DER BETÖRENDE DUFT DER LUST
Einführung
Es war schon Zeit, dass der Sommer endlich wieder Einzug hielt.
Bellevue, das Chalet, lag inmitten eines großen Parks rund um das
Herrenhaus, in der lieblichen Landschaft rund um Reims. Die grünen Fensterläden
wurden neu gestrichen und die Fenster frisch geputzt. Der Rasen wurde
geschnitten und die Holunderbüsche gestutzt.
Die Gartenmöbel standen unter den Platanen und das Seeufer war gereinigt.
So geschah es jeden Sommer immer wieder.
Es wird wieder ein abwechslungsreicher Sommer werden, mit viel Musik und
voller Lachen der jungen Leute. Das Chalet gehörte der Familie Montpelliers und
stand der Jugend traditionsgemäß den ganzen Sommer zur Verfügung.
Es war weit genug vom Hauptgebäude entfernt, aber doch wieder so nahe, dass
man die Infrastruktur des Anwesens nutzen konnte. War aber schwer einzusehen
und so als Refugium für die Jugend prädestiniert.
Paul, der jüngste Sohn des Hauses stand auf der Terrasse vor dem Salon und
blickte den beiden, die Auffahrt heraufkommenden Autos mit Freude entgegen. Er
kannte die Insassen sehr gut; sie spielten schon als Kinder in dem weitläufigen
Park und nun gingen sie alle auf dieselbe Universität. Sie waren außerdem die
Hoffnungsträger der Oberschicht der Provinz.
Sie waren wieder eingeladen, auch in diesem Sommer, wann immer es ihre Zeit
zuließ, ganz ungezwungen zu erscheinen und an gemeinsamen Spielen und kleinen
Parties teilzunehmen.
Für dieses Wochenende waren Francoise, Clemens, Anne-Marie und Denis
angesagt. Besonders freute sich Paul auf Anne-Marie. Sie hatten sich in den
vergangenen Wochen einige Male heimlich in Paris getroffen und einige sehr
heiße Nächte miteinander verbracht. Das war ein Bruch in ihrer verschworenen
Gemeinschaft. Die Vereinbarung war so, dass sie sich zu erotischen
Zusammentreffen nur gemeinsam trafen und die Partner, miteinander abgestimmt,
wechselnden. Sie zelebrierten diese Treffen bereits zwei Sommer lang und es war
bisher befriedigend und sehr anregend. Das Chalet eignete sich dazu hervorragend,
es war geräumig, hatte sechs Schlafzimmer und vier Bäder und das Personal war
verschwiegen und diskret.
Paul lief die Treppe von der Terrasse hinunter und riss gleich die erste
Wagentüre schwungvoll auf. Francoise empfing ihm mit einem sinnlichen Kuss und wie
immer gierigen Händen, die sofort seine Brustnippel durch das Hemd suchten. Sie
wusste, dass sie ihm damit verrückt machte. Kurz darauf lagen sie sich alle
gegenseitig in den Armen und begrüßten sich stürmisch. Anne-Marie war durch ihr
schlechtes Gewissen ein wenig gehemmt und verunsichert. Doch auch sie ließ sich
von allen herzen und küssen und lachte mit. Die letzte Woche mit Paul hatte
ihre emotionalen Spuren hinterlassen.
„Und wer ist das?“, Paul hielt inne und blickte in die dunklen, fast
schwarzen Augen einer Fremden, die als letzte aus dem Fond des Wagens stieg.
„Das ist Amelie! Wir haben sie mitgenommen, weil ihre Eltern während der
Ferien nicht in Paris sind und sie sonst völlig alleine wäre in der großen
Stadt. Ich denke sie passt zu uns und wird eine gute Ergänzung sein!“, sagte
Denis, griff nach ihrer Hand und zog sie in den Kreis.
Paul nahm ihre andere Hand, beugte sich darüber und hauchte einen Kuss
darauf.
„Ohja, willkommen Amelie!“.
Auch dieses Mal hatte Denis wieder eine bezaubernde Wahl getroffen. Die
Überraschung von Paul war nur gespielt, denn sie bemühten sich immer wieder,
mit wechselten Erfolgen, eine Außenstehende in ihren Kreis einzubringen und so
zu vermeiden, dass in ihre erotischen Spiele Routine Einzug hielt. Dieses
kleine Geheimnis blieb streng unter ihnen, um die Diskretion zu wahren und die
Kandidatin nicht in Verlegenheit zu bringen.
Er warf Denis einen anerkennenden Blick zu, ohne dass es Amelie merkte.
Unter fröhlichem Gelächter und Zurufen holten nun alle ihre Gepäckstücke
aus dem Auto und stellten sie bei der Treppe ab.
Die Dienerschaft war inzwischen ebenfalls erschienen und sie trugen dann
gemeinsam alles die Treppe hinauf. Zwischen der Dienerschaft und den Besuchern
war ein gewisses Einverständnis zu bemerken, sie kannten sich ja nun schon seit
längerer Zeit und das Geheimnis der Ereignisse verband sie irgendwie.
Die Gäste verschwanden in den einzelnen Zimmern, die sie ja schon kannten
um sich frisch zu machen. Für Amelie wurde rasch ein weiteres Zimmer
hergerichtet und dann zog einmal Stille ein.
Sie nahmen das Dinner auf der großen Terrasse ein. Es waren Lampions
ringsum in den Bäumen und an den Lampen befestigt, das Essen wurde weitgehend
schweigend serviert, nur leise Musik von Debussy und Vivaldi untermalte ihre
spärliche Unterhaltung. Es herrschte eine gespannte Atmosphäre; sie wussten
alle, warum sie hier waren und jeder hing seinen eigenen Gedanken nach. Sie
ließen ihre Blicke im Kreise schweifen, tauschten kleine Lächeln aus, die
Mädchen öffneten lasziv und vielversprechend ihre Lippen und strichen langsam
mit der Zunge darüber. Die Atmosphäre heizte sich langsam auf.
Paul konnte seine Blicke nicht von Amelie lassen. Sie trug ein hautfarbenes
Cocktailkleid mit schwarzer Stickerei am Oberteil, das lange schwarze Haar
verschmolz fast mit den Ornamenten darauf und ihre ebenfalls sehr dunklen Augen
glänzten im Licht der Lampions. Sie sah ein wenig ängstlich aber auch neugierig
aus. Sie wusste noch nicht genau, was sie tatsächlich erwartete.
Anne-Marie wiederum hatte unter dem Tisch mit ihren Füßen Kontakt mit Paul
gesucht und ihre Zunge befeuchtete in erregender Langsamkeit ihre Lippen. Denis
und Francoise tranken gemeinsam aus einem Glas. Clemens wiederum stand hinter
Anne-Marie und seine Finger glitten langsam und lasziv an ihrem Nacken bis zu
den Schulterblättern auf und ab. Sie unterbrach aber deswegen ihre
Annäherungsversuche an Paul unter dem Tisch keinesfalls.
Durch die Musik, dem lauen Abend und dem Champagner begann sich die
Situation langsam aufzuschaukeln. Sie waren alle hungrig aufeinander, ihre Lust
hatten sich schon den ganzen Tag und während der Fahrt so richtig aufgebaut und
sie wollten nun endlich, dass der Abend wie immer, zu einem lustvollen Erlebnis
werden sollte.
Paul stand endlich auf und hob damit die Tafel auf.
„Wir sollten nun zum angenehmen Teil unseres Abends kommen“, sagte er
halblaut und alle erhoben sich und sie gingen gemeinsam ins Haus.
Der Beginn des e-Books "DER BETÖRENDE DUFT DER LUST"
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