Eine Liebe am Himmel
von Joana Angelides
Wenn ich so im Gras lag, einen langen Grashalm zwischen den
Lippen und mit den bloßen Füßen wippte, konnte ich es genau sehen! Am Himmel
vergnügten sich spielerisch der Westwind und der Südwind!
Sie küssten sich, sie trieben die Wolken vor sich her, berührten
sich zärtlich und schwebten wieder auseinander, nur um wieder zurückzukehren
und sich mit den Wolken zu vereinen! Ich fragte mich, was sie sich denn so
zuflüsterten?
Denn, man hörte förmlich das Säuseln des Südwindes und die raue
tiefe Stimme, vor Erregung zitternde, des Westwindes.
Wenn der Westwind den Südwind (der weiblich ist) liebt, dann
bewegt das nicht nur die Beiden, sondern die Kronen der Bäume und die Zweige und die Blätter.
Mit heftigen Böen kam er von den Azoren, trieb Wolken vor sich
her, wirbelte die Blätter und Blütenköpfe der Blumen auf und überschüttete den Südwind damit.
Der Südwind lehnte sich dann leicht in den Wolken zurück, rückte
eine besondere Wolke zurecht, um das Haar mit den Blättern und Blüten, die ihr
der Westwind gebracht hat, darauf zu verteilen und verhielt sich ganz ruhig in
der süßen Erwartung dessen, was nun kommt. Nur ein leichtes Säuseln war zu
hören.
Der Westwind wurde langsamer, verteilte in der Umgebung weitere
Blüten und streut sie auf den zarten Schleiern des Kleides, das den Südwind
umspielt.
Doch dann blies er kräftiger und ließ die Schleier des Kleides
wehen und den Körper des Südwindes sich im kräftigen Windstoß aufbäumen. Er
berührte die zarten Knospen mit seinen Lippen, die sich aus seinen geblähten
Wangen abhoben und der heftige Sturm der Gefühle des Westwindes machten, dass
der Südwind sich mit zarten Schwingen emporhob, über den Kronen der Bäume
Kapriolen schlug und seufzte und lockte.
Sie spielten mit dem Kornfeld, ließen die Wellen des Flusses
sich kräuseln und verfingen sich in den Büschen, die die Ufer säumten.
Nur dann, wenn es dem Westwind gelang, den Südwind ganz zu
umarmen, ihn bis hinauf in das strahlende Azur des Himmels zu heben, konnte man
das erlösende Seufzen und Klingen des Südwindes hören.
Sie haben sich kurz vereint und trennten sich wieder, aber nur
für kurze Zeit. Sie werden immer wieder zueinanderstreben und die Natur ein
wenig verwirren.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen