von Joana Angelides
Hallo, mein Freund,
seit 1896 beherbergt das Hotel Orient seine Gäste im altehrwürdigen
Ambiente.
Das Orient ist im Herzen von Wien im 1.
Bezirk, direkt bei der Goldenen Brücke zu finden. Die Zimmer können Sie auch
kurzfristig für ein paar schöne Stunden buchen.
Ich habe gestern
wieder meine Lust erleben, mich in die Arme des Eros begeben dürfen und bin in
einer völlig anderen Welt erwacht.
Da unser derzeit
bevorzugtes Hotel voll belegt war, bekam
ich eine Mail mit neuer Anschrift: Hotel Orient.
Es ist dies ein
traditionelles, altes Hotel, das man früher (oder auch noch heute?)
ausschließlich zum Zwecke der Lust aufgesucht hat. Heute ist es ein Geheimtip,
wird sogar von Paaren aufgesucht, die selbst eine Wohnung haben, nur um das
Ambiente und die Atmosphäre zu geniessen.
Aus Neugier, und
weil ich einmal als Erste da sein
wollte, kam ich schon eine Stunde früher. Schon im Taxi überkam mich
eine ungeheure Erregung, meine Fantasie spiegelte mir Dinge vor, die noch nie
geschehen waren.
Ich wurde von der
Rezeption in den ersten Stock geführt und eines der Zimmer aufgeschlossen, der
Schlüssel innen angesteckt und der Boy verschwand sehr diskret nach Erhalt des
Bakschisch natürlich. Gehört sich so, im Hotel Orient, nicht wahr?
Um dem Ambiente
gerecht zu werden habe ich mir ein langes orientalisch gestyltes, sehr dünnes
Kleid angezogen, das rechts und links mit Gold umrahmte Schlitze aufwies und
sehr aufreizend aussah.
Gleichfarbene
Pantoffel mit einem Puff vorne und bunten Strass-Steinen gehörten dazu.
Die Einrichtung
war sehr orientalisch angehaucht, einige Kupferkannen und Wasserpfeifen standen
herum. Lederne Polster und Hocker waren
im Raum verteilt und die Beleuchtung war sicher aus irgendwelchen
Wüstenzelten.
Die Teppiche
waren handgeknüpft und man konnte in ihnen versinken. Die Vorhänge vor den
Fenstern blickdicht und an der Seite schwere Samtvolants.
Ich legte mich
auf das Bett, über mir ein Baldachin und
schloß in freudiger Erwartung die Augen. Oh, hörte ich da nicht Flüstern, Rascheln
und Raunen, Kichern und kleine spitze Schreie, erhitzte Worte,
leidenschaftliches Stöhnen?
Ich öffnete die
Augen, es war total still.
Doch immer, wenn
ich die Augen geschlossen hielt, war dieses Raunen da, der schwere Duft von
Moschus und Moos, Rosenöl und Vanille.
Es war als wäre
ich nicht allein, als wären all diese Gestalten und Liebenden der vergangenen
Nächte noch hier.
Das Bett
schwankte leicht, rechts und links von mir bewegte sich etwas. Begehrende Hände
glitten meine Schenkel empor, suchend unterhalb des Kleides, an den Hüften, am
Bauch.
Sie spielten mit
meinen Härchen, ein Finger glitt zwischen die inzwischen erhitzten Lippen
meines Lustzentrums und glitt langsam auf und ab, die Perle nur kurz berührend,
weiter wandernd, mich leiden lassend.
Ich spürte, wie
sich das alte Geschehen dieser Räume verwirklicht, die Geräusche wiederkehren,
die anscheinend in den Wänden, den üppigen Polstern und Decken verborgen sind.
Spürte an mir,
wie fordernde Arme meine Schenkel spreizten, heißer Atem über die Feuchte
strich und wurde fast wahnsinnig vor Verlangen.
Ich nahm mir vor,
die Augen nicht mehr zu öffnen, den Traum und die mich anspringende Erregung
nicht zu stören.
In meinem
Trancezustand nahm ich wahr, dass einer
dieser Geister, die noch immer hier zu wohnen schienen, das Kleid einfach aufriß und ich völlig nackt
dalag, einen Fuß angehoben, den anderen seitwärts, matt liegen ließ und tausend Zungen meine intimste Stelle liebkosten.
Während langsam behutsame Finger in mich eindrangen und sich bewegten, innen
kreisten und ein Feuer entzündeten.
Einer jener
Punkte, deren einige vorhanden sind, der in diesem Moment besonders empfindlich
war, war im Kreuzfeuer dieser Finger und jagte mir die Hitze durch den Körper,
als wäre es ein vom Wind angefeuerter Flächenbrand.
„Oh, ich liebe
ihre Leidenschaft, ihr Temperament und ihre
Bereitschaft, exzessive Reize zu ertragen, aus sich heraus zu gehen und
mich zusehen zu lassen, wie sie die Beherrschung verlieren, meine Liebe!“
Es war seine
Stimme, die mich in die Gegenwart zurückholte. Er ist in der Zwischenzeit
gekommen und hat meinen sich windenden Körper offensichtlich in Besitz genommen
und es waren seine Hände, die mich gerade bis zum Wahnsinn erregten und mein
hochgehobenes Becken in beiden Händen hielt. Er schob mir einen der üppigen
Polster darunter und begann nun, langsam aber stetig, ohne seine Finger ruhig
zu stellen, mit dem Daumen langsam meine Perle zu umrunden, sie an der Spitze
mit leichten Berührungen zu reizen. Ich hielt die Augen wieder geschlossen und
genoß diese Wellen, die über mich rollten. Seine Finger in meiner Vagina
zündelten das Feuer weiter an, die Flammen loderten wie auf einem
Scheiterhaufen und ich konnte nur mehr mit geöffnetem Mund schreien und um mehr
betteln. Er wußte was er tat, was er da in Gang setzte.
Unaufhaltsam
überrollte mich eine Erschütterung nach der anderen, mein Bauch zog sich
zusammen, entspannte sich wieder, nur um neuerlich angespannt das Becken zu heben.
Ich hörte wieder
das Flüstern der Paare aus der Vergangenheit, die gurgelnden Laute von Frauen,
ihr helles Lachen und tiefe Baßtöne, Glöckchen und leise Trommeln im
Hintergrund und spürte die Glut von heißem Wüstenwind. Spürte, wie sich die
Planen eines Zeltes bewegten und Sklavinnen mir den Schweiß von der Stirne tupften.
Vielleicht waren
es auch Eunuchen, die Erfrischungen brachten, oder duftenden Weihrauch neben
die Liege stellten.
Ich war benommen
und fühlte mich in eine andere Welt versetzt.
Irgendwann
tauchte ich in einen Zustand der völligen Schwerelosigkeit ein, sie versetzte
mich in die Vorstellung, getragen und gehalten von starken Armen auf einem
Pferd durch den Sand der Wüste dem Mond entgegen zu reiten.
Wir saßen auf
diesem Pferd, Antlitz zu Antlitz, waren beide nackt und sein Schwert bewegte
sich im Rhythmus des Rittes in meiner Scheide, angeschmiegt in einer maßgeschneiderten Hülle und ich
hörte nur mehr mein Herz klopfen, den Wind brüllen und das Pferd triumphierend
wiehern. Meine lustvollen Schreie gegen den Wind verhallten ungehört
Ich wachte erst
wieder auf, als es im Raum schon dunkel war, nur kleine orientalische Lampen
mit durchbrochenen Metallschirmen im Zimmer verteilt, durch bunte Glassteine
Licht spendeten.
Es muss der
Zimmerkellner gewesen sein, der mich weckte. Denn ich hörte wie er leise
flüsterte und es wurde ein fahrbarer Tisch in den Raum geschoben, auf dem
allerlei Leckerbissen und eine Flasche Champagner stand.
Wir verteilten
die vielen kleinen Teller auf der Fläche des breiten Bettes und meine Finger
griffen nach den Früchten und kleinen Kanapees und ich genoß alles, als wäre
ich soeben von einer langen Reise ohne Nahrung zurück gekommen.
Mein Freund, hier
verschwamm Wirklichkeit, Traum und Halbschlaf miteinander. Man soll auch nicht
versuchen, es auseinander zu halten. Ich hoffe, dass ich dir geholfen habe,
auch in diese Träume einzutauchen.
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