In der Bibliothek.
von Joana Angelides
aus dem e-Book: Die Sternenwanderer
WELTRAUMÄRCHEN
Es regnete nun schon seit
Tagen. Lisa und Klaus hatten bereits jeden Winkel des kleinen Hauses von
Tante Monika durchstöbert. Sie fanden
alte Märchenbücher, ein paar Spiele und alte Puzzle-Spiele die sie aber schon
alle kannten.
Onkel Eduard begann den Keller aufzuräumen und fand sogar ein paar alte
Gläser mit Marmelade, die Tante Monika voriges Jahr eingekocht hatte.
Zu seiner Freude waren auch ein paar Flaschen alten guten Weines in den
Stellagen, die ihm Tante Monika sogleich schenkte.
„Tante Monika, es regnet noch immer, können wir denn gar nichts tun?“
„Heute nicht mehr, aber morgen gehen wir in die Bibliothek, da könnt ihr
euch dann ein paar schöne Bücher ausleihen und ich werde gleich einen Stoff
kaufen und für Lisa ein neues Kleid nähen.“
„Ohja, danke Tante Monika!“ Rief Lisa.
„Ich will aber kein neues Kleid! Ich
will nämlich nicht ruhig stehen, und dauernd von Nadeln gestochen werden.“,
ergänzte Klaus und alle lachten.
„Für dich werden wir eine neue Jacke kaufen, Kleider bekommen nur Mädchen“.
Sagte Tante Monika.
Am nächsten Morgen regnete es zwar noch immer, aber der große Schirm von
Tante Monika beschützte sie alle, als sie von dem kleinen Auto über die Straße
zur Bibliothek liefen.
Fräulein Stern, von allen im Ort liebevoll Sternchen genannt, saß hinter dem Pult und begrüßte die drei
sehr freundlich.
Sie war schon seit vielen Jahren in der Bibliothek beschäftigt und kannte
auch Tante Monika sehr gut, war Tante Monika doch einmal ihre Lehrerin in der
Schule und hat ihr das Lesen beigebracht.
„Hallo Sternchen, wir möchten uns ein paar Bücher ausleihen, der Regen hört
ja gar nicht mehr auf!“ Sagte Tante Monika und auch die Kinder begrüßten
Fräulein Stern freundlich.
„Ohja, ich habe da ein paar ganz neue Bücher bekommen, mit den neuesten Abenteuern von Tom
und Tim, den Sternenwanderern“.
Sternchen ging nach rückwärts und machte einen Karton auf.
Die beiden Kinder setzten sich inzwischen auf die alte Ledersitzbank, die
gegenüber dem Pult von Fräulein Stern stand. Die vergangenen trüben Tag und der
viele Regen hatten sie ganz müde gemacht. Der Regen drückte auf die Stimmung
der Kinder.
Sternchen bückte sich und kramte
suchend in dem Karton.
„Ja, wo sind denn die Bücher geblieben, ich habe sie heute Morgen ja noch
gesehen?“ Sie schüttelte den Kopf.
Sie richtete sich wieder auf und suchte auf dem Pult nach den Büchern. Dann
blickte sie in den Computer, der gleich am Pult stand.
„Seltsam, sie sind bereits eingetragen und ich sehe da, sie stehen ganz
oben, bei den Büchern über Astronomie und Weltfahrt! Wer hat sie denn da hinaufgetragen? Ich war
heute noch nicht da oben“. Sie schüttelte den Kopf.
„Tja, das waren vielleicht Tom und Tim, die beiden Sternenwanderer!“ Sagte
Tante Monika zu Sternchen.
„Oh, da muss ich aber lachen, Tante
Monika! Das sind ja Romanfiguren, die können gar nicht aus den Büchern raus und
schon gar nichts hinauftragen“. Sie schaute Tante Monika tadelnd an.
„Ach, es gibt Dinge, die können wir uns oft nicht vorstellen, liebes
Sternchen. Lass uns hin aufgehen und
nachsehen.“
Sie gingen nun alle gemeinsam die Treppe hinauf zu dem Regal, wo
„Astronomie“ stand.
Da standen viele Bücher mit schönen Einbänden, auch einige sehr alte, mit
abgeschabten, ganz dunklen Rücken, so dass man fast gar nichts mehr lesen
konnte.
Ganz vorne rechts standen einige Bücher mit bunten Einbänden. Es waren Bücher
für Kinder und junge Leser, die sich für die Abenteuer von Tom und Tim
interessierten, oder gerne etwas über bemannte Raumschiffe lasen, die ganz weit
in das Weltall flogen.
„Oh, ja, da sind ja die beiden Bücher, die ich suche. Aber sie sind falsch eingereiht. Sie gehören
dahin!“ Sagte Sternchen und griff nach
ihnen.
Doch die beiden Bücher schienen sich zu bewegen und glitten nach links, wo
noch etwas Platz war. Sie griff wieder nach ihnen, und siehe da, sie rückten
nun nach rechts.
„Was soll denn das?“ Rief Sternchen und griff nun mit beiden Händen nach den Büchern, um sie ja
zu erwischen.
Da fielen sie zu Boden und feiner, Gold glänzender Staub wirbelte herum, so
dass sie für einige Augenblicke nichts sehen konnten.
„Oh, das ist ja Sternenstaub!“ Rief
Tante Monika.
„Sternenstaub?“ Fragten Lisa, Klaus und Sternchen gleichzeitig.
„Ja, das ist Sternenstaub!“ Sagten
zwei helle Stimmen und vor ihnen standen zwei
Buben in unglaublich schönen, glänzenden Anzügen, ganz aus Metall, jeder
mit einem Helm am Kopf, der vorne offen
war und ihre Gesichter frei ließ.
„Seid ihr Tom und Tim?“ Fragte
Klaus.
„Ja, und wir haben schon den ganzen Tag auf jemand gewartet, der sich für
unsere Abenteuer interessiert. Es ist ja sehr langweilig immer nur von Stern zu
Stern reisen und immer nur erfundene Figuren kennen zu lernen. Wir möchten auch
einmal richtige Menschen auf eine unserer Reisen mitnehmen“.
„Oh, du willst uns mitnehmen?“ Riefen Klaus und Lisa gleichzeitig aus.
„Kommt ja überhaupt nicht in Frage!“
Protestierte Tante Monika und fuchtelte mit dem nassen Regenschirm
herum.
„Tante Monika, halten sie sofort den Schirm ruhig, sie benetzen ja alle
Bücher damit!“ Rief ganz entsetzt Sternchen, „den Schirm hätten sie beim
Eingang abstellen sollen!“
Tante Monika hielt den Schirm nach unten und stützte sich darauf.
„Ja, ja, tut mir leid! Also, die Kinder gehen nirgends wohin. Ich bin für
sie verantwortlich.“
„Ja, wenn du willst, nehmen wir dich
und auch diese kleine Person da mit der Brille da, mit.“ Sagte Tom, oder
war es Tim, und zeigte mit einem silbernen Stab, den sie in der Hand hielten
auf Sternchen. Diese riss ihre großen Augen auf und trat einen Schritt zurück.
Doch sie konnte nicht weit zurückgehen, denn dort stieß sie auf eines der
Bücherregale.
Tim, oder war es Tom, hob nun seinerseits seinen Stab und berührte sie alle
damit. Sofort standen auch Lisa, Klaus,
Sternchen und Tante Monika in silbrig glänzenden Kostümen da.
Sogar der Regenschirm von Tante Monika glänzte silbrig.
Eines der beiden Bücher, die zu Boden gefallen waren, lag geöffnet vor
ihnen und wie durch Zauberhand wurden sie nun in dieses Buch hineingezogen.
Einer nach dem anderen und jedes Mal gab es so ein sonderbares pfeifendes
Geräusch. Dann klappte das Buch zu und blieb am Boden liegen, als wäre nichts
geschehen. Nur ein wenig Sternenstaub lag rund herum.
Sie hatten vor lauter Schreck die Augen geschlossen. Sie spürten, dass sie,
wie von Geisterhand gezogen, unglaublich
rasch, im freien Raum schwebend, dahin rasten.
Sie hielten sich alle vier an der Hand, um
sich nicht zu verlieren. Ihnen voran flogen Tim und Tom und blickten
immer wieder zurück, ob sie ihnen auch folgten.
„So, da sind wir!“
Mit diesen Worten steuerten die beiden auf ein großes Raumschiff zu, dass
vor ihnen lag.
Es hatte ein großes Tor, das geöffnet war und wie ein großer Mund schien,
der auf sie gewartet hatte, um sie zu schlucken. Und tatsächlich, als sie alle
innerhalb dieser Öffnung waren, schloss sich diese, wie von Geisterhand
selbständig und sie landeten sanft auf einer Art Rampe, in einem Vorraum.
„Kommt mit!“
Sie gingen hinter Tim und Tom her. Vorne Klaus, dann Lisa, Sternchen und am
Ende Tante Monika.
Sie gingen durch eine Türe in einen großen Raum, der ringsum mit
verschiedenen Computern ausgestattet war, viele Lämpchen blinkten und leise
Musik erfüllte den Raum.
„Wow, das ist ja unglaublich!“ Sagte Klaus und wollte einer der Lämpchen
berühren.
„Nein, lass das! Sonst drückst du wo drauf und wir können dann nicht mehr
zurückkehren. Mit diesem Raumschiff reisen wir von Stern zu Stern und
besuchen dort die Bewohner der verschiedenen Welten. Immer, wenn es auf einem
Planeten etwas Neues gibt, dann versuchen wir, es auch zu den anderen Planeten
zu bringen. Aber leider haben wir bei einem dieser Besuche einen großen Fehler
gemacht!“
„Oh, was denn?“ Fragten Klaus und Lisa gleichzeitig.
„Wir haben mit einem Knopfdruck auf dem Planeten Omega alle Bücher
vernichtet. Nun gibt es dort keine Bücher mehr, die Kinder können keine Märchen
mehr lesen, die Schulen haben keine Schulbücher
und auch die Erwachsenen haben
keine Bücher mehr zu lesen. Aber das Schrecklichste ist, dass auf dem
Planeten Omega auch das große Buch mit der großen Geschichte des Planeten verschwunden ist, mit
allen Gesetzen und allen Geheimnissen über das Leben auf Omega“
„Das ist ja schrecklich! Ja, wie habt ihr denn das gemacht?“ Tante Monika
schüttelte tadelnd den Kopf.
„Auf dem Planet Herklon gibt es
überhaupt keine Bücher, sie wurden vor 100 Jahren alle vernichtet. Da es dort
nur sehr wenig Holz gibt, gibt es auch nur sehr wenig Papier. Um das Papier nicht für Bücher zu
verschwenden, wurde dort alles auf einer
großen Scheibe aufgezeichnet, die im großen Tempel aufliegt und die sich
dauernd dreht. Und immer, wenn jemand
etwas wissen will, geht er dorthin und spricht es in einen Trichter hinein und
schon dreht sich die Scheibe und eine Stimme sagt ihm dann, was er wissen will.
Wir dachten uns halt, dass es ja sehr praktisch ist, und man das Drucken von Büchern abschaffen kann. Wir haben uns
das große Geheimnis vom Prokurator auf Herklon geholt, aufgezeichnet auf eine
Diskette und haben es auf Omega in den Computer eingespeichert. Sofort wurden
auf dem ganzen Planeten alle Bücher
eingesammelt, alles ebenfalls auf eine große Scheibe gespeichert, und die
Bücher danach alle vernichtet“.
„Ja, was haben denn da die Menschen
und die Kinder gesagt, als es keine Bücher mehr gab?“ Fragte Sternchen ganz
entsetzt. Sie als Bibliothekarin konnte sich eine Welt ohne Bücher gar nicht
vorstellen.
„Alle haben um die Bücher getrauert, manche hatten noch welche, ganz
versteckt in ihren Häusern und haben sie sich gegenseitig geborgt. Die lustigen
Märchenbücher mit Bildern darin sind
besonders beliebt. Tja, nun hat man uns auf dem Planeten Omega befohlen,
alles zu unternehmen, dass die Bücher wieder hergeschafft werden, aber wir
wissen nicht, wie wir das anstellen sollen“, sagte Tim, oder war es Tom?
„Naja, ihr müsst halt noch die
vorhanden Bücher kopieren und in den großen Computer wieder einspeichern und
neu ausdrucken. Das wäre dann einmal ein Anfang!“ Sagte Klaus und alle nickten
dazu. “Dann müsst ihr zu den anderen Planeten fliegen und dort überall Bücher
einsammeln und sie ebenfalls kopieren
einspeichern und ebenfalls neu
ausdrucken lassen“.
„Oh, na das wird aber viel Arbeit machen!“ Seufzten Tim und Tom.
„Ja, ihr werdet euch wenigstens merken, dass man immer vorher nachdenken
muss, bevor man etwas macht!“ Tante Monika hob den rechten Zeigefinger und
nickte dazu.
„Und das große Buch mit der Urgeschichte des Planeten müsst ihr auch neu
machen!“ Tante Monika nickte sehr ernst.
„Fliegt ihr mit uns zum Planeten Omega und erklärt ihr das dort dem großen
Rat?“ Fragend blickten Tim und Tom auf Tante Monika.
„Ja, gut, wir helfen euch. Besonders viel helfen kann euch Fräulein Stern,
genannt Sternchen.
Sie ist nämlich Bibliothekarin und kennt alle Bücher und weiß, welche
wichtig sind und
zuerst nachgedruckt werden müssen und welche dann später gedruckt werden
können.“
„Oh, das ist ja wunderbar!“
Sternchen nickte.
„Ja, ich werde euch helfen, aber so was dürft ihr nie weder tun. Denn
Bücher sind sehr wichtig, ja sogar lebenswichtig!“ Sagte sie mit ernstem
Gesicht.
„Bitte setzt euch hin und schnallt euch an, wir fliegen nun zum Planeten
Omega!“
Tim und Tom waren sehr glücklich,
jemand gefunden zu haben, der ihnen helfen will.
Sie nahmen in den vorhandenen Stühlen Platz. Diese waren schalenförmig und
hoch, sodass sie auch den Kopf rückwärts anlehnen konnten und sofort schloss
sich um ihre Mitte ein Metallreifen und rastete ein. Das Licht ging aus, nur
vorne am Schaltpult, wo Tim und Tom Platz nahmen war alles hell erleuchtet.
Die Musik verstummte und nun hörten
sie ein langsam lauter werdendes Geräusch, das wie anlaufende Turbinen klang.
Und langsam begann sich das Raumschiff zu bewegen. Zuerst nach oben und dann ruckartig nach
vorne. Sie wurden in die schalenförmigen Sitze gepresst und Lisa und Klaus
schlossen fest die Augen. Besonders Lisa bekam etwas Angst. Aber, da sich alle ruhig
verhielten, presste auch sie die Lippen fest zusammen und hoffte nur, dass es
bald vorbei ist.
Und wirklich, plötzlich hörte das
Motorengeräusch auf, die spürbare Beschleunigung ebenfalls und sie schwebten,
wie von unsichtbarer Hand getragen ruhig durch den Raum.
„Oh, Lisa, so viele Sterne
ringsherum! Der Himmel ist ganz schwarz und die Sterne blinken uns an. Manche
fliegen sehr rasch an uns vorbei, manche scheinen ruhig am Himmel zu stehen!“
Klaus war aus seinem Sessel aufgestanden da sich der Metallbügel wieder
geöffnet hatte und war zu der runden Luke rechts von ihm gelaufen.
Lisa folgte ihm und auch sie sah staunend in die für sie fremde Welt
hinaus.
„Ja, die scheinbar still stehenden Sterne sind diejenigen, die sehr sehr
weit weg sind. Bei den anderen fliegen wir vorbei, sie selbst stehen still.“ Lachte Tom, oder war es Tim?
„Sind die alle bewohnt?“ Wollte
Klaus wissen.
„Nein nicht alle, aber viele!“
Einer der beiden Sternenwanderer zeigte nach vorne.
„Siehst du dort den ganz hell blinkenden Stern? Das ist der Planet Omega,
dort fliegen wir jetzt hin“.
Auch Sternchen und Tante Monika waren aufgestanden und schauten aus den
beiden anderen runden Luken hinaus ins Weltall.
„Ach, es ist wunderschön! Am liebsten würde ich immer so dahinfliegen!“
Tante Monika klatschte in die Hände.
„Nein, das geht nicht, ich muss ja wieder in meine Bibliothek zurück!“
Sternchen machte ganz große Augen.
„Ach, war ja nur Spaß! Wie lange fliegen wir denn noch?“ Wandte sie sich an
die beiden Sternenwanderer.
„Wir sind gleich da, setzt euch wieder in eure Sessel!“ Sagte Tim, oder war
es Tom?
Sie nahmen wieder ihre Sitze ein und sogleich spürten sie, wie sich die
Fahrt verlangsamte.
Vor ihnen wurde der Planet Omega immer größer und größer und dann tauchte
unter ihnen eine große Anzahl von lang gestreckten Gebäuden auf. In der Mitte
eine große kreisförmige Fläche, die rundherum erleuchtet war und verschiedene
Blinksignale aussendeten. In der Mitte
war ein großer leuchtender Kreis, den Tim und Tom direkt ansteuerten.
Das kleine Raumschiff schwenkte nach rechts ab und dann spürten sie,
besonders Tante Monika in der Magengrube, wie sie zur Landung ansetzten. Ganz
sanft landeten sie in der Mitte des Kreises auf einer Art Tribüne, die langsam
nach unten eingezogen wurde und mit
ihnen im Untergrund verschwand.
Nach einem letzten, lauten Geräusch verstummte das kleine Raumschiff, sie
befanden sich nun in einer großen Halle, und wieder öffneten sich die
Metallbügel bei den einzelnen Sesseln,
so dass sie aufstehen konnten.
Die beiden Sternenwanderer Tim und
Tom öffneten gemeinsam die Luke und stiegen als erstes aus. Dann folgten die
beiden Kinder, dann Sternchen und am Schluss wieder Tante Monika. Sie blieb
immer am Schluss, denn sie wollte die beiden Kinder nicht aus den Augen
verlieren!
Sie wurden bereits erwartet, am Ende der Rampe standen ein paar sehr ernst
aussehende Männer, mit langen Mänteln und kleinen sonderbaren Hüten am Kopf,
von denen jeder eine Antenne hatte. Der
Mann in der Mitte hatte als einziger einen langen grauen Bart.
Hinter den Männern standen ein paar Kinder und schauten ganz traurig auf
Tim und Tom.
„Na, da seit ihr ja endlich! Habt ihr eine Lösung für unser Problem,
verursacht durch euch, gefunden?“
Fragten die Männer und ihre Gesichter waren ganz ernst und ihre Brauen
zusammen gezogen.
„Ja, ja, und wir haben auch große Hilfe von einem anderen Planeten
mitgebracht“!“
Sie zeigten auf die kleine Gruppe, die hinter ihnen ganz verschreckt beieinander stand.
„Gut, dann kommt mit!“ Die Männer des Empfangskommites deuteten ihnen mit der Hand, drehten sich um
und gingen voran. Die kleine Gruppe, Tim und Tom folgten ihnen.
„Kinder, geht nach Hause. So bald wir wieder alle Märchenbücher haben,
werdet ihr sie bekommen".
Die Kinder blickten mit großen Augen auf die Gruppe, nickten und gingen
gehorsam nach Hause.
Sie verließen die Halle und kamen zu einem großen Gebäude, das aussah wie
eine Halbkugel und scheinbar keinen Eingang hatte.
Doch als sie näher kamen, öffnete sich ein großer Spalt bis hinauf zur
Mitte und sie konnten eintreten. Sofort,
nachdem sie drinnen waren, schloss sich der Spalt wieder. Sie waren nun in
einem großen, kreisrunden Raum und über ihnen war die Kuppel, so hoch, dass sie
gar nicht bis oben hin schauen konnten. Es war taghell und als sie sich an das
helle Licht gewöhnt hatten, sahen sie, dass die Kuppel wie ein Sternenhimmel
aussah.
Die Sterne an der Decke der Kuppel waren die Quelle des Lichtes.
In der Mitte dieses Raumes war eine runde Fläche, die man nur über eine Treppe erreichen konnte und dort oben
standen einige sehr große Computer, mit
vielen blinkenden Lichtern und Schaltern. Einige Männer, ganz in silbrig
glänzenden Anzügen gingen hin und her und drückten auf Knöpfe, oder bewegten Schalter.
„Das ist unsere Zentrale, sozusagen unser Nervenzentrum! Hier wird alles
überwacht und geleitet! Und von hier aus haben die Beiden, “ und damit zeigte
er auf Tom und Tim, „diesen Unsinn mit den Büchern angestellt!“
„Es tut uns leid!“ Sagten beide gleichzeitig ganz zerknirscht.
„Also, wie wollt ihr es nun anstellen, was könnt ihr jetzt machen?“ Die
Männer sahen die Beiden mit strengen Blicken an und runzelten dabei wieder die Stirne.
Tim, oder war es Tom? schob Sternchen in die Mitte.
„Das ist die Wissenschafterin, die sich mit Büchern auf der Erde
beschäftigt. Sie wird uns helfen!“
„Zuerst möchte ich, dass ihr alle Märchenbücher für die Kinder neu macht.
Sie sind ja vorhanden, aber eben auf diesen Bändern gespeichert. Sucht sie
heraus und speichert sie so ab, dass wir die Bücher nur mehr drucken müssen.“
Sie nahmen Sternchen in die Mitte und stiegen mit ihr die Treppe hinauf.
Da drehte sich Sternchen um und schaute flehentlich auf Lisa und Klaus.
„Kommt doch auch mit, ihr Beiden. Ihr kennt ja auch viele Märchenbücher,
wir werden das gemeinsam machen!“
„Ja, schon“, stotterte Lisa, „aber wir kennen sie doch nicht alle!“
Tante Monika hielt den Kopf etwas geneigt, stützte sich auf den Schirm und
dachte nach.
„Die Einzigen, die alle Märchen, sogar auswendig kennen, ist die Märchenfee
und der große Mondzauberer“, sagte sie dann.
„Die beiden müssen sofort geholt werden!“
Sagte der alte Mann mit dem langen grauen Bart.
Tim und Tom nickten stumm und machten sich auf den Weg zu ihrem Raumschiff.
In der Zwischenzeit nahmen Sternchen, die Kinder und Tante Monika auf der
Plattform Platz und Sternchen begann.
„Da war einmal......“.
Wo Sternchen nicht mehr weiter wusste sprangen die Kinder oder Tante Monika
ein und so suchten sie gemeinsam die
wichtigsten Bücher in den vorhandenen Dateien und speicherten sie ab.
Doch sie wurden immer müder und müder. Lisa und Klaus waren schon längst
eingeschlafen. Doch Sternchen und Tante Monika suchten weiter und weiter, bis
auch sie einschliefen.
Überraschend schnell kamen Tim und Tom wieder zurück und in ihrer
Begleitung waren die Feenkönigin und der Mondzauberer, die die beiden nun
ablösten.
Es vergingen noch viele Stunden, bis alle Märchen wieder auf dem Band für
die Druckmaschine waren.
Die Märchenfee und der Mondzauberer kannten sogar noch viele Märchen, die
hier auf Omega unbekannt waren und speicherten auch diese noch zusätzlich ein.
Nach dieser Nacht, am Morgen des anderen Tages, verabschiedeten sie sich
von den Männern in der großen Kuppel und flogen alle gemeinsam wieder zur Erde
zurück.
Die Feenkönigin und der Mondzauberer hatten
aber scheinbar schon früher das Raumschiff von Tim und Tom verlassen,
denn als Lisa und Klaus aufwachten waren sie wieder in der Bibliothek und
standen neben Tante Monika und Sternchen oben bei den Regalen in der
Bibliothek.
Sternchen klopfte sich gerade den Rock ab und viele goldene Staubkörnchen
fielen auf den Boden und blieben dort glitzernd liegen.
Auch im blonden Haar von Lisa waren einige goldene Glitzerkörnchen zu
sehen.
„Oh, haben wir das nun geträumt?“ Fragte Lisa.
„Ach Lisa, träumen ist immer schön, besonders wenn man Bücher in die Hand
nimmt!“ Sagte Tante Monika und blinzelte Fräulein Stern zu.
„Können wir uns jetzt zwei verschiedene Bücher von den Sternwanderern Tim
und Tom mitnehmen? Damit wir beide gleichzeitig lesen können?“ Fragte Lisa.
„Ja, natürlich“, Fräulein Stern nahm gleich zwei der Bücher mit hinunter,
hob aber vorher das herunter gefallene Buch auf, das nun wieder offen da lag und stellte es vorsichtig
ins Regal. Einen Moment blieb sie noch stehen und wartete, ob es wieder
umfällt. Aber es blieb so stehen, wie es hingestellt wurde. Befriedigt nickte
Fräulein Stern und sie gingen die Treppe wieder hinunter in den
Bibliotheksraum.
„Also, Sternchen, einen schönen Tag noch und wir sehen uns wieder anfangs
der kommenden Woche“, sagte Tante Monika und nahm die beiden Kinder beim Arm
und sie verließen die Bibliothek.
Fräulein Stern, genannt Sternchen, blieb noch eine Weile ganz verträumt
hinter ihrem Schreibtisch sitzen und nahm sich vor, an diesem Wochenende auch
ein Buch von den Sternenwanderern auszuborgen und es zu Hause zu lesen.