IRRGARTEN DER LUST
von Joana Angelides
aus dem e-Book "Begierde Teil 1 und 2"
Lieber Freund,
ich werde wahrscheinlich niemals wieder diesem Hexenkessel meiner Sinne und
meines Sexus entkommen können. Trotz meiner Flucht, meiner Enthaltsamkeit und
meinem selbst gewählten Exil in die Welt der Normalität, wurde ich wieder in
die Wirbel von Lust und Begehrlichkeit gerissen. Es war ein halbherziger
Versuch. Ich habe den Druck und die Abhängigkeit davon unterschätzt und wurde daher wieder hinein gezogen in einen
Strudel der Sinne. Ich habe keine Kraft mehr, mich daraus zu retten und will
auch darin untergehen. Ich habe wieder begonnen zu leben!
Als ich das kleine blaue Büchlein in der U-Bahn fand, nahm ich es nur mit,
weil ich es schon aufgehoben hatte und beim Durchblättern sah, dass es mit der
Hand geschrieben war. Es war eigentlich nass und schmutzig, denn es dürften
schon einige Leute unachtsam darüber gegangen sein und es regnete draußen, ich
steckte es aber trotzdem ein.
Wer, bitte, schreibt heute noch mit der Hand? Man SMS´t oder schreibt Mails
übers Handy, aber nicht per Hand in ein kleines blaues Notizbuch!
Meine Neugierde war geweckt, ich vertiefte mich in den Inhalt.
Als die U-Bahn in der Endstation hielt, war ich fast erschrocken. Ich war
angekommen.
Eigentlich wollte ich ja das Loft in der alten, aufgelassenen Glasfabrik
kündigen, nachdem ich da, umgeben von einigen skurrilen Künstlern und anderen
Verrückten vereinnahmt wurde und mich fast im Sumpf von Drogen und gefangen in
meiner Welt der Lust, nach fast totalem körperlichen Ruin, verloren hätte.
Notgedrungen nahm ich mir eine Auszeit, hing auf einigen Ägäischen Inseln ab,
trampte irgendwo am Festland, schlief in Scheunen oder auch bei einfachen
Weinbauern. Ich gönnte meinem Körper und Geist eine Erholungspause.
Die Glasfabrik, in der ich mein Domizil hatte, war von der Endstation in
einigen Minuten erreichbar. Ich stieg langsam hinauf zu meinem Loft auf der
Dachterrasse. Es war wie immer still und dunkel um mich herum. Die
Hausbeleuchtung funktionierte wieder einmal nicht. Der ganze Komplex war
eigentlich abbruchreif.
Das Büchlein legte ich auf die Ablage beim Eingang, ging vorerst zur Küchenzeile
und stellte Wasser für Tee auf. Dann holte ich es wieder und knipste die Lampe
neben meiner Couch an. Der Duft des Earl Grey verbreitete sich angenehm im
Raum, die leise Musik umschmeichelte meine Ohren und die Decke auf meinen
Beinen tat ihr übriges. Ich fühlte mich wohl. Nun nahm ich das blaue Büchlein
zur Hand und begann darin lesen.
Schon nach den ersten Seiten war ich fasziniert und auf das Höchste erregt.
Hier
beschrieb eine offenbar junge, leidenschaftliche Frau über ihre Mitgliedschaft
in einem geheimen Club, dessen einziger Zweck es ist, seine Lust voll
auszuleben und sich mit Leib und Seele der eigenen, unbändige Gier nach
Befriedigung hinzugeben. Dies weckte Erinnerungen an die hinter mir liegende
Periode der maßlosen Unterwerfung meiner eigenen Gier und Lust meines Körpers zu
dieser taumelnden Sucht.
Du siehst, mein Freund, ich bin keinesfalls Herr über meinen Körper und
Geist.
Sie beginnt ihr Bekenntnis mit folgendem Satz:
Nicht nur Meeresfluten und
Wände können sich in meiner Fantasie öffnen, nein auch Felsenwände bergen für
mich Geheimnisse. Wer weiß schon vorher, was sich im Inneren verbirgt, wie tief
es nach unten oder in den Berg hinein geht, vielleicht sogar bis zur glühende Hölle des Erdkerns? Was erwartet mich
dort? Vielleicht wirklich die Hölle? Teufel, die nur den einen Wunsch haben,
mir ihre glühenden Schwerter in den Leib zu stoßen, bis ich endlich das
Bewusstsein verlieren kann?
Wieso
kann es sein, dass dunkle Mächte sich
meiner bemächtigen, dass durch Wecken der sinnlichen Triebe in mir, lodernde
Flammen der Lust genährt werden, ich auf glühenden Kohlen zu liegen komme und
die Fratze des reinen Begehrens und die Gier nach Befriedigung immer wieder
Oberhand über mich gewinnen?
All
diese wahnhaften Vorstellungen sind immer mit Schmerz und Feuer und dem
Unheimlichen verbunden.
Dann
verliere ich mich übergangslos meiner
Fantasien, teils angstvoll und teils gierig in den Armen des Teufels und
spreize meine Schenkel so weit es geht, empfange das glühende Schwert und lasse es in mich stoßen, immer wieder,
bis ich vor Lust schreie.
Sind
das wirklich meine Wünsche und Vorstellungen von Sex und nicht endenwollenden Orgasmen?
Bin ich wirklich dazu verdammt? Ich
reite Zerberus, den Höllenhund, rase durch züngelnde Flammen und sehe
erschrocken das geifernde Gesicht meines Unterbewusstseins, sehe in einem
Spiegel die eigene verzerrte Fratze des
Begehrens und will trotzdem immer mehr.
In
solchen Momenten verkaufe ich meine Seele und meinen Körper an den Fürsten der
Unterwelt, in Gestalt von Andreusz, lasse den Körper brennen und bis zur
Weißglut verglühen. Wenn mein Körper den ersehnten Zustand erreicht, ich geschüttelt werde von Orgasmen, die mich mit
glühenden Zangen festhalten, ist das Ziel erreicht. Ich spüre den glühend
heißen Wind auf meinem Gesicht, gierige Hände krallen sich in meinem Fleisch
fest, reißen Stücke heraus und lassen mich letztlich fallen. Fallen in den
brodelnden Rachen meiner eigenen Begierde.
Diese
Vorstellungen und Gefühle überfallen mich, urplötzlich und ohne Rücksicht auf
meine Umgebung, egal wo ich mich gerade befinde.
Alle
Mitglieder unseres Clubs haben sich gleichende Gefühle und Lusterlebnisse,
noch gesteigert dann, wenn wir unsere
Zusammenkünfte haben. Sie erzählen es offen, ohne Hemmungen zu haben. Wir
versuchen Gleichgesinnte zu finden und versuchen sie an uns zu binden. Wir brauchen
diese Auffrischungen um die Lust durch Abwechslung am Köcheln zu halten.
Allfälliger Ablehnung begegnen wir durch sanfte Einwirkung, eventuell auch mit
kleinen Prisen eines geheimen Pulvers, das uns
von Andreusz zugeteilt wird. Ich
verehre ihn, er hält unsere Gruppe zusammen, er leitet und führt uns mit großer
Umsicht. Unsere Mitgliedsbeiträge sind nicht sehr klein, doch es lohnt sich.
Ich verzichte gerne auf Vieles, nur um dabei sein zu können.
Sie beschrieb Zusammenkünfte
in alten Gebäuden, verlassenen Bauernhöfen und auch Felsenhöhlen, die dementsprechend
adaptiert wurden. Treffpunkte werden durch SMS an die Mitglieder bekannt
gegeben.
Ich spürte, wie das Verlangen
und die Lust nur durch das Lesen dieser Zeilen an meinem Körper empor kriechen,
wie sich das Ziehen in meinem Unterleib verstärkte und mein Penis wieder ins
Zucken kam, sich machtvoll und geil erhob und mich wieder willenlos machte. Er
begann wieder, mich zu beherrschen.
Dunkle Erinnerungen kamen
wieder daran hoch, als ich noch teilnehmen durfte an den Zusammenkünften in der
ebenerdig aufgelassenen Glasschmelze, als sich in meinem Drogenrausch dort die Öfen öffneten
und sich seltsame Gestalten auf mich stürzten und ich mich in Teufelinnen mit
glühenden Augen verlieren konnte, sie mein Schwert zum Glühen brachten, rund um mich sich nackte Körper wälzten und
die Ereignisse in einem einzigen Schrei endeten.
Einstein mein Kater war
angespannt. Seine Augen waren weit aufgerissen seine Ohren kreisten und sein
Schwanz ging unruhig hin und her. Er wusste, es ging wieder los, er spürte, dass ich angestrengt
und erregt war.
Dieses kleine blaue Büchlein
hatte es geschafft, meine journalistische Neugierde zu wecken und meine Lust neuerlich
zu entfachen, ängstigte mich aber auch. Würde ich wieder in die Falle der
absoluten Abhängigkeit von meinem Verlangen, meiner grenzenlosen Lust, fallen?
Offensichtlich gibt es da
irgendwo geheime Zusammenkünfte, Lusthöhlen. Die Bereitschaft der Mitglieder, da
mitzumachen wird durch Verabreichung von irgendwelchen Drogen und sexuellen
Erlebnissen gefestigt um alle bei der Stange zu halten. Ich muss da hinein
kommen! Die Hauptfrage ist nun, wie man diesen Andreusz wohl aufspürt, um sich
der Gruppe anzuschließen.
Bevor ich mich nun auf diese
Sache einließ, kontaktierte ich meinen Redakteur und lotete seine Bereitschaft
aus, dieses Thema und seine Aufarbeitung in unserem Magazin auch zu bringen.
Bekanntlich besteht ja in der Öffentlichkeit immer eine gewisse Neugier, wenn es sich um
Sex, Geld oder Macht handelt. Er stimmte nun einmal unter der Bedingung zu, dass
es nicht zu irgendwelchen Enthüllungen kommen darf, die vielleicht unseren
Verlag in Probleme bringen könnten. Vermutlich meinte er damit, dass besonders
exponierte Persönlichkeiten, also so genannte VIP´s nicht involviert sein
dürfen, obwohl er wusste, dass das die Auflage steigern würde. Vorsichtig und
feige wie immer!
Ich durchforstete das
Büchlein nach irgendwelchen Andeutungen, Bezügen oder Ortsangaben und wurde
fündig. Die letzten Zusammenkünfte fanden alle in einer Felsenhöhle, inmitten der mystischen
Welt der Wackelsteine irgendwo in den dichten Wäldern an der Tschechischen
Grenze, statt. Benachrichtigungen gingen per SMS an die Mitglieder weiter. Jene
die offenbar kein Handy hatten, oder anonym bleiben wollten, konnten in
einer Spalte einer bestimmten Statue im
Park des Belvederes den Hinweis finden. Nachdem ich eine Woche lang jeden Tag dort Nachschau
hielt, wurde ich endlich fündig. Ich fotografierte den Plan und steckte den
Zettel wieder hinein. Es war sichtlich ein toter Briefkasten!
Ich fuhr schon zwei Tage vor
dem angegeben Termin dort hin. Die Ortsangabe war knapp und offenbar an einem für
die Mitglieder bekannten Ort. Es lag auch eine kleine Skizze dabei, sicher für
jene, die die letzten Treffen versäumt hatten. Ich werde also aufmerksam suchen
müssen. Die Wälder an der Grenze sind dicht, übersät mit mehr oder minder
großen Steinen. Es ist mystisch und ein wenig unheimlich, wenn man vor
übereinander getürmten riesigen Steinen steht, die, aufeinander liegend, jeden
Moment umzukippen drohen. Doch sie liegen wahrscheinlich schon Jahrhunderte da,
oft nur durch eine kleine Auflagefläche miteinander verbunden. Ich mietete mich
in einem kleinen Gasthof mit nur zwei Fremdenzimmern ein und streifte
stundenlang durch den Wald. Hin und wieder hatte ich das Gefühl nicht alleine
zu sein, in meiner Fantasie sah ich sogar Gestalten um mich herum. Einmal
grüßte mich sogar eine dieser weißhaarigen Gestalten, nur mit einer Art Kutte
bekleidet und einem knorrigen Stock in der Hand, die aber sofort wieder in der
Tiefe des Waldes verschwand. Ein Druide vielleicht, oder was sonst? Ich musste
lächeln, dieser geheimnisvolle Wald verleitete mich offensichtlich zu
Halluzinationen.
Am zweiten Tag, dem Tag des
angekündigten Treffens, machte ich mich schon zu Mittag auf den Weg und
durchstreifte den dichten Wald und seinen mit Wackelsteinen übersäten
Lichtungen.
Mein Freund, es ist eine
mystische Gegend, voller Sagen und Geschichten, man fühlt sich in die Welt der
Druiden und Zwergen versetzt.
Da stand ich nun, umgeben von
alten Bäumen, zwischen zwei dieser Felsentürme auf einer kleinen Lichtung und
wagte nicht, sie zu berühren. Durch das Dickicht schimmerte im Hintergrund eine
Felsenwand durch, die ich bisher nicht bemerkt hatte. Ich beschloss, sie näher
zu erkunden. Da setzte plötzlich leichtes Nieseln ein und abendlicher Nebel
stieg auf.
Mein Blick versank in dieser
Nebelwand, den sich bewegenden Schleiern und dunklen Schatten dahinter, die
wohl von den Bäumen am Waldrand stammen
dürften. Ich konnte das nicht mehr genau bestimmen.
Durch die nun schon hereinbrechende
Dämmerung warfen die von der Nässe herunter hängenden Äste dunkle Schatten und diese
schienen sich auf mich zu zu bewegen. Plötzlich begann es auch noch stärker zu regnen, ja es
schüttete geradezu.
Da, waren da nicht Gestalten
vorbei gehuscht? Knackten da nicht kleine Äste und wisperten Blätter?
Trotz des starken Regens
blieb ich stehen um die Geräusche des
Waldes auf mich einwirken zu lassen und da erblickte ich sie. Inmitten der
kleinen Lichtung mit den beiden großen Steintürmen und einigen weiteren
einzelnen Steinen lag sie auf einem der
größeren, flachen Steine. Ihr Körper war nach rückwärts gebogen, ihre Arme zu beiden Seiten ausgestreckt und das
lange blonde Haar auf dem Stein verteilt. Sie hatte die Augen geschlossen und
ein seltsames Lächeln lag auf ihrem Mund. Ihr Gesicht war verklärt und es
schien, als würde sie es genießen, wie der Regen auf ihren Körper hernieder
prasselte. Die weiße dünne Bluse spannte über ihrem Oberkörper und lag an der Haut an. Sie erschien dadurch
nackt und man konnte das Heben und Senken
ihrer Brüste genau sehen. Die Brustspitzen hoben sich dunkel durch den
Stoff ab. Sie atmete tief und gleichmäßig und schien versunken in einer anderen
Welt zu sein.
Die letzten Sonnenstrahlen
des Tages konnten in die kleine Lichtung einfallen und verfingen sich in den
einzelnen Regentropfen, die sich aus ihrem Haar lösen und einige Sekunden auch
auf ihren Brustspitzen verweilten um dann abzurinnen um einem neuen Tropfen
Platz zu machen. Es schien, als würde sie mit
Diamanten übersät da liegen und auf etwas warten.
Sie hatte die Beine etwas
gespreizt um einen guten Stand zu haben. Sie trug einen langen, ebenfalls sehr dünnen Rock, der
sich über die kleine Rundung ihres Bauches spannte und zwischen den Beinen ein
wenig einfiel. Sie hatte keine Schuhe an, ihrer Zehen gruben sich in den
weichen Boden unter ihr ein und bewegten
sich lasziv.
Sie lag auf dem Stein wie auf
einem Altar und ließ sich vom Regen berühren, umfließen und liebkosen. Das
Wasser schien ihr nichts anhaben zu können, im Gegenteil, es schien mir, als
würde sie den Regen als ihren Geliebten annehmen.
Ich stand am Rande der Lichtung
und hielt den Atem an. Ich hielt den Atem an, aus Angst, dass irgendein
Geräusch diese wundervolle Erscheinung zum Verschwinden bringen könnte.
Der Regen fiel weiterhin auf
diese unwirklich erscheinende Lustgestalt und man merkte, dass ihr Atem immer
schneller wurde. Sie öffnete leicht den Mund und schien etwas zu flüstern. Ich spürte
eine unaufhaltsam aufsteigende Erregung in mir aufsteigen, sie trieb mich dazu, sich ihr langsam zu
nähern. Je näher ich kam, desto anziehender und realer wurde sie für mich. Als
ich vor ihr stand, öffnete sie plötzlich die Augen und dieser Blick ging mir
durch und durch. Ihre Augen waren wie glühende Kohlen und brannten sich in mein
Gehirn.
Sie richtete sich ein wenig
auf und streckte mir die Arme entgegen. Ich ergriff sie und mit einem Ruck löste
sie sich vom Stein und stand nun in voller Größe vor mir. Die Spitzen ihrer
Brüste berührten mich, ihr Gesicht war direkt vor mir, ihre Augen brannten noch
immer und ihr Mund umschloss meinen Mund und ihre Arme hielten mich fest, wie
in einem Schraubstock.
Nun beugte sie ihre biegsame
Gestalt jedoch wieder nach rückwärts ohne mich
loszulassen. Ich spürte, wie langsam der Boden unter meinen Füßen
entschwand und fand erst wieder in ihren Armen liegend, Halt.
Es erschien mir, als würden wir
uns Beide schwebend über diesem Stein befinden, ihre glühenden Augen waren weit
geöffnet, ihr Mund zwang mir einen leidenschaftlichen Kuss auf, der mir fast
den Verstand raubte, ihr Atem war heiß. Es war, als würde ich hinein tauchen in
einen träge dahin fließenden Fluss aus Lava. Mein Penis hatte sich zwischen
ihre Schenkel gedrängt und war in sie eingedrungen. Sie erwiderte meine Stöße
fest und rhythmisch, hielt mich mit den Muskeln ihrer Vagina fest. Sie zwangen
mich, härter zuzustoßen und kam völlig übergangslos, mit einem kehligen Schrei
zu ihrem Orgasmus, ohne mich jedoch loszulassen. Ihr Körper forderte mich,
trieb mich an und ich spürte, dass sich ihr inneres Feuer quälend in mich fraß.
Plötzlich war es wieder da, dieses atemlose Verlangen, diese unbändige Gier
nach Sex und Aufgabe des Geistes. Mein Fleisch war nur mehr von Lust und Trieb
nach dem ultimativen Ausbruch beseelt. Ich rammte mich in sie, ließ sie keinen
Moment zur Besinnung kommen und entlud mich einige Male in ihr. Unsere schmerz-
und lostvollen Schreie gingen in dem Unwetter unter und wir vereinigten uns mit
den Elementen.
Es schienen Stunden zu
vergehen, der Regen schien noch stärker zu werden, ein Gewitter nach dem
anderen entlud sich mit Blitzen und
Donner.
Ich tauche ein in eine Welt
von Gefühlen, Donner und Blitz rund um mich und in meinen Armen dieses glühende,
Besitz ergreifende Geschöpf, aufgestiegen aus einem Traum, der nur in einem süßen
Tod enden kann.
Als der Regen plötzlich
nachließ und ich wieder langsam in die Wirklichkeit zurück fand, mit geschlossenen
Augen zurück taumelte, hörte ich ein dunkles, gurrendes Lachen und sah nur
mehr, wie das Mädchen mit wehendem Haar im Wald verschwand.
Mein Atem flog, ich stand
inmitten der Lichtung, das Wasser ran buchstäblich in Bächen an mir hinab, ich
sank auf den nassen Boden und krallte meine Finger in die nasse Erde. Ich hatte
mich schon lange nicht so lebendig gefühlt, wie in diesem Moment. Doch eines
war klar, alle meine bisherigen Bemühungen, meinen Sexus zu beherrschen, meine
innere Ruhe wieder und zu einem normalen Leben zu finden, war vergebens. Die
Monate, die ich fast in Abstinenz verbracht hatte, waren vergessen und sinnlos
und mein Sinnen und Trachten nach Sex und Lust wieder unbändig mächtig und
beherrschend.
Langsam richtete ich mich auf
und tastete mich zu jenem Stein, auf dem mich gerade Eros in Versuchung geführt
und wieder in seinen Einflussbereich geholt hatte.
Nun hörte ich doch
tatsächlich Stimmen, sie kamen aus dem Wald, aus der Felsenwand, die ich vorher
schon bemerkt hatte. Sollte ich hier den geheimen Treffpunkt gefunden haben? Ich
ging langsam und zögernd darauf zu.
Licht drang durch Ritzen und Spalten und es war ein Raunen und Flüstern hörbar.
Kam dieses Raunen aus dem Wald, kam es zwischen den Steinen hervor, säuselte
der Wind durch die Zwischenräume der Wackelsteine oder wurde es von den
Schatten und Schleiern rund um mich verursacht?
Ich versuchte gerade durch
eine Öffnung im Gestein meine Kamera zu schieben, als ich von hinten gepackt
und unsanft durch einen schmalen Spalt in das Innere gestoßen wurde.
Ein Hüne von einem Mann,
bekleidet mit einem schwarzen Mantel mit Kapuze, darunter völlig nackt, stieß
mich in die Mitte, wo ich stolperte und bäuchlings am Boden liegen blieb.
„Er spionierte draußen herum!
Er hat keine Marke und auch kein Tatoo, er gehört also nicht zu uns!“ rief er
aus.
Nun erst hob ich meinen Blick
und stellte fest, dass ich von ungefähr zwanzig Leuten umringt war, die nur
sehr spärlich bekleidet, jedoch mit grüner und blauer Farbe beschmiert waren. Ihre
Augen waren schwarz umrandet und auf der Stirn hatten sie jeweils einen weißen
Punkt. Sie wiegten sich im Takt hin und her und summten eine monotone Melodie.
Wo war ich da hineingeraten?
Nun öffnete sich ein
Durchgang und ein, mir riesig erscheinender Mann, ebenfalls mit einem schwarzen
Mantel bekleidet trat daraus hervor.
„Woher kommst Du und wie hast
Du uns gefunden?“ Er verschränkte seine Arme vor der Brust und sah mich
erwartungsvoll an. Er wirkte jedoch keinesfalls bedrohlich, was mich irgendwie
beruhigte.
Ich versuchte mich
aufzurichten, doch der Mann hinter mir, stellte sofort seinen nackten Fuß auf meinen
Nacken und fixierte mich wie ein Schlangenfänger auf den Boden.
„Ich bin ein Spaziergänger,
wurde vom Regen überrascht und hatte eine wunderbare Begegnung im Walde, die
mich das Unwetter vergessen ließ!“ brachte ich mühsam hervor. Ein Raunen ging
durch die Gruppe, das Summen wurde lauter.
„Steh auf!“, herrschte er
mich an.
Der Fuß in meinem Nacken ließ
von mir ab und ich konnte endlich aufstehen. Voll aufgerichtet reichte ich
meinem Gegenüber gerade noch bis zur Schulter. Ich nahm all meinen Mut zusammen
und fragte:
„Was tun sie alle hier, ist
das eine Theatergruppe?“, was anderes fiel mir nicht ein.
„Nein, wir sind ein
geschlossener Club mit genau definiertem Ziel!“, sagte er, ein wenig belustigt.
„Mit welchem Ziel?“, diese
Frage drängte sich irgendwie auf, obwohl ich es mir ja aufgrund des blauen
Büchleins, vorstellen konnte.
„Wir sind eine Gemeinschaft,
die sich dem Sexus, der übersinnlichen Erotik und der grenzenlosen Lust
verschrieben hat! Übrigens mein Name ist Andreusz“,
er sagte das ernst aber ohne
Pathos und reichte mir seine Hand, die ich ergriff.
„Mein Name ist Peter“, sagte
ich mit einem Frosch im Hals. Er war schon eine einschüchternde Persönlichkeit.
Ich lächelte, tat als wäre
ich verlegen.
„Können sie mich nicht in
ihren Club aufnehmen? Welche Kriterien muss ich da erfüllen?“, ich war äußerst
gespannt auf seine Antwort.
„Wir nehmen nur Leute auf,
die sich ebenso wie wir der Erotik und der Lust verschrieben haben, potent und verschwiegen
sind. Der jeweilige Partner wird durch ein Los bestimmt Wir treffen uns ungefähr zwei Mal im Monat.
Gewalt ist verpönt, außer sie dient zur Steigerung der Lust oder wird als
Bestrafung verordnet… und zwar nur von mir!“ Naja, das klang ein wenig schauerlich!
Er betrachtete mich nun ein
wenig genauer, sein Blick wurde forschend, durchbohrte mich.
„Ohja, das würde mich
interessieren, ich würde gerne Mitglied werden!“, es war mir wirklich ernst.
Nach all den Erlebnissen im letzten Jahr, im Vergleich zum Gang durch die Hölle, durch die ich ging, konnte das hier
nicht schlimmer werden. Erschreckend war, dass sich mein Körper plötzlich
wieder danach sehnte, dass die Wunden, die ich mir selbst schlug und die ich
geheilt wähnte, wieder aufgebrochen werden und in den letzten Minuten das
Ziehen in meinen Lenden fast unerträglich wurden. Während ich auf seine Antwort
wartete blickte ich verstohlen in die Runde.
Es war offenbar eine
natürliche Höhle, die jedoch durchwegs umgestaltet erschien. An den Wänden
waren, wahrscheinlich mit Spritzmaschinen befestigende Betonapplikationen
angebracht. Sie glitzernden und flimmerten in verschiedenen Farben. Auch waren
an der Wand Ketten mit Handschellen eingelassen, alles war ausgelegt mit
weichen Matten. Überall standen Gefäße und Laternen verteilt herum und an der
Decke hing eine, sich drehende, beleuchtende
Diskokugel herab. Eigentlich könnte man die Ausstattung als kitschig
bezeichnen, wenn da nicht die Menschen rund herum wären, die mich mit teils
ernsten, teils lüsternen Blicken betrachteten. Ich kam mir als Ware vor, ja als
Beute.
„Wenn Du das ernst meinst,
dann ziehe Dich aus. Zuerst bekommst Du ein Tatoo, dass Dich vorläufig als
unser Mitglied ausweist, dann wollen wir prüfen, ob Du unseren Anforderungen
entsprichst“.
Er meinte das wirklich ernst,
er sah mir dabei ruhig in die Augen.
Nun blickten mich auch
diejenigen interessiert an, die sich bisher mit sich selbst oder mit einem
Partner beschäftigt hatten. Ein Paar war besonders intensiv dabei den Körper
des anderen zu erkunden. Sie machten das mit Zungen und Lippen, der männliche
Part bewegte seinen Penis sehr schnell und drang immer nur mit der Spitze in
seine blaugrüne Partnerin ein, machte immer wieder kleine Sekundenpausen und
schien eine unendliche Kondition zu haben. Sie keuchte und hechelte bereits die
ganze Zeit über, seit sich Andreusz mit mir beschäftigte. Sie lag auf einem
flachen Stein, wie ich ihn eben draußen gesehen hatte, ihr Kopf hing nach unten
und die blonde Haarmähne streifte den Boden. Ihre Hände waren nach rückwärts
gestreckt und in die seinen verkrallt. Ihre Beine umklammerten seine Lenden und
die Zehen bewegten sich krampfartig. Sie war in höchster Ekstase.
Wie lange noch würden die
beiden das durchhalten?
Eine der bemalten Frauen kam
mit einem Topf und einem Pinsel und bestrich den Mann mit noch mehr Farbe. Sein
Kopf hob und senkte sich plötzlich schneller, sein Mund war offen, seine Zunge flog
wild hin und her.
Nun war ich ebenfalls nackt
und die interessierten Blicke der Runde tasteten meinen sehnigen Körper
Zentimeter für Zentimeter ab. Einige flüsterten sich etwas zu, andere starrten
mich nur an. Der Mann im schwarzen Mantel, der mich anfangs fand, lenkte mich
zur Wand und kettete mich dort an.
Eine der bemalten Frauen kam
nun mit einem Farbtopf zu mir und begann auch mich mit grüner Farbe zu
bestreichen. Innerhalb wenige Sekunden wurde mir sehr heiß, ich sah vor mir
blutrote Spiralen sich drehen und mein Mund wurde trocken. In der Farbe war
offenbar eine Droge, die meinen Körper in Trance versetzte. Nun verstand ich
auch, wie es möglich war, dass das von mir beobachtete Paar so lange
durchhielt. Als eine andere Frau auf mich zukam und mir auf den linken Schenkel
ein Zeichen mittels des aus spitzen, dünnen Nadeln bestehenden Stempels tief in
das Fleisch trieb, schrie ich grell auf und konnte vor Schmerz fast nichts mehr
sehen. Das war also offenbar das Tatoo, von dem Andreusz sprach. Meine Beine
zitterten, ich sank fast zu Boden, die Ketten an der Wand hielten mich jedoch
fest und aufrecht.
Mein Körper war inzwischen
mit blauer und grüner Farbe bedeckt, mein Gehirn völlig leer aber meine Gier
nach Befriedigung ungeheuerlich. Mein Herz schlug doppelt so schnell, meine
Erektion schmerzte, mein Pfahl stand senkrecht vom Körper ab. Sofort kamen einige der Frauen zu mir, wobei sich eine vor mich
hinkniete und mit der Zunge an meinem Penis auf und ab glitt, ihn total
verrückt machte. Oh, wie hatte ich diese Gefühle vermisst! Ich genoss es mit
allen Sinnen. Sie saugten an meinen Nippel, glitten in meine Pospalte, drangen
ein wenig ein.
Es war sicher eine der Göttinnen,
mit den vielen Armen, wie ich sie an den Wänden der indischen Tempel gesehen
habe, die sich nun mit meinem Körper beschäftigte! Ich kam einige Male
explosionsartig, das Feuer loderte in meinem Körper, meine Sinne spielten
verrückt. Als sie mich endlich behutsam von der Wand nahmen, ich auf eine Matte
sinken konnte, begannen einige Teufelinnen einen Ritt auf mir, der mich fast
das Bewusstsein verlieren ließ. Sie fuhren auch mit kleinen Metallrechen über
meinen Rücken, meine Schenkel und meine Füße, ließen sie zucken und sich verkrampfen.
Der ganze Körper war nur mehr gieriges Fleisch! Mein Becken hob und senkte
sich. Ich stieß in dunkle Höhlen vor, drehte und wand mich, unterwarf unter mir
diese lüsternen Körper immer wieder bis sie glühten und ließ sie vor den Augen
aller explodieren! Irgendwann verweigerten meine Stimmbänder den Dienst, ich
konnte nur mehr keuchen, röcheln. Dazwischen trugen Frauen mit ihren Farbtöpfen
und ihren breiten Pinseln auf meine Haut immer wieder neue Farbe auf und jedes
Mal explodierte mein Gehirn neuerlich.
In einigen lichten Momenten
konnte ich sehen, dass sich rund um mich die gleichen Szenen abspielten, Es
wandten und drehten sich Körper, wurden geritten, spießten sich gegenseitig auf
und schrieen ihre Lust hinaus.
Andreusz selbst hatte
ebenfalls seinen Mantel abgelegt und stand völlig aufrecht, mit beiden Händen
einen biegsamen Körper an sich gepresst, deren Beine sich um seine Lenden
schlangen und stieß diesem Körper mit voller Wucht sein Schwert bis zum
Anschlag pausenlos hinein. Dieser Körper war grün und blau schuppenartig,
schlangenartig bemalt und schien völlig unter dem Eindruck der Droge zu stehen.
Er war steif und zuckte rhythmisch, ja krampfartig. Schreie und Röcheln waren
zu hören.
Die Gruppe war völlig
abgehoben und ihrer Sinne nicht mehr mächtig. Und immer wieder kamen Frauen und bestrichen ihre Körperteile mit
einer leuchtend grünen oder blauen Farbe. Dann zuckten sie jedes Mal zusammen
und wurden noch gieriger. Einige weinten
sogar, schrieen vor Lust und wollten doch immer mehr.
In einer Ecke genoss der Hüne
von vorhin, dass ihn eine der Frauen, die offensichtlich in dienender Position
teilnahmen mit einer schwarzen Peitsche gnadenlos schlug. Er flehte und bettelt
um mehr, obwohl man die Striemen auf seinem Rücken und Po bereits leuchtend rot
sehen konnte, trotz der grünen Farbe auf seiner Haut. Er kniete auf einer Matte
und wankte unsicher hin und her, wollte aber nicht, dass sie aufhörte. Sein
Penis hatte eine gewaltige Größe erreicht und entlud sich während der Prozedur
einige Male. Er heulte wie ein Wolf mit erhobenem Kopf.
Ich nahm das alles wie durch
einen Schleier wahr. Immer wieder, wenn ich eine neue Dosis Farbe aufgetragen
bekam, schwanden mir fast die Sinne, mein Puls pochte und mein Gehirn sprengte
meine Schädeldecke.
Mein Freund, ich werde diese
Drogen sicher niemals wieder aus meinem Körper bringen und weiß auch gar nicht,
ob ich das will!
Ich denke, es dauerte Stunden
während derer ich in diesem Höllenfeuer war. Ich erlitt es, genoss es, ertrug
es nicht mehr und wollte doch, dass es nie wieder aufhöre.
Irgendwann ließ man von mir
ab, die Lichter erloschen, die Höhle leerte sich und ich war alleine. Meine
Haut prickelte, mein Atem kehrte langsam zurück und die Spiralen vor meinen
Augen wurden langsamer. Ich fühlte das Leben wiederkehren. Als ich die Kühle
der Nacht auf meinem nackten, geschundenen Körper verspürte, sammelte ich meine
Kleidung ein und verließ die nun leere Höhle durch den schmalen Spalt. Der
Morgen dämmerte schon herauf.
War das nur ein Spuk? An dem
nun plötzlich wieder auftretendem Schmerz an meinem Schenkel und der Farbe an
meinem Körper erkannte ich jedoch schlagartig, dass es keiner war. Ich hatte
sie gefunden, ging durch die Vorhölle der Begierde und war wieder Sklave meiner
Gier nach Lust und Erfüllung.
In der Brusttasche meines
Sakkos fand ich ein Kuvert mit einer Art Vertrag und der Vorschreibung für den
Mitgliedsbeitrag. Offenbar hatte ich die Prüfung bestanden!
Ich werde diesen Vertrag zu
Hause durchlesen und dann entscheiden, ob ich beitrete oder nicht. Aber ich
wusste bereits in meinem Unterbewusstsein, dass ich mich diesem Arrangement
nicht mehr entziehen werde, nicht mehr entziehen kann! Ich war wieder erwacht.
Mein
Redakteur wartet heute noch auf den Bericht.
Mein Freund, bitte verurteile mich nicht.
Vielleicht bist Du der Glücklichere von uns Beiden. Aber nur, weil Du nie
erlebt hast, wie es ist, wenn Dir alles egal ist, Dein Körper nur seine Lust
befriedigen will und Du Dich in ihr verlieren möchtest.
Dein Freund Peter
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