Der
Jäger
von Joana Angelides
Sie fuhr die
Küstenstrasse entlang und bewunderte wieder einmal die herrlichen Klippen und
die dunkle Farbe des Meeres.
Nach der Biegung
tauchte das kleine Dorf auf. In jedem Jahr veränderte sich etwas, nichts
Gravierendes oder Entscheidendes: Es entstanden kleine neue Häuser mit einem
Vorgarten davor oder in einem der Gärten wurde ein Pool eingebaut.
Sie freute sich auf die Ruhe und Besinnlichkeit. Die Hektik der Großstadt hatte sie hinter sich gelassen und nur ein paar Bücher und einige CDs mitgenommen.
Sie freute sich auf die Ruhe und Besinnlichkeit. Die Hektik der Großstadt hatte sie hinter sich gelassen und nur ein paar Bücher und einige CDs mitgenommen.
Sie fuhr die
Hauptstraße entlang und entdeckte bekannte Gesichter. Doch heute wollte sie
noch keinen Kontakt aufnehmen, sondern vorerst in aller Ruhe ihre Sachen ins
Haus bringen und sich den ersten Abend „einwohnen“. Das bedeutete, alle Dinge
an ihren Platz stellen; die Stühle und kleinen Möbelstücke wieder so zu rücken,
dass man es gemütlich hatte; die Bett-Decken entlüften und auf den Balkon
hängen und sich bei einer Tasse Tee und einem guten Buch für die erste Nacht
vorbereiten.
Als sie von der Hauptstraße abbog, sah sie IHN.
Als sie von der Hauptstraße abbog, sah sie IHN.
Er stand am Gehsteig.
Als er ihrer ansichtig wurde, lächelte er und nickte ihr zu. Sie fuhr weiter,
ohne sein Lächeln zu erwidern und spürte, wie ihr das Blut in den Kopf stieg.
Die Ampel vor ihr sprang auf Rot; Sie
musste scharf bremsen.
Vor drei Jahren hatte
es begonnen.
Damals hatten sie einander das erste Mal gesehen, in
einem Lokal an der Küstenstraße. Sie war mit einer größeren Gesellschaft zum
Essen gekommen. Er saß bereits da, umgeben von einigen Freunden. Ihre Blicke
begegneten sich und kreuzten sich von da ab immer wieder. Er lächelte ihr offen
zu, sie deutete ihr Lächeln nur an, doch er intensivierte Blicke und Lächeln.
Die Gesellschaft um ihn löste sich allmählich auf und schließlich verließ auch er das Lokal. Doch sie konnte sehen, dass er gegenüber unter der Laterne wartete.
Die Gesellschaft um ihn löste sich allmählich auf und schließlich verließ auch er das Lokal. Doch sie konnte sehen, dass er gegenüber unter der Laterne wartete.
Als sie sich von ihren Freunden nach Hause bringen
ließ, fuhr er hinter ihnen her und parkte seinen Wagen in einiger Entfernung
von ihrem Haus.
In Erinnerung an diesen Abend musste sie nun doch
lächeln.
Er stand damals noch lange vor dem Haus…
Lautes Hupen holte
sie in die Wirklichkeit zurück. Es war inzwischen Grün geworden.
Im Laufe des Abends
vergaß sie ihn. Sie hatte einige Mühe, das Gepäck ins Haus zu schaffen und
Ordnung zu machen.
Nachdem sie ihren Tee
getrunken hatte, löschte sie die Lichter im Untergeschoß, stieg die Treppe
hinauf und legte sich mit einem Buch bäuchlings aufs Bett.
Doch sie war müde, spürte, wie ihr die Buchstaben vor den Augen verschwammen und der Kopf schwer wurde. Deshalb löschte sie das Licht und stand nur noch einmal auf, um das Fenster halb zu schließen.
Das sah sie ihn auf der gegenüberliegenden Straßenseite in seinem kleinen roten Auto sitzen. Sie beobachtete ihn hinter dem Vorhang. Er blieb im Wagen, sah unverwandt zu ihrem Fenster hinauf und zündete sich eine Zigarette an.
Es war wie vor drei Jahren...
Doch sie war müde, spürte, wie ihr die Buchstaben vor den Augen verschwammen und der Kopf schwer wurde. Deshalb löschte sie das Licht und stand nur noch einmal auf, um das Fenster halb zu schließen.
Das sah sie ihn auf der gegenüberliegenden Straßenseite in seinem kleinen roten Auto sitzen. Sie beobachtete ihn hinter dem Vorhang. Er blieb im Wagen, sah unverwandt zu ihrem Fenster hinauf und zündete sich eine Zigarette an.
Es war wie vor drei Jahren...
Damals fuhr er
täglich am Haus vorbei, blieb manchmal gegenüberstehen, zündete sich eine Zigarette
an, um dann nach einer Weile weiterzufahren. Er besuchte ihr Stammlokal, wo sie
sich das erste Mal gesehen hatten, und lächelte ihr zu. Am Strand lag er einige
Meter von ihr entfernt im Sand und sah zu ihr hinüber.
Von Unbehagen
ergriffen, beschloss sie, ihn anzusprechen. Er gab unumwunden zu, dass er sie
sehr bewundere und bat sie um ein Rendezvous.
Es wurde eine heftige und leidenschaftliche Affäre, die zwei Wochen andauerte. Er versicherte ihr, ohne sie nicht mehr leben zu wollen und sie glaube es ihm.
Es wurde eine heftige und leidenschaftliche Affäre, die zwei Wochen andauerte. Er versicherte ihr, ohne sie nicht mehr leben zu wollen und sie glaube es ihm.
Ihr Urlaub war noch
nicht zu Ende, als er von einem Tag zum anderen nicht mehr zum vereinbarten
Treffpunkt kam. Sie rief ihn an, aber er nahm das Gespräch nicht an. Als sie
abreiste, war sie völlig verwirrt.
Auch von zu Hause aus rief sie ihn an. Nach ein paar Telefongesprächen schlief die Verbindung wieder ein. Es war eben nur eine Episode, tröstete sie sich schließlich und im Laufe der Zeit verschwand jeder Gedanke an ihn.
Doch im darauffolgenden Jahr wiederholte sich das Spiel. Er beobachtete sie, stand dem Haus gegenüber, tauchte immer wieder in ihrem Gesichtsfeld auf. Am Strand sprach er sie dann erneut an. Sie wollte ihn abblitzen lassen; er ließ nicht locker, war charmant, fand für sein Verhalten im letzten Jahr glaubwürdige Ausreden. Sie unterlag bald seinem Charme und erlebte das Gleiche: Er blieb gegen Ende ihres Urlaubes aus.
Auch von zu Hause aus rief sie ihn an. Nach ein paar Telefongesprächen schlief die Verbindung wieder ein. Es war eben nur eine Episode, tröstete sie sich schließlich und im Laufe der Zeit verschwand jeder Gedanke an ihn.
Doch im darauffolgenden Jahr wiederholte sich das Spiel. Er beobachtete sie, stand dem Haus gegenüber, tauchte immer wieder in ihrem Gesichtsfeld auf. Am Strand sprach er sie dann erneut an. Sie wollte ihn abblitzen lassen; er ließ nicht locker, war charmant, fand für sein Verhalten im letzten Jahr glaubwürdige Ausreden. Sie unterlag bald seinem Charme und erlebte das Gleiche: Er blieb gegen Ende ihres Urlaubes aus.
Sie war wütend: nicht
auf ihn, sondern auf sich selbst. Wie hatte sie ihm wieder glauben können? Er war wie ein Jäger, der ein Wild erspähte.
Er jagte und erlegte es und blies das Halali. Es war schmerzlich gewesen zu
erkennen, dass sie das erlegte Wild war.
Sie entfernte sich vom Fenster, legte sich aufs Bett und starrte zur Decke hinauf.
Diesmal würde sie ihm nicht gestatten, sie wie ein erlegtes Wild zu behandeln.
Sie entfernte sich vom Fenster, legte sich aufs Bett und starrte zur Decke hinauf.
Diesmal würde sie ihm nicht gestatten, sie wie ein erlegtes Wild zu behandeln.
Sie drehte sich auf
die Seite und kuschelte sich in die Polster hinein: Sollte er bis zum Morgen da
unten stehen!
Natürlich war er am nächsten Morgen nicht mehr da. Doch sie war sicher, ihn überall dort auftauchen zu sehen, wo sie sich aufhielt. Und irgendwann würde er auch eine Möglichkeit finden, sich ihr zu nähern.
Beim Frühstück blätterte sie im Telefonbuch und da kam ihr eine wunderbare, böse Idee.
Es wohnten noch Freundinnen aus der Schulzeit in der Stadt. Sie rief einige an und vereinbarte mit ihnen ein Treffen am Silberstein. Dort stand eine Hütte, hoch oben am Berg, zu der man nicht mit dem Auto fahren konnte, sondern mühsam aufsteigen musste. Die Freundinnen sagten zu. Sie waren neugierig auf die Überraschung, die sie ihnen versprach. Alle sollten gemeinsam eintreffen, machte sie zur Bedingung!
Dann rief sie ihn an.
Natürlich war er am nächsten Morgen nicht mehr da. Doch sie war sicher, ihn überall dort auftauchen zu sehen, wo sie sich aufhielt. Und irgendwann würde er auch eine Möglichkeit finden, sich ihr zu nähern.
Beim Frühstück blätterte sie im Telefonbuch und da kam ihr eine wunderbare, böse Idee.
Es wohnten noch Freundinnen aus der Schulzeit in der Stadt. Sie rief einige an und vereinbarte mit ihnen ein Treffen am Silberstein. Dort stand eine Hütte, hoch oben am Berg, zu der man nicht mit dem Auto fahren konnte, sondern mühsam aufsteigen musste. Die Freundinnen sagten zu. Sie waren neugierig auf die Überraschung, die sie ihnen versprach. Alle sollten gemeinsam eintreffen, machte sie zur Bedingung!
Dann rief sie ihn an.
Er war erfreut, dass
sie so plötzlich Kontakt mit ihm aufnahm. Sie vereinbarte auch mit ihm zum
gleichen Termin ein Treffen am Silberstein. Allerdings sprach sie von einem Beisammensein
zu zweit. Er solle es für sie beide in der Hütte vorbereiten: mit Blumen, gut
gekühltem Wein, romantischer Musik. Empfangen möge er sie nackt an der Türe zur
Hütte, mit einem Weinglas in der Hand.
Er sagte begeistert
zu.
Sie legte den Hörer auf und lächelte zufrieden.
Sie legte den Hörer auf und lächelte zufrieden.
Sie selbst würde an
diesem Tag die Heimreise antreten und sich dabei sein peinliches Zusammenreffen
mit ihren Freundinnen, seine Erklärungsnot, das schadenfrohe Gelächter der
Frauen, das Tuscheln über ihn im Dorf in allen Facetten vorstellen….
Diesmal würde der
Jäger das erlegte Wild sein.
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