Donnerstag, 1. März 2018

Ein Zelt in der Wüste, romantisch


Ein Zelt in der Wüste.

von Joana Angelides 


Ein Zelt in der Wüste


Ohja, so Zelte im Wüstensand, im Schatten von Dattelbäumen der Oasen, haben schon immer unsere erotische Fantasie beschäftigt.
Die Zelte spannen sich im Bogen über den von Hand geknüpften Teppichen ausgelegten Innenräumen und werden erwärmt von Glut und Feuerschalen. Das sind Kupferkessel, die mit glosenden Kohlenstücken gefüllt und mit einem Kupferdeckel abgedeckt, in die Zelte hineingetragen werden. Sie können auf einem Eisengestell stehen, oder, sich verjüngend nach unten in einem Stück, am Boden stehen. Sie strahlen eine angenehme Wärme aus, um die kühlen Wüstennächte angenehmer zu machen. Die darin verglühenden Dufthölzer betören nicht nur unsere Seele.
Natürlich liegen auf der niederen Bettstatt genügend Polster herum, teils aus Seide, teils als Kelim geknüpft, immer mit Quasten oder sogar kleinen Glöckchen bestückt, die bei jeder Bewegung der darauf liegenden Körper leicht erklingen.
Rund um die Lagerstatt stehen Schalen mit süßen Früchten, Datteln und Feigen herum, mit kleinen Wasserschalen, um die Finger sauber halten zu können.
Möglicher Weise kniet hinter einem Paravent ein kleiner Junge und bewegt mit einem Seil den über allem schwebenden Baldachin, um die Luft kühlend zirkulieren zu lassen.
Vor dem Zelt spielt vielleicht ein Lautenspieler leise und tragend auf einem Saiteninstrument und der vor der Türe aufgebaute Hüne, seines Zeichens Eunuch, bewacht mit verschränkten Armen den Zelteingang.
Die kleinen Laternen aus durchbrochenem Metall, oft mit farbigen Glassteinen hinterlegt, werfen bunte Lichter an die Zeltwände, die durch den nächtlichen Wüstenwind leicht bewegt werden. 
Das alles nehmen wir in unserem Unterbewusstsein wahr, unsere ganze Aufmerksamkeit jedoch richtet sich auf uns. Wir tauchen ein in die von Moschusduft getragene Gefühlswelt des Orients.
Wir spüren, wie unsere Nervenbahnen die Zärtlichkeiten des Anderen aufnehmen, wie die Hautoberfläche von tausend Fingerkuppen berührt wird, warmer Atem uns langsam einhüllt und wir auf sanften Kamelen durch eine wunderschöne, goldglänzende Wüstenlandschaft mehr fliegen als reiten.
Wir sehen die Sterne über uns, das dunkle Blau des Himmels und die satte Scheibe des Mondes, ohne dass wir das Zelt jemals verlassen.
Unser Flüstern, unser nicht enden wollendes Verlangen, wird in diesem Zelt für alle Liebenden nach uns, für alle Zeiten zu hören und zu spüren sein.
War es nur eine Nacht oder waren es 1001 Nächte? Es macht keinen Unterschied für uns.





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