Mittwoch, 12. Dezember 2018

Werwolf im Zwielicht, unheimlich


Werwolf im Zwielicht

von Joana Angelides


Der graue Wolf war wieder da. Er hörte ihn um das Haus herum schleichen und manchmal an der Rückseite des Hauses am Holz kratzen.
Es war ein einsamer Wolf, ohne Anschluss an ein Rudel und sicher halb verhungert. Entweder war er verletzt oder zu alt um selbst etwas zu reißen. Er kam nur nachts im Schutz der Dunkelheit. Bei Tage konnte er jedoch seine Anwesenheit im Dickicht des Waldes spüren.
Er warf ihm hin und wieder ein paar Fleischstücke oder Innereien der erlegten Tiere zur Wassertränke hin. Doch der Wolf wagte sich bei Tage nicht heran, er kam immer in der Dämmerung, wenn die Konturen verschwammen und er fast mit den Schatten verschmolz. Im Gegensatz zur allgemeinen Meinung, war der Wolf ein scheues ängstliches Tier und fürchtete sich vor den Menschen. Nur im Rudel fühlte er sich stark.
Bisher hatte er ihn noch nie in seiner vollen Gestalt gesehen, er sah ihn als Schatten an der Wand der Hütte, oder gerade noch seine Rute mit dem hinteren Lauf im Dickicht verschwinden, wenn er sich die Fleischstücke geholt hatte. Niemals fraß er es an Ort und Stelle.
In den letzten Vollmondnächten war sein Heulen laut und schauerlich durch den Wald zu hören. Es klang wie Wehklagen eines unendlich traurigen und verletzten Tieres.
Was wird wohl aus ihm im Winter werden, wenn die Hütte verlassen und rundherum eine dicke Schneedecke alles Leben erschweren wird?
Er schüttelte den Kopf und schlürfte aus seiner dicken Keramikschale den Tee und schaute ins Feuer. Es knisterte, kleine Funken sprangen heraus und verglühten vor dem Kamin am Steinboden.
Er fühlte eine Seelenverwandtschaft mit dem einsamen grauen Wolf, obwohl dieser eindeutig im Nachteil war. Er hatte keinen sicheren, warmen Platz in kalten, windigen Nächten, hatte keine schützende Höhle, wie er selbst. Doch die Einsamkeit war ihr gemeinsamer Nenner. Diese Einsamkeit, die wie eine tiefe Höhle war und immer weiter in den Berg der Bedrückung hinein führte und kein Ende zu haben schien. Rufe, geschickt in die Dunkelheit, wurden verschluckt, kein Echo kam zurück.
Er stellte die Schale mit dem restlichen Tee wieder weg, nahm seinen Mantel und ging hinaus.
Die Nacht war kalt, der Himmel wolkenlos und klar und die runde Scheibe des Mondes am Himmel schien, je länger er sie ansah, immer größer zu werden.
Der Wald ringsum war in Bewegung. Die Schatten wurden durch die schwankenden Äste und Zweige der Bäume unruhig hin und her geworfen und zeichneten dunkle, fließende Konturen in das Moos.
Da, bewegte sich hier nicht nur der Schatten, sondern auch der Baum? Plötzlich schien der Wald zu leben. Was war es nur, dass ihn unwiderstehlich in den Bann dieses Waldes zog? War es die plötzlich Bewegung, die vermeintlichen Gestalten zwischen den Stämmen, die Möglichkeit von Gesellschaft in dieser Einöde, die er nun schon seit Wochen ertrug?
Er verdrängte die aufsteigenden Bedenken, den kleinen Rest von Angst und die angeborene Vorsicht und wagte sich tiefer hinein in das leise raunende, flüsternde Dickicht.
Plötzlich stand er vor ihm, dieser einsame graue Wolf und blickte ihn mit seinen hellen Augen ruhig an, machte kehrt und ging tiefer in das Gehölz. Nach einigen Metern blieb er stehen und drehte sich um, als wollte er sicher sein, dass er ihm auch folgte. Der Mann verspürte einen inneren Zwang, es war wie eine Aufforderung ihm zu folgen und er konnte sich dagegen nicht wehren.
Immer tiefer und tiefer drangen sie beide vor und standen plötzlich vor einer Lichtung mit einem kleinen See, den er noch nie bemerkt hatte.
Ein großer, hagerer Mann trat aus dem Schatten eines Felsens hervor und streckte ihm die Hand entgegen.
„Kommen sie, ich zeige ihnen unser Reich. Hier schöpfen wir Kraft und Licht.“
„Kraft und Licht?“ Stammelte er.
„Ja, das wenige Licht, das wir brauchen nehmen wir aus dem See. Es ist das Mondlicht, das sich auf dem See spiegelt. Wir nehmen es auf und streuen es um uns herum!“
Er bewegte sich auf das Wasser zu und es schien als würde er über das Wasser gleiten, bückte sich und nahm tatsächlich mit seinen Armen Licht auf und streute es ans Ufer.
Es war ein bleiches, silbernes Licht, das sich auf der Wiese ausbreitete und matt einige Felsen beleuchtete und dadurch wurden im Dunkeln an die Felsen gelehnten Gestalten sichtbar. Sie blickten ihn an und er hatte das Gefühl, sie schon lange zu kennen. Sie erhoben sich und umringten ihn. Ohne dass er es verhindern konnte, fassten sie ihn an, berührten seinen Kopf, seine Arme und blickten ihn durchdringend an.
„Wir sind seit Jahrhunderten hier. Es ist unser Wald. Früher gehörte dieser Wald den Druiden und Hexen, doch wir haben ihn vor langer Zeit erobert. Bleibe bei uns, wir führen dich zurück in die Vergangenheit, wir zeigen dir eine ganz andere Welt, werde einer von uns!“
Er fragte sich ob er zu ihnen gehörte, ob er zu ihnen gehören wollte. Es wäre eine Gemeinschaft, die ihn scheinbar mit offenen Armen aufnahm. Doch er ahnte auch, der Weg zurück war versperrt.
In seinem Brustkorb entstand ein Ziehen, süß und schmerzhaft zugleich. Er spürte, wie sich sein Körper zu wiegen begann und gleichsam von einer Gestalt zur anderen gebogen wurde. Es umschmeichelten ihn leise Sirenentöne und er wiegte sich einmal in den Armen dieser oder jener fast durchsichtig scheinenden lockenden Körper der Frauen unter den Anwesenden. Ihre Lippen liebkosten seinen Hals, gleichzeitig fassten seine Hände nach Schleiern und wallenden Haarmähnen. Sein Blut rauscht im Rhythmus der sich bewegenden Masse. Sein Körper fühlte sich schwerelos an und er verspürte plötzlich den Wunsch, diesem Zustand verhaftet zu bleiben für alle Ewigkeit. Willig überließ er seinen Körper dem zwingenden Tanze der sich an ihn schmiegenden, biegsamen Körper.
Er spürte die Vereinigung seines Blutes mit dem Blute der schwebenden Körper kaum, es war ein nahtloser Übergang von einer Existenz in die andere. Das Heulen des grauen Wolfes drang über den See durch den Wald und erreichte die Scheibe des Mondes, die zitternde Lichter über den See schickte.
Zwischen den Bäumen im Dunkel des Dickichts glühten, Glühwürmchen gleich, Augenpaaren, die ihn zu beobachteten schienen. Sie kamen immer näher, bohrten sich in sein Innerstes und er spürte seinen Brustkorb immer enger und enger werden.
Dann fielen sie über ihn in der Mitte der Lichtung her, warme haarige Wolfsleiber, die mit ihren rauen Zungen über sein Gesicht fuhren Sie beleckten seine Hände, ihr geifernden Atem schien blutige Striemen auf der Haut zu hinterlassen. Er schrie, doch man hörte es kaum. Der Wald verschluckte seine Schreie.
Um ihn herum tanzten die hohen Gestalten der Nacht, sie stimmten einen seltsamen Gesang an, der ihm fast die Sinne raubte.
Seine Kleider wurden ihm vom Leibe gerissen, doch er verspürte keine Kälte. Seine Hände, die er dem Mondlicht entgegenstreckte, sahen behaart und seltsam verändert aus, die Fingernägel krümmten sich und begannen zu wachsen. Seine Schreie wurden dem Heulen des grauen Wolfes über dem See immer ähnlicher.
Mit einem Male fühlte er sich dem Rudel der Wölfe verbundener, als er es je den Menschen war. So plötzlich, wie sie über ihn hergefallen waren, ließen sie auch wieder von ihm ab.
Sie nahmen ihn in seine Mitte und gemeinsam liefen sie zum See hin. Dort erwartete sie der große Graue und seine hellen Augen schienen ihn streng zu mustern. Dann machte er kehrt und lief am Ufer des Sees entlang. Das Rudel folgte ihm und er mitten unter ihnen.
Sie machten plötzlich halt und er blickte in den ruhig daliegenden See. Sein Gesicht war kaum zu erkennen, er war behaart und seine Augen standen weit auseinander. Sie waren hell und schräg geschnitten und die Iris weit aufgerissen.
Sein Körper war nackt und behaart, er befand sich in geduckter Stellung, in der Haltung angeglichen dem Rudel, dem er augenscheinlich zugehörig war.
Erschrocken wich er zurück und sein Schrei war dem des Heulens der Wölfe gleich.
Da ergriff ihn die Panik, er brach aus dem Rudel aus und lief, so rasch er konnte in das Dunkel des Waldes zurück. Er wusste nicht, wie lange er gelaufen war, er brach auf der Lichtung zusammen und verlor das Bewusstsein.
Er erwachte durch das helle Sonnenlicht des hereinbrechenden Tages. Seine Kleidung lag verstreut um ihn herum, sie war teilweise zerrissen, sehr schmutzig und blutig.
Nachdem er alles zusammen gerafft hatte und sich notdürftig bedecken konnte, rannte er zu seinem Haus.
Den Rest des Tages verbrachte er damit sich zu reinigen, seinen Körper zu verarzten, die Schürfwunden von Blut und Schmutz zu befreien und sich immer wieder im Spiegel zu betrachten.
Was ihn beunruhigte war die Erkenntnis, dass es kein Traum war, dass alles wirklich passiert ist.
Als die Dämmerung hereinbrach,  schloss er alle Fensterläden und löschte das Licht im Haus. Furcht stieg in ihm auf, doch er war entschlossen sich nie wieder dieser Situation zu stellen und die Wölfe zu vergessen, ja sie sogar aus dem Wald zu vertreiben.
Er saß im Dunkeln, den Kopf zurück gelehnt und die Augen geschlossen. In seinem Kopf formierte sich der Widerstand, in seiner Brust entwickelte sich ein Ziehen und Drängen nach draußen. Es zog ihn mit aller Kraft in den Wald, seine Füße stemmten sich dagegen, pressten sich auf den Fußboden und aus seinem Munde kam ein Stöhnen.
Er hörte sie, da waren sie wieder. Sie umkreisten das Haus, sie scharrten an der Türe, an den Fensterläden. Er konnte ihr Hecheln hören, ihr Knurren.
Sie waren wieder da, um ihn zu holen.
Langsam kroch der Schmerz von den Beinen empor, seine Arme begannen zu zucken, seine Hände zogen sich in die Länge und die Fingernägel kamen sichtbar und gekrümmt hervor.
Mit Entsetzen nahm er zur Kenntnis, dass sich die Verwandlung bereits zu vollziehen begann. Der Bademantel fiel von ihm ab, seine Brust war bereits zur Gänze behaart und die Behaarung setzte sich kontinuierlich über den ganzen Körper fort.
Mit unglaublicher Kraft und Energie stürzte er zur Türe und riss sie auf. Er stürmte in die Nacht und wurde vom auf ihn wartenden Rudel mit freudigem Heulen aufgenommen.
Er war umringt von Seinesgleichen, sie stürmten gemeinsam in den Wald, über die Lichtung und verschwanden in der Nacht.
In dieser Nacht wurden einige Schafe und Kälber gerissen, es zog sich eine Blutspur durch den Ort.
Er lebte von nun an im Zwielicht seines Bewusstseins. Bei Tage hielt er sich an den bisherigen Ablauf seines Lebens. Wenn das Zwielicht der Dämmerung hereinbrach, durchlebte er regelmäßig die schmerzhafte Wandlung seines Körpers und lechzte nach Jagd und Blut.
In mondlosen Nächten verkroch er sich in seinem Haus und lauschte auf die Geräusche von außen. Doch wenn der Mond am Himmel stand und ihm die Meute vor seiner Hütte rief, gab es kein halten für ihn.
Er wird nie wieder zu seinem alten Leben zurückkehren.


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Hochzeit im Schloss, Märchen


Hochzeit im Schloss
von Joana Angelides

Es war vor langer Zeit da lebte eine arme Familie am Rande des Waldes. Der Vater war Holzfäller und die Mutter bebaute eine kleine Fläche hinter dem Haus mit allem was die Familie so zum Essen brauchte.
Sie hatten zwei Kinder. Ein Mädchen namens Maria und einen Sohn namens Jakob.
Jakob half dem Vater schon fleißig im Walde, Maria war nicht kräftig genug um schwere Arbeit erledigen zu können. Sie half der Mutter im Garten hinter dem Haus und außerdem war es ihre Aufgabe die Blumen am Rande des Gartens zu gießen. Die Mutter verkaufte die Blumen immer am Wochenmarkt, der am Samstag im Dorf stattfand.
Außerdem liebte sie es zu kochen und war im ganzen Dorf dafür bekannt. Immer, wenn Feste gefeiert wurden, oder Hochzeiten stattfanden. Ganz besonders geschätzt wurde ein Pudding aus ihrer Küche, der immer als Nachtisch serviert wurde und allen wunderbar schmeckt.
Sie war ein wunderschönes Mädchen, mit langem blonden Haar, das sie zu zwei Zöpfen zusammengebunden trug, und hatte wunderschöne blaue Augen, die wie zwei Sterne leuchteten.

Sie war ein fröhliches Kind, das immer lächelte und immer ein Lied vor sich her summte.
Auch heute sang sie ein wunderschönes Wiegenlied als sie mit der für sie viel zu großen Gießkanne unterwegs war. Sie zog die Kanne hinter sich her und achtete darauf, nichts zu verschütten. Denn dann müsste sie nochmals zurückgehen um neues Wasser zu holen.
Ganz erschöpft kam sie endlich bei den Blumen an und setzte sich auf einen Stein, der dort lag, um auszuruhen.
„Hallo!“
Sie schaute erschrocken auf. Wer hatte denn da gerufen? Niemals kamen Fremde zu dem kleinen Haus beim Walde.
Doch sie konnte niemand sehen. Sie war aufgesprungen und schaut angestrengt über den Zaun.
Da, hinter dem Baum stand ein wunderschön gekleideter Jüngling. Er trat hervor und schwenkte seinen Hut vor ihr.
„Mädchen, ich komme vom Schloss mit dem Auftrage, Dich zu fragen, ob Du bereit bist anläßlich der Hochzeit unseres Prinzen Deinen berühmten Pudding zuzubereiten. Es soll dein Schaden nicht sein. Du wirst fürstlich bezahlt.“

Das Mädchen wurde rot vor Erschrecken und auch vor Freude. Das bedeute für ihre Familie eine Aufbesserung des Einkommens, auch wenn es nur einmalig war und außerdem konnte sie vielleicht Prinz Georg bei dieser Gelegenheit ganz aus der Nähe sehen. Ihr gefiel der Prinz sehr und sie hatte ihn schon öfter, versteckt hinter einem Baum oder anläßlich des Wochenmarktes, angeschaut. Sie hatte auch geträumt, wie es wohl sein mußte, am Schloss zu leben und ihn täglich sehen zu können.
„Ja, ich will,“ sagte sie.
„Dann komm morgen in der früh ins Schloß und melde Dich in der Küche. Dort wirst Du dann alles Nähere erfahren. Aber richte Dich ein, dass Du zwei Tage dort bleiben mußt.“
Mit diesen Worten zog der Jüngling wieder seinen Hut und ging zurück.

Vor lauter Glück zitterten ihr die Knie und sie mußte sich wieder setzen.
Da neigten sich die Sonnenblumen zu ihr hin und flüsterten:
„Oh, welches Glück, Du wirst den Prinzen sehen.“
Ganz erschrocken schaute sie auf.
„Ihr könnt sprechen?“
„Ja, natürlich. Alle Blumen können sprechen. Aber die Menschen können uns nicht alle hören. Nur gute und glückliche Menschen können uns hören. Und Du bist so ein guter Mensch. Du hast noch nie ein böses Wort verloren, die kommst uns täglich mit Wasser versorgen, hast noch nie geklagt über deine Mühen und hilfst immer, wenn jemand Hilfe braucht. Aber diesmal werden wir Dir helfen.“
„Oh, ihr wollt mir helfen? Aber wie könnt ihr denn das?“

„Der Prinz muss die böse Prinzessin Katharina aus einem fernen Land heiraten, die er gar nicht liebt. Aber der König will es so und da muß der Prinz gehorchen. Außerdem weiß der König gar nicht, dass die Prinzessin Katharina böse ist. Aber wir haben das erfahren. Die Bienen haben es uns erzählt, die vom Schloss herüberflogen. Prinzessin Katharina hat nie ein gutes Wort für die Bediensteten in ihrem Schloß und sie mag keine Blumen. Wenn sie Blumen sieht, dann zerstört sie diese immer, indem sie achtlos darüber schreitet. Außerdem will sie in Zukunft Musik und Gesang verbieten und wenn sie auf der Straße in ihrer Kutsche fährt, dann dürfen keine anderen Menschen dort gehen. Besonders das Verbot von Musik und Gesang wird dem armen Prinzen weh tun, er macht so gerne Musik und singt dazu.“

„Oh, das ist ja schrecklich,“ rief Maria aus und hielt sich die Hand vor den Mund, „da will ich gar nicht im Schloss kochen, da habe ich gar keine Lust mehr.“
„Du mußt aber im Schloss kochen. Erstens hast du zugesagt und wenn man etwas verspricht, muß man es halten. Außerdem haben wir Blumen beschlossen, dass wir Prinz Georg helfen wollen. Du nimmst ein paar Kerne von uns Sonnenblumen und zermahlst sie ganz fein und den Blütenstaub von den Lilien, die so rein und unschuldig sind wie weißes Leinen und streust das in den Pudding hinein. Das bewirkt dann, daß alle die von diesem Pudding essen, nur die Wahrheit sagen können. Wir hoffen, daß die Prinzessin dann ihren wahren Charakter offenbaren wird. .“

„Oh, ja? Das habe ich gar nicht gewußt,“ staunte Maria.
„Ja, das ist auch unser Geheimnis.“ Und es schien, als ob die Sonnenblumen lächelten.
„Du musst nur dafür sorgen, dass die Prinzessin Katharina noch vor der Hochzeitszeremonie von Deinem Pudding etwas ißt, denn nach der Trauung ist es zu spät!“

„Maria! Mit wem sprichst Du da?“  Rief die Mutter vom Hause herüber.

Das Mädchen lief sofort zur Mutter und berichtete ihr über den Besuch vom Schloss und dem Auftrag, den sie übernommen hatte. Sie verschwieg ihr aber, was die Sonnenblumen ihr erzählt hatten, denn das würde die Mutter nie glauben!

Als der Vater und Jakob am Abend nach Hause kamen freuten sich auch diese sehr und Jakob zeigte so richtig, wie stolz er auf seine Schwester war.
Am nächsten Morgen stand Maria schon sehr zeitig auf, wusch sich am Brunnen und ihre Mutter flocht ihr die beiden Zöpfe sehr sorgfältig. Dann ging sie ins Haus, um noch eine Weste zu holen, da es ja frühmorgens noch sehr kühl war.
Diese Zeit nutzte Maria um zu den Sonnenblumen zu laufen. Sie nahm sich einige Körner aus der Mitte der Blumen und schüttelte von den Lilien ein wenig Blütenstaub in eine kleine Dose und dann machte sie sich auf den Weg ins Schloß.

Im Schloß lief alles durcheinander. Alle hatten es sehr eilig, es wurden Blumengirlanden überall angebracht, im großen Saal wurde die Tafel mit einem großen weißen Tischtuch gedeckt und goldene Teller und Schüssel, Besteck und Gläser aus Kristall wurden arrangiert. Maria konnte einen Blick auf den Saal werfen, als sie in die Küche ging und es stockte ihr der Atem, so schön fand sie alles.
In der Küche wurde sie in eine Esste ihm eine Liste diktieren, welche Zutaten sie brauchte und dann wurde sie alleine gelassen, sie mußte warten.
Sie staunte nur so über die Menge der Lebensmittel die da verarbeitet wurden. Es wurden Gänse und Enten gerupft und in Pfannen zum Braten hergerichtet. Noch nie hatte sie so etwas gesehen!
Da kam eine junge Küchengehilfin und brachte ihr die verlangten Zutaten und sie konnte beginnen, den Pudding zuzubereiten. Sie rührte die Eier und den Zucker in die Milch, ließ alles aufkochen, Vanille kam noch dazu und einige mehrere Zutaten und auch der Blütenstaub der Lilien und die von ihr in der Zwischenzeit zermalmten Kerne der Sonnenblumen.
Unter langsamen Rühren begann alles langsam zu kochen und sie schmeckte es ab und gab noch ein wenig Vanillemark dazu.
So, jetzt schmeckte der Pudding richtig gut. Jetzt mußte er nur mehr erkalten. Dann wollte sie ihn noch mit Früchten schmücken. Ja und außerdem musste es ihr noch gelingen, eine Kostprobe zur Prinzessin zu bringen, wie es ihr die Sonnenblumen geraten hatten.
Sie füllte eine kleine Schale mit etwas Pudding und hielt sie in der Hand und überlegte. Wie kam sie nur zur Prinzessin in deren Gemächer hinauf?

Sie schlich sich aus der Küche und die Treppe hinauf, am dekorierten Saal vorbei und die nächste Treppe hinauf. Dort im ersten Stock des Schlosses liefen einige Kammerzofen herum, jede trug irgend etwas in der Hand. Die eine hielt einen Schleier, die andere wunderschöne weiße Schuhe und wieder eine andere hielt eine Goldkette. Alle waren sie im Dienste der Prinzessin unterwegs. Sie drückte sich gegen die Wand, mit der Schale in der Hand, um mit niemand zusammen zu stoßen.
In diesem Augenblick tat sich eine Türe auf und Prinz Georg stand vor ihr. Sie erkannte ihn sofort, doch erschien er ihr noch schöner als jemals zuvor. So in der Nähe und mit seinem weißen Hochzeitsgewande, verbrämt mit Pelz und einem großen Hut mit Feder.
„Ja, wer bist denn Du, wie heißt Du denn und was suchst Du denn hier?“ Fragte er und lächelte sie freundlich an.
„Maria, mein Name und ich arbeiten in der Küche,“ flüsterte sie kaum hörbar und getraute sich kaum den Prinzen anzusehen.
Da nahm er ihr Kinn in seine Hand, hob ihr Gesicht und blickte ihr tief in die Augen und wie ein Blitz durchfuhr es ihm als er ihr klares, unschuldiges und schönes Gesicht sah.
„Wie kommt es, dass ich Dich noch nie gesehen habe?“
„Ich bin nur heute da, ich helfe in der Küche und habe einen Pudding für Eure Prinzessin zubereitet.“
„Ah, ist das der Pudding, den Du gemacht hast?“ Fragte Prinz Georg und griff nach der Schale.  
„Ja, aber er gehört der Prinzessin.“ Sie hielt die Schale ganz fest mit beiden Händen.
„Gib sie mir, ich bringe sie ihr, sie wird sich sicher sehr freuen.“ Er nahm die Schale aus Ihrer Hand und wollte schon weggehen, doch er sah sie an und sagte:
„Bleibe dastehen, ich sage Dir dann, ob er ihr geschmeckt hat.“ Er lächelte sie an und ging dann in den Raum, wo Maria die Prinzessin vermutete.

Sie getraute sich nicht wegzugehen und hielt den Atem an. Wird der Prinz wirklich zurückkommen? Wird er wieder mit ihr sprechen?
In diesem Augenblick hörte sie aus dem Zimmer der Prinzessin lautes Geschrei, Prinzessin Katharina war sehr wütend und schleuderte alle erreichbaren Gegenstände nach den Bediensteten.
„Ihr seid alle unfähig, ich werde auch aus dem Schloss rauswerfen lassen. Und was machen denn diese vielen Blumen hier? Ich kann Blumen nicht leiden!“ Schrie sie.
„Aber…“ war die Stimme des Prinzen zu hören, doch sie ließ ihn nicht zu Wort kommen.
„Du schweigst, wenn ich mit Dir verheiratet bin, dann geschieht im Schloss ausschließlich das was ich sage. Und ich sage Dir, keine Blumen, keine Musik und kein Gesang. Ich will auch keine Tiere, keine Katzen und keine Vögel und alle müssen machen, was ich will, auch Du!“
Der Pudding hatte scheinbar seine Wirkung getan, die Prinzessin zeigte ihr wahres Gesicht und das war böse.

Es war fürchterlich anzuhören, alle im Schloß hielten den Atem an und der König kam ganz erschrocken aus seinem Zimmer gelaufen, hinter ihm die Königin, beide waren nur halb angezogen und das sah sehr lustig aus. Hinter der Königin lief die Kammerzofe und versuchte die Königin in einen übergroßen Morgenmantel einzuhüllen, da diese in ihrer Unterwäsche dastand.

Da kam der Prinz aus dem Zimmer der Königin gelaufen.
„Ich werde die Prinzessin Katharina nicht heiraten, sie ist ja eine ganz böse Frau!“

„Ja, mein lieber Sohn, ich gebe Dir recht, das haben wir ja nicht gewußt.“ Jammerte der König und die Königin raufte sich die Haare.
„Oh Gott, was sollen wir denn jetzt machen. Wir haben die Prinzen und Prinzessinnen von weit her eingeladen, wir sind blamiert!!“ Sie war ganz außer sich und wankte. Die Kammerzofe kam mit dem Riechfläschchen und hielt es ihr unter die Nase.

„Diener, kommt sofort herbei, sammelt die Habe der Prinzessin und läßt die Kutsche vorfahren, sie soll noch heute das Schloß verlassen. Ich möchte sie nie wiedersehen.“ Rief Prinz Georg.
„Aber die Hochzeit?“ Wandte die Königin ein.
„Die Hochzeit wird stattfinden!“ Beruhigte der Prinz seine Mutter, die Königin.
Er blickte den langen Gang hinab und erblickte Marie, die völlig fassungslos in eine Ecke gedrückt dem Geschehen rund um sie folgte. Sie bekam immer größere Augen, als der Prinz einfach auf sie zukam, sie bei der Hand nahm und in die Mitte des Ganges führte.

„Hier, das ist meine Braut. Ein Mädchen aus unserem Volke, schön, bescheiden und mit einem guten Herzen.“
Er blickte ihr tief in die blauen Augen und fragte:
„Willst Du meine Frau werden und dem Land eine gute Prinzessin?“
„Jaaa,“ sie konnte es nur hauchen und vor Glück rollten ihr zwei große Tränen über die Wangen, die Prinz Georg mit einer zarten Geste wegwischte.

Jetzt war der Moment gekommen, wo die Königin in Ohnmacht fiel, der König mußte sich in einen Sessel setzen, der dort stand und die Bediensteten verstummten vor Erstaunen.

Prinzessin Katharina kam gelaufen, hinter ihr ihre verschreckte Kammerzofe, sah auf Maria mit einem vernichtenden Blick herab und deutete mit einer herrischen Handbewegung auf ihre Diener, ihre Sachen zur Kutsche zu tragen.

Noch innerhalb der nächsten Stunde verließ sie das Königreich unter Buhrufen der Bevölkerung. Die Ereignisse im Schloß hatten sich bereits im ganzen Lande herumgesprochen und alle waren froh, daß der Prinz diese böse Prinzessin nicht heiraten wird.

Die Eltern von Maria und ihr Bruder Jakob wurden von einer wunderschönen Kutsche von ihrem Haus im Walde abgeholt, Maria wurde nun von den Kammerzofen angekleidet und ihr die kleine Krone in das wunderschöne Haar gesteckt.
Die goldene Kette schmückte ihren schlanken weißen Hals und der lange Schleier wurde von vier kleinen Mädchen getragen.

Es war eine wunderschöne Hochzeit, das Volk jubelte bis spät in die Nacht hinein und es gab viel zu essen und zu trinken. Und mancher der von dem Pudding gegessen hatte und nun nur mehr die Wahrheit sagen konnte nahm sich vor, nur mehr gutes zu tun.

Das erste was die Prinzessin am nächsten Morgen tat war, dass sie zu dem kleinen Haus am Rande des Waldes ging und sich bei den Sonnenblumen bedankte.
Sie ließ es sich nicht nehmen, wieder eigenhändig Wasser zu holen und die Blumen zu gießen. Und außerdem hatte sie beschlossen, dass im ganzen Lande viele Sonnenblumen angebaut werden sollen und nahm außerdem eine Abbildung der Sonnenblume in ihr persönliches Wappen auf.



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