Mittwoch, 12. Dezember 2018

Hochzeit im Schloss, Märchen


Hochzeit im Schloss
von Joana Angelides

Es war vor langer Zeit da lebte eine arme Familie am Rande des Waldes. Der Vater war Holzfäller und die Mutter bebaute eine kleine Fläche hinter dem Haus mit allem was die Familie so zum Essen brauchte.
Sie hatten zwei Kinder. Ein Mädchen namens Maria und einen Sohn namens Jakob.
Jakob half dem Vater schon fleißig im Walde, Maria war nicht kräftig genug um schwere Arbeit erledigen zu können. Sie half der Mutter im Garten hinter dem Haus und außerdem war es ihre Aufgabe die Blumen am Rande des Gartens zu gießen. Die Mutter verkaufte die Blumen immer am Wochenmarkt, der am Samstag im Dorf stattfand.
Außerdem liebte sie es zu kochen und war im ganzen Dorf dafür bekannt. Immer, wenn Feste gefeiert wurden, oder Hochzeiten stattfanden. Ganz besonders geschätzt wurde ein Pudding aus ihrer Küche, der immer als Nachtisch serviert wurde und allen wunderbar schmeckt.
Sie war ein wunderschönes Mädchen, mit langem blonden Haar, das sie zu zwei Zöpfen zusammengebunden trug, und hatte wunderschöne blaue Augen, die wie zwei Sterne leuchteten.

Sie war ein fröhliches Kind, das immer lächelte und immer ein Lied vor sich her summte.
Auch heute sang sie ein wunderschönes Wiegenlied als sie mit der für sie viel zu großen Gießkanne unterwegs war. Sie zog die Kanne hinter sich her und achtete darauf, nichts zu verschütten. Denn dann müsste sie nochmals zurückgehen um neues Wasser zu holen.
Ganz erschöpft kam sie endlich bei den Blumen an und setzte sich auf einen Stein, der dort lag, um auszuruhen.
„Hallo!“
Sie schaute erschrocken auf. Wer hatte denn da gerufen? Niemals kamen Fremde zu dem kleinen Haus beim Walde.
Doch sie konnte niemand sehen. Sie war aufgesprungen und schaut angestrengt über den Zaun.
Da, hinter dem Baum stand ein wunderschön gekleideter Jüngling. Er trat hervor und schwenkte seinen Hut vor ihr.
„Mädchen, ich komme vom Schloss mit dem Auftrage, Dich zu fragen, ob Du bereit bist anläßlich der Hochzeit unseres Prinzen Deinen berühmten Pudding zuzubereiten. Es soll dein Schaden nicht sein. Du wirst fürstlich bezahlt.“

Das Mädchen wurde rot vor Erschrecken und auch vor Freude. Das bedeute für ihre Familie eine Aufbesserung des Einkommens, auch wenn es nur einmalig war und außerdem konnte sie vielleicht Prinz Georg bei dieser Gelegenheit ganz aus der Nähe sehen. Ihr gefiel der Prinz sehr und sie hatte ihn schon öfter, versteckt hinter einem Baum oder anläßlich des Wochenmarktes, angeschaut. Sie hatte auch geträumt, wie es wohl sein mußte, am Schloss zu leben und ihn täglich sehen zu können.
„Ja, ich will,“ sagte sie.
„Dann komm morgen in der früh ins Schloß und melde Dich in der Küche. Dort wirst Du dann alles Nähere erfahren. Aber richte Dich ein, dass Du zwei Tage dort bleiben mußt.“
Mit diesen Worten zog der Jüngling wieder seinen Hut und ging zurück.

Vor lauter Glück zitterten ihr die Knie und sie mußte sich wieder setzen.
Da neigten sich die Sonnenblumen zu ihr hin und flüsterten:
„Oh, welches Glück, Du wirst den Prinzen sehen.“
Ganz erschrocken schaute sie auf.
„Ihr könnt sprechen?“
„Ja, natürlich. Alle Blumen können sprechen. Aber die Menschen können uns nicht alle hören. Nur gute und glückliche Menschen können uns hören. Und Du bist so ein guter Mensch. Du hast noch nie ein böses Wort verloren, die kommst uns täglich mit Wasser versorgen, hast noch nie geklagt über deine Mühen und hilfst immer, wenn jemand Hilfe braucht. Aber diesmal werden wir Dir helfen.“
„Oh, ihr wollt mir helfen? Aber wie könnt ihr denn das?“

„Der Prinz muss die böse Prinzessin Katharina aus einem fernen Land heiraten, die er gar nicht liebt. Aber der König will es so und da muß der Prinz gehorchen. Außerdem weiß der König gar nicht, dass die Prinzessin Katharina böse ist. Aber wir haben das erfahren. Die Bienen haben es uns erzählt, die vom Schloss herüberflogen. Prinzessin Katharina hat nie ein gutes Wort für die Bediensteten in ihrem Schloß und sie mag keine Blumen. Wenn sie Blumen sieht, dann zerstört sie diese immer, indem sie achtlos darüber schreitet. Außerdem will sie in Zukunft Musik und Gesang verbieten und wenn sie auf der Straße in ihrer Kutsche fährt, dann dürfen keine anderen Menschen dort gehen. Besonders das Verbot von Musik und Gesang wird dem armen Prinzen weh tun, er macht so gerne Musik und singt dazu.“

„Oh, das ist ja schrecklich,“ rief Maria aus und hielt sich die Hand vor den Mund, „da will ich gar nicht im Schloss kochen, da habe ich gar keine Lust mehr.“
„Du mußt aber im Schloss kochen. Erstens hast du zugesagt und wenn man etwas verspricht, muß man es halten. Außerdem haben wir Blumen beschlossen, dass wir Prinz Georg helfen wollen. Du nimmst ein paar Kerne von uns Sonnenblumen und zermahlst sie ganz fein und den Blütenstaub von den Lilien, die so rein und unschuldig sind wie weißes Leinen und streust das in den Pudding hinein. Das bewirkt dann, daß alle die von diesem Pudding essen, nur die Wahrheit sagen können. Wir hoffen, daß die Prinzessin dann ihren wahren Charakter offenbaren wird. .“

„Oh, ja? Das habe ich gar nicht gewußt,“ staunte Maria.
„Ja, das ist auch unser Geheimnis.“ Und es schien, als ob die Sonnenblumen lächelten.
„Du musst nur dafür sorgen, dass die Prinzessin Katharina noch vor der Hochzeitszeremonie von Deinem Pudding etwas ißt, denn nach der Trauung ist es zu spät!“

„Maria! Mit wem sprichst Du da?“  Rief die Mutter vom Hause herüber.

Das Mädchen lief sofort zur Mutter und berichtete ihr über den Besuch vom Schloss und dem Auftrag, den sie übernommen hatte. Sie verschwieg ihr aber, was die Sonnenblumen ihr erzählt hatten, denn das würde die Mutter nie glauben!

Als der Vater und Jakob am Abend nach Hause kamen freuten sich auch diese sehr und Jakob zeigte so richtig, wie stolz er auf seine Schwester war.
Am nächsten Morgen stand Maria schon sehr zeitig auf, wusch sich am Brunnen und ihre Mutter flocht ihr die beiden Zöpfe sehr sorgfältig. Dann ging sie ins Haus, um noch eine Weste zu holen, da es ja frühmorgens noch sehr kühl war.
Diese Zeit nutzte Maria um zu den Sonnenblumen zu laufen. Sie nahm sich einige Körner aus der Mitte der Blumen und schüttelte von den Lilien ein wenig Blütenstaub in eine kleine Dose und dann machte sie sich auf den Weg ins Schloß.

Im Schloß lief alles durcheinander. Alle hatten es sehr eilig, es wurden Blumengirlanden überall angebracht, im großen Saal wurde die Tafel mit einem großen weißen Tischtuch gedeckt und goldene Teller und Schüssel, Besteck und Gläser aus Kristall wurden arrangiert. Maria konnte einen Blick auf den Saal werfen, als sie in die Küche ging und es stockte ihr der Atem, so schön fand sie alles.
In der Küche wurde sie in eine Esste ihm eine Liste diktieren, welche Zutaten sie brauchte und dann wurde sie alleine gelassen, sie mußte warten.
Sie staunte nur so über die Menge der Lebensmittel die da verarbeitet wurden. Es wurden Gänse und Enten gerupft und in Pfannen zum Braten hergerichtet. Noch nie hatte sie so etwas gesehen!
Da kam eine junge Küchengehilfin und brachte ihr die verlangten Zutaten und sie konnte beginnen, den Pudding zuzubereiten. Sie rührte die Eier und den Zucker in die Milch, ließ alles aufkochen, Vanille kam noch dazu und einige mehrere Zutaten und auch der Blütenstaub der Lilien und die von ihr in der Zwischenzeit zermalmten Kerne der Sonnenblumen.
Unter langsamen Rühren begann alles langsam zu kochen und sie schmeckte es ab und gab noch ein wenig Vanillemark dazu.
So, jetzt schmeckte der Pudding richtig gut. Jetzt mußte er nur mehr erkalten. Dann wollte sie ihn noch mit Früchten schmücken. Ja und außerdem musste es ihr noch gelingen, eine Kostprobe zur Prinzessin zu bringen, wie es ihr die Sonnenblumen geraten hatten.
Sie füllte eine kleine Schale mit etwas Pudding und hielt sie in der Hand und überlegte. Wie kam sie nur zur Prinzessin in deren Gemächer hinauf?

Sie schlich sich aus der Küche und die Treppe hinauf, am dekorierten Saal vorbei und die nächste Treppe hinauf. Dort im ersten Stock des Schlosses liefen einige Kammerzofen herum, jede trug irgend etwas in der Hand. Die eine hielt einen Schleier, die andere wunderschöne weiße Schuhe und wieder eine andere hielt eine Goldkette. Alle waren sie im Dienste der Prinzessin unterwegs. Sie drückte sich gegen die Wand, mit der Schale in der Hand, um mit niemand zusammen zu stoßen.
In diesem Augenblick tat sich eine Türe auf und Prinz Georg stand vor ihr. Sie erkannte ihn sofort, doch erschien er ihr noch schöner als jemals zuvor. So in der Nähe und mit seinem weißen Hochzeitsgewande, verbrämt mit Pelz und einem großen Hut mit Feder.
„Ja, wer bist denn Du, wie heißt Du denn und was suchst Du denn hier?“ Fragte er und lächelte sie freundlich an.
„Maria, mein Name und ich arbeiten in der Küche,“ flüsterte sie kaum hörbar und getraute sich kaum den Prinzen anzusehen.
Da nahm er ihr Kinn in seine Hand, hob ihr Gesicht und blickte ihr tief in die Augen und wie ein Blitz durchfuhr es ihm als er ihr klares, unschuldiges und schönes Gesicht sah.
„Wie kommt es, dass ich Dich noch nie gesehen habe?“
„Ich bin nur heute da, ich helfe in der Küche und habe einen Pudding für Eure Prinzessin zubereitet.“
„Ah, ist das der Pudding, den Du gemacht hast?“ Fragte Prinz Georg und griff nach der Schale.  
„Ja, aber er gehört der Prinzessin.“ Sie hielt die Schale ganz fest mit beiden Händen.
„Gib sie mir, ich bringe sie ihr, sie wird sich sicher sehr freuen.“ Er nahm die Schale aus Ihrer Hand und wollte schon weggehen, doch er sah sie an und sagte:
„Bleibe dastehen, ich sage Dir dann, ob er ihr geschmeckt hat.“ Er lächelte sie an und ging dann in den Raum, wo Maria die Prinzessin vermutete.

Sie getraute sich nicht wegzugehen und hielt den Atem an. Wird der Prinz wirklich zurückkommen? Wird er wieder mit ihr sprechen?
In diesem Augenblick hörte sie aus dem Zimmer der Prinzessin lautes Geschrei, Prinzessin Katharina war sehr wütend und schleuderte alle erreichbaren Gegenstände nach den Bediensteten.
„Ihr seid alle unfähig, ich werde auch aus dem Schloss rauswerfen lassen. Und was machen denn diese vielen Blumen hier? Ich kann Blumen nicht leiden!“ Schrie sie.
„Aber…“ war die Stimme des Prinzen zu hören, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Du schweigst, wenn ich mit Dir verheiratet bin, dann geschieht im Schloss ausschließlich das was ich sage. Und ich sage Dir, keine Blumen, keine Musik und kein Gesang. Ich will auch keine Tiere, keine Katzen und keine Vögel und alle müssen machen, was ich will, auch Du!“
Der Pudding hatte scheinbar seine Wirkung getan, die Prinzessin zeigte ihr wahres Gesicht und das war böse.

Es war fürchterlich anzuhören, alle im Schloß hielten den Atem an und der König kam ganz erschrocken aus seinem Zimmer gelaufen, hinter ihm die Königin, beide waren nur halb angezogen und das sah sehr lustig aus. Hinter der Königin lief die Kammerzofe und versuchte die Königin in einen übergroßen Morgenmantel einzuhüllen, da diese in ihrer Unterwäsche dastand.

Da kam der Prinz aus dem Zimmer der Königin gelaufen.
„Ich werde die Prinzessin Katharina nicht heiraten, sie ist ja eine ganz böse Frau!“

„Ja, mein lieber Sohn, ich gebe Dir recht, das haben wir ja nicht gewußt.“ Jammerte der König und die Königin raufte sich die Haare.
„Oh Gott, was sollen wir denn jetzt machen. Wir haben die Prinzen und Prinzessinnen von weit her eingeladen, wir sind blamiert!!“ Sie war ganz außer sich und wankte. Die Kammerzofe kam mit dem Riechfläschchen und hielt es ihr unter die Nase.

„Diener, kommt sofort herbei, sammelt die Habe der Prinzessin und läßt die Kutsche vorfahren, sie soll noch heute das Schloß verlassen. Ich möchte sie nie wiedersehen.“ Rief Prinz Georg.
„Aber die Hochzeit?“ Wandte die Königin ein.
„Die Hochzeit wird stattfinden!“ Beruhigte der Prinz seine Mutter, die Königin.
Er blickte den langen Gang hinab und erblickte Marie, die völlig fassungslos in eine Ecke gedrückt dem Geschehen rund um sie folgte. Sie bekam immer größere Augen, als der Prinz einfach auf sie zukam, sie bei der Hand nahm und in die Mitte des Ganges führte.

„Hier, das ist meine Braut. Ein Mädchen aus unserem Volke, schön, bescheiden und mit einem guten Herzen.“
Er blickte ihr tief in die blauen Augen und fragte:
„Willst Du meine Frau werden und dem Land eine gute Prinzessin?“
„Jaaa,“ sie konnte es nur hauchen und vor Glück rollten ihr zwei große Tränen über die Wangen, die Prinz Georg mit einer zarten Geste wegwischte.

Jetzt war der Moment gekommen, wo die Königin in Ohnmacht fiel, der König mußte sich in einen Sessel setzen, der dort stand und die Bediensteten verstummten vor Erstaunen.

Prinzessin Katharina kam gelaufen, hinter ihr ihre verschreckte Kammerzofe, sah auf Maria mit einem vernichtenden Blick herab und deutete mit einer herrischen Handbewegung auf ihre Diener, ihre Sachen zur Kutsche zu tragen.

Noch innerhalb der nächsten Stunde verließ sie das Königreich unter Buhrufen der Bevölkerung. Die Ereignisse im Schloß hatten sich bereits im ganzen Lande herumgesprochen und alle waren froh, daß der Prinz diese böse Prinzessin nicht heiraten wird.

Die Eltern von Maria und ihr Bruder Jakob wurden von einer wunderschönen Kutsche von ihrem Haus im Walde abgeholt, Maria wurde nun von den Kammerzofen angekleidet und ihr die kleine Krone in das wunderschöne Haar gesteckt.
Die goldene Kette schmückte ihren schlanken weißen Hals und der lange Schleier wurde von vier kleinen Mädchen getragen.

Es war eine wunderschöne Hochzeit, das Volk jubelte bis spät in die Nacht hinein und es gab viel zu essen und zu trinken. Und mancher der von dem Pudding gegessen hatte und nun nur mehr die Wahrheit sagen konnte nahm sich vor, nur mehr gutes zu tun.

Das erste was die Prinzessin am nächsten Morgen tat war, dass sie zu dem kleinen Haus am Rande des Waldes ging und sich bei den Sonnenblumen bedankte.
Sie ließ es sich nicht nehmen, wieder eigenhändig Wasser zu holen und die Blumen zu gießen. Und außerdem hatte sie beschlossen, dass im ganzen Lande viele Sonnenblumen angebaut werden sollen und nahm außerdem eine Abbildung der Sonnenblume in ihr persönliches Wappen auf.



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Wintertraum,, Kurzgeschichte, romantisch




 WINTERTRAUM
von Joana Angelides


Nun war er endlich da, der lang ersehnte und  schwer erkämpfte Winterurlaub.

Ich war total erledigt. Die letzten Tage waren nervenaufreibend und der Stress war allgegenwärtig.
Meine Beziehung mit Max war in eine Phase getreten, die nach Auflösung, nach einem Auslaufen der Gefühle hinauslief.
Doch nun wollte ich einmal Urlaub machen, eine schöne Woche verbringe, abschalten und an nichts denken, als an Schnee, Berge und Skilaufen.

Ich saß mitten in meinem Wohnzimmer auf meinem Koffer und bemühte mich verzweifelt ihn zu schließen. Sicher habe ich wieder viel zu viel eingepackt, wie das eben bei Frauen meist so ist und werde die Hälfte er Kleidungsstücke wieder unbenutzt zurückbringen. Doch ich konnte mich nicht entschließen, irgendetwas davon hier zu lassen.
Also, der Koffer musste doch  irgendwie zu schließen sein!

Na also, endlich war das Schloss eingeschnappt  und ich konnte aufstehen. Da stand er nun, prall gefüllt, bereit jeden Moment zu platzen. Ich blickte ihn drohend an. Mach das nur ja nicht! Nach einigen Sekunden, in denen nichts geschah, atmete ich tief auf. Es war also tatsächlich geschafft.

Erst als am frühen Morgen das Taxi vor der Türe stand und der Koffer, meine Skier und meine Reisetasche verstaut waren und es anfuhr, begann das Urlaubsgefühl in mir tatsächlich   Platz zu ergreifen.

Die Stadt lag noch im Schlaf, die Straßen waren schneebedeckt und nur wenige Spuren unterbrachen das strahlende Weiß.

Am Bahnhof war schon emsiges Treiben. Alle wollten ihre Züge erreichen, hatten Probleme mit dem Gepäck, oder suchten jemand.

Ich hatte endlich alles verstaut und konnte mich in meinen Sitz im Waggon fallen lassen. Ich schloß für einen Moment die Augen und rekapitulierte die letzten Stunden. Hatte ich auch nichts vergessen?
Ich musste unwillkürlich lächeln. Das erinnerte mich an meine Mutter, die das auch immer fragte. Doch das war schon sehr lange her. Damals konnte man am Urlaubsort nicht alles kaufen. Das war heute ja anders. Sollte ich was vergessen haben, dann konnte ich es ja in St. Anton   besorgen.
Es ist nicht das erste Mal, dass ich nach St.Anton fahre. Ich liebe diesen Wintersportort, mit seinem internationalem Flair, seiner Rodelpiste  und den Ski-Pisten, von leicht bis schwer für die Könner, zu denen ich ja nicht zähle.
Der tiefblaue Himmel und der Schnee, der sich oft meterhoch türmt, die Schlittenfahrten mit einer Pferdekutsche und all die freundlichen Menschen, sie machen aus mir einen anderen Menschen, da  fühle ich mich frei und glücklich.

Eigentlich interessiert mich ja mehr das Apres-Ski Vergnügen. So am Abend in den verschiedenen Bars, urigen Hütten und den Hotelstuben voller Lachen und Übermut, da fand für mich eigentlich der richtige Winterurlaub statt.
Seit einigen Jahren fahre ich immer alleine, genauer gesagt, seit es Max vorzieht mit seinen Freunden in die Karibik zu Tauchertreffs zu fliegen. Wir haben uns auch dieses Jahr  wieder  geeinigt, dass ich nach St.Anton fahre und er in die Karibik.
Unsere Beziehung hatte sich in letzter Zeit außerdem irgendwie verändert. Die Gefühle für einander sind abgekühlt, wir unternehmen immer öfter etwas alleine, jeder für sich. Es kommt oft dazu, dass wir uns mehrere Tage nicht sehen. Ich kann aber definitiv nicht sagen, woran das liegt.
 Nun wird plötzlich die Abteiltüre aufgerissen und es stürmen vier junge Mädchen herein, offensichtlich auf der Suche nach Sitzplätzen.
Sie verstauen ihr Gepäck, das jeweils nur aus einer Reisetasche besteht und suchen sich jede einen Sitzplatz.
Die Fahrt  verging in angenehmer Atmosphäre, wenn man von der lauten Musikberieselung absieht.

Der Zug fährt durch eine wunderschöne winterliche Landschaft, alle Geräusche, die von draußen hereinkommen sind gedämpft und vermitteln Ruhe und Nachdenklichkeit.
Die Städte und Dörfer die vorbei gleiten sehen durch die alles bedeckende Schneedecke,  märchenhaft aus.

In St.Anton angekommen, beginnt der Stress wieder bis  das Gepäck am Schlitten des Hotels ist, die Skier vom Gepäckwaggon ausgelöst und vom Hotelpagen ebenfalls übernommen wurden.
Meinen Schlitten sind zwei hellbraune Haflinger-Pferde vorgespannt, die völlig ruhig da stehen und an den Wirbel rund um sie gewöhnt sind.
„Ach, Gnädige Frau, wieder da?“ Eduard, der Hotelpage lächelt mich an und ich sehe in seinen Augen ein kleines amüsiertes Lächeln.  Er erinnerte sich sicher an den Spaß, den einige von den Gästen, mich eingeschlossen, voriges Jahr im Hotel hatten und wo er dann letztlich auch ein wenig teilnahm. Um meine Stellung ihm gegenüber zu betonen und mich zu distanzieren, erwiderte ich dieses Lächeln nur leicht.

Wir fuhren durch den Ort, an den wunderschön gepflegten Häusern und Hotels vorbei. Ich wohne wie immer in einem der renommierten Hotels, mitten im Herzen des Ortes. Die Besitzer sind sehr bemüht, es ihren Gästen so angenehm wie nur möglich zu machen und ich fühle mich hier immer sehr wohl. Besonders liebe ich die Hotelbar am Abend, wenn man es sich in kuscheligen Nischen und Ecken so richtig gemütlich machen kann.

Der restliche Nachmittag diente mir zum Ausruhen und Organisieren meiner Sachen in allen Kästen und Schubladen.
Das Hotel hat  im Erdgeschoß ein schönes Hallenbad, mit Säulen, Palmen und Ruhebetten. Genau das brauchte ich nach der Hektik des Tages.
Ich zog mein Badekostüm an und nahm den Bademantel, der immer im Bad des Hotels vorhanden war und begab mich in das Erdgeschoß zum Hallenbad.

Es waren nur wenige Gäste da. Sie ruhten auf den bereitstehenden Betten, im Becken selbst war niemand. Leise Musik kam aus den diskret versteckten Lautsprechern, die Luft war gesättigt von Wohlgerüchen.
Ich zog meinen Bademantel aus und legte ihn auf eines der Ruhebetten zusammen mit den anderen Dingen, die ich mitgenommen hatte, ging zum Becken und ließ mich vom Einstieg  aus langsam in das Wasser gleiten. Es war ein wunderbares Gefühl. Ich lag auf dem Rücken,  machte gleichmäßige runde Bewegungen und schwamm mehrmals von einem Ende des Beckens zum anderen.

Dann hielt ich inne und stützte meine Arme auf die Metallführung rund um das Becken.
Nein bitte, machen sie weiter. Es ist ein so schöner Anblick, ihre schlanke, ausgewogene Gestalt durch das Wasser gleiten zu sehen. Ihr gleichmäßiges Atmen im Einklang mit ihrem Brustkorb und den wunderbaren Brüsten zu beobachten.“
Ich erschrak und drehte mich suchend um. Doch da war niemand, dann hob ich den Kopf und blickte unmittelbar direkt in zwei dunkle, große Augen, die vom Rand des Beckens auf mich herunter schauten.
Was bildet der sich ein, so einfach von meinen Brüsten zu sprechen, war mein erster Gedanke.

Ich hatte noch immer beide Arme auf der Metallführung  verschränkt, bewegte leicht meine Beine im Wasser und öffnete den Mund, doch kam kein Ton heraus.

„Ich werde zu Ihnen ins Wasser kommen!“ Er erhob sich aus der Hockestellung in der er sich am Beckenrand befand, dadurch schien er mir so von unten gesehen noch größer, als er vielleicht in Wirklichkeit war. Er ging betont langsam zum Einstieg des Beckens und ließ sich ebenfalls ins Wasser gleiten.
Wie ein folgsames Kind blieb ich in meiner Position und ließ ihn auf mich zukommen, ich hätte ja eigentlich weg schwimmen können, tat es jedoch nicht.

„Gestatten, dass ich mich vorstelle, mein Name ist Alexander Bernhard, von meinen Freunden Alex genannt.“
Es sah irgendwie komisch aus, als er versuchte im Wasser eine kleine Verbeugung zu machen und wir mussten beide lachen und der Bann war gebrochen.

„Ich heiße Manuela Straub. Von meinen Freunden Manu genannt.“

Ich streckte ihm nun meine Hand entgegen, er nahm sie galant in die seine und deutete einen Handkuss an.
Scheinbar ein Kavalier der alten Schule.

„Ich weiß nicht ob es wirklich zum guten Benehmen gehört, wenn wir beide, fast zur Gänze unter Wasser und nur mit Badekostümen bekleidet, solche Höflichkeiten austauschen, aber ich bin sehr erfreut!“ Seine Stimme war angenehm und tief und sein Lächeln einnehmend und sympathisch.

„Schwimmen wir noch eine Runde?“ Ich sah ihn fragend an. Ja, genau deswegen bin ich ja zu Ihnen herabgestiegen, wie zu einer Meerjungfrau. Dann müssen wir uns sowieso fürs Abendessen fertig machen.“

Wir lagen nun beide am Rücken und schwammen einige Male nebeneinander die ganze Länge des Bassins ab, hin und wieder zurück.
Er war der erste von uns beiden, der hinaufstieg und reichte mir dann galant seine Hand und zog mich schwungvoll hinauf.
Der Schwung war so stark, dass wir am Beckenrand zusammen stießen und einige  Sekunden lang presste er mich an sich und hielt mich am Rücken fest. Er verstärkte den Druck und ich spürte wie sich meine  Brust an seinen Brustkorb presste und mir das scheinbar angenehm war.
Seine Augen waren ganz dicht vor mir und sein Blick wollte mich nicht loslassen.
Mir wurde die Situation erst bewusst, als ich laut die Glocken läuten hörte.
Er ließ mich wieder los unsere Blicke lösten sich und  das Läuten der Glocken war wieder verstummt. Ich blieb stehen und überlegte, was das Läuten von Glocken in diesem Hotel bedeuten könnte.
Da drückte er mein Kinn mit dem Zeigefinger nach oben und zwang mich, ihn wieder in die Augen zu schauen. Und da waren die Glocken wieder. Sie dröhnten laut und deutlich durch das Hallenbad, aber keiner außer mir schien sie zu hören.

„Kleine Manu, meine Meerjungfrau,  Du bist ja eine ganz bezaubernde Person! “, flüsterte er.
Ich stand da, mein Herz schlug bis zum Hals und ich konnte mich nicht bewegen. Waren das Glücksgefühle, die mich da durchströmten?
Eigentlich war er ein völlig fremder, zugegebener Maßen ein bezaubernder, Mann.

Dann ließ er mich wieder langsam, zögernd los und wir gingen zu den Liegebetten. Er hob meine Sachen auf, legte mir den Bademantel um und geleitete mich zum Lift. Dort verabschiedete er sich wieder mit einem Handkuss und ich nahm, ohne ein weiteres Wort zu sagen den Lift nach oben.

In meinem Zimmer angekommen, befreite ich mich vorerst einmal von meinen nassen Sachen duschte und ließ mich dann quer über das Bett fallen.

Was für Augen! Dunkel und groß, tief wie eine Schlucht, vor der man sich eigentlich fürchten sollte. Es war das gleiche Gefühl in mir, wie damals als ich  auf einem wackeligen Steg stand der über eine Schlucht führte und dieser zu schwanken begann.

Ob ich ihn wieder sehen werde? Er hat mich schließlich fast wortlos mit dem Lift nach oben fahren lassen.

Nun stehe ich vor dem Kleiderschrank und nehme schon das dritte Kleidungsstück heraus.
Ja, das werde ich zum Dinner heute abends anziehen. Es ist ein cremefarbener  Hosenanzug mit ovalem Ausschnitt, der meinen Hals frei lässt und an den Schultern rechts und links fixiert werden kann.

Der breite, legere Gürtel lag auf meinen Hüften und betont jede Bewegung beim gehen.
Meine langen Haare steckte ich auf und ließ sie rückwärts als dunkelbraune Kaskade auf meinen Rücken fallen.

Ich fuhr  dann mit dem Lift hinab in den Speisesaal. Ich ging langsam, mit erhobenem Kopf und einem Lächeln im Gesicht. Es war teilweise die Vorfreude auf meinen ersten freien Abend in angenehmer Umgebung und dann war es auch die Neugierde, wie sich der Abend entwickeln wird.

Franz, der langjährige Kellner des Hotels, kam auf mich zu und begrüßte mich freundlich, aber zurückhaltend, wie es sich für einen gut geschulten Kellner gehörte.

„Wollen sie wieder wie im vergangenen Jahr  an Ihrem Tisch, dort am Fenster  Platz nehmen?“
Er deutete mit der Hand eine kleine Bewegung an und ich nickte. Ich liebte diesen Tisch. Man sah hinaus auf den verschneiten Hauptplatz, sah die Kandelaber der Straßenbeleuchtung in deren Schein die Schneeflocken tanzten und wie sie auf dem Straßenpflaster einen runden Lichterkranz bildeten.
Franz rückte mir den Sessel zurecht und legte mir die Speisenkarte auf den Tisch, dann zog er sich zurück.
Ich vertiefte mich in die Speisekarte und merkte nicht, dass jemand hinter mich trat.
Nehmen Sie den Kalbsbraten, der war Mittag besonders gut.“
Ich ließ die Karte sinken und schaute auf. Da stand er vor mir, in einem sehr eleganten sportlichen Anzug, mit einem weißen Rollkragenpullover und lächelte mich an. Darf ich mich zu Ihnen setzen?“
Ich machte eine einladende Bewegung, mein Herz schlug mir wieder bis zum Hals und ich war sicher, dass ich rot wurde.
Er setzte sich rasch nieder und winkte dem Kellner herbei.

„Franz, wir nehmen beide den Kalbsbraten mit allem was dazu gehört und eine Flasche weißen Chablis, gut gekühlt.“

Wie selbstverständlich hatte er die Bestellung übernommen und rückte alles auf dem Tisch so zurecht, damit er mit seinen Händen quer über den Tisch reichte und meine dort liegenden nervös hin und her gleitenden  Hände in die Seinen nehmen konnte.

„Kleine Meerjungfrau, Du bist das bezauberndste Wesen im ganzen Raum!“
Er küsste ganz sanft meine Fingerspitzen und als er mir dabei tief in die Augen schaute war es wieder da, das Läuten der Glocken. Ich konnte kein anderes Geräusch wahrnehmen, es war allgegenwärtig.

 Während des Abendessens hatten wir eine angeregte Unterhaltung, wir lachten und scherzten sehr viel. Dann gab es wieder Momente wo wir ganz still wurden und uns nur ansahen. Ich bemühte mich, trotz  einsetzenden Läutens der Glocken, ihn auch zu verstehen.

Nach dem Abendessen standen wir dann in der Hotelhalle und beschlossen, ein wenig spazieren zu gehen.

Ich holte meinen dicken Umhang aus dem Zimmer und wir traten hinaus in die winterliche Nacht von St. Anton.

Es schneite noch immer. Der liegen gebliebene Schnee dämpfte jeden Schritt und wir gingen schweigend von einer Straßenleuchte zur anderen.
Plötzlich blieb er stehen,  hob wieder mit seinen Zeigefinger mein Gesicht zum Licht  empor und küsste mich. Es geschah so plötzlich, so selbstverständlich, ich wehrte mich keinen Moment.

Seine Hand glitt unter meinen Umhang, an meinem Rücken rauf und runter,  verweilte für eine Weile an meiner Hüfte,  dann glitt seine Hand  nach vorne, die andere Hand verweilte auf meiner, vibrierenden Taille. Er zog mich an sich und küsste mich. Mit diesem Kuss vergaß ich die Welt um mich herum. Wir merkten gar nicht, dass sich einige der Vorübergehenden umdrehten und lächelten.
Wir standen noch immer still da, eng umschlungen und weltvergessen, bis eine übermutige Gruppe von jungen  Leuten lachend um uns herum tanzten, in der Hand große Sternensprüher.

Wir winkten ihnen zu und gingen, ohne uns loszulassen, weiter.

Nachdem wir noch eine Weile durch den Ort schlenderten, kehrten  wir ins Hotel zurück.
Wir nahmen jeder unseren Schlüssel in Empfang und ließen uns vom Lift hinauftragen.
Wir sprachen nicht sehr viel und schauten uns nur an. Es war eine unglaublich prickelnde Situation.
Der Lift hielt. Er sah mich an und lächelte, dann nahm er wieder meine Hände und küsste meine Fingerspitzen.
Sehen wir uns morgen Früh beim Frühstück?“
Ich nickte. Ich war ihm unglaublich dankbar, dass er mir Zeit ließ, die Stimmung nicht weiter ausnützte.
Als sich die Lifttüre schloß, lehnte ich mich an die Rückwand und spürte wieder das Zittern meiner Knie.
Ich machte in meinem Zimmer nur das kleine Licht beim Bett an. Ich wollte nun kein helles Licht, ich war benommen und verwirrt und über meine Gefühle nicht klar. Ich hatte den ganzen Abend nicht an Max gedacht und in diesem Augenblick war er auch nur ein dunkler Schatten irgendwo, so weit weg, wie er nur sein konnte.
Und nicht nur, weil er in der Karibik war.

Als ich dann auf dem Rücken auf meinem Bett lag und versuchte meine Gedanken  zu ordnen, läutete das Telefon. Ja?“
Ich bin´s, Alex. Schläfst Du schon?“
„Nein“
„Sag, kleine Meerjungfrau, zitterst Du immer so stark, wenn man dich küsst?“

„Ich werde nicht oft so geküsst, wie heute Abend!“ Ich wurde rot. Nur gut dass er es nicht sehen konnte.

„Deine Antwort macht mich zu einem glücklichen Mann. Ich frage mich nur, ob denn alle Männer blind sind. Du betrittst den Raum und er scheint zu leuchten, scheint sich zu bewegen. Ich bin so fasziniert von Dir, ich kann heute sicher nicht schlafen. Ich sehe Dich vor mir und es schmerzt, Dich nicht berühren zu können.“

„Du bist ein sehr empfindsamer Mann. Du hast mich derartig verwirrt, dass meine Welt plötzlich nur mehr ein Raum mit vielen bunten Glasscheiben im grellen Sonnenlicht ist.
Trotzdem, lass mir bitte ein wenig Zeit.“

Ich muss es Dir aber noch heute Abend sagen, es war Liebe auf den ersten Blick, wie das Ausbrechen  eines Vulkans. Wenn Du noch einmal vorbei gehst, stehe ich in Flammen!“

Er war wirklich ein faszinierender Mann.

„Gute Nacht Alex, wir sehen uns morgen früh!“
Es war wie die Flucht vor mir selbst, ich wollte nun nichts sagen, was mir vielleicht morgen früh Leid tat.
Ich legte auf und beschloss zu schlafen.

Der nächste Tag war ein wunderbarer Wintertag. Die unglaubliche Landschaft rundherum war beeindruckend.
Ich stand auf meinem Balkon und sah hinab auf die vielen Menschen, die  lachend und gut gelaunt mit ihren Skiern zu den Skiliften strömten.
Das Läuten der Glöckchen auf den Schlitten, die hin und wieder vorbeifuhren rundete das Bild noch ab.

Als ich den Frühstücksraum betrat, sah ich Alex schon an unserem Tisch sitzen. Er rührte in einer Tasse Kaffee und las die Zeitung. Er hatte mich noch nicht bemerkt, ich konnte ihn also in aller Ruhe betrachten.
Er musste so zwischen vierzig und fünfzig Jahre alt sein, sein dunkles Haar war mit einigen wenigen weißen Haaren durchzogen, seine Schläfen waren jedoch schon ein wenig mehr weiß.

Es hatte einen dunkelblauen Skipullover an, seine Winterjacke lag auf dem Sessel neben ihm und er sah unglaublich sportlich und elegant aus.

Er sah von der Zeitung auf und  bemerkte mich, wie ich so da stand und ihn verträumt anblickte. Er legte die Zeitung weg,  stand auf und wartete auf mich, bis ich zum Tisch kam.
Das Läuten der Glocken war jedes Mal wieder zu hören, wenn ich ihm in die Augen blickte.
Wir frühstückten zusammen und er berührte immer wieder meine Hände und am Schluss küsste er wieder meine Fingerspitzen. Ich stehe vor Dir in Flammen, will aber nicht, dass irgendjemand diese Flammen löscht!“
Und wieder begannen meine Knie weich zu werden. Es war ein wunderbares, lang vermisstes Gefühl.

Wir freuten uns auf den Abend, denn wie jeden Samstag gab es eine große Party für das ganze Dorf, mit Getränke-Ausschank an den Pisten, beleuchtet von Fackeln. Dann 
gab es Musik und ausgelassene Stimmung. Die Fahrlehrer werden ihr Können zeigen und von der längsten Piste in verschiedenen Formationen abfahren und dabei auch Fackeln in Händen tragen.

Wir trafen uns wieder in der Hotelhalle, beide freudig erregt und in bester Stimmung. Wir gingen dann hinaus in die herrliche Winternacht und mischten uns unter die vielen Menschen, die ausgelassen feierten und lachten. Verschiedene Hotels hatten auch vor ihren Türen im Freien bereits solche improvisierten Bars aufgestellt und der Punsch roch fantastisch.

Immer wenn wir wieder nebeneinander standen, mussten wir uns berühren. Sei es nur mit den Händen, oder ich legte meinen Kopf an seine Schulter und  wir lächelten uns dann an.

Der Abend wurde zur Krönung unseres Wintertraums. Wir schlenderten durch den Ort, der mit vielen Lichtern erleuchtet war, wir tranken hin und wieder einen Punsch oder aßen kleine Häppchen, die ebenfalls dargeboten wurden.
Dann kam der Höhepunkt des Abends. Von der höchsten Piste herab, die mit rotierendem Flutlicht beleuchtet war, kamen alle Skilehrer aus der Umgebung auf Skiern in gleichmäßigen Schwüngen herab. Dabei spielte Musik, die Menschen klatschten, die Kinder schrieen vor Begeisterung und den Abschluss machte dann ein riesiges Feuerwerk um Mitternacht.

Als ich dann in meinem Bett lag, die letzten Tage Revue passieren ließ, konnte ich es nicht verhindern, dass mir Tränen des Glücks über die Wangen liefen.

Morgen früh nach dem Frühstück ist Abreise. Diesmal werde ich aber nicht mit der Bahn fahren, sondern ich fahre im Wagen von Alex, meinem Wintertraum, zurück nach Wien.


Schon im Halbschlaf dachte ich noch daran, dass ich gleich nach der Rückkehr nach Wien mit Max telefonieren muss. Vielleicht bleibt er dann gleich in der Karibik?



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