Blut und Begierde
Auszug aus
Wenn man den dichten Wald hinter sich gebracht hat,
tut sich der Blick auf den Fluss auf, der träge dahinfließt und besonders nachts
immer unheimlich wirkt. Auch bei Tage ist er dunkelgrün, fast schwarz, weil
sich an einer Seite hohe Tannen bis an das Ufer drängen und an der anderen
Seite eine Felswand aus dem Wasser aufsteigt, die das Tageslicht weitgehend
abhält. Man nannte ihn den „schwarzen Fluss“
Rechts, wo die Felswand ein wenig zurücktrat, stand
ein altes unbewohntes teilweise verfallenes Schloss aus dem 16.Jhdt.
Zu diesem Gemäuer führte eine alte, teilweise
überdachte Brücke. Teilweise deshalb, weil diese Überdachung große Löcher
aufwies und niemals repariert wurde.
Eltern warnten ihre Kinder die Brücke zu betreten; sie
sei baufällig und außerdem spuke es angeblich im alten Schloss. Tatsächlich sah
man in mondlosen Nächten Lichter im Haus und die Fensterläden waren einmal
offen und ein andermal wieder geschlossen, ohne dass man wußte, ob dort jemand
wohnte oder nicht.
Das waren natürlich die Gründe, warum es unter den
Kindern als Mutprobe galt, über die Brücke auf die andere Seite zu laufen und
von drüben herüber zu winken und ebenso schnell wieder zurückzulaufen. Die
Brücke ächzte und stöhnte unter jedem ihrer Schritte und das entlockte den Kindern
immer wieder kleine Schreckensschreie. Doch mit der Zeit verloren die Menschen
das Interesse an der Brücke und dem alten Schloss. Auch die wenigen Kinder, die
noch im Ort wohnten hatten ganz andere Interessen.
Doch seit einigen Tagen hallten laute Hammergeräusche
durch den Wald und neue Bretter wurden angeliefert. Die Brücke und das Schloss wurden
augenscheinlich repariert. Schlagartig trat das Anwesen wieder in den
Mittelpunkt des Interesses.
Man hörte, dass sich ein
neuer Eigentümer gefunden hätte. Es soll ein Mann aus Osteuropa sein, der das
alte Gemäuer am anderen Flussufer vom geheimnisvollen, irgendwo in England
lebenden Eigentümer, gekauft hätte.
Niemand kannte den Neuen, doch tauchte er manchmal abends
bevor die Arbeiter nach Hause gingen, in einer schwarzen Kutsche mit einem
Pferd davor gespannt aus dem Nichts auf und blickte gebannt auf die Brücke und
ohne etwas zu sagen fuhr er dann wieder davon.
Eines Tages, als die Reparaturen schon weit fortgeschritten
waren, betrat er jedoch spätabends das abgelegene Gasthaus am Ufer des Flusses
und verlangte ein stilles, abgelegenes Zimmer.
Sein Gepäck bestand aus zwei großen schwarzen Taschen
und einer länglichen Truhe, die mit einer schwarzen Plane abgedeckt war.
Wie von Geisterhand gelenkt, verschwand seine Kutsche danach
wieder in der Dunkelheit.
Er bat, ihn tagsüber auf keinen Fall zu stören. Trotz
intensivem Lauschen an der Türe konnte das neugierige Hausmädchen tagsüber kein
noch so leises Geräusch aus seinem Zimmer hören.
Er war ein sehr ruhiger Gast, der tagsüber das Zimmer
nicht verließ und nur abends selbst mit dem Pferdegespann des Wirtes zu dem
alten Gebäude fuhr, um den Fortgang der Arbeiten des vergangenen Tages zu
überprüfen.
Anschließend entschwand er wieder im ersten Stock des
Gasthofes. Man konnte die ganze Nacht schwaches Licht durch die dichten,
vorgezogenen Vorhänge schimmern sehen.
Natürlich erweckte er die Neugier der Menschen.
Gleichzeitig jedoch wahrten sie Distanz zu ihm. Seine hohe dunkle, unheimlich
wirkende Gestalt mit dem schwarzen Hut und dem weiten Mantel flößte ihnen so
etwas wie ängstlichen Respekt ein.
Nach ungefähr zwei Monaten waren die Bauarbeiten abgeschlossen
und er kündigte seine Abreise an.
An einem der nächsten Abende
erschien wie aus dem Nichts wieder die schwarze, geschlossene Kutsche, dieses
Mal mit dem Kutscher am Kutschbock, der das schwarze, unruhige Pferd souverän im
Zaume hielt.
Der schweigsame Gast trug seine beiden Koffer und die
große schwarze längliche Truhe mit Hilfe des Kutschers selbst aus dem Haus und sie
luden alles hinten auf, er setzte sich in die Kutsche und sie fuhren durch den
Wald und über die neu renovierte Brücke. Die Pferdehufe hallten laut und
unheimlich weit ins Land hinein.
In dieser Nacht gab es ein schreckliches Unwetter, es
donnerte und blitzte gewaltig und der Regen ergoß sich in Strömen über den
kleinen Ort. Niemand getraute sich aus dem Haus. Alle Fensterläden waren
geschlossen. Die Dorfstraße wurde zu einem reißenden Bach. Das Dorf lag in
völliger Stille und Dunkelheit da, man hörte nur den Wind an den Fensterläden
rütteln. Und doch glaubten die Dorfbewohner einige Pferdekutschen draußen
vorbei fahren zu hören, sie schattenhaft auch zu sehen. In das Donnergrollen
mischten sich auch die Geräusche von Pferdehufen auf der Holzbrücke. Es klang
wie eine wilde Jagd, die Pferde wieherten und dazwischen war auch Hundegebell
zu hören.
Am nächsten Morgen, es war ein Sonntag, stellten man
fest, dass das Unwetter besonders am Friedhof einigen Schaden angerichtet hat.
Neben der Friedhofsmauer waren einige frische Grabhügel weggeschwemmt, die Särge
anscheinend von den Fluten davongetragen. Sie wurden weiter unten
wiedergefunden. Doch die Leichname waren verschwunden und konnten trotz
intensiven Suchens nicht wiedergefunden werden.
Nach der Sonntagsmesse am nächsten Morgen sah man die Leute
tuschelnd am Kirchplatz zusammenstehen und als der Pfarrer zu nahe herankam,
verstummten sie oder wechselten das Thema. Die Stimmung war allgemein gedrückt.
Man wusste nicht, was man von den Ereignissen halten sollte.
In der darauffolgenden Nacht waren wieder Pferdehufe
auf der Brücke zu hören und einige beherzte Männer aus dem Dorf machten sich
auf den Weg durch den Wald. Sie wollten sich Klarheit darüber beschaffen, was
dort vor sich ging.
Aus der Tiefe des Waldes hörte man Geräusche aus dem
Unterholz, ein Käuzchen ließ seinen Ruf erschallen und irgendwo heulte ein
Wolf. Um die Höhlen des aufsteigenden Felsens flogen Fledermäuse unruhig hin
und her und es kam wieder Wind auf.
Der am Himmel stehende blasse Mond legte sein bleiches
Licht auf dieses Schauspiel und so manchem liefen kalte Schauer über den
Rücken. Riesige Fledermäuse durchstreiften gemeinsam mit schwarzen Krähen die
Luft.
Einige stahlen sich ängstlich unbemerkt wieder davon
und liefen zurück ins Dorf.
Diejenigen, welche geblieben waren, blickten zögernd
auf die andere Seite hinüber. Das Schloss war beleuchtet, es standen auch drei
Pferdekutschen davor, die Pferde unruhig und schnaubend. Sie zögerten kurz und
sahen sich fragend an.
Da sie nun aber einmal da waren, entschlossen sie sich
doch, hinüber zu gehen. Sie gingen über die Brücke, dann an den
Pferdefuhrwerken vorbei und standen vor der Eingangstüre, die mehr ein Tor und nur
angelehnt war.
Es schien als wären sie erwartet worden, denn das
große schwere Tor wurde plötzlich weit geöffnet und sie konnten ungehindert
eintreten. Niemand begrüßte sie, es war als ob man nicht besonders erstaunt
war, dass sie so plötzlich da waren.
Der Tisch in der Mitte des Raumes war mit einem dunkelroten Tischtuch bedeckt, es
standen Gläser mit Rotwein darauf und die Gesellschaft unterhielt sich
angeregt. Es handelte sich um drei Männer und zwei Frauen. Die Männer waren mit
dunklen Anzügen und blütenweißen Hemden bekleidet, die beiden Damen trugen
unter ihren schwarzen Umhängen weiße lange Kleider mit üppigen Rüschen an den
Oberteilen.
Die Beleuchtung bestand aus sehr vielen brennenden
Kerzen, die in Leuchtern am Tisch standen, jedoch auch am Boden und in den
Fensternischen waren brennende Kerzen willkürlich angeordnet. Das flackernde
Licht warf bewegliche Schatten an die Wände.
Die staunenden Dorfbewohner wurden nun doch herbeigewunken
und mussten auf den leer stehenden Sesseln Platz nehmen. Es wurde ihnen Rotwein
eingeschenkt und sie wurden genau betrachtet, einige sogar berührt. Man
berührte ihre Haare, strich über ihre Nacken und Arme und mit stechenden Blicken
zwangen sie sie, sitzen zu bleiben.
Es wurde auch anfangs nichts gesprochen und es war ihnen
als würden sich alle zeitverzögert bewegen.
Danielle und Sabrina, zwei junge Mädchen aus dem Dorf
waren besonders neugierig. Sie wollten diese Fremden näher begutachten, es
kamen ja so selten Besucher ins Dorf. Sie zeigten sich demonstrativ neugierig
und lächelten in die ihnen fremden Gesichter, versuchten vergeblich von ihnen
auch ein Lächeln zu erhaschen. Es waren jedoch kalte, ernste Blicke aus dunklen
brennenden Augen.
Die Unterhaltung entwickelte sich in der Folge aber
dann doch immer lebhafter, dauernd wechselten die Sitzpartner und langsam
verschwamm Wirklichkeit und Halbtraum. Sie wurden von den leicht schwebenden
Körpern der Anwesenden häufig umarmt, sie flüsterten und raunten ihnen Dinge
ins Ohr, die sie teilweise nicht verstanden oder glaubten nicht richtig zu
verstanden zu haben. Ihre Fantasien, oder war es Wirklichkeit, spielten ihnen
süße schmerzhafte Vereinigung mit fast körperlosen Wesen vor, sie spürten
heißen Atem und dann wieder kühlen Todeshauch auf ihrer Haut. Sie fühlten sich
in einem Moment körperlos und kraftlos, im anderen Moment voll Energie und
Bewegung. Die Luft war geladen mit Düften und Aromen. Sie glaubten einmal leise,
tragende Musik zu hören, dann wieder hereinbrechende Melodien, wie die
Urgewalten des Universums. Ihr Gehör war durch den Genuss des Weines geschärft und
imstande die leisesten Schwingungen und Wellen im Raum wahrzunehmen.
Der Raum war erfüllt von Farben und silbernen Schleiern,
sie fühlten sich emporgehoben und gewichtslos, aller Kraft und Bodenhaftung beraubt.
Es ging nicht nur den beiden Mädchen so, für diese
einfachen Menschen aus dem Dorf, Bauern und Handwerker war es eine fremde
faszinierende, bisher nicht gekannte Welt. Manche vergaßen woher sie kamen,
dass sie Familie hatten, oder Handwerksbetriebe. Sie wollten nur noch, dass
dies alles nie wieder aufhört und stürzten in endlose, dunkle, dann wieder hell
leuchtende Tiefen und Strudel. ++++++
Danielle und Sabrina wurden urplötzlich von zwei
großen schwarzen Gestalten über die Treppe in den Oberstock getragen, niemand
schien es zu bemerken. Sie fühlten sich wie Königinnen. Die Männer trugen weiße
Seidenhemden mit weiten Ärmeln und reichhaltigen Spitzenkrägen, die vorne offen
waren und schöne, trainierte Körper sehen ließen. Sie flüsterten ihnen
betörende Worte ins Ohr, sie begehrten sie und flehten um Zärtlichkeiten, in
einer Art, wie sie sie bisher nicht kannten. Die Männer aus ihrem Dorf waren
einfache, direkte Menschen, die solche Worte nicht einmal aussprechen konnten.
Danielle fand sich in einem großen dunkel getäfelten
Schlafgemach wieder, das Bett stand direkt in der Mitte. Es hatte hölzerne,
wunderschön gedrehte Säulen an jedem Ende und darüber war ein Baldachin
gespannt. Die Polster waren aus Seide und die Bettdecke aus Damast. Ihr
Kavalier bettete sie behutsam darauf und begann ihre Bluse und ihr Mieder
langsam aufzuschnüren. Seine Lippen glitten von ihrem Ohr über den Hals immer
tiefer. Der Raum begann sich zu drehen, das Blut rauschte in ihren Ohren und
ihr anfänglicher Widerstand begann zu schwinden. Sie spürte, wie sich ihr
Körper fast von selbst hob, sich dem Mann entgegen drängte und die Brüste prall
und fest wurden, ja aus der offenen Bluse drängten. Er bemerkte ihre Erregung,
kam mit seinen Lippen noch tiefer und umschloss zärtlich einmal ihre linke,
dann wieder die rechte Brustknospe. Seine Zunge leckte gierig an ihnen und seine
Hände begannen hastig ihre Röcke abzustreifen. Sie konnte sich nicht wehren,
sie glaubte immer tiefer und tiefer zu fallen und spürte, wie der Druck in
ihrem Unterbauch immer stärker wurde. Endlich hatte er es geschafft, sie von
ihrer Kleidung zu befreien. Sie lag vor ihm, aufgeschnürt, nackt und bereit sich
hinzugeben. Sein Mund glitt immer tiefer und tiefer an ihrem Körper entlang, bis
er zwischen ihren Schenkel in die Hitze ihrer Vagina eintauchte und sie das
Gefühl hatte, dass seine Zunge immer tiefer und tiefer in sie eindrang. Sie
begann zu vibrieren, hob und senkte ihr Becken und genoss seine Wildheit. Seine
beiden Arme streckten sich empor und hielten ihren Körper seitwärts fest. Sie
spürte, dass er sie total in sich aufnahm, so als würden sie sich zu einem
Körper vereinen. Der erste Orgasmus war
so gewaltig, dass sie wilde Schreie ausstieß. Er ließ sie los, sein Gesicht mit
den schwarzen lodernden Augen kam nun immer näher dem ihren, er umfasste ihren
Kopf und senkte seinen Mund auf ihren Hals. Seine Zunge glitt langsam auf und
ab, sie brannte auf der Haut und dann biss er zu. Es war ein unsäglicher
Schmerz, der ganze Körper begann zu brennen und dann spürte sie, wie langsam das
Blut aus ihm entwich. Anfangs versuchte sie, sich zu wehren, sie schlug mit den
Armen um sich, doch er hielt sie wie ein Schaubstock fest und so hatte sie nur
ganz wenig Platz um sich zu bewegen. Sie spürte, wie fast alles Blut aus ihr
entwich. Sie wurde immer matter, konnte sich kaum mehr wehren und hing schlussendlich
nur mehr in seinen Armen. Erst als er das spürte, ließ er ein wenig nach, sie
so fest zu halten. Seine Hand glitt wieder in ihr Lustzentrum und er begann sie
nun neuerlich zu erregen, glitt zwischen ihre heißen, feuchten Lippen, fand die
Klitoris und begann nun, sie langsam und stetig zu stimulieren. Es war quälend
und wohltuend zu gleich, sie glaubte verrückt zu werden und wollte doch, dass
er nicht mehr aufhörte. Sie wand sich, bäumte sich auf und ließ diese
unglaublichen Orgasmen, die in kurzer Folge hintereinander in ihrem Körper
tobten, einfach geschehen.
Nach einer endlos erscheinenden Weile ließen seine
Zähne ihren Hals los und er blickte sie ernst an.
„Wie hat Dir das gefallen? Nun gehörst Du zu uns! Du
hast die Welt der Sterblichen für immer verlassen, kein beschwerliches Altern
mehr, ewige Jugend! Wenn Du einmal voll
aufgenommen sein wirst, hast Du unbegrenzte Kräfte, ja kann sogar sein,
Zauberkräfte. Keine Krankheiten mehr! Du bist nicht mehr an einen Ort gebunden,
wir können die Welt bereisen und von einem Ort zum anderen fliegen! Wir werden
Jahrhunderte überdauern!“ Es waren die ersten Worte, die er seit ihrer Vereinigung
sprach. Seine Stimme war rau, dunkel und sie klang hohl, als befänden sie sich
in einem hohen Raum.
Sie starrte ihn an. Was war geschehen? Sie fühlte sich
leer und ausgepumpt, federleicht und innerlich eiskalt.
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