von Joana Angelides
In den Weihnachtsferien
durften Klaus und Lisa wieder zu Tante Monika fahren. Die Schule war
geschlossen und die Eltern versprachen, am Weihnachtstag pünktlich mit dem
Morgenzug ebenfalls zu kommen.
Als die Kinder alleine mit
dem Zug ankamen, war Tante Monika schon da und wartete. Die Landschaft rund
herum war tief verschneit. Tante Monika war diesmal nicht mit dem Auto da,
sondern sie kam mit Onkel Eduard, der seinen Schlitten renoviert und neu
herausgeputzt hatte und das einzige Pferd, das er besaß davor gespannt hatte.
Dichte Schneeflocken fielen vom Himmel und blieben auf der Straße liegen. Die
Geräusche wurden durch den Schnee gedämpft und es sah sehr weihnachtlich aus.
Das Pferd stand geduldig da
und wartete. Es hatte eine Decke mit lustigen Quasten am Rücken und zwischen
den Ohren war auch ein Lederschutz angebracht. Die Zügel hatten kleine
Glöckchen und bei jedem Windhauch, oder der kleinsten Bewegung, klingelten sie
leise.
Tante Monika saß hinten,
hatte eine Decke über den Knien und eine lustige Pelzmütze auf dem Kopf. Onkel
Eduard saß am Kutschbock und war auch sehr warm angezogen. Er hatte einen
Ledermantel mit Pelzfutter an und ebenfalls eine dicke Pelzkappe auf dem Kopf.
Seine Hände steckten in Lederhandschuhen, die außen bestickt waren. Eigentlich
sah er wie ein Lappe aus, jene Bewohner im Norden Europas, die fast das ganze
Jahr Schnee haben und wo es fast immer recht kalt war.
„Kinder, Kinder!“ Hörten sie
Tante Monika rufen.
„Ja, hier sind wir!“ Klaus
und Lisa winkten eifrig. Onkel Eduard sprang von seinem Kutschbock herunter und
begrüßte sie herzlich. Er nahm ihnen das Gepäck ab und verstaute es rückwärts
am Schlitten, wo er es mit einem starken Lederriemen festband. Snief, der
kleine Hund lief laut bellend um sie herum, sprang an ihnen hinauf und konnte
sich vor Freude gar nicht beruhigen.
Sie nahmen dann im Schlitten
gegenüber von Tante Monika Platz, die sie sorgfältig mit einer warmen Decke
versorgte und als Onkel Eduard auch wieder am Kutschbock saß, ging es in
rascher Fahrt zu dem kleinen Häuschen von Tante Monika am Rande des Dorfes.
Das ganze Häuschen war mit
weihnachtlichen Girlanden geschmückt, es roch wunderbar nach Keksen und
Tannenreisig, die gute Stube war herrlich warm, der Kamin prasselte. Es war sehr
heimelig und die Kinder fühlten sich sofort wieder wohl.
„Morgen werden wir einen
Weihnachtsbaum besorgen. Onkel Eduard hat schon
einen schönen Baum gesehen,
den stellen wir in die Stube und dann werden wir warten. Wenn der
Weihnachtsmann kommt, wird er ihn schmücken“.
„Oh, ja! Wie schön, da freuen
wir uns schon richtig drauf!“ Riefen die Kinder.
„Ihr habt ja eure
Schlittschuhe mitgebracht, das ist gut. Die neue Eislaufhalle hat schon
Hochbetrieb. Samstagnachmittag findet ein Schau-Eistanzen statt. Da werden die
diesjährige Eisprinzessin und der Eisprinz gewählt.“
„Ja? Oh, kann da jeder
mitmachen, auch wir?“ Fragte Lisa.
„Ja, aber da musst Du gut
Eistanzen können und brauchst auch ein schönes Kleid und Klaus braucht einen Smoking,
so ähnlich, wie man ihn beim Show-Tanzen trägt.“
„Ach, das haben wir nicht und
richtig Eistanzen kann ich auch nicht!“ Lisa war ganz traurig.
„Sei nicht traurig, wir
werden heute Nachmittag nachdem wir den Weihnachtsbaum geholt haben, einmal zur
Eislaufhalle hingehen und schauen, wie gut die anderen tanzen können,
vielleicht kannst Du da was lernen. Die Kostüme allerdings sind immer ein
Geheimnis, das jeder für sich wahrt, damit niemand sein Kostüm kopieren kann!“
Nachmittags kam dann Onkel
Eduard und sie machten sich auf den Weg. Am Dorfplatz war eine Ecke nur für die
Weihnachtsbäume reserviert. Da standen sie Alle, große und kleine Bäume, Tannen
und Fichten. Ein Lautsprecher spielte Weihnachtslieder und dicke Flocken fielen
vom Himmel. Es war auch ein Stand mit süßem Gebäck und Punsch da. Der Punsch
roch sehr intensiv und es standen viele Menschen um den Stand und wärmten sich
die kalten Finger an den heißen Gläsern. Es war auch ein kleiner Ofen daneben,
da konnte man gebratene Maronen und Zuckerwatte kaufen.
Onkel Eduard ging zielstrebig
auf einen großen schönen Tannenbaum zu, der ganz am Rande stand und betrachtete
ihn von allen Seiten.
„Ja, oh ja, der ist sehr
schön!“ Riefen Lisa, Klaus und Tante Monika gleichzeitig aus.
„Gut, dann nehmen wir ihn!“
Er schaute sich um und sah den Verkäufer, der gerade mit einer alten Dame
sprach, die einen ganz kleinen Baum gewählt hatte und eben zahlte. Er winkte
ihm zu und der Verkäufer kam gleich zu ihnen.
Als sie sich über den Preis
geeinigt hatten, zahlte Onkel Eduard, der Verkäufer schnürte den Baum zusammen
und Onkel Eduard nahm ihn rücklings mit.
„Du bringst den Baum nach
Hause, wir werden anschließend in die Eislaufhalle gehen und beim Eistanzen
zuschauen“. Sagte Tante Monika und nahm die beiden Kinder bei der Hand.
„Ja, gut“ Onkel Eduard wandte
sich dem Heimweg zu.
Die Eislaufhalle war sehr
groß, man hatte sie auch im Sommer renoviert. Die Sitze für die Zuschauer waren
mit blauem Samt gepolstert und es saßen auch einige Leute da und unterhielten
sich. Es waren vorwiegend die Eltern der Kinder und schauten zu, wie die Kinder
auf der Tanzfläche ihre Kunststücke und Tanzfiguren zeigten.
Mitten unter den Kindern war
auch eine kleine zarte Gestalt zu sehen, in einem wunderschönen blauen Kleid,
mit Sternen dran. Auf dem Kopf trug sie ein kleines Krönchen, welches ihr
blondes, langes Haar zusammenhielt. Sie
drehte sich mühelos im Kreise und spielerische Figuren waren kein Problem für
sie. Plötzlich sprang sie in die Höhe, drehte sich um ihre eigene Achse,
breitete die Arme aus und landete wieder ganz sanft auf der Eisfläche.
Lisa und Klaus sahen ihr
bewundernd zu und klatschten in die Hände.
„Ach, schau Tante Monika, wie
wunderschön sie ist und wie gut sie tanzen kann. Sie wird sicher gewinnen!“
Rief Lisa aus.
„Aber Lisa, sei nicht so
bescheiden“, sagte Tante Monika,“ als ich das letzte Mal bei euch in der Stadt war,
da sah ich Dich auf der Eislaufbahn und hatte den Eindruck, dass du ganz
hervorragend tanzen kannst!“
„Ja, aber dieses Mädchen ist
viel besser als ich“.
In
diesem Augenblick kam ein großer schwarzer Vogel durch die Balken der
Dachkonstruktion hereingeflogen, machte einen großen Bogen über die Eisfläche
und stürzte sich dann herab, flog über den Kopf des tanzenden Mädchens und
raubte mit seinem Schnabel das wunderschöne Krönchen aus ihrem Haar und flog
damit davon.
„Oh,
mein Krönchen!“ Rief diese und griff sich in die Haare, wo noch vor kurzem
dieses Krönchen saß. Da nun das wunderschöne lange Haar nicht mehr zusammengehalten
wurden, fiele es auf ihre Schultern herab.
Ein
Aufschrei ging durch die Halle und alle Kinder liefen ganz ängstlich, Schutz
suchend zu ihren Eltern.
Das
kleine Mädchen lief ebenfalls von der Eisfläche hin zu den Sitzen, doch
scheinbar war es alleine da, denn es setzte sich auf einen der leeren Sitze,
stützte den Kopf in die Hände und weinte still vor sich hin.
Tante
Monika deutete den Kindern, ihr zu folgen und sie gingen alle Drei zu ihr hin.
„Kann
ich dir helfen?“ fragte Tante Monika.
„Mir
kann niemand helfen!“ Schluchzte das Mädchen.
„Sag
das nicht, unsere Tante Monika hat schon vielen geholfen, sie wird auch Dir
helfen“. Sagte Klaus, nicht ohne Stolz in der Stimme.
Das
kleine Mädchen schaute ängstlich in der Runde, als ob es sich vergewissern
wollte, dass niemand zuhören konnte.
„Oh,
du bist Tante Monika? Ich habe schon viel von dir gehört. Von meinem Vater, dem
Eiskristall-König“.
Tante
Monika schaute das Mädchen erstaunt an.
„Ja,
bist Du denn eine der Töchter des Eiskristall-Königs?“
„Ja,
die Jüngste“, flüsterte das Mädchen, „ich bin trotz des Verbotes meines Vaters hierhergekommen,
um am Eistanzen teilzunehmen. Ich tanze für mein Leben gerne, aber wir dürfen
ja nicht den Menschen Konkurrenz machen, das ist unsportlich sagt mein Vater.
Da aber jetzt der böse schwarze Vogel der Hexe Bora mein Krönchen gestohlen
hat, wird er es erfahren und ich werde bestraft werden.“ Sie vergrub wieder ihr
Gesicht in beide Hände und schluchzte vor sich hin.
„Du
kennst den Eiskristall-König?“ Fragte Lisa und kam aus dem Staunen nicht
heraus.
„Ja,
ich bin ihm einmal begegnet, vor langer, langer Zeit“, lächelte Tante Monika.
Sie
wandte sich der kleinen Eisprinzessin zu.
„Hör
jetzt zu weinen auf, wir werden das Krönchen wieder zurückholen und dann
gemeinsam zu deinem Vater gehen. Es wird schon nicht so schlimm werden“. Sie
klopfte dem kleinen Eisprinzesschen beruhigend auf die Schulter, holte aus
ihrem Korb ein Taschentuch hervor und wischte ihr die Tränen vom Gesicht.
„Zuerst
müssen wir herausfinden, wo sich der schwarze Rabe verstecken kann. Ich glaube
ich weiß, wen wir da fragen können. Kommt mit mir, Du auch Prinzessin! Wie
heißt du denn eigentlich?“
„Asteri
ist mein Name“, flüsterte sie
„Also
gut, Asteri, hast du denn keinen Mantel oder einen Umhang mitgebracht?“
„Nein,
mir ist ja nicht kalt, ich bin mit einer Wolke mitgeflogen und dann über der
Eishalle einfach abgesprungen“.
„Naja,
das ist ja schön und gut, aber so kannst Du nicht mit uns auf die Strasse
gehen, es würden Dich alle Leute anstarren“. Sie öffnete ihren Korb und griff ganz
tief hinein und zog einen dunkelblauen Umhang heraus, mit Kapuze und ein paar
Fäustlinge und einen kleinen weißen Pelzmuff. Ebenfalls in dem Korb befanden
sich ein paar kleine weiße Stiefel, die überraschender Weise sofort passten.
„So,
zieh das an“. Sagte sie und schloss den Korb wieder.
Lisa
musste wieder einmal mehr staunen, was so alles im Korb von Tante Monika zu
finden war.
Dann
verließen sie die Eislaufhalle und gingen zu dem kleinen Auto von Tante Monika,
stiegen ein und Tante Monika fuhr los.
„Wohin
fahren wir denn?“ Fragten die Kinder.
„Zuerst
fahren wir nach Hause und holen Onkel Eduard. Dann werden wir in den Wald
gehen, zu dem zugefrorenem See und werden dort mit dem großen Wassergeist
sprechen, der mit dem Eiskristall-König verwandt ist. Vielleicht weiß der was!“
Als
sie bei dem kleinen Haus von Tante Monika ankamen, war Onkel Eduard schon da
und hatte den Baum rückwärts an das Haus angelehnt.
„Oh,
hallo, gut, dass ihr schon da seid, ich habe auch schon Kaffee gemacht und den
Tisch gedeckt!“ freute sich Onkel Eduard.
„Dafür
haben wir jetzt keine Zeit!“ Sagte Tante Monika, „wir müssen sofort in den Wald
gehen zum See und mit dem großen Wassergeist sprechen. Übrigens, das ist
Asteri, die Tochter vom Eiskristall-König“. Sie zeigte auf Asteri, die einen
niedlichen kleinen Knicks machte.
„Oh!
Freut mich sehr, und wie kommst Du hierher, solltest du nicht hoch im Norden,
auf eurem Schloss sein?“ Onkel Eduard schaute die kleine Asteri fragend an.
„Ach,
das ist eine lange Geschichte, die erzählen wir dir unterwegs. Wir nehmen aber
den Schlitten, weil im Wald werden wir mit dem Auto Schwierigkeiten haben. Komm
jetzt.“ Tante Monika machte eine eilige Handbewegung und alle liefen zum
Schlitten, wo das Pferd noch immer vorgespannt war und geduldig wartete. Tante
Monika gab den Kindern und der Eisprinzessin wieder dicke Decken zum Zudecken
und nahm sich auch eine auf die Knie. Onkel Eduard schwang sich auf den
Kutschbock und los ging es.
Sie
fuhren zum Wald und dann auf einem schmalen Pfad direkt zum See.
Der
Wald war tief verschneit. Der Schnee schluckte alle Geräusche, nur hin und
wieder war ein leises Rascheln zu hören, wenn eines der Tiere im Wald neugierig
vorbei huschte, oder die große Eule sich ein wenig bewegte um besser sehen zu
können. Hin und wieder fiel ein Schneepölsterchen von einem Ast zu Boden und
verursachte eines dieser kleinen Geräusche. Der Atem des Pferdes war zu sehen,
wie er aus den Nüstern des Pferdes kam.
Der
See war gefroren und die nachmittägliche Wintersonne spiegelte sich ein wenig
darin. Die Tannen am anderen Ufer warfen ihre Schatten auf den See und machten
ihn geheimnisvoll.
„Wo
werden wir denn jetzt den großen Wassergeist finden?“ Klaus machte fragende
Augen.
Tante
Monika nahm ihren Schirm zur Hand und ging bis zum Rande des Sees. Sie klopfte
dreimal auf das Eis und dann wartete sie. Doch es tat sich nichts. Sie klopfte
nochmals dreimal auf die dicke Eisfläche und wartete dann wieder.
Da
war plötzlich ein leises Knacken im Eis zu hören und es tat sich ein Spalt auf.
Eine behaarte grüne Hand erschien und schob eine abgebrochene Eisscholle
beiseite. Dann tauchte aus dem Wasser der Kopf des großen Wassergeistes
auf. Er hatte große grüne Augen und von
seinem Kopf hingen ein paar Schlingpflanzen und Seegras herab.
„Wer
stört?“ Seine Stimme klang verärgert.
„Wir!“
Riefen Klaus, Lisa und Asteri gleichzeitig aus.
„Wer
ist wir? Ihr Drei da, wer seid ihr denn?“
„Ich
bin Lisa!“
„Ich
bin Klaus!“
„Ich
bin Asteri!“
„Und
ich bin Tante Monika und das ist Onkel Eduard. Entschuldige, dass wir Deine Ruhe
stören, aber wir brauchen Deine Hilfe. Wir suchen den großen schwarzen Raben
der Hexe Bora. Er soll hier irgendwo im Wald hausen, er hat der Prinzessin
Asteri etwas gestohlen.“
„Oh,
dieser bösen Vögel! Immer wieder gibt es Probleme mit ihm. Ich will es euch
sagen, wo er sein Versteck hat. Dort hinten am Ende des Waldes ist ein großer
schwarzer Felsen, da gibt es einen kleinen Spalt, der von unten gar nicht zu
sehen ist. Dort müsst ihr hinaufklettern
und da findet ihr den Raben. Aber ihr müsst vorsichtig sein, er ist sehr böse!“
„Also
ich bin dafür, wir klettern da nicht hinauf, sondern wir versuchen, den
schwarzen Raben herunter zu locken“, sagte Onkel Eduard. Er war schon genug
geklettert!
„Ja,
das ist eine gute Idee, aber wie schaffen wir es, dass er herunterkommt und
vielleicht auch gleich das Krönchen mitbringt?“ Fragte lachend Lisa.
Klaus
runzelte die Stirne.
„Wir
müssen uns eine gute Geschichte dafür ausdenken!“
„Ja,
aber welche?“ Lisa schaute auch sehr nachdenklich.
„Oh,
ja ich weiß es! Wir müssen erzählen, wir
hätten eine viel größere Krone, als die, die er schon hat und er wird sie
austauschen wollen!“ Lisa schaute ganz stolz im Kreise.
„Ja,
aber wo nehmen wir eine solche Krone denn her?“ Tante Monika legte den Kopf
schief und dachte nach.
„Ich
könnte eine Krone aus den Eiskristallen des Waldes und des Sees machen. Die
hält zwar nicht lange, aber für kurze Zeit könnte der Rabe auf den Trick
hereinfallen!“ Sagte Asteri
„Ohja,
das ist eine gute Idee!“ Sagte Tante Monika.
Asteri
ging zu der großen Tanne und stellte sich auf die Zehenspitzen und brach ein
paar kleine Eiszapfen ab, die legte sie dann unter den Baum, dann ging sie zu
den Sträuchern gegenüber und brach ein paar Eiskristalle von den Blättern ab
und legte sie dazu. Sie sammelte auch Beeren, die noch vom Sommer übriggeblieben
waren und inzwischen gefroren an ihren Stielen hingen und vom Eis des
gefrorenen Sees brach sie ein paar kleine Stückchen heraus. Das Ganze flocht
sie zu einer wunderschönen Krone, durch die das Licht schien und sich in allen
Farben des Regenbogens brach.
„Wir
müssen nur schnell was unternehmen, denn diese Krone wird langsam schmelzen!“
Sagte Asteri.
Sie
setzte sich die Krone auf und stellte sich nun neben dem See, um von allen
Seiten gut sichtbar zu sein.
„Ach
seht nur, was für eine wunderschöne, große Krone! Wer diese Krone besitzt, besitzt auch Macht
über den Eiskristall-König und den Winter und den ganzen Wald und den See! Man
kann sie aber nicht einfach nur nehmen, man muss dafür eine andere Krone
bringen!“ Laut rief es Tante Monika in
den Wald und hoffte, dass es der Rabe auch hören konnte.
Im
Nu waren ein paar Vögel da und zwitscherten ganz aufgeregt, auch ein Häschen
war aus seinem Winterbau gekommen und ganz hinten neben dem See stand ein
scheues Reh und machte ganz große Augen vor Bewunderung. Alle schauten auf
Asteri, die wirklich wunderschön aussah mit ihrer Krone auf dem goldenen Haar.
„Hoffentlich
funktioniert das, die Krone beginnt schon schön langsam zu schmelzen, ich spüre
das“, flüsterte Asteri.
In
diesem Moment kam der große schwarze Rabe über den See geflogen, hatte seine
Flügel weit ausgebreitet und in seinem Schnabel hielt er die kleine Krone von
Asteri, die er ihr am Vormittag im Eislaufhalle gestohlen hatte. Er machte
einen großen Bogen um Asteri, ließ das kleine Krönchen fallen und schnappte
nach der Eiskrone auf dem Kopf von Asteri und flog davon.
„Oh,
es hat geklappt!“ Jubelten Alle.
„Schnell,
schnell, nimm die Krone Asteri und stecke sie in die Manteltasche, bevor der
Rabe den Betrug merkt. Kommt wir laufen zum Schlitten und fahren weg!“
Sie
winkten den Tieren des Waldes zu und auch dem großen Wassergeist, der wieder in
den See abtauchte.
Der
Rabe hatte kaum seine Höhle erreicht, da begann die Eiskrone auch schon zu
schmelzen und er bemerkte den Betrug.
Als
sie gerade einsteigen wollten, hörten sie den großen schwarzen Raben laut
krächzen und sahen seinen Schatten über sich. Schnell hob Onkel Eduard die
kleine Asteri auf und nahm sie schützend in den Arm und so stieg mit ihr auf
den Kutschbock und fuhr los. Das wütende Krächzen des Vogels war im ganzen Wald
zu hören.
Sie
kamen bei dem kleinen Haus von Tante Monika wohlbehalten an.
„Ach,
ich danke euch vielmals!“ sagte Asteri und küsste einem nach dem anderen, „ich
werde wieder zurück in unseren Eispalast fliegen, hoch oben im Norden und werde
nie wieder ungehorsam sein. Ich verspreche es. Und euch beiden, Lisa und Klaus,
werde ich heute Nacht eine große Überraschung machen, “ versprach Asteri.
„Kommt
gar nicht in Frage, dass Du alleine zurückfliegst“, sprach Tante Monika, „ich
werde mit Dir fliegen und Dich Deinem Vater, dem Eiskristall-König persönlich
übergeben. Wir kennen uns schon so viele Jahre und haben auch gemeinsame
Abenteuer erlebt. Komm mit!“
Sie
nahm Asteri bei der Hand.
„Ihr
beiden, Lisa und Klaus geht jetzt mit Onkel Eduard ins Haus. Er wird euch zu
Bett bringen und auch heute Nacht hier schlafen, ich bin morgen früh wieder
zurück!“
Obwohl
Lisa und Klaus lautstark protestierten, mussten sie ins Haus gehen und Tante
Monika verschwand mit Asteri in der Dunkelheit, die inzwischen hereingebrochen
war.
Am
nächsten Morgen wachten Lisa und Klaus durch lautes Sprechen aus der Küche auf.
Tante
Monika war wieder da!!
Sie
sprangen beide gleichzeitig aus ihren Betten und blieben wie angewurzelt
stehen. An der Kastentüre hingen auf zwei Kleiderhaken wunderschöne Kostüme.
Ein sehr schönes blaues, glänzendes Kleid, über und über mit silbernen Sternen
übersät für Lisa und ein blauer Smoking, mit glänzenden, silbernen Aufschlagen
für Klaus.
„Oh,
wie schön, die sind sicher von Asteri!“ Rief Lisa aus und lief, so wie sie war
in ihrem Nachthemdchen die Treppe hinunter in die Küche zu Tante Monika.
„Tante
Monika, hast Du die beiden wunderschönen Kostüme fürs Eistanzen am Sonntag
gesehen, die hat uns sicher Asteri geschickt!“
Tante
Monika schüttelte den Kopf
„Nein
ich habe keine Ahnung, was für eine Asteri? Das habt ihr sicher geträumt!“ Und
schmunzelnd drehte sie sich um und brachte den Kaffe auf den Tisch.
„Rasch
zieht euch an, wenn ihr am Sonntag beim Eistanzen mitmachen wollt, müsst ihr
noch viel trainieren. Ohne Training könnt ihr keinen guten Platz erreichen!“
Lisa
lief wieder die Treppe hinauf und ging ins Badezimmer um sich dann anzuziehen.
Sie trieb auch Klaus an, und gemeinsam kamen sie dann zum Frühstück in die
Küche.
Sollten
sie das wirklich geträumt haben? Aber woher waren dann die beiden schönen
Kostüme in ihrem Schlafzimmer?
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