ein neugieriges Käuzchen von Ast zu Ast huschte, dann staubte es ein wenig und die glitzernde Last glitt herab.

Hin und wieder hörte man die Geräusche des Waldes, knacken der Äste, leises Zwitschern der aus dem Schlaf aufgeschreckten Vögel, oder wenn vielleicht ein Fuchs den Bau verließ um nach Eßbarem zu suchen.

Wie immer in solchen Nächten, wenn das Nordlicht über die Himmel glitt, der Schnee lautlos herunterfiel, trafen sich die Schneeprinzessin Pago und Prinz Sund vom Eisland, um im Wald herum zu tollen und sich die schönsten Geschichten aus ihren Ländern zu erzählen. Sie bauten immer kleine Schneemänner und nannten sie ihre kleine Armee. Hinter jedem Baum stand einer dieser kleinen Männchen. Sie schienen sich manchmal, wenn niemand hinschaute, zu bewegen.
Die beiden jungen Menschen fühlten sich bewacht und beschützt von ihnen.

Die Prinzessin wohnte in einem ganz weißen Schloß, gebaut aus Eiskristallen und Eiszapfen. Der Wind streifte durch die Eiszapfen hindurch und dadurch hörte man den ganzen Tag sphärenhafte Musik.

Der Schneekönig und die Königin hatten verkündet, sie wollten die kleine Prinzessin demjenigen zur Frau geben, der imstande war, Licht in das Schloß und rundherum in den Wald zu zaubern. Denn alle waren in den langen Nächten der Dunkelheit hier hoch oben im Norden sehr einsam und traurig.

Als der Eisprinz das hörte, wurde er sehr traurig. Wo soll er denn Licht hernehmen?

Trotzdem hatte Prinz Sund der Prinzessin Pago versprochen, um ihre Hand anzuhalten.
Als er heute Nacht in den glitzernden winterlichen Wald kam, wartete er jedoch vergebens auf die Prinzessin Pago. Sie war nicht da.
Er lief durch den Wald, rief nach ihr, doch vergebens.

Mogor, der Eisbär saß müde am Rande des Waldes, er hörte ihn rufen und kam herbei.

„Warum schreist du denn so?“
„Wo ist die Prinzessin, wir wollten uns heute hier treffen. Wir wollten zu ihrem Vater gehen, ich will um ihre Hand anhalten.“

„Eine Delegation des Königs hat sie abgeholt. Sie haben sie in eine weiße   Kutsche gesetzt und sind durch das große Tor vom Schloß gefahren Ich glaube sie hat geweint. Morgen soll der König der Eisberge kommen und Licht bringen, dann muß die Prinzessin mit ihm gehen und wird weit weg, in den Eisbergen wohnen!“

„Oh, kann mir denn niemand helfen?“ Der Prinz setzte sich mit seinem weißen Mantel aus dichtem Fell auf den Boden und hielt beide Hände vor das Gesicht.

„Wir werden dir helfen!“ Da standen alle kleinen Schneemännchen aus dem Wald rund um ihn herum und schauten ihn an. Der Größte unter ihnen, den sie gestern am Morgen gleich als ersten gemacht hatten, nickte ihm zu und fast wäre ihm die obere kleine Kugel, der Kopf, heruntergefallen. Doch der Prinz war aufgesprungen und befestigte ihn schnell wieder und rückte auch die Karotte, die als Nase gedacht war, wieder zurecht.

Mogor, der Bär richtete sich auch langsam auf.

„Wenn du mich auch brauchen kannst, ich mache mit!“

Der kleine Schneemann schaute mit seinen kohlschwarzen Knopfaugen angestrengt nach oben und dann nickte er wieder vorsichtig mit seinem Kopf.

„Du solltest das Nordlicht einfangen, es in viele kleine Lampen sperren und im Schloß aufstellen. Dann ist das ganze Schloß erleuchtet und der König muß dir die Prinzessin zur Frau geben!“

„Das ist eine gute Idee!“ Brummte Mogor, der Bär. Aber er hatte keine Ahnung, wie das gehen soll.

„Ich werde mit den Rentieren sprechen. Sie werden mit mir hinauf zu den Wolken am Himmel steigen und wir werden soviel Nordlicht holen, als uns möglich ist!“
Der Eisprinz eilte davon und traf die Rentiere, tief im winterlichen Wald. Diese waren sofort bereit, für ihn das Nordlicht zu holen. Noch in dieser Nacht stiegen sie mit ihm auf zu den Wolken und der Prinz nahm soviel Nordlicht mit, als er den Rentieren aufladen konnte.
Die Rentiere schwammen durch das eisige Wasser zu dem Schloß, der Bär Mogor nahm den Prinzen und den Schneemann auf seine Eisscholle mit und ruderte die beiden ebenfalls hinüber. Noch während der Fahrt hielt der Prinz in Händen ein Bündel des Nordlichtes und schleuderte es durch die Luft.
Das große Tor des Schlosses öffnete sich, sie betraten es und wurden jubelnd begrüßt

Sofort brachten alle Bedienstete Lampen und Glaskugeln herbei und füllten das Nordlicht, das in allen Farben schillerte, in diese ein. Das Schloß erstrahlte in vielen Farben und es sah aus, wie wenn ein Feuerwerk alles beleuchtete.

Der König und die Königin führten die Prinzessin in den großen Saal und legten ihre Hände in die Hände des Prinzen.

Es wurde ein großes Fest gefeiert, die Nordlichter waren so vielzählig, daß das Schloß unter dem Funkeln und Leuchten fast ertrank.

Als das der König der Eisberge hörte, wusste er, dass der Eisprinz an seiner Stelle die Prinzessin Pago geheiratet hatte. Er schickte ein Brautgeschenk und machte sich auf die Suche nach einer neuen Prinzessin.



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