Mittwoch, 21. November 2018

Jedem seinen Mozart... Satire


Jedem seinen Mozart.
von Joana Angelides 


Er war ein wunderschönes Kind, das sagten auch andere, nicht nur ich, seine Mutter.
Immer, wenn ich jemand darauf aufmerksam machte, stieß ich auf Zustimmung. Er hatte schon damals so schöne Augen; aber das Schönste an ihm sind und waren seine Hände. Lange, schlanke, aber kräftige Finger. Die hatte er schon mit drei Jahren, zum Klavierspielen wie geschaffen.

An seinem fünften Geburtstag hatte er seinen ersten Klavierunterricht. Sofort beim ersten Berühren der Tasten des neu gekauften Klaviers war es klar, hier wächst ein Genie heran, ein musikalisches Genie.  Eines stand fest, solche Ausnahmemenschen gibt es nur alle 200 bis 250 Jahre, eben wie Wolfgang Amadeus Mozart oder meinen kleinen Sohn.

Die Klavierlehrerin hatte das auch sofort erkannt. Ich sah es daran, dass sie während der ersten Stunde mehrmals den Blick nach oben richtete, zu Gott sozusagen, sie schien überwältigt.

Natürlich mußte er täglich bis zu sechs Stunden üben. Klein-Amadeus mußte trotz seines Genies eine Fingerfertigkeit erreichen, um die, in ihm schlummernden Kompositionen auch fehlerfrei spielen zu können. Für mich stand es außer Zweifel, er ist und war der schon seit Langem erwartete Messias der Musikwelt.

Wir wechselten dann die Musiklehrerin, denn sie schien nicht in der Lage zu sein, mit den unglaublichen Fortschritten ihres Schülers Schritt halten zu können!
Nach einem Monat spielte er „Kuckuck, kuckuck, ruft´s aus dem Wald“ völlig fehlerfrei und die Tonleiter schaffte er fast fließend, meist sogar unter Zuhilfenahme beider Hände.

Sein Vater nahm sich ein Zimmer im Zentrum, in der Nähe seines Büros, um das Kind nicht zu stören, wenn es ganz versunken in stundenlangem Spiel war, auch manchmal seinen Kopf auf die Tasten legend. Er tat dies wahrscheinlich um die Töne unmittelbar aus dem Klangkörper direkt in sich aufnehmen zu können.  Wir sahen seinen Vater dann nur, wenn er seine Anzüge wechselte und frische Hemden holte.

Auch das Hausmädchen ging glücklicher Weise von einem Tag auf den anderen, sie dürfte total unmusikalisch gewesen sein.
Dann hatten wir ein neues Hausmädchen, taubstumm, aber sehr fleißig und immer mit einem Lächeln auf den Lippen.
Um auch Klein-Amadeus spüren zu lassen, wie nahe er Mozart war, wechselte ich die Möbel im Hause aus und richtete alles in Stil der Zeit von Mozart ein. Nur ein Spinnet fand ich keines.

Wenn er dann so dasaß, sein etwas längeres Haar auf seine Schultern fiel, seine Hände dem Instrument wunderbare Töne entlockten, saß ich auf meinem Stuhl hinter ihm und lauschte verzückt seinem Spiel.
Natürlich klang es nicht nach Mozart, noch nicht! Doch das konnte nicht mehr lange dauern, Ansätze waren vorhanden.
Als er das erste Mal das Kalvierkonzert in G-Dur, Köchelverzeichnis 453 von W. A.Mozart spielte, rannen nicht nur mir, sondern auch dem Klavierlehrer (inzwischen war es der sechste) die Tränen über die Wangen. Er mußte so stark weinen, dass er sein Gesicht mit beiden Händen bedeckte und ob seiner Rührung immerwährend den Kopf schüttelte.

Der siebente Musiklehrer nun endlich, begann Klein-Mozart auf das Komponieren vorzubereiten.
Sie verbannten mich aus dem Musikzimmer, um in Ruhe arbeiten zu können.
Ich hörte dann im Nebenzimmer immer zu, wie der inzwischen herangewachsene geniale Musiker, mein Sohn, seine Eigenkompositionen spielte.
Es war eine berauschende Musik! Ich sah schon die vollen Konzertsäle in aller Welt, die standing-ovations des kunstsinnigen Publikums.
Plakate mit dem Titel: „Ein neuer Mozart wurde der Welt geschenkt!“

Und ICH war seine Mutter.

In der Folge kamen dann viele andere Musiker ins Haus, auch mit langen Haaren, engen Hosen und Jacken mit Schößen rückwärts, ganz im Stile Mozarts. Sie brachten verschiedene Streichinstrumente mit, sogar so was Ähnliches wie ein Schlagzeug.
Sicherlich werden sie ein Kammerorchester zusammenstellen. Ich freute mich schon auf einen Abend mit „Die kleine Nachtmusik“, oder vielleicht.........................


Natürlich hat sich die Musik im Laufe von 250 Jahren verändert, das ist eben der Zug der Zeit, sie hat nun mehr Tempo und Rhythmus, erklärte mir das Genie in unserer Familie. Er verwies auf Falco, wer immer das sein sollte und deklamierte „Amadeo, Amadeo....“

Doch man hört aus jeder Sequenz seines Spieles die Gegenwart Mozarts heraus, stellte ich immer wieder fest.

Genie kann man eben nicht unterdrücken, es strebt immer nach vorne, hebt sich von allen Anderen ab.


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