Samstag, 7. April 2018

Robbi und Robby auf PROXY, Weltraummärchen


Robbi und Robby auf PROXY
von Joana Angelides 


Bildergebnis für kleiner roboter


Tim und Tom starrten verwirrt auf den Bildschirm.
Sie sollten den Kapitän Maximus vom Stern Proxy holen, er sitzt dort fest, weil die bösen Merier einen starken sehr heißen Sturm losgeschickt haben und die Oberfläche von Proxy zum Schmelzen bringen wollen.

„Wieso denn wir?“ fragte Tim, oder war es Tom den Sprecher von der Zentrale

„Weil ihr am nächsten seid und es eilt!“ sagte der Sprecher

„Aber wir waren ja noch nie dort und wissen auch gar nicht, wie wir da an den Kapitän rankommen sollen!“ rufen die Beiden.

„Es wird Euch schon was einfallen!“

Und Schwupps war der Bildschirm wieder finster.
Tom stützt den Kopf in die Hände. Robbi war ganz still und drückte sich in eine Ecke. Wenn die beiden nervös waren, dann war es besser, ihnen nicht in die Quere zu kommen.
Er schraubte wieder das Paneel vom Versorgungstunnel ab und schwebte hinein.
„Robbi, wo bist Du denn?“, rief Tom oder war es Tim?
„Ich kontrolliere die Leitungen und staube einwenig ab!“ rief dieser zurück und schwebte weiter. Sein Kopf drehte sich rundherum, seine Augendeckel waren offen, sodass er jede Kleinigkeit sofort bemerken würde, die nicht in Ordnung wäre.


Tim und Tom suchten nun die Weltraumkarten heraus und breiteten die Karten auf dem Schreibtisch aus.

„Schau, da ist ja Proxy. Uiiiii, das ist aber weit am Rand des Universums!“ Tom, oder war es Tim, wunderte sich.

Sie setzten sich an das Schaltpult und machten eine große Kurve in Richtung des Proxy-Nebels.
Nach einer Weile kamen sie in die Nähe des in der Mitte gelegenen Planeten Proxy. Normalerweise bestand die Oberfläche aus Eis und Schnee, doch durch den heißen Sturm, den die bösen Merier zum Planeten gelenkt hatten waren das Eis und der Schnee weitgehend geschmolzen.
„Das schaut ja böse aus! Rundum, so weit man sehen kann, alles voller Wasser. Da können wir ja gar nicht landen.“, sagte Tim oder war es Tom?
„Naja, wir könnten den Kapitän mit einer Strickleiter heraufholen, aber vorerst müssen wir ihn finden.“ Tim und Tom suchten die Oberfläche ab.
Robbi hatte inzwischen seine Arbeit erledigt und kam wieder aus dem Versorgungstunnel heraus.
„Ui, wohin fliegen wir denn da?“.
Rundum war alles weiß, man sah nur Eis und Schnee und Eiskristalle. Ein mächtiger, aber warmer  Sturm tobte über das Land. Man sah, dass das Eis und der Schnee rundherum schmolzen. Die Eisscholle, auf der der Kapitän mit seiner Robbe saß, wurde immer kleiner.

Tim ging ans Steuer und Tom nahm das Fernglas und suchte die Oberfläche ab.
„Da, da unten sehe ich was. Es ist eine Eisscholle und da sitzt jemand drauf und winkt mit einem roten Tuch!“ schrie Tom plötzlich.
Tim nahm ihm das Fernglas aus der Hand und schaute auch durch.
„Jaaaa, das muss er sein. Aber wer sitzt denn da noch auf der Eisscholle? Ich glaube, das ist eine Robbe!“ sagte Tim
„Ohje, das wird schwierig, wenn die Robbe auch gerettet werden soll, denn wie soll sich denn die an der Leiter festhalten?“ Tim schüttelte den Kopf.
Er ging wieder ans Schaltpult und lenkte das kleine Raumschiff tiefer. Noch immer wütete ein starker Sturm über dem Planeten und rüttelte sie ganz schön fest.
„Offenbar bestand der ganze Planet ursprünglich aus Eis und Schnee, wie der Nordpol und der Südpol auf der Erde. Was hat der   Kapitän Maximus nur dort zu suchen?“, wunderte sich Tim.
Aus dem Lautsprecher tönt die Stimme der Zentrale.
„Hallo Tim und Tom, habt ihr den Planeten Proxy und den Kapitän Maximus gefunden?“
„Ja wir sehen auch den Kapitän, er sitzt auf einer Eisscholle, umgebaut zu einem Floss und winkt mit einer roten Fahne, damit wir ihn ja sehen, denn eine weiße Fahne hätten wir bei dem Eis und dem Schnee glatt übersehen!“ rief Tom durch das Mikrofon, „aber er hat da noch eine Robbe mit auf dem Floss, sollen wir die auch retten?“
„Ja, unbedingt, dass ist Robby, sie war die monatelange Begleiterin des Kapitäns und hat ihm wertvolle Informationen über Proxy geliefert. Der Kapitän hat auf Proxy nämlich Silberreserven gefunden, das Silber ist wichtig für die Computer-Industrie, wir brauchen es für die Chips. Und weil es so wichtig ist und auf der Erde die Reserven immer mehr abnehmen, haben wir den Kapitän dort hingeschickt, um zu verhandeln“
„Okay, machen wir. Aber warum bekämpfen denn die Merier den Kapitän“
„Weil sie eben auch die Silberreserven wollen. Und anstatt mit uns zu verhandeln, wollten sie den Kapitän Maximus einfach vertreiben!“
Tim und Tom waren aber noch immer nicht zufrieden.
„Wir können uns aber nicht vorstellen, was da eine einzelne Robbe helfen kann?“, fragten sie dann beide.
„Sie ist ja nicht alleine da. Proxy ist von Robben bewohnt, sie leben dort und können sprechen und haben eine Kolonie gebildet. Sie wohnen in Iglus, wie bei uns die Eskimos und bauen das Silber seit Jahrhunderten ab. Sie machen Messer daraus, Möbel und bauen sogar Kanus damit.“
„Wow, sie fahren mit silbernen Kanus herum?“ Tim und Tom waren sehr erstaunt.
„Ja, für sie ist das Silber wie bei uns das Holz. Auf Proxy wächst ja nichts, ist alles ja nur Eis und Schnee. Kapitän Maximus hat mit ihnen verhandelt. Sie helfen uns das Silber abzubauen und wir liefern ihnen dafür Holz. Für sie ist das Holz ebenso wertvoll, wie für uns das Silber“.
„Wow, das ist eine gute Sache!“ rief Tim, oder war es Tom?
Sie waren nun ganz tief hinunter zur Planetenoberfläche gekommen und konnten schon den langen Bart des Kapitäns sehen, von dem sogar Eiszapfen herunter hingen, so kalt war es auf Proxy.
Tim nahm sein Mikrofon zu Hand und öffnete die Ausstiegsluke.
„Hallo, Kapitän Maximus, hören Sie mich?“
„Ahoi, Ahoi,  ja ich höre Sie ganz deutlich. Ich freue mich, denn hier auf der Eisscholle ist es ganz schön kalt, trotz des warmen Windes der Merier. Aber wir müssen was machen, denn langsam schmilzt auch die Eisscholle und wir, das heißt ich und Robby werden ins Wasser fallen.“
„Achtung, ich lasse nun die Strickleiter hinunter, kraxeln Sie herauf!“
„Das geht nicht, ohne Robby gehe ich da nicht weg, denn wir brauchen Sie für die Verhandlungen mit den Meriern. Die müssen den heißen Wind stoppen, sonst gehen alle anderen Robben mit Kind und Kegel unter, wenn das Eis schmilzt. Das sind ja lauter Familien mit Kindern, Eltern, Opa und Omas!“
Na so was, Tim und Tom konnten sich gar nicht vorstellen, dass Robben auch Omas und Opas haben, so wie die Menschen!
„Also gut, wir werfen auch einen Sack hinunter, einen der Postsäcke, wo normaler Weise die Pakete transportiert werden. Ihr müsst halt die Robbe da hineinstecken!“

Gesagt und getan. Tim, oder war es Tom, nahmen einen der leeren Postsäcke und warfen ihn hinunter. Fast wäre er ins Wasser gefallen, aber die Robbe fing den Sack gerade noch auf.
„Pfui, der stinkt aber!“ rief sie aus und rümpfte die Nase.
„Nana, tue Dir nichts an, wenn Du Fische fängst, dann stinken die  Dir ja auch in der Nase und das macht Dir nichts?“
„Oh, nein, Fische stinken ja nicht, die riechen guuuuuut!“ lachte Robby
Naja, jeder hat einen anderen Geschmack, dachten sich die Beiden.
„So, nun aber rein, die Eisscholle ist schon wieder ein Stück kleiner!“
Als Kapitän Maximus Robby endlich im Sack hatte, nahm er das im Wind hin und her schaukelnde Seil von der Strickleiter und begann zu dem kleinen Raumschiff hinauf zu klettern.
Oben angekommen warf er den Sack auf den Boden und Robby kullerte heraus.
„Darf ich vorstellen, das ist Robby, meine Freundin und Beraterin, Botschafterin Robby“, stellte sie der Kapitän vor.
„Waaaas? So ein Untier heißt wie ich?“, Robbi der Roboter wackelte nervös hin und her, seine grünen Lämpchen leuchten auf.

Robby, die Robbe,  hatte sich inzwischen hinter dem Kapitän versteckt und heulte laut vor Angst. Sie hatte noch nie einen Roboter wie Robbi gesehen und noch dazu konnte der sprechen!
„Ich bin kein Untier, Du blöder Blechhaufen! Geh mir aus dem Weg!“

Nun war es an Robbi zornig zu werden.
„Was heißt denn hier Blechhaufen! Kannst Du komplizierte Rechenvorgänge durchführen, kannst Du Kabel zusammenbauen oder Schachspielen?“
Die Robbe richtete sich groß auf und watschelte auf ihrem Schwanz quer durch den Raum auf den zurück weichenden Robbi zu. Ihre Barthaare zitterten und ihre Augen funkelten.
Tim und Tom waren erschrocken, denn da bahnte sich ein richtiger Zwist an.
Robbi war inzwischen bis an die Decke des Raumschiffes aufgestiegen und erhob ihre Stimme, die sich ja bekanntlich wie eine Sirene anhörte.
Die Robbe stand unten und bellte laut, was auch nicht angenehm war.
Alle hielten sich die Ohren zu.
Der Kapitän ging zur Robbe hin und flüsterte ihr etwas ganz leise ins Ohr und sie setzte sich wieder auf den Boden und blickte nur wütend nach oben.
„W´was ist, ha´hat sie nu´nun Angst?“ keppelte Robbi von oben herunter.
Tim, oder war es Tom, schaute nach oben.
„Komm runter Robbi und vertragt Euch wieder. Ihr seid ganz verschieden. Das ist eine Robbe und sie ist der Bewohner dieses Planeten und wir sind da, um ihr zu helfen. Du bist ein wertvoller Computer und bist für uns da, damit Du uns hilfst. Also schließt Frieden. Ihr seid eben total verschieden, aber beide wertvoll!“
Langsam kam Robbi herunter und umkreiste die Robbe. Diese ignorierte Robbi und schloß die Augen.

Der Kapitän zeigte nach draußen.

„Seht ihr da im Orbit das andere Raumschiff? Das sind die Merier und sie erzeugen mit ihren Düsen den heißen Wind. Sie wollen, dass alles Eis schmilzt und die Robben auf Proxy ertrinken, damit sie selbst das Silber abbauen und es dann auf anderen Planeten verkaufen können. Sie bekommen dafür Delizien, für die sie wieder auf anderen Planeten einkaufen können.“
„Das ist aber sehr gemein!“ riefen Tim und Tom gleichzeitig.
„Ja das ist wahr!“ bekräftigte der Kapitän
„Wir werden sie rufen und sie auffordern, das zu unterlassen!“ Tom nahm das Mikro und öffnete einen Kanal.
„Hallo, hören Sie mich? Hier sind Tim und Tom, wir sind von den Vereinigten Planeten. Hören Sie sofort auf, Proxy mit ihren Düsen zu beschießen, sonst werden sie ausgeschlossen und dürfen hier in diesem  Gebiet, in der Milchstraße und auch in anderen Nebeln nie wieder was verkaufen!“
Zuerst kam gar nichts. Doch dann hörten sie eine knarrende Stimme.
„Wir haben gar keine Angst vor Euch! Wer seid Ihr schon, dass Ihr uns das verbieten könnt?“
„Wir sind Abgesandte der Vereinigen Planeten und wenn Ihr nicht auf uns hört, dann geht an alle der Befehl hinaus, das niemand mehr mit Euch Handel betreibt. Ihr werdet dann in diesem Sektor kein Geschäft mehr machen!“
Nun war es ganz ruhig. Man konnte im Hintergrund einige Stimmen hören, dann sprach der Mann wieder.
„Was bietet Ihr uns an? Wir sind eben Händler und können nicht anders. Wir müssen handeln!“
„Habt ihr auch gehört, dass Handeln nicht Stehlen und Rauben heißt? Warum kauft ihr den Robben das Silber nicht ab?“
„Sie haben sehr viel verlangt, wir wollten es billiger haben!“ seine Stimme klang trotzig.
„Schämt Euch. Hier ist Robby, mit der könnt Ihr verhandeln!“, Tim reichte das Mikro an Robby weiter.
Nach einer halben Stunde hatten sie sich geeinigt. Robby vereinbarte einen guten Preis und bei jeder Tonne Silber, eine Tonne Eisblöcke dazu. Die Eisblöcke kosteten den Robben nichts und die Merier kannten Planeten, die kein Eis hatten und es kaufen würden. Sie könnten dann Schlittschuh fahren oder ihr Essen kühlen.
Alle waren zufrieden.
Tim, Tom und der Kapitän tranken noch Tee, den Robbi gemacht hatte, dann wollte Robby, die Robbe wieder zurück.

„Oh, der heiße Sturm hat aufgehört, die Merier haben Wort gehalten. So Robby, nun lassen wir Dich wieder aussteigen!“ Sagte der Kapitän.
Tim öffnete wieder die Ausstiegsluke und Tom half der Robbe zur offenen Türe.
„Lebt wohl, Kapitän Maximus, Tim, Tom und Robbi und vielen vielen Dank! Ohne Euch hätten wir das nie geschafft!“ rief Robby laut und sprang kopfüber hinaus, traf auf das Wasser, tauchte unter und ward nicht mehr gesehen.

„Soooo und nun nach Hause!“ rief Tim, oder war Tom? Der Kapitän war in der Wärme des Raumschiffes inzwischen erschöpft eingeschlafen und schnarchte vor sich hin. Er bekam den Start gar nicht mehr mit.


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Ein Engel mit Auftrag, Kurzgeschichte


EIN ENGEL MIT AUFTRAG

von Joana Angelides

 

Bildergebnis für Fenster gegenüber


Gegenüber, im dritten Stock eines alten Patrizierhauses brennt wie in jeder Nacht, Licht. Der Engel schaut gedankenverloren hinüber. Schläft er nie?

Seit er sich  nun vor einer Woche hier etabliert hat, beobachtet er das in jeder Nacht. Er hat einen Auftrag zu erfüllen, er soll ein junges Mädchen und einen jungen Mann zu einem glücklichen Paar machen.


"Er" ist ein junger Mann, der scheinbar nur nachts arbeitet. Denn sie sieht  jede Nacht das Licht brennen und manchmal seine Gestalt an dem bis hinunter reichenden Fenster vorbeigehen, die Schatten auf die zugezogenen Vorhänge wirft.
Durch die Vorhänge hindurch kann man eine Sektion des Raumes sehen. Ein Schreibtisch mit einer noch zusätzlichen Arbeitslampe beleuchtet den Arbeitstisch. Ein Computerschirm ist zu erkennen und einige Bücher liegen herum.
Da sieht  ihn der Engel nun schon mehrere Tage  regungslos sitzen oder eifrig schreiben.

Nun steht er wieder einmal auf und tritt an das Gitter vor der Türe. Er raucht und man kann das Glimmen der Zigarette  durch das Dunkel der Nacht  sehen.

Die Aufgabe des Engels ist es nun, eine Verbindung herzustellen zwischen dem jungen Mann gegenüber und dem kleinen scheuen Mädchen aus dem dritten Stock.

Diese wiederum sitzt am Fensterbrett leicht an den Fensterstock  ihres Wohnzimmers gelehnt und hält ein Theatermanuskript in der Hand, in dem sie hin und wieder blättert.  Der Engel am Dachboden macht eine unbestimmte Bewegung und ein kleiner Windhauch weht eines der Blätter hinaus in die Nacht und beschreibt einen weiten Bogen um  sich dann zur Straße hin zu senken.

Der flatternde Papierbogen hat die Aufmerksamkeit der dunklen Gestalt gegenüber an der Balkontüre geweckt und endlich blickt er doch durch die Nacht zu ihr hinauf.

Sie erscheint ihm im Fensterrahmen wie eine Engelsgestalt. Sie trägt das Haar offen und über die Schulter fallend. Ihre Haarfülle, dem leicht gekraustem, naturblonden Haar, strahlt von weitem wie ein Lichterkranz durch eine kleine Lampe im Raum dahinter.
Das helle, weite, durchsichtige Hauskleid mit den langen weiten Ärmel, das ihre Gestalt umspielt und über ihre Knie gezogen ist, vermittelt den Eindruck einer Lichtgestalt. Der Engel am Dachboden verstreut noch ein paar goldene Lichteffekte, um den Eindruck zu verstärken.

Das Mädchen am Fenster merkt plötzlich, dass er nicht aufhört zu ihr herauf zu blicken und bleibt verlegen regungslos sitzen, bewegt nur hin und wieder den Kopf ein wenig. Die Lichteffekte des helfenden Engels über ihr  tanzen auf den Spitzen ihrer Haare und verstärken die Reflexe.
"Dort oben sitzt scheinbar ein Engel?" Der Mann kann seinen Blick nicht abwenden, so fasziniert ist er von dieser Erscheinung. Dann lächelt er leicht. Durch die Spiegelung  der Straßenbeleuchtung scheint dieser Engel einmal am Dachboden zu sein und dann wieder darunter in der beleuchteten Wohnung.
Ist es eine Sinnestäuschung?

Es ist eigentlich schade, dass das Mädchen dieses Lächeln von gegenüber nicht sehen kann.
Die Nacht wird kühler, ein leichter Wind kommt auf und spielt mit dem dünnen Stoff ihres Kleides und lässt ihren Schal leicht flattern.
Er steht noch immer regungslos gegenüber und blickt hinauf. Es scheint ihm, als würde sie jeden Moment ihre Flügel ausbreitet und wegfliegen.

Sie lässt sie sich von der Fensterbank gleiten und entschwindet so seinen Blicken, löscht das kleine Lämpchen im Raum und geht ins Bett. Sie merkt gar nicht die helle Lichtgestalt, die kurz vor dem Einschlafen über sie goldenen Sternenstaub verstreut und so ihre Träume beeinflusst. Sie sieht im Dämmerschlaf die Gestalt im Schatten gegenüber vor sich und träumt, dass er unentwegt zu ihr hinauf blickte.

Der Engel ist vorerst einmal zufrieden. Er macht Fortschritte bei dem Mädchen. Jetzt heißt es nur noch, den jungen Mann für das Mädchen zu interessieren.

Der  erste Blick des Mädchens am Morgen, noch mit der Kaffeetasse in der Hand gilt dem Fenster schräg unter ihr, gegenüber in dem schönen Patrizierhaus.
Alle Fenster und auch die hohe Türe mit dem Gitter sind verschlossen und man kann keine Bewegung sehen.
Irgendwie enttäuscht wendet sie  sich  ihrem Zeichentisch zu und beginnt zu arbeiten.

Ganz nervös flattert der Engel vom Dachboden nun hinüber zu der verschlossenen Balkontüre. Warum tut sich da nichts hinter der verschlossenen Türe?

Doch die Türe bleibt verschlossen, der Engel  muss wieder bis zum Abend warten.

Abends die gleiche Situation, wie gestern. Das Mädchen sitzt verträumt am Fensterbrett und liest in ihrem Manuskript.

Gegenüber tritt der Mann an die offene Türe  und blickte überrascht hinauf. Da war sie wieder, diese helle, weiße Gestalt, mit dem Lichterkranz um den Kopf und dem weißen, durchsichtigen Kleid, mit dem flatternden Schal, sein Engel!
Durch das Hochheben der Arme, sah es einen Augenblick aus, als würde dieser Engel wegfliegen wollen.

Er konnte seinen Blick nicht abwenden und er wünschte sich sogar, fliegen zu können, um  diesen Engel zu berühren.
Er überlegt sich, wie sich wohl das Haar anfüllen würde, wenn er mit seinen Fingern darin versinken würde? Wie würde der Engel, oder war es doch eine "Sie", wohl riechen? Nach weißem Leinen und Blüten, stellte er sich vor.

War sie nicht wieder auch am Dachboden, oder war es doch eine Spiegelung der Straßenbeleuchtung? Oder sah er schon überall Engel?

Sie sah ihn ebenfalls, an das Gitter seiner Türe gelehnt und zu ihr hinauf blicken. In diesem Moment war sie wie verwandelt. Sie genoss seine Blicke, die sie gar nicht sehen, sondern nur spüren konnte, fing seine Gedanken auf und konnte sich nicht entschließen, von der Fensterbank zu gleiten, um sich diesen Blicken zu entziehen.
Sie beließ die Arme oben und bewegte sich leicht, so wie als würde sie in sich in seinen Armen räkeln.
Sie nahm ihre Arme nun wieder herab und betrachtete den Mann am Fenster gegenüber. Seine Gestalt schien größer geworden zu sein, sie meinte seine Augen vor sich zu sehen. Sie spürte seinen Blick, wie er sich in ihre Seele senkte und sie nicht wieder los ließ.
Die Arme leicht ausgestreckt berührte er ihren Körper und sie fühlte sich von seinen Gedanken, schwebend über die Dächer davon getragen.
Es mischte sich Traum mit Wirklichkeit, ihre Haut wurde wie Pergament und der leichte Luftzug der Nacht gaukelte ihr Berührungen und ihre Haut liebkosende Lippen vor.
Es war, als würde ihr ganzer Körper im Takte der sich bewegenden Zweige des Baumes vor dem Haus, vibrieren. Es war Flüstern und Raunen zu hören, die Blätter summten ihr Lied dazu. Der Engel tat sein übriges dazu, er flog durch die Schatten, bewegte die Blätter der Bäume, ließ Harfentöne sich einflechten in das Summen der Blätter.

Das Mondlicht beleuchtete diese Szene mit seinem hellen weichen Licht und ließ alles unwirklich erscheinen. Neben dem Mond konnte man den Abendstern blinken sehen und sie stellte sich vor, wenn dann alle Menschen schlafen werden, dass sich die Beiden treffen.
Das Mädchen stellte sich vor, der Abendstern wird sich im Schoße von Frau Luna niederlassen, sich von der Sichel schaukeln lassen und erst mit der Morgendämmerung am Himmel unsichtbar werden.
Lächelnd ob dieser Träumereien, beschloss sie nun aber doch, wieder von der Fensterbank herab zu gleiten und in der Dunkelheit des Raumes zu verschwinden.

Na, funktioniert doch, lächelte der Engel, wir brauchen nur morgen einen Blumenstand vor dem Haus, dann wird sich alles Weitere ergeben.

Am nächsten Morgen wurde der Engel betriebsam.

Er macht eine Bewegung und holt aus dem Nichts so einen Verkaufsstand hervor, bestückt ihn mit Flieder, Freesien und Mimosen, Vergissmeinnicht in kleinen Sträußen und Stiefmütterchen in Schalen und stellt sich dahinter. Ein bunter Sonnenschirm schützt vor der Sonne und der Engel steht mitten in dem Blumenmeer und lächelt einladend.

Das Mädchen verlässt soeben das Haus und der junge Mann überquert die Straße.

Der Engel schaut ihn an.

„Blumen für das Fräulein Braut?“

Er blickt das Mädchen an, dann wieder den Engel und lächelt.

„Ja, geben Sie mir allen Flieder den Sie haben!“

Und zu dem Mädchen gewandt:
„Er passt so wunderbar zu Ihren Augen, mein Engel!“ Er überreicht ihr die Blumen.

Hörten die beiden das Glockenläuten auch oder konnte es nur der Engel am Blumenstand hören, als Belohnung von oben?

Der junge Mann blickt auf das Haus zurück. Sein Glücksgefühl gaukelt ihm einen Engel ganz hoch oben am Fenster der Dachbodenwohnung vor.
War es nur eine Luftspiegelung, oder war dort doch noch ein  Engel?


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