Sonntag, 8. April 2018

Pygmalion, Erotik


PYGMALION

                           von Joana Angelides
 

 

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Die Nacht war lang und voller Geräusche, schlaflos.
Das Licht des erwachenden Morgens fällt auf den in sich ruhenden Stein. Er steht inmitten von herumliegenden kleineren Steinen, achtlos abgelegten Werkzeugen und einigen dreibeinigen Sitzgelegenheiten.
Der Marmor hat eine feine Maserung, seine Oberfläche ist noch unregelmäßig und unbearbeitet und der rosa Schimmer gibt ihm Wärme und Lebendigkeit.
Dort oben, wo der Stein sich verjüngt, wird er den Kopf heraus arbeiten. Ein wenig seitwärts geneigt wird er sein, man könnte meinen, er lauscht jedem Ton, der in der Luft schwingt.
Er nahm die Skizze auf, die neben seiner Liegestatt lag. Die Gestalt, die er erschaffen wollte, wird aussehen, wie sie, wird aussehen wie eine wunderschöne Frau in ihrer vollen Blüte.
Es überfluteten ihn diese unvergeßlichen Bilder, unvergessen und immer nah.
Ihr schlanker Körper, sich wie fliegend über den Strand bewegend, das lange Haar flatternd im Wind, so hatte er sie in Erinnerung. Es war aber eben nur die Erinnerung geblieben.
Ihre Gestalt, zwischen ihm und der Sonne, mit Gold umflutet, war biegsam und sinnlich.
Er stand auf und begann zwischen dem Einsammeln der Werkzeuge und dem belebenden Kaffee in seiner Hand, den Stein mit forschenden abwiegenden Blicken zu umrunden.
Was sagte ein berühmter Bildhauer?
Eine Figur aus einem Stein heraus zu hauen ist einfach. Alles überflüssige Material muss weg, der Rest ist Feinarbeit.
Die nächsten Tage waren genau mit diesem Vorhaben ausgefüllt, die Vorderseite der Gestalt begann sich abzuzeichnen. Der Kopf war noch ohne Gesichtszüge, nur Silhouette mit aufgestecktem Haar. Der lange schmale Hals und die zarten Schultern steckten noch teilweise im Stein.
Er fährt mit den Fingerspitzen leicht über die rauhe Linie und endete an der abwärts gehenden, rechten Schulter. Es erzeugte Schauer in seinem Körper, sich vorzustellen, dass ihr Körper noch in diesem Stein steckte, hilflos und zur Unbeweglichkeit verdammt. Sie wird so lange in diesem Zustand verbleiben, bis er sie langsam herausholen wird aus diesem Gefängnis aus Stein.
Er entschloss sich, in den nächsten Tagen nur an der Vorderseite zu arbeiten.
Der Stein nahm Gestalt an, sieht nach unzähligen Stunden wie ein Relief aus, unlösbar verbunden mit dem kalten Stein.
Ihr Gesicht trat hervor, es war als wolle sie mit ihm sprechen. Der Haaransatz verlief nach rückwärts und verschmolz wieder mit der rauhen Struktur des Marmors. Außer ein paar kleine Kringel, die sich vorne lösten. Das linke Ohr war bereits frei und zu einem Drittel durch eine Haarsträhne verdeckt. Seine Lippen berührten dieses Ohr und flüsterten ihren Namen.
War da nicht ein kurzer Schauer durch den Stein gegangen?
Er meißelte mit vorsichtigen und zarten Bewegungen ihre beiden Brüste frei, diese Brüste, die ihn jedesmal, wenn er sie berührte, den Verstand raubten. Damals.
Doch sie waren noch rauh und unvollkommen. Seine Hände hielten die Werkzeuge zart und doch kraftvoll und vollendeten die Rundungen und die sichtbar werdenden Spitzen, die so wunderbar zitterten, wenn er sie mit seinen Lippen berührte. Immer wieder begann er von unten her und von oben kleine Unebenheiten zu entfernen. Er konnte sogar in diesen Stunden der angespannten Arbeit spüren, wie der Stein erregt atmete, sich der Brustkorb hob. Jaja, es war deutlich zu spüren.
In diesen Wochen vergaß er oft zu essen oder zu schlafen. Sein Verlangen, sie neu zu erschaffen, jeden Punkt ihres Körpers nachzuempfinden, war stärker.
Seit einigen Tagen war ihr zartes ovales Gesicht mit den leicht geöffneten Lippen und den durch die Lider halb verdeckten großen Augen, fertig. Ihr fein geformtes Kinn ging in einem sanften Bogen in ihren Hals über und dieser endete auf den zarten Schultern.
Einige Male schon stand er vor der Skulptur, preßte seine Lippen auf die ihren und glitt langsam über das Kinn den Hals entlang. Dieser Kuss endete dann in dem entzückenden Grübchen zwischen ihren beiden zart hervor ragenden Schlüsselbeinen. Gleichzeitig umspannten seine Handflächen ihre beiden festen Brüste und strichen über die heraus gemeißelten Spitzen.
Seine und ihre Erregung war für ihn deutlich zu spüren.
Ja, er meinte sogar, je länger er so dastand, seinen Körper an den Stein gepreßt, dass dieser eine Wärme ausstrahlte, die auf ihn überging.
Die nun folgenden Tage wird er die, inzwischen nur angedeutenden Formen, ihre fließenden Hüften in ihre endgültige Form bringen. Er wird die leichte Wölbung ihres Bauches heraus meißeln und den Nabel, an dem sie immer so empfindlich reagierte, leicht andeuten. Nur andeuten, nur soviel, dass er ihn mit seiner Zunge umspielen kann, die Mitte suchen und leichten Druck ausüben. Sie wird sicher wieder dieses gurrenden Lachen von sich geben, das er so liebte.
Wer sagt denn, dass ein Stein nichts empfinden kann? Er ist ein Teil der Natur und gerade Marmor lebt und atmet. Viele großen Künstler haben aus diesem Material unvergeßliche Statuen geschaffen.
In einer der letzten Nächte, als eine Wolke das Mondlicht gerade ablenkte, hat sie sich aus dem Stein gelöst und ist langsam auf ihn zu gekommen. Sie stieg einfach von dem Sockel herab und kniete sich neben seine Liegestatt.
Er konnte den Schwung ihrer Wangen berühren, mit seinen Fingerspitzen ihre Lippen nachziehen und spürte ihre Zunge, wie sie sich leicht hin und her bewegte.
Ihre Arme glitten an seiner Seite langsam auf und ab und es war wie damals, als sie sich in Zeit und Raum verloren glaubten.
Als der Morgen aus der Dämmerung aufsteigt, die Dunkelheit sich in die Ecken des Ateliers zurückzog, erwacht er aus einem tiefen Schlaf. Sein erster Blick traf die Skulptur, die so da stand, als wäre in dieser Nacht nichts geschehen. Doch er wußte es besser.
Langsam nahm der Marmor Gestalt an. Der Schwung von den Hüften zu den Schenkeln gelang aus der Erinnerung in unglaublicher Formvollendung und endete in den zarten Füßen.
Er liebte ihre Füße, sie waren schmal und feinnervig. Was aber das Wunderbarste an ihnen war, sie waren sehr empfindlich. Sie liebte es damals immer, seine Fingerspitzen darauf zu spüren. Er liebte es, wenn er sie fast zum Wahnsinn trieb, indem er seine Fingernägel über ihre Sohle laufen ließ und dabei gleichzeitig mit der anderen Hand über ihren Körper strich. In seltenen Fällen brachte er sie bis zum Höhepunkt, was er sehr genoß.
Bei jeder einzelnen Zehe verweilt er, arbeitet mit dem Meißel die zarten Nägel heraus, berührte jede Zehe an der Unterseite und lächelte, wenn er meinte, sie seufzen zu hören. Er nahm sich viel Zeit, er genoss es, als er zur Kenntnis nehmen musste, dass es ihn ebenfalls erregt.
Es folgten nun einige Tage, an denen er mit großer Akribie daran ging, den Bereich unter ihrem Bauch, zwischen den beiden geschlossenen Schenkeln, zu bearbeiten. Er arbeitet einen kleinen Hügel heraus, gewölbt und zart in ein Ypsilon auslaufend.
Es dauert sehr lange, bis er vollkommen zufrieden damit war Seine darüber streichenden Hände fanden immer wieder eine Unstimmigkeit, eine Unebenheit und ließen Signale durch den Körper laufen, ihn ein wenig pausieren.
Es waren quälende Nächte, in denen er sich alles wieder herbeirief, ihre zarte Haut, die fließenden Formen. Die Gedanken an jene Augenblicke, wo er diese sanften Linien mit seinen Fingerkuppen teilen konnte, die Muschel ihre Perle preisgab und sie eingingen in eine Welt von Gefühlen, Feuer und Eis.
Nach Wochen hatte er noch immer nur die Vorderseite der Gestalt heraus gearbeitet. Es ist als wäre sie mit dem Stein verschmolzen, von ihm gefangen. In seiner Fantasie manifestiert sich auch der Glaube oder der Wille, sie wäre verwunschen für alle Zeit und in diesen Stein gefangen.
Er hatte den bearbeiteten Stein so aufgestellt, dass ihn das Mondlicht voll traf und er die heraus gearbeitete Skulptur von seiner Liege aus betrachten konnte. Seine Blicke konnten ungestört an den Konturen entlang gleiten, verweilen und sie auch liebkosen. Es steigerte sein Machtgefühl, dass sie es ihm nicht verwehren konnte, sie mit Blicken und auch mit seinen Händen zu berühren, solange und so intensiv als er wollte.
Immer wieder bearbeitete er den Stein, ergänzte hier etwas und meißelt dort ein wenig weg, doch die totale Trennung, das Loslösen vom Stein, vermied er.
In manchen Nächten löste sie sich vom Marmorblock, stieg herab und verschmolz mit ihm in leidenschaftlichen Umarmungen. Er konnte ihren Atem spüren, die Erregung und das Pulsieren ihres Körpers.

Marmor ist ein warmer lebendiger Stein. 


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Das Gesteck, mystisch


Das Gesteck
von Joana Angelides
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 Sie stand einen Moment lang bewegungslos in der halb geöffneten Türe, das Licht im Rücken und zögerte einzutreten.
Ihr Körper war schlank und wurde von einem eng anliegenden, halblangem Kleid in schwarz mit beige farbenen Streifen, äußerst vorteilhaft betont.
Mein geschultes Auge für Stoffe und deren Verarbeitung erkannte ich den edlen Schnitt und die äußerst penible Anordnung der Streifen sofort und ich wusste, hier stand eine Dame von Welt, die auch wusste was sie wollte.
An diesem Morgen war sie die erste Kundin und ihre Anwesenheit unterbrach auf angenehme Art und Weise die Stille, obwohl sie bisher kein Wort gesprochen hatte und nur so dastand.
Es gab Menschen, die durch ihre bloße Anwesenheit einen Raum völlig ausfüllen konnten und sofort jegliche Aufmerksamkeit an sich zogen; sie gehörte offensichtlich dazu.

Ich machte einen Schritt nach vor und eine einladende Handbewegung. Ich wollte sie nicht wieder gehen lassen, sie faszinierte mich.
Sie nahm die Aufforderung an und kam langsam und ein wenig zögerlich weiter in den Raum. Das kleine Glockenspiel an der Türe begleitete sie und zum ersten Male fiel mir auf, wie melodisch es klang.
Meinen Gruß erwiderte sie mit einem kleinen Nicken des Kopfes und dann wandte sich den auf dem Tresen liegenden Stoffballen zu. Ich konnte ihre Augen nicht sehen, sie trug einen breitkrempigen Hut, der ihr halbes Gesicht bedeckte.
„Wenn sie mir sagen, was Sie suchen, kann ich Ihnen helfen“, ich musste mich räuspern, anscheinend hatte ich einen Kloß im Hals.
Sie hob ihre Hand und machte eine unbestimmte Bewegung, dann öffnete sie ihre große Handtasche, stellte sie auf den Tresen und nahm ein Stück Stoff heraus. Er war blau und aus feinster Seide, wie mein Kennerblick sofort feststellte. In Stoffen kannte ich mich aus, auf einen Blick konnte ich die Qualität bestimmen. Es lag immer daran, wie ein Stoff in der Hand lag, oder wie sich der Faltenwurf bewegte, auf den Glanz oder die Webart.
„Ich benötige Stoff für ein Kleid, in dieser Qualität und in der Farbe hiezu passend. Es soll ein Kleid für einen ganz besonderen Anlass werden, chic und zeitlos. Das Muster hier ist von einem bereits vorhandenen Jäckchen meiner Großmutter, ein Nostalgiestück! Ich will dieses Kleid lange tragen und es soll meiner Figur schmeicheln. Nur reine Seide, die sich nicht verdrückt“, sie lächelte „für die Ewigkeit bestimmt, sozusagen!“
Ihre schlanken Finger ließen das Stoffmuster auf die glänzenden Platte des Tresen gleiten und zum ersten Mal hob sie den Kopf etwas und ich konnte in ihre Augen sehen.
Es waren große, ein wenig schräg geschnittene grüne Augen mit braunen Punkten darin, halb beschattet durch unglaublich lange Wimpern.
Ihr Gesicht war schmal und sehr blass, die etwas hoch stehenden Backenknochen waren dezent mit Rouge bedeckt, ebenso der Mund. Sie hatte die dunklen Haare zu einem Knoten im Nacken gebunden, sodass der Hut etwas nach vorne gerückt schien.
Ich bemerkte erschrocken, dass ich sie unentwegt anstarrte.
Sie musste meinen starren Blick bemerkt haben, denn sie senkte ihren Kopf wieder, sodass die, mit drei Rosen verzierte Krempe ihres Hutes nur mehr ihren fein nachgezeichneten zartrosa farbenen Mund frei gab.

„Oh, da werden wir sicher etwas finden“, meine Stimme zitterte doch nicht?
Ich nahm das Stoffmuster in die Hand und stellte fest, dass ich mich betreffend die Qualität keinesfalls geirrt hatte, es war reinste Seide. Mein Blick glitt über die Regale hinter mir und blieb an einer Reihe von Stoffballen hängen, die in der Qualität und vielleicht auch in den Farben passen könnten.

„Darf der Stoff auch ein Muster haben, oder soll er uni sein?“
Ich drehte mich zu ihr hin und fühlte ein Gefühl von Schwindel, der mich erfasste, so faszinierend war der Anblick ihrer Gestalt.
Sie hatte sich am Ende des langen Tisches leicht angelehnt, die Hüfte eingeknickt und ihren Kopf seitwärts gebeugt. Das Sonnenlicht trat durch die Auslage in den Raum und umschloss ihren Körper wie eine sichtbare Aura. Ich hatte solche Erzählungen darüber bisher nur als Einbildung abgetan, doch zum ersten Mal in meinem Leben bemerkte ich selbst eine solche Aura bei einem Menschen. Sie war wie ein sie umgebender Strahlenkranz und schien aus fließendem Gold zu sein.
Sie war offensichtlich in Gedanken versunken, denn sie erschrak ein wenig und richtete sich auf.

„Ohja, er kann ruhig ein dezentes Muster haben. Vielleicht in sich gemustert, in derselben Farbe?“
Mein Blick glitt suchend über das Regal und ich fand einen Ballen mit blauer, dunkler Seide. Er war mit kleinen, unregelmäßig verstreuten Dreiecken bedeckt, die je nach Bewegung andersartig glänzten. Das dunkle Blau passte wunderbar zu dem ebenfalls dunklen Blau des Musters, aber besonders zur Farbe ihrer Augen.
Ich legte den Stoffballen auf die Platte des Tisches und streute gekonnt elegant einen Teil des Stoffes über die Fläche.
Sie griff danach und betrachtet den Stoff eingehend und interessiert.
„Ja, er gefällt mir, es ist sogar meine Lieblingsfarbe, “ sie nickte zustimmend und ließ den Stoff über ihre Hand gleiten, „hier ist eine Notiz meiner Schneiderin, bitte schneiden sie mir genau nach diesen Angaben den Stoff herunter.“
Besonders liebevoll faltete ich den Stoff und stelle mir vor, wie er ihren Körper umfließt, wie er jede ihrer Bewegungen betonen wird. Stellte mir auch vor, wie elektrisierend es sein musste, sie eingehüllt in diesen kostbaren seidenen Kokon, zu umarmen!

„Sie machen auf Bestellung auch passende Blumengestecke aus den Stoffen? Kann ich da gleich eines bestellen? Aber es muss genau am 25.Juni um 12.ooh Mittag geliefert werden! Es soll eine Überraschung werden! “
„Ja natürlich! Wenn Sie sich hier etwas aussuchen...“ Ich legte ihr einen Katalog mit Blumengestecken für Kleider, Mäntel und Hüte vor.
Sie studierte jede Seite genau und suchte sich dann ein sehr aufwendiges Gesteck aus. Eigentlich zu groß für ein Kleid und für meinen Geschmack. Doch einerseits ist der Kunde König und andererseits, wenn ich es mir so überlegte, musste es doch wunderbar zu ihr und dem Kleid passen.

Als sie bezahlte, überreichte sie mir auch ihre Visitenkarte und schrieb auf die Rückseite eine Adresse dazu.
„Die Lieferung des Gesteckes muss an diese Adresse erfolgen und persönlich zu meinen Händen erfolgen! Bitte beachten Sie genau meine Anweisungen, es ist äußerst wichtig!“
„Ja, natürlich. Ich werde das Gesteck zum gewünschten Termin wie gewünscht liefern! Ich danke für Ihr Vertrauten und würde mich freuen, wenn ich Sie weiterhin als Kundin bedienen dürfte!“
Ohne darauf näher einzugehen, streckte sie mir ihre schlanke Hand hin und ich hauchte einen zarten Kuss darauf. Ihre Finger waren kalt und übten nur einen leichten Druck aus.
Sie verließ den Laden und hinterließ einen zarten Duft nach verblühenden Rosen, der sich noch lange hielt. Das Glockenspiel der Türe klang diesmal nicht mehr so melodiös, als vorher. Anscheinend bedauerte es auch, dass sie ging.
Ich schüttelte den Kopf über solche unsinnige Gedanken und rollte den restlichen Stoff auf den Ballen, nicht ohne vorher die im Katalog angegebene Menge für das Gesteck herunter zu schneiden. Meine Hände liebkosten noch eine Weile den Stoff und ich träumte wieder von einem wundervollen Körper, der von ihm umschmeichelt und umflossen wird.
Gewissenhaft trug ich den Termin für die Lieferung in meinen Kalender ein und füllte die Order für das Gesteck aus. Ich schrieb ihren Namen darauf und stellte fest, es war ein wundervoller Name und er passte genau zu ihr.
Die angegebene Lieferadresse kam mir bekannt vor, ich konnte sie jedoch nicht einordnen.
In den folgenden Tagen wurde ich immer wieder an sie erinnert, denn ich hatte ihre Visitenkarte im Kassenfach deponiert und so fielen meine Blicke immer wieder darauf.

Bereits zwei Tag vor dem gewünschten Liefertermin langte das Gesteck bei mir ein und ich ließ es auf dem Tresen liegen. Es war in einer steifen, durchsichtigen Hülle verpackt und so konnte ich mehrmals am Tage meine Blicke drüber streifen lassen. Jedes Mal liefen angenehme Schauer über meinen Rücken.
Es war sehr füllig ausgefallen, die kleinen weißen Perlen der Staubgefässe in den Blüten leuchteten und die Goldfäden, die sich aus dem Dickicht der Blätter erhoben zitterte manches Mal, wenn ich vorüber ging.

Der Morgen des 25.Juni war grau und regnerisch. Ich legte das Gesteck auf den Beifahrersitz meines Wagens und machte mich auf den Weg. Die angegebene Adresse lag etwas außerhalb der Stadt und der Verkehr wurde immer schwächer. Als ich in die angegebene Straße einbog, wusste ich sofort, wieso mir die Adresse so bekannt vorkam.
An dieser Adresse befand sich ein Friedhof. Ich fuhr an den Straßenrand und stellte fest, dass gerade ein Begräbnis stattfinden musste. Da es aber bereits fünf Minuten vor dem angegebenen Termin war, beeilte ich mich mit dem Gesteck den kleinen Weg hinauf zu kommen.
Ein schwarz gekleideter Ordner kam mir geradewegs entgegen und wollte mir das Gesteck abnehmen.
„Nein, ich bin kein Trauernder, ich suche diese Frau, sie hat mich herbestellt und ich soll es nur ihr persönlich übergeben!“ Gleichzeitig streckte ich ihm die Visitenkarte entgegen.
Er las langsam den Namen, blickte mich erstaunt an und bedeutete mir dann, ihm zu folgen.
Wir gingen geradewegs in die Leichenhalle hinein. Sie war bis auf den letzten Platz besetzt und leise Orgelmusik hatte bereits eingesetzt. Mir fiel sofort der morbide Geruch nach verblühenden Rosen auf, der sie schon bei ihrem Besuch in meinem Geschäft umgab.
Der Geruch musste von den vielen Rosen kommen, die an den Wänden und im Raum verteilt waren. Es war jener schwere, intensive Geruch, den Rosen immer verströmten, wenn sie zu verblühen begannen.

Er winkte dezent einen Mann herbei, flüsterte ihm etwas ins Ohr und ging wieder hinaus.
Ich hatte noch immer das Gesteck in der durchsichten Hülle in der Hand und mein Blick suchte meine Kundin in der Tiefe der Leichenhalle. Vergebens.
„Kommen Sie mit!“ Sprach der Mann mit leiser Stimme und führte mich durch den Mittelgang ganz nach vorne und weiter zum offenen Sarg.

„Hier liegt die Dame, die Sie suchen!“ Seine Stimme klang erstickt und heiser.
Ich blickte in den Sarg und da lag sie. Bleich und starr, die Augen geschlossen, die wundervollen langen Wimpern lagen wie Halbmonde auf ihren bleichen Wangen. Der Mund war leicht rosa angehaucht. Das Haar war offen und lag auf beiden Seiten ihres Gesichtes, über das weiße Polster fließend.
Sie hatte die Hände gefaltet und sie erschienen mir noch zarter und durchsichtiger, als bei unserer Begegnung. Das Grün des Kleides harmonierte wundervoll mit dem dunklen Blau des Jäckchens, der Stoff umfloss ihre Gestalt und spiegelte den Glanz der, den Sarg umgebenden Kerzen wider. Ihr Körper war ringsum von Rosen umgeben, als würde sie auf ihnen schwimmen.

Im Raum war es sehr still, es war nur leises Weinen oder Schluchzen aus den Reihen hinter mir und die leise Orgelmusik zu hören.
Der Mann neben mir nahm mir den Behälter mit dem Gesteck aus der Hand und öffnete ihn. Er betrachtete es mit großem Erstaunen und zwei Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln und rollten langsam an seinen Wangen hinunter. Dann legte er es zwischen ihre Hände und arrangierte es so, dass es wie ein Brautstrauß aussah.
Er nickte mir dankend zu und ich fühlte, dass es unpassend war, noch länger hier zu stehen und in den Sarg zu starren.
Wie betäubt ging ich den Weg, den ich durch die Leichenhalle gekommen war, zurück und trat mit einem tiefen Atemzug ins Freie.

Sie hatte offenbar gewusst, dass sie sterben wird, hatte sich ihr Totenkleid selbst ausgesucht und sogar das Datum und die Uhrzeit ihres Begräbnisses im Voraus gewusst!
Das Gesteck war ihr letzter, persönlicher Wunsch und bedeutete ihr anscheinend sehr viel.

Das Geschehene war mir unerklärlich und wird es wohl für immer bleiben.
Ich hatte noch immer die Visitenkarte in meiner Hand, doch sie entglitt mir und fiel in das fließende Wasser des Rinnsteines. Ich sah sie langsam davon schaukeln.
Schade, es war so ein schöner Name!



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