Fallende
Kirschblüten
von Joana Angelides
Es sind diese
zarten, rosa Blüten des Kirschbaumes, innen leicht pink und sehr empfindlich,
die mich immer an Pucchinis Butterfly erinnern.
An diese Oper,
mit ihrer wunderbaren Musik, die mir am Ende immer Tränen über die Wangen
laufen lässt.
Wenn die Luft
leicht darüberstreicht, verlieren viele Blütenblätter ihren Halt und trudeln
langsam zu Boden, wiegen sich im Wind, drehen und winden sich.
Sie landen als rosa
Flocken im hellgrünen frischen Gras unter dem Baum und blinken mich wie
einzelne Seelen an.
Ein nackter
Frauenkörper, mein nackter Körper, liegend unter solch einem Baum, kann mit
geschlossenen Augen die Blätter auf der Haut spüren, mit leichtem Schauern
aufnehmen und spüren, wenn sie der Wind wiederholt und wegbläst.
Du kniest neben
mir, meinen Kopf in deinem Schoß und wartest auf jedes einzelne Blütenblatt, um
es entweder wegzublasen, oder mit deinen Lippen aufzuheben. Du umrundest mit
deinem Finger meinen Mund, wenn er lächelnd diese Gefühle genießt
Der leichte
Windhauch deines Atems erweckt leises Zittern in mir und die Haut zieht sich
genau da zusammen.
Um nicht in die
Sonne zu blinzeln, halte ich meine Augen geschlossen und spüre, wie deine Hand
langsam zwischen meinen Brüsten nach unten zu meinem kleinen Bäuchlein gleitet
und dann über den Venushügel zwischen meinen Schenkeln zum Stillstand kommt.
Die Anspannung
des Körpers in diesem Moment breitet sich aus und erreicht jede Faser, Zehen-
und Fingerspitze, sprengt fast die Kopfdecke.
Langsam gleitet
die Hand wieder nach oben und eine kleine Entspannung macht sich breit.
Inzwischen sind
weitere Blütenblätter herunter geschwebt und eine hat sich auf das geschlossene
linke Augenlid gelegt. Du befeuchtest deinen Finger und legst nun auch auf meinem
rechten Augenlid eines dieser kleinen Wunderwerke der Natur.
"Halte deine
Augen geschlossen, ich will nicht, dass du siehst, was ich mache! Will dich
immer wieder überraschen, " dringt es flüsternd an mein Ohr
Ich bin
angespannt, meine Baudecke wird hart, mein Gehör und mein Fühlen schärfen sich
Ich spüre, wie du
meinen Kopf loslässt und dich aufrichtest. Es brechen leise Äste, Bewegung um
mich ist spürbar.
Du kniest nun an
meiner anderen Seite. Und ich spüre, wie kühle Blätter, zarte Fühler über meine
Brüste streichen, wie kleine, ein wenig steife Äste, die Spitzen reizen.
Es fühlt sich
kühl an, wispernd und liebkosend, die Blüten streichen darüber, kommen von der
anderen Seite, verbleiben an den Brustspitzen, tanzen darauf.
Es sind leichte
Berührungen wie die Wimpern einer Elfe, wie die Flügel eines Schmetterlings.
Und doch versetzen sie den Körper in Aufruhr, senden Signale aus.
Sagt man nicht,
es wird durch den Flügelschlag eines Schmetterlings hier bei uns, irgendwo weit
weg, auf einem anderen Kontinent, ein Tornado ausgelöst?
Nun beginnst du,
mit kleinen Ästen voller Blüten meinen Körper auf und ab zu gleiten, öffnest
meine Schenkel und drehst und bewegst sie, lässt diese Kleinen Zweige und
Blätter auf der Innenseite tanzen und kleine Lustschreie entweichen meiner
Kehle.
Es sind diese
leichten, kaum spürbaren Berührungen, die nur über die Oberfläche streichen,
die diese Reaktionen auslösen, die Nerven so unmittelbar unter der Haut reizen
und zum Schwingen bringen.
Nun lässt du die
Zweige nach unten tanzen, die geöffneten Beine entlang, in der Kniekehle
verweilen und die Fußsohlen erreichen. Du streichst auf und ab und der Körper
beginnt nun wie im Winde zu vibrieren und erreicht die gleiche Leichtigkeit wie
die herab schwirrenden Blüten, er hebt ab.
Die Haut hat eine
Sensibilisierung erreicht, die mit normalen Instrumenten wahrscheinlich nicht
mehr messbar wäre und jedes dieser leichten rosa Blütenblätter, die
herabfallen, lassen ihn zusammenzucken.
Nun beginnst du
mit der Zungenspitze die Blätter von meinen Brustspitzen zu entfernen und
drehst wieder ganz leicht, aber schnell einen kleinen Zweig mit Blüten darüber,
wie einen Pinsel, wenn er Gold auf einem wertvollen Stück aufträgt um es zu
vergolden.
Längst ist dieser
mein Körper nicht mehr beherrschbar, er bäumt sich auf, er windet sich und
dreht sich und mit jedem neuen Blütenblatt wird er empfindlicher. Jedes
Blütenblatt erzeugt Blitze im Gehirn.
Irgendwann, wenn
alle Nerven singen und unter der Haut tanzen, hörst du auf und nimmst mich in
den Arm und wir vergessen alles Andere rund um uns.
Ich höre die Arie
der Butterfly, höre ihren Gesang, der nicht endenwollenden Liebe ausdrückt und
verliere mich in einem Blütenmeer von rosa Kirschblüten für eine kleine
Ewigkeit.
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