Montag, 25. Februar 2019

Höhlen, Spalten und Tiefen. Trilogie 2.Teil


2.    Teil der Trilogie Höhlen, Spalten und Tiefen
    

 von Joana Angelides
Poseidon, Mon amour



Ich habe dir schon von meinen Träumen erzählt, die mich durch Wände und Felsen gehen, in sich plötzlich auftuende Meerestiefe  versinken lassen.

Seit meinen Kindheitstagen vermutete ich schon immer Poseidon, den Gott der Meere und Tiefen in der Dunkelheit   der See.

Nun bin ich erwachsen und wenn ich am Strand liegend, vor mich hin träume und mich das von weit draußen zu hörende Kreischen der Möwen nur wenig im Halbschlaf stört, höre ich manchmal sein Rufen.

Es kommt aus der Tiefe, ist lockend und doch herrisch zugleich.
Er ruft mir zu, die Bettstatt ist bereit, die Kutsche aus der Tiefe steigt auf und wird mich holen. Dann  sehe ich im dunklen Wasser seinen Fünfzack leuchten, seine mächtige Gestalt verschwommen sich bewegen. Und ich bin bereit.

Immer, wenn ich mich dann in die Fluten werfe, mit meinen Armen das Wasser teile, höre ich Klänge aus einer anderen Welt, gurgelnd, hell und rauschend. Die Strudel ziehen mich hinab und ich besteige diese wunderbare, grüne Kutsche mit den weißen Pferden der Wogen  und versinke in dem sich öffnenden Schlund.

Poseidon selbst reicht mir seine mächtigen Hände, trägt mich in sein Unterwasserschloß und wir sinken  auf das mit Schlingpflanzen und Algen gepolsterte Bett.

Neugierige  riesengroße Fische, Oktopusse und schemenhafte Gestalten umkreisen uns,  grüne Schleier und Seeanemonen zittern um uns herum und ich versinke in den mächtigen Armen Poseidons. Die unterirdische Strömung des Meeres lässt mich unter kühlen Prisen erschauern und wärmeren Strömungen  vergehen. Er nimmt mich einfach, seine Kraft strömt in mich und es beginnt eine unendliche Reise in die dunkle, geheimnisvolle Tiefe der  Leidenschaft.  Seine kräftigen Hände streichen  sanft und doch fordernd über meinen Leib, erzeugen Druck und Zittern.
Die Entladung unserer Höhepunkte erzeugen an der Oberfläche plötzliche starke Wellen, läßt  die Möwen erschrocken auffliegen und sich weiter draußen, an Ufernähe  niederlassen. Der Wind hält den Atem an und die Farbe des Wassers färbt sich dunkelgrün. 

Oh, welch süße Worte kann Poseidon flüstern. Sie plätschern an meinen Ohren wie leise Sinfonien dahin und lassen in meinem Blut Blasen aufsteigen und diese  im Kopf zerplatzen.
Er lässt sich Zeit, erweckt immer wieder dieses ungeheure Verlangen in mir, geniesst es, wenn ich wild um mich schlage, das Wasser in Bewegung kommt und die Fische sich erschrocken in Nischen und Höhlen zurück ziehen. Er bindet Schlingpflanzen wie Taue um meine Arme, ringt Muscheln und Seegras in mein Haar und beginnt mich immer wieder zu erforschen, meine Schreie der Lust und Auflösung verlieren sich in den Weiten des Meeres. Danach trägt er mich   zärtlich auf seinen Armen an die Oberfläche und legt mich sanft in die Wogen.


Plötzlich wird das Wasser aufgepeitscht, riesige Wellen zerstören die Wasseroberfläche.
Das tägliche Schiff vom Festland und zerstört meinen Traum, vertreibt Poseidon aus ihm.

Ich hasse dieses Schiff immer in solchen Momenten. Aber ich weiß, Poseidon ruft mich  wieder und ich werde ihm wieder folgen.

Denn ich bin ihm völlig hilflos ausgeliefert.




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Höhlen, Spalten und Tiefen, Trilogie 1. Teil

1.    Teil der Trilogie Höhlen, Spalten und Tiefen
von Joana Angelides


Sesam öffne Dich
Es sind die immer wiederkehrenden Träume, die uns erstaunen.
Man könnte meinen, es sind Wunschträume, Dinge die wir unbedingt haben oder erleben wollen.  Die Vermutung liegt nahe, dass es auch so ist!

Mein Traum vom Spalt in Wänden, in Felsen oder sich auftuende Fluten im Meer, die mich locken und rufen, ist so ein immer wiederkehrender Traum.

Wenn ich im Halbschlaf so durch Wände hindurch schlüpfe so finde ich mich meist in großen Räumen, lichtdurchflutet, mit Blick auf eine wunderschöne, liebliche Landschaft, wieder. Leise Flüsternde Bäche und im Wind sich bewegende Birkenwäldchen fügen sich ein.

Ich erwarte immer jemand, mein suchender Blick streift herum und bleibt dann immer an dir hängen. Du stehst meist an einen der Birkenstämme gelehnt da und blickst mir ruhig und lächelnd entgegen, ein Ritter in Wams und Beinkleidern.  Du erscheinst mir immer wieder in anderer Gestalt, einmal mit goldenem Haar, ein andermal mit einer feurigen roten Mähne, oder tiefschwarzem, lockigem Haar.
Wenn ich mich dir dann nähere, beginnen sich unserer beiden Kleider zu lösen und zu Boden fallen und letztendlich stehen wir dann nackt voreinander.
Ich denke, es ist die Sehnsucht nach Berührung, Flucht aus der Einsamkeit dieser Nächte, die mich diesen Traum immer wieder träumen lässt.

Ich spüre jeden Grashalm, jeden Erdkrümel auf meinem Rücken und den Duft der frischen Wiesen rundherum.  Wir sprechen in keinem dieser Träume auch nur ein Wort. Deine Lippen bewegen sich nur auf meiner Haut und deine Zunge umrundet langsam und stetig meine intimsten Punkte.  Wir scheinen alleine in dieser Welt der Fantasie zu sein und es fällt uns nicht einmal auf.
Die helle Haut meiner Schenkel, das lose Haar vermischt sich mit dem hellen Grün der Gräser die leicht wippen, wenn die vollen Blütenknollen im Wind sich bewegen.
Ich spüre den leisen Windhauch zwischen meinen geöffneten Beinen, deine suchenden Fingerkuppen und deine heiße Handfläche meinen Garten der Lust durchpflügen und mein Seufzen und leises Stöhnen vermischt sich mit dem Gesumme der Bienen.

Dann spüre ich langsam das aufsteigende Gefühl der Lust, plötzlich mit sanfter Gewalt nimmt es Besitz von meinem Körper und auch die Wolken am Himmel verdecken ein wenig das klirrende Sonnenlicht. Eben dieser Körper, der noch vor Sekunden weich und sanft dalag und die Berührungen genoss, wird erfasst von dunklem Dröhnen, dem Verlangen nach Mehr und Kräftigerem. Das Blut beginnt zu rauschen, das Gefühl eines drohenden Gewitters liegt in der Luft und plötzlich bahnen sich Gefühle wie glühende Lava den Weg nach außen und mit vermeintlichem Blitz und Donner ergießen sich diese sintflutartigen Gefühle, geformt in immer wieder kehrende Orgasmen aus der ungeahnten Tiefe der in mir schlummernden Leidenschaft.

Durch diese Gefühlsausbrüche und Heben und Senken meines Beckens, der in den Laken suchenden Hände, werde ich regelmäßig munter und schreie meine Lust und Enttäuschung in den Raum und Polster meiner Liegestatt.
Aber ich weiß, in einem der nächsten Nächte wirst du wieder dort, am Rande des kleinen Birkenwäldchens stehen und auf mich warten.


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