Mittwoch, 29. September 2021

Der Tennisspieler, Erotisch

 

Der Tennisspieler

von Joana Angelides




 

Liebste Freundin,

 

seit Neuestem haben wir im Tennisklub einen jungen Mann mit verträumten Augen, einer überaus sportlichen Figur und einem tollen Aufschlag.

Seine wechselnden Partner erscheinen gegenüber diesem lebendig gewordenen Apoll, farblos und peinlich nichtssagend.

Seine gesamte Erscheinung ist ein harmonisches Ganzes aus Schönheit und Lebendigkeit.

Ich mag die Art seiner Bewegungen, seines Muskelspieles oder wie er die üppige, halblange Haarmähne zurückwirft und sich mit dem Schweißband am Handgelenk über die Stirne streicht, in mich aufzunehmen.

Sein Körper ist mit dem eines im Sprung befindlichen Gepards zu vergleichen. Von meinem Platz unter der Linde des Clubcaffees kann ich das unbeobachtet genießen. Vor allem, wenn ich meine große Sonnenbrille und den weichen Strohhut trage, den man ein wenig ins Gesicht ziehen kann.

Ich sitze dann in meinem weißen Tennisdress bewegungslos da, nur meine Lippen ziehen am Strohhalm meines Longdrinks. Hin und wieder hört man das Summen einer Biene und dazwischen regelmäßig die Aufschläge der Bälle.

 

Immer öfter schaut er in meine Richtung und ich weiß, dass er meine Begehrlichkeit spürt, meine langsam entstehende Erregung bemerkt.

 

Mein letztes erfüllendes Erlebnis lag nun schon wieder einige Tage zurück und der ereignislose Ablauf der letzten Tage war enervierend.

Paul war seit Tagen bei einer Konferenz in London und ich begann mich zu langweilen.

 

Hier sehe ich eine neue Abwechslung auftauchen, die ich unbedingt wahrnehmen will. Ich sehe mich in der Rolle des Jägers, der das Wild in der Ferne ausgemacht hat.

 

Durch das weiße Tennishirt hindurch blickend, sehe ich dem Spiel seiner Muskeln zu. Sie bewegen sich im gleichmäßigen Rhythmus seiner Bewegungen, mit Ruhepausen dazwischen.

Dieses Wechselspiel zwischen Anspannung und Ruhe weckt eine ungeheure Sehnsucht in mir. Ich liebe es sehr, wenn meine Sinne und mein Körper durch ausdauerndes Berühren und darüber Streichen empfindlicher Punkte fast zum Glühen gebracht wird und dann plötzlich, aber nur für Sekunden, eine kleine Ruhepause folgt. Das neuerliche Berühren danach ist vergleichbar mit dem Feuerwerk am nächtlichen Himmel von Rio.

Ich weiß, dass solche Vergleiche hinken, doch glaube mir, diese Feuerwerke finden dann tatsächlich in meinem Inneren statt. Die mehrfache Wiederholung dieses Wechselspieles versetzt mein Ich außer jeglicher Kontrolle.

 

Vor einigen Tagen war es so weit, dass sich unsere Blicke begegneten und einen Moment ineinander versponnen haben. Ich hatte die Sonnenbrille in der einen Hand, mit der anderen Hand rührte ich in meiner Tasse, unnötig lang und ganz automatisch.

Als er vor mir stand, sein Schatten auf das kleine Tischchen fiel, hörte ich auf, den Löffel zwanghaft zu bewegen und legte ihn weg.

 

Er ließ seinen Blick langsam zu meinem Hals hinab gleiten und es schien mir eine Ewigkeit zu dauern, bis er meinen Brustansatz fand. Ich spürte seine Augen auf meiner Haut brennen und konnte nicht verhindern, dass sich die Spitzen meiner Brüste langsam durch die Bluse hindurch bohrten. Ich fühlte mich nackt. Aus der Anspannung heraus und einer gewissen Verlegenheit fuhr ich mit meiner nun freien Hand in einem gleichmäßigen Rhythmus über die am Tisch liegende Serviette, immer und immer wieder. Er beobachtet dies fasziniert und schien nun ebenfalls unruhig zu werden.

 

Als er seinen Blick wieder hob, war eine einzige Frage darin:

„Wann?“

 

Ich stand langsam auf und nahm aus meiner Handtasche eine Visitenkarte, die ich neben die Tasse legte. Schweigend, etwas hektisch, verließ ich den Tennisplatz und ging zu meinem Wagen.

 

Ob er dieses Zeichen aufnehmen wird?

 

Es dauert fünf ewige Stunden, bis sein Anruf kam.  Ich war so angespannt und unruhig in dieser Zeit, dass ich mir allen Ernstes überlegte, wer nun in der Rolle des Opfers und wer in der Rolle des Jägers war!

 

„Kennen Sie die Bogner-Appartments? Top 3, ich erwarte Sie!“

 

Er wartete meine Antwort gar nicht erst ab und legte auf.

 

Meine Brustspitzen waren bereits seit fünf Stunden in derselben Position und ich überlegte, was ich anziehen sollte, um es nicht so augenfällig werden zu lassen.

Ich entschied mich für ein lindengrünes Seidenkleid, das vorne in Falten gelegt und rückwärts einen Ausschnitt bis zum Ansatz meines Po´s hatte. Es wurde gehalten durch ein breites Band, das um meinen Hals geschlungen war. Es verschaffte mir Platz und war doch sehr erregend. Ich verzichtete auf jegliche Unterwäsche, man würde die Konturen durch den dünnen Stoff sehen. Ich hatte dieses Kleid schon in Situationen wie dieser getragen und es hatte jedes Mals seine gewisse Wirkung.

 

Das Apartment war leicht zu finden, ich stand davor und wollte eben läuten, als die Türe aufging und er mich anlächelte.

 

„Es war wie eine Ewigkeit für mich, meine Liebe!“

Er nahm meine beiden Hände und drehte sie so, dass er die Innenseite küssen konnte.

 

Glaube mir, in diesem Moment begann der Boden unter mir in wenig zu wanken.

 

Die Spitzen einiger Finger nahm er zart zwischen seinen Zähnen, mit einer Hand umfasste er meine Hüfte und die andere Hand schob er langsam durch den tiefen Rückenausschnitt meines Kleides. Seine Fingerkuppen erreichten den Punkt genau über meiner Pospalte, wo er langsam auf und abfuhr. Er öffnete leicht seine Lippen und gleichzeitig kam freudige Erstaunen in seinen Augen auf, als er merkte, dass ich darunter nichts trug, als meine dünne Haut und JOOP.

 

Ich denke, in diesem Moment müssen meine Knie nachgegeben haben, denn er fing mich auf und trug mich in die Tiefe des Raumes.

 

Ich weiß heute nicht mehr, wann ich das Kleid abgestreift habe, ich spüre jedoch noch immer seine Fingerkuppen auf jeder Stelle meines Körpers. Ich wand mich und drehte mich, konnte jedoch seinen Berührungen nicht entkommen; wollte es auch gar nicht ernsthaft.

Ich genoss diese ungeheure Erregung, sie ist mein Leben.„Ich weiß, dass Du es genauso willst, ich sehe es in deinen Augen!“

War er einer jener Menschen, die durch andere Menschen wie durch Glas hindurchsehen und jede Faser erkennen können?

Ich stürzte, glitt und flog von einem Höhepunkt zum anderen, es gab keine Pause, nur kurze Intervalle, wo seine Berührungen sanfter ausfielen, er den Körper mit Geduld und Einfühlung von Bergspitzen zu Tälern geleitete und dann unbarmherzig wieder zu den Höhen der Ekstase führte.

In all diesen Augenblicken zwang er meinen Blick in den seinen; selbst in Momenten seiner höchsten Anspannung und der anschließenden Verschmelzung löste er diesen nicht. Er wollte es sehen, es erleben, wie ich völlig aufging in meinen Gefühlen, geschüttelt und gerüttelt wurde von ihnen. Selbst mein erlösendes Lächeln nahm er in sich auf, als wären es kostbare, seltene Momente.

 

Es wird niemals wieder enden, waren meine Gedanken, mein Körper wird sich auflösen.

Doch er verstand es immer wieder, diesen Körper zusammenzusetzen, ein Ganzes aus ihm zu machen, nur um ihn wieder langsam zu flüssigem Gold werden zu lassen, das ihm durch seine Finger ran.

 

Inzwischen war es Abend geworden, das Gold der untergehenden Sonne schien sich mit uns zu vereinen. War der Raum schon zu Anfang so groß gewesen, oder schien es mir nur jetzt so.

War dieses Bett schon immer so breit, die Bilder an den Wänden in diesen hellen Pastellfarben hingen schon vorher hier?

 

Wir lagen auf dunkelbraunen Seidenlaken, zusammengerollt und entspannt. Er spielte mit meinem Haar, meine Finger fuhren zärtlich über die herumliegenden Polster.

Es müssen Stunden vergangen sein.

Irgendwann war ich wieder zu Hause. Doch das Gold dieses Tages hat mich noch tagelang begleitet.

 

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Dienstag, 28. September 2021

TAGEBUCHEINTRAG, erster Tag, Erotik

 TAGEBUCHEINTRAG, ERSTER TAG

DUNKELBLAUE NÄCHTE




Liebster, ich hoffe sehr, dein Flug war angenehm und du bist gut angekommen. Den ganzen Tag habe ich an dich gedacht. Trotzdem im Büro heute wieder alles so hektisch war.

 

Du bist nun so weit weg und das mit dem Telefonieren ist auch sehr schwierig, wie sich heute herausgestellt hat. Die Zeitverschiebung tut dann das Übrige und ich vergehe vor Sehnsucht nach deiner Stimme, einer Berührung von dir.

Wenn ich nun zu Bett gehe und der Platz neben mir wird leer sein, werde ich mich zusammenrollen und die Augen schließen.

 

Meine Fantasie und auch teilweise meine Erinnerung an die vergangenen Nächte mit dir werden mir dann die schönsten Bilder vorgaukeln.

 

Es ist so, dass Liebende natürlich immer das Bedürfnis haben, sich nahe zu sein. Ich, z.b., will im Halbdunkel deine Hände auf meiner Haut spüren, deinen Atem im Gesicht, am Hals und zwischen dem Haaransatz und dem Nacken. Dort stellen sich dann meine ganz feinen Haare auf und erzeugen ein kribbelndes Gefühl und die Kopfhaut zieht sich zusammen. So ist das immer wieder bei mir.

 

Dann werde ich meine Augen schließen und spüren, wie deine gespreizten Finger in meinem Haar langsam versinken. Wie du es immer wieder so zärtlich machst! Deine Fingerkuppen berühren dann imaginär meine Kopfhaut und tausend Sterne werden hinter meinen geschlossenen Augenlidern aufglühen.

Dann werde ich deinen sinnlichen Mund auf meiner Haut nach meinen Lippen suchend spüren, sie werden über meine Wangen streichen und ich öffne schon, noch bevor du ganz dort bist, meine Lippen erwartungsvoll.  Die Spannung wird fast unerträglich sein!

 

Ich werde mir dann vorstellen, du siehst mir in die Augen, ganz tief und erforscht meine Gefühle, meine Empfindungen. Dann werde ich mich nach deinen Fingerspitzen sehnen, auch nach deinen Fingerkuppen, die meinen Körper erforschen, jede Regung registrieren. Die tief in meine Erregung tauchen und mich so lange behutsam berühren, bis ich zu seufzen beginne. Dann werde ich deine Haut mit meinen Lippen berühren, dich ebenfalls zum erzittern bringen, deine Erregung, dein Begehren spüren.

 

Ich werde mir vorstellen, dass sich unsere Körper erwärmen werden, der Duft unserer Haut sich vereinen wird, und sie sich aneinander reiben werden und es in Gedanken genießen.

 

Meine Gefühle werden langsam von meinem ganzen Körper Besitz ergreifen und mich zum Wahnsinn treiben, mich auf eine ungeahnte Höhe heben, mir den dunklen Himmel mit abertausenden Sternen zeigen und mich sterben lassen, wie einen schwarzen Stern. Doch vorher werde ich in das Universum eintauchen und in einem Sternenschauer verglühen.

 

Dann werde ich mir wünschen, dass du mich wie immer sanft in den Arm nimmst.

 

Ich würde heute abend so gerne mit dir hier irgendwo sitzen, angelehnt an die Kacheln des Kamins im Wohnzimmer oder an unserem großen Kuschel-Polster, über dieses und jenes sprechen, mit dir flüstern. Ich würde gerne die Wärme deines Brustkorbes spüren, deine Arme um mich herumgeschlagen und vielleicht zu unseren Füßen wie immer, zwei Gläser mit Rotwein stehen haben. Wir könnten über den heutigen Tag sprechen, über irgendwelche Ereignisse lachen und dann wieder schweigen oder uns küssen.

 

Irgendwann würden wir dann zu Bett gehen.

 

Die Nächte, in denen wir zusammen die Weichheit und Tiefe der Gefühle ausloten, gehen in die Ewigkeit unserer Empfindungen ein, sie bleiben uns in Erinnerung. Wir erinnern uns dann nicht an jede einzelne Nacht, doch es sind einzelne Schleier des Glückes, die für uns die Abschirmung nach Außen bilden, die das Häßliche abwehren und nur uns Liebenden gehört.

 

Diese Schleier bilden für mich ein dunkelblaues Zelt, spitz zulaufend nach oben, die Seitenwände bewegen sich im Wind und doch sind wir sind abgeschirmt gegen neugierige Blicke von außen. Aber auch wir können nicht sehen, was sich draußen abspielt und wollen es auch gar nicht.

 

Du weißt, für mich ist die Farbe Blau in allen Schattierungen, eine sehr wichtige Farbe. Die Tage sind hellblau, mit einigen weißen Wolken, denen man seine Träume mitgeben kann. Die Wolken zerrinnen dann am Himmel und die Träume sind weg, oder sie haben ihr Ziel erreicht. Die Nächte jedoch sind dunkelblau, weich und mit Sternen übersät, die geheimnisvoll, verheißungsvoll blinken und diese Unendlichkeit in Blau ist wie eine Decke, die alles zudeckt. Sie läßt immer alle Dinge in diesem unseren halbdunklen Raum nur als Schatten erscheinen, alles Grelle und Harte erscheint uns weit weg.

 

In diesem dunklen Blau der Nacht können wir unsere Gedanken und Wünsche ausbreiten, wir können mit den Fingerspitzen Körper berühren, darüberstreichen, die nur in unserer Phantasie existieren. Wenn du da bist, haben wir das Glück, dass sie tatsächlich und real sind.

 

Ich stelle mir auch vor, ich werde dein Gesicht mit der Innenseite meiner geöffneten Hände berühren und dich ganz zu mir ziehen, um dir ganz nahe zu sein. Ich werde mich heute Nacht in Gedanken immer wieder in deine Arme begeben und den Tag ausklingen lassen, ich zwinge den Traum meinen Wünschen zu folgen.

 

Ich, dein Pfauenauge, liebe Dich

 

 



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