Samstag, 7. April 2018

Ein Engel mit Auftrag, Kurzgeschichte


EIN ENGEL MIT AUFTRAG

von Joana Angelides

 

Bildergebnis für Fenster gegenüber


Gegenüber, im dritten Stock eines alten Patrizierhauses brennt wie in jeder Nacht, Licht. Der Engel schaut gedankenverloren hinüber. Schläft er nie?

Seit er sich  nun vor einer Woche hier etabliert hat, beobachtet er das in jeder Nacht. Er hat einen Auftrag zu erfüllen, er soll ein junges Mädchen und einen jungen Mann zu einem glücklichen Paar machen.


"Er" ist ein junger Mann, der scheinbar nur nachts arbeitet. Denn sie sieht  jede Nacht das Licht brennen und manchmal seine Gestalt an dem bis hinunter reichenden Fenster vorbeigehen, die Schatten auf die zugezogenen Vorhänge wirft.
Durch die Vorhänge hindurch kann man eine Sektion des Raumes sehen. Ein Schreibtisch mit einer noch zusätzlichen Arbeitslampe beleuchtet den Arbeitstisch. Ein Computerschirm ist zu erkennen und einige Bücher liegen herum.
Da sieht  ihn der Engel nun schon mehrere Tage  regungslos sitzen oder eifrig schreiben.

Nun steht er wieder einmal auf und tritt an das Gitter vor der Türe. Er raucht und man kann das Glimmen der Zigarette  durch das Dunkel der Nacht  sehen.

Die Aufgabe des Engels ist es nun, eine Verbindung herzustellen zwischen dem jungen Mann gegenüber und dem kleinen scheuen Mädchen aus dem dritten Stock.

Diese wiederum sitzt am Fensterbrett leicht an den Fensterstock  ihres Wohnzimmers gelehnt und hält ein Theatermanuskript in der Hand, in dem sie hin und wieder blättert.  Der Engel am Dachboden macht eine unbestimmte Bewegung und ein kleiner Windhauch weht eines der Blätter hinaus in die Nacht und beschreibt einen weiten Bogen um  sich dann zur Straße hin zu senken.

Der flatternde Papierbogen hat die Aufmerksamkeit der dunklen Gestalt gegenüber an der Balkontüre geweckt und endlich blickt er doch durch die Nacht zu ihr hinauf.

Sie erscheint ihm im Fensterrahmen wie eine Engelsgestalt. Sie trägt das Haar offen und über die Schulter fallend. Ihre Haarfülle, dem leicht gekraustem, naturblonden Haar, strahlt von weitem wie ein Lichterkranz durch eine kleine Lampe im Raum dahinter.
Das helle, weite, durchsichtige Hauskleid mit den langen weiten Ärmel, das ihre Gestalt umspielt und über ihre Knie gezogen ist, vermittelt den Eindruck einer Lichtgestalt. Der Engel am Dachboden verstreut noch ein paar goldene Lichteffekte, um den Eindruck zu verstärken.

Das Mädchen am Fenster merkt plötzlich, dass er nicht aufhört zu ihr herauf zu blicken und bleibt verlegen regungslos sitzen, bewegt nur hin und wieder den Kopf ein wenig. Die Lichteffekte des helfenden Engels über ihr  tanzen auf den Spitzen ihrer Haare und verstärken die Reflexe.
"Dort oben sitzt scheinbar ein Engel?" Der Mann kann seinen Blick nicht abwenden, so fasziniert ist er von dieser Erscheinung. Dann lächelt er leicht. Durch die Spiegelung  der Straßenbeleuchtung scheint dieser Engel einmal am Dachboden zu sein und dann wieder darunter in der beleuchteten Wohnung.
Ist es eine Sinnestäuschung?

Es ist eigentlich schade, dass das Mädchen dieses Lächeln von gegenüber nicht sehen kann.
Die Nacht wird kühler, ein leichter Wind kommt auf und spielt mit dem dünnen Stoff ihres Kleides und lässt ihren Schal leicht flattern.
Er steht noch immer regungslos gegenüber und blickt hinauf. Es scheint ihm, als würde sie jeden Moment ihre Flügel ausbreitet und wegfliegen.

Sie lässt sie sich von der Fensterbank gleiten und entschwindet so seinen Blicken, löscht das kleine Lämpchen im Raum und geht ins Bett. Sie merkt gar nicht die helle Lichtgestalt, die kurz vor dem Einschlafen über sie goldenen Sternenstaub verstreut und so ihre Träume beeinflusst. Sie sieht im Dämmerschlaf die Gestalt im Schatten gegenüber vor sich und träumt, dass er unentwegt zu ihr hinauf blickte.

Der Engel ist vorerst einmal zufrieden. Er macht Fortschritte bei dem Mädchen. Jetzt heißt es nur noch, den jungen Mann für das Mädchen zu interessieren.

Der  erste Blick des Mädchens am Morgen, noch mit der Kaffeetasse in der Hand gilt dem Fenster schräg unter ihr, gegenüber in dem schönen Patrizierhaus.
Alle Fenster und auch die hohe Türe mit dem Gitter sind verschlossen und man kann keine Bewegung sehen.
Irgendwie enttäuscht wendet sie  sich  ihrem Zeichentisch zu und beginnt zu arbeiten.

Ganz nervös flattert der Engel vom Dachboden nun hinüber zu der verschlossenen Balkontüre. Warum tut sich da nichts hinter der verschlossenen Türe?

Doch die Türe bleibt verschlossen, der Engel  muss wieder bis zum Abend warten.

Abends die gleiche Situation, wie gestern. Das Mädchen sitzt verträumt am Fensterbrett und liest in ihrem Manuskript.

Gegenüber tritt der Mann an die offene Türe  und blickte überrascht hinauf. Da war sie wieder, diese helle, weiße Gestalt, mit dem Lichterkranz um den Kopf und dem weißen, durchsichtigen Kleid, mit dem flatternden Schal, sein Engel!
Durch das Hochheben der Arme, sah es einen Augenblick aus, als würde dieser Engel wegfliegen wollen.

Er konnte seinen Blick nicht abwenden und er wünschte sich sogar, fliegen zu können, um  diesen Engel zu berühren.
Er überlegt sich, wie sich wohl das Haar anfüllen würde, wenn er mit seinen Fingern darin versinken würde? Wie würde der Engel, oder war es doch eine "Sie", wohl riechen? Nach weißem Leinen und Blüten, stellte er sich vor.

War sie nicht wieder auch am Dachboden, oder war es doch eine Spiegelung der Straßenbeleuchtung? Oder sah er schon überall Engel?

Sie sah ihn ebenfalls, an das Gitter seiner Türe gelehnt und zu ihr hinauf blicken. In diesem Moment war sie wie verwandelt. Sie genoss seine Blicke, die sie gar nicht sehen, sondern nur spüren konnte, fing seine Gedanken auf und konnte sich nicht entschließen, von der Fensterbank zu gleiten, um sich diesen Blicken zu entziehen.
Sie beließ die Arme oben und bewegte sich leicht, so wie als würde sie in sich in seinen Armen räkeln.
Sie nahm ihre Arme nun wieder herab und betrachtete den Mann am Fenster gegenüber. Seine Gestalt schien größer geworden zu sein, sie meinte seine Augen vor sich zu sehen. Sie spürte seinen Blick, wie er sich in ihre Seele senkte und sie nicht wieder los ließ.
Die Arme leicht ausgestreckt berührte er ihren Körper und sie fühlte sich von seinen Gedanken, schwebend über die Dächer davon getragen.
Es mischte sich Traum mit Wirklichkeit, ihre Haut wurde wie Pergament und der leichte Luftzug der Nacht gaukelte ihr Berührungen und ihre Haut liebkosende Lippen vor.
Es war, als würde ihr ganzer Körper im Takte der sich bewegenden Zweige des Baumes vor dem Haus, vibrieren. Es war Flüstern und Raunen zu hören, die Blätter summten ihr Lied dazu. Der Engel tat sein übriges dazu, er flog durch die Schatten, bewegte die Blätter der Bäume, ließ Harfentöne sich einflechten in das Summen der Blätter.

Das Mondlicht beleuchtete diese Szene mit seinem hellen weichen Licht und ließ alles unwirklich erscheinen. Neben dem Mond konnte man den Abendstern blinken sehen und sie stellte sich vor, wenn dann alle Menschen schlafen werden, dass sich die Beiden treffen.
Das Mädchen stellte sich vor, der Abendstern wird sich im Schoße von Frau Luna niederlassen, sich von der Sichel schaukeln lassen und erst mit der Morgendämmerung am Himmel unsichtbar werden.
Lächelnd ob dieser Träumereien, beschloss sie nun aber doch, wieder von der Fensterbank herab zu gleiten und in der Dunkelheit des Raumes zu verschwinden.

Na, funktioniert doch, lächelte der Engel, wir brauchen nur morgen einen Blumenstand vor dem Haus, dann wird sich alles Weitere ergeben.

Am nächsten Morgen wurde der Engel betriebsam.

Er macht eine Bewegung und holt aus dem Nichts so einen Verkaufsstand hervor, bestückt ihn mit Flieder, Freesien und Mimosen, Vergissmeinnicht in kleinen Sträußen und Stiefmütterchen in Schalen und stellt sich dahinter. Ein bunter Sonnenschirm schützt vor der Sonne und der Engel steht mitten in dem Blumenmeer und lächelt einladend.

Das Mädchen verlässt soeben das Haus und der junge Mann überquert die Straße.

Der Engel schaut ihn an.

„Blumen für das Fräulein Braut?“

Er blickt das Mädchen an, dann wieder den Engel und lächelt.

„Ja, geben Sie mir allen Flieder den Sie haben!“

Und zu dem Mädchen gewandt:
„Er passt so wunderbar zu Ihren Augen, mein Engel!“ Er überreicht ihr die Blumen.

Hörten die beiden das Glockenläuten auch oder konnte es nur der Engel am Blumenstand hören, als Belohnung von oben?

Der junge Mann blickt auf das Haus zurück. Sein Glücksgefühl gaukelt ihm einen Engel ganz hoch oben am Fenster der Dachbodenwohnung vor.
War es nur eine Luftspiegelung, oder war dort doch noch ein  Engel?


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Dialog mit einem Vampir, unheimlich vampirig


Dialog mit einem Vampir

von Joana Angelides

Bildergebnis für vampirschloss


"Ist hier jemand?"

"Nein"

"Oh! Wo ist denn hier der Lichtschalter?"

"Gibt’s keinen, brauchst Du nicht erst zu suchen!"

"Wer bist Du?"

"Bin gar nicht da!"

"So ein Blödsinn!"

"Doch. Für Dich bin ich nicht da. Lebe schon zweihundert Jahre hier, brauche kein Licht"

"Zweihundert Jahre??? Du bist der Schlossgeist! Und ich kenne Dich gar nicht? Ich bin der Schutzengel für dieses Schloss".

"Nein, der Hausvampir! Ein Engel? Brauchen wir hier nicht!"

"Oh Gott! Ich will raus!!"

"Jetzt bleibe einmal da. Welche Blutgruppe hast Du denn?"

"Lass mich ja in Ruhe, ich habe mich nur verirrt!“

"Haben die Anderen auch gesagt! Dann hat es ihnen hier eine Weile gefallen."

"Die Anderen? Waren das auch Engel? Wo sind denn die Anderen nun?"
"Nein, ich glaube, Du bist mein erster Engel! Keine Ahnung wo die anderen sind, ich glaube einer ist in Ägypten, weil es dort auch nachts warm ist und ein anderer ist nach England gegangen, dem gefallen die Schlösser dort besser."

"Und warum bist du nicht mitgegangen, anstatt hier herumzuspuken!?"

"Ich warte auf Leute wie Dich, zur Blutauffrischung! Außerdem bin ich sehr heimatverbunden, kenne mich hier in diesem Schloss, so nach zweihundert Jahren schon aus. Obwohl sie es jetzt zu einem Hotel umgebaut haben. Jetzt ist auch nachts keine Ruhe hier und die Hotelgäste haben oft soviel Alkohol im Blut, das man kann es gar nicht richtig genießen kann, ich bin nämlich Antialkoholiker."

"Ich kann gar kein Vampir werden,  Oder? Ich will raus!! Wo geht’s denn hier raus!?"

"Bleib´ doch hier, überlege, bei den Preisen des Hotels hast Du hier kostenloses Logis, Jahrhunderte lang. Du musst nur die Sicherung raus schrauben und hier warten, bis sich einer im Weinkeller verirrt. So wie ich heute."

"Ich will aber kein Vampir sein, ich kann Blut nicht einmal sehen! Und kostenlose Logis habe ich für alle Ewigkeit im Himmel, steht in meinem Vertrag."

"Musst Du ja nicht, aber es schmeckt warm und süß! Wieso wankst du?"

"Ja, siehst Du mich denn? Ich kann nichts sehen"

"Na, wieder ein Nachteil deiner Spezies! Wir können fliegen, ohne Flügel. Wenn Du die Schwelle zu uns überschreitest, kannst Du auch nachts sehen und ohne Flügel fliegen!"

"Ich glaube, ich bekomme die Panik, dieses Gespräch ist sicher nicht real!"

"Ich komme näher, strecke die Hand aus und berühre mich. Wenn Du mich spürst, dann merkst Du, dass ich real bin! Du bist schön, ich liebe blonde Vampire, besonders wenn sie männlich sind!“

"Nein, bleibe wo Du bist. Ich werde die Treppe schon finden. Engel haben kein Geschlecht!"

"Wieder ein Nachteil! Bei uns gibt es weibliche und männliche Vampire. Wäre ja auch schrecklich, so Jahrhunderte lang!  Komm, ich stehe auf der Treppe und erwarte Dich! "

"Bist du männlich oder weiblich?"

"Weiblich, sehr weiblich! Meine Stimme ist aber tief. Vielleicht weil es hier unten immer sehr kühl und feucht ist."

"Oh. Lebst Du immer hier im Keller?"
"Nein, ich wohne im ganzen Schloss. Mir gehörte früher nachts jeder Raum. Nun nach dem Umbau muss ich mich in den Nebenräume aufhalten. Oder im Keller oder im Dachgeschoß"

"War das eben Deine Hand auf meinem Hals?"

"Ja, Du hast einen wunderbaren Haaransatz, kräftige Nackenmuskeln. Ich liebe das, sind alle Engel so muskulös?"

"Hilfe!!! Hört mich denn keiner?"

"Hier hört Dich keiner. Das ist ein Nebenraum des Kellers, links von Dir steht mein Sarg und im Regal hängen meine Kleider. Hörst Du es rascheln? Das ist der Taftunterrock. Vorsicht, Du stehst mit dem Rücken zur Wand, hier geht’s nicht mehr weiter".

"Um Gottes Willen, hör auf damit, lass mich die Treppe finden! Oh, hast Du einen weichen Körper, ich dachte Vampire fühlen sich kalt an!"

"Nicht immer, es ist ja noch früh am Abend und das Bewusstsein eines männlichen Körpers in meiner Nähe, bringt mich zu innerlichem Glühen! Ein männlicher Engel..............."

"Ich bekomme keine Luft! Ich habe Angst und Du hast deinen Arm um mich geschlungen und Dein Atem auf meinem Gesicht....."

"Sag jetzt nichts mehr, halt nur einen Moment still!"

"Ich will aber kein Vampir............"

Es war ein kurzer stechender Schmerz, dann war alles vorbei.

"Es ist zu spät, mein Engel!"

"Hast Du auch einen Namen? Als Engel hatte ich einen Namen! Wir könnten zusammen nach Paris gehen? Dort kenne ich ein Schloss in der Champagne...“


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Surreale Zeitenwende, Satire

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