Im
Schatten des Fujijama
Tanaka ist ein
Masseur. Aber nicht irgendeiner, sondern ein Meister seines Faches. Und er ist
einer der zwei Japaner in meinem Leben, die mir wichtig sind.
Es ist nicht nur
deswegen, weil meine Wurzeln in Japan sind, sondern auch, weil sie Beide es in
der Hand haben, mich emporzuheben, mich schweben und fliegen zu lassen, mich
aber auch durch die Hölle der Lust und Erotik gehen zu lassen.
TANAKA ist
in erster Linie Masseur, ein spezieller Masseur! Er ist ein Getriebener seiner Lust, Er ist
distanziert und unpersönlich, er ist ein Handwerker in gesteigerter Form. Sogar
sehr distanziert, diskret und scheinbar unterwürfig. Er ist erst zufrieden,
wenn auch seine Kundin zufrieden ist. Er arbeitet ihre Persönlichkeit heraus,
wie es Pygmalion mit der Erschaffung seiner Wunschfigur gemacht hat, aber er
bleibt immer emotionell frei und ungebunden. Er ist immer Herr der Lage, und
erst wenn das Objekt seiner Bearbeitung unter seinen Händen wimmernd fast
zusammenbricht, findet er seine Befriedigung. Doch nie kommt es zwischen ihm
und der Kundin auf dem Massagetisch vor ihm zur direkten ultimativen
Vereinigung! Es ist ein Tabu!
Er lebt diese
Leidenschaft in jenem „Kleinen Teehaus in Kyoto“ aus, in das ich mich immer
begeben, wenn ich wieder einmal in Tokyo bin. Ihn bezahle ihn dafür, dass er
mir den Abgrund in meinem ICH zeigt.
TAMOMOTO ist der andere Mann, er verwöhnt mich, kocht hin und wieder für mich im
Alltag, füllt mein Leben mit Musik und Harmonie. Ist in erster Linie Japaner,
dann erst Dirigent, Musiker. Er lässt mich spüren, dass er ganz in mir aufgehen
kann, alle meine erotischen Neigungen und Wünsche erfüllen und genießen und
mich glücklich sehen will. Sein Lächeln ist warm und seine dunklen Augen ein
tiefer See. Unsere Seelen fließen dahin, wie die Musik von Smetana, bäumen sich
mit der Musik von Rimski-Korsakov auf oder verlieren sich in den Symphonien von
Beethoven.
Dies sind meine
Geschichten, aus verschiedener Sicht, mit diesen so unterschiedlichen Männern,
die aber so wichtig für mich waren und noch immer sind:
TAMOMOTO.Tag 1
Ich habe soeben die
Hölle verlassen und es war wunderbar. Die Stille danach jedoch ist wieder
quälend. Die Augenmaske lässt mich in völliger Dunkelheit. Ich spüre noch immer Tamomotos warme, festen
Hände wie sie meinen Körper streicheln, seine Lippen über meine Brüste
streichen, zum Bauch hinunter wandern, im Nabel verbleiben und unruhig vibrieren,
verhindern, dass die Erregung abflaut. Sie hat mich voll im Griff. Im
Hintergrund ist leiser Trommelwirbel zu hören, als würden die Heere aus Eroicas
drittem Satz aufmarschieren.
Tamomoto spielt
wieder eine seiner Symphonie im Konzertsaal meiner Empfindungen.
Er entfernt sich
wieder und ich bleibe in der völligen Dunkelheit und Stille zurück.
Spüre plötzlich, wie
Nebelfetzen, (oder sind es Spinnweben?)
über mich gleiten, meine Schenkel berühren und sie auseinander drängen. Er ist wieder da! Er drängt sich in mein
Lustzentrum und sein Schwert bleibt genau über meiner Klitoris stehen. Es sind
tausend Zungen, die sich mit dieser noch immer sehr erregten Stelle vereinen
und sie beginnen erneut in meinem Körper zu toben; meine Nervenenden vibrieren
hektisch. Es scheint, als wäre ich auf ein Rad gebunden, dass sich immer
schneller dreht. Warmer Atem ist spürbar über den Spitzen der Brust und eine,
oder mehrere Zungen beginnen ihr Spiel. Es gibt kein Entrinnen, die Ameisen
kommen wieder, der Strom erfasst meine Fingerspitzen und breitet sich bis zu
den Zehen aus. Mein Mund trocknet aus, ich kann nur mehr stoßweise atmen.
Es ist als würden
sich die Tore der Hölle wieder öffnen, tausend feurige Zungen nach mir lecken
um mich, wie Don Giovanni, in den Abgrund zu ziehen. Der Dirigent hält seinen
Zauberstock, der einmal wohltuend, dann wieder strafend über mich herrscht,
fest in der Hand und lässt keinen Moment Ruhe einkehren.
Mein Körper wird
gleichzeitig in glühende Lava getaucht, dann wieder in ein Meer von Eis, von
einem Extrem ins andere. Die Zunge hört nicht auf, sie stülpt mein Innerstes
nach Außen und dieses Innere ist wie eine Pfingstrose mit tausend dunkelroten,
bebenden Spitzen.
Das Blut steigt und
steigt in den Kopf, ein Feuerwerk explodiert und ich sehe nur mehr diese leuchtenden
Sterne an einem schwarzen Nachthimmel. Es ist ein neuerlicher Orgasmus, ausgelöst
durch tausend Zungen der nicht aufgehalten oder unterbrochen werden kann. Nichts
ändert sich, die Zunge arbeitet ruhig weiter, treibt mir den Schweiß aus allen
Poren und ich spüre, wie die Erregung, die Lust immer tiefer eindringt in
meinen Leib. Es tauchen aus dem noch nie sichtbaren Abgrund Gefühle auf, die
den Körper treiben und das ausbrechende Feuer lodern lassen.
Unmittelbar, ohne
Vorwarnung überrollt mich der nächste Höhepunkt, raubt mir fast das Bewusstsein.
Doch es hört nicht
auf. Ich schreie diese schmerzhafte Lust hinaus, ich spüre seine Finger in
meinem Mund, ich sauge daran, spüre, wie mir Tränen der Lust über die Wangen
laufen.
Inzwischen kriechen Tamomotos
Hände weiter über meinen Körper, machen ihn zittern, reizen die Nerven und
holen gutturale Töne aus mir hervor. Der glühende Körper bäumt sich auf, will
dieser Qual ein Ende bereiten, ist jedoch chancenlos.
Unentwegt spüre ich
seine Lippen am ganzen Körper, sie spielen mit ihm, saugen an ihm und kühlen zischend
die glühenden Punkte.
Der ultimative
Orgasmus überrollt mich, ich sehe in meiner Dunkelheit meinen Körper von Innen
heraus, sehe jede Sehne, jede Vene und jede Ader. Sehe wie sich glühende Lava
in ihnen wälzt, sehe, wie sich mein Bauch nach außen wölbt, meine Brust sich
öffnet und das offene, blutige Herz wie rasend schlägt. Alles was ich noch
spüre, ist die Explosion in meinen Kopf. Sehe, wie er von innen her zerrissen
wird, wie die Feuerwerkskörper die Gehirnschale verlassen und werde gleich das Bewusstsein
verlieren.
Bevor dies geschieht,
fängt er mich mit seinen starken Armen auf und hält mich so lange, bis sich
mein Körper beruhigt. Dann erst senkt er den Taktstock.
Es dauert eine
Ewigkeit und eine Stunde.
Fortsetzung folgt.............
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