Samstag, 16. Juli 2022

Der geraubte Goldstaub, Märchen

 

Der geraubte Goldstaub

 von Joana Angelides





Die kleine Lamis schlüpfte unter die Decke. Es war Zeit zum Schlafen gehen. Die Mutter strich die Decke glatt und löschte die Lampe.
„So jetzt schlaf schön", sagt sie, „ und träum´ was Schönes.“
Sie geht hinaus und zieht die Türe hinter sich zu, lässt sie aber einen kleinen Spalt offen.

Lamis schloss ihre  Augen. So lag sie nun eine Weile da, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen. Sie setzte sich wieder auf.
War da nicht ein Geräusch? Sie horchte in die Finsternis hinein.
Ja da war ein Geräusch, es kam vom Fenster her und es klang wie leises Weinen.

„Hallo ist da wer?“ Fragt sie.

Ein neuerliches Schluchzen war zu hören. Sie schlug die Decke zurück und stieg leise aus dem Bett. Auf den Zehenspitzen ging sie zum Fenster.
Da saß am offenen Fenster ein kleines Männchen mit einer roten Zipfelmütze am Kopf und weinte bitterlich.

„Ja, Hallo, wer bist denn Du?“ fragte sie
„Ach, ich bin das Traummännchen, ich bin am Abend immer unterwegs zu allen Kindern und bringe ihnen schöne Träume mit.“ Sagte das Männchen und rieb sich wieder die Augen.
„Oh, schön. Aber warum weinst du denn?“
„Ich kann heute keine Träume bringen, weil die böse Hexe Bora meinen Sack mit Goldstaub geraubt hat und in ihrer Höhle hinter den Felsen auf der Geisterinsel versteckt hat. Ohne Goldstaub kann ich aber die Träume nicht austeilen. Die Kinder können nun nicht mehr träumen.“

„Das ist ja schrecklich! Was kann man denn da tun?“ Fragte Lamis ganz traurig.
„Ich brauche Hilfe. Ohne Hilfe kann ich mir den Goldstaub nicht zurückholen. Ich bin viel zu klein dafür“.
„Ich helfe Dir, was soll ich machen?“ Fragte  Lamis eifrig.
Ganz eifrig richtet sich das Traummännchen auf.
„Das ist ja wunderbar, dass Du mir helfen willst. Aber wir brauchen zuerst einmal ein paar Primeln. Primeln machen nämlich unsichtbar und wenn man die richtige Anzahl in der Hand hält, dann öffnen sie Felsen“.
„Ja aber gibt es denn jetzt überhaupt Primeln?“ Fragte die kleine Lamis verzagt.
„Da müssten wir in das Zauberreich fliegen und dort die Primeln holen. Ich werde die Elfen im nahen Märchenwald aufsuchen und mir ein weißes Märchenpferd ausborgen. Die können fliegen, ganz hoch über den Wolken. Ich komme zurück und hole dich ab.“
Er sprang leichtfüßig vom Fensterbrett und verschwand durch den Garten.

Die kleine Lamis schüttelte den Kopf und schlüpfte wieder unter die Decke.
Sie glaubte sich getäuscht zu haben und schloss wieder die Augen um zu schlafen.
Plötzlich hört sie vom Fenster her wieder ein Geräusch.
„Pst, pst“, machte es. Es war wieder das Traummännchen.
„Komm, ich habe mir ein Märchenpferd ausgeborgt. Wir können jetzt zur Geisterinsel fliegen, die liegt im Atlantik westlich von Irland, weit weg.“
Lamis schnappte sich nur schnell ihren Morgenmantel, damit ihr nicht kalt wird so hoch oben über den Wolken und schwang sich auf das weiße Märchenpferd.
Das Pferd landete sanft auf einer Lichtung und die kleine Lamis hüpfte herunter und lief über die Wiese. Ganz am Rande wuchsen viele Primeln. Sie pflückte ein paar und wollte schon wieder auf das Pferd steigen, als eine Stimme rief:
„Halt, du kannst mir doch nicht meine Primeln stehlen", vor dem Mädchen stand plötzlich ein kleiner Waldkobold mit hochrotem Kopf, dessen Augen aufgeregt funkelten.
„Ach entschuldige,“ sagte die kleine Lamis,“ aber wir brauchen diese Blumen um die böse Hexe auf der Geisterinsel zu besiegen. Sie hat den Goldstaub des Traummännchens gestohlen.“
„Ach so, wenn das so ist, dann kannst Du die Blumen mitnehmen. Aber du musst mir von der Geisterinsel etwas mitbringen."
„Ja gut, aber was soll ich Dir mitbringen?“
„Bringe mir den Edelstein aus dem Hexenstab der Hexe mit. Damit rauben wir ihr die Zauberkraft, und alle Kobolde, Elfen und Feen, die sie gefangen hat, sind wieder frei.“

„Ja gut, mache ich,“ sagte Lamis und hoffte sehr, dass sie das auch schaffen wird.
„Weißt Du was", rief der Kobold, "ich komme mit. Wenn wir mehr sind, sind wir stärker,“ sagte der Kobold und hielt sich am Schwanz des Pferdes fest.

„Los geht’s“ rief das Traummännchen wieder und sie stoben hinauf in den Nachthimmel, bei den Wolken vorbei und nahmen Kurs auf die Geisterinsel.
Es war sehr kalt da oben und die Geisterinsel war weit weg. Sie liegt im Atlantik, das ist das große Meer zwischen Amerika und Europa, westlich von Irland. Lamis lehnte sich am Hals des Pferdes fest an und hielt sich an seiner Mähne fest. Das Traummännchen und die kleine Fee Silja klammerten sich am Rande der Taschen des Morgenmantels und der kleine Kobold kletterte nun doch den Schwanz des Pferdes hinauf und schlüpfte unter den Morgenmantel, denn ihm war auch kalt.
So flogen sie dahin und wären fast alle, außer dem Traummännchen eingeschlafen als dieser laut rief:
„Da vorne am Horizont sehe ich die Geisterinsel schon, ich erkenne sie an den Nebelschleiern die von der Insel aufsteigen. Wir müssen hinuntergehen, bevor uns die Hexe bemerkt und uns vorerst einmal verstecken.“
Das Traummännchen kletterte aus der Tasche des Morgenmantels, den Hals des Pferdes hinauf und flüsterte ihm was ins Ohr. Das Pferd wieherte leise und ging in den Sinkflug über. Ganz sanft setzte es auf dem weichen Waldboden auf. Es war ein guter Platz, sie waren umgeben von hohen Bäumen und dazwischen sehr viel Gebüsch. Der Kobold war übermütig am Schwanz des Pferds hinunter gerutscht und landete mit einem Purzelbaum am Boden.

„Seht ihr da vorne den großen Felsen, dort drinnen wohnt die böse Hexe Bora. Wir müssen aufpassen, sie hat einen Wächter, einen ganz großen schwarzen Raben, der immer über der Insel kreist und alles an die Hexe meldet.“
Kaum hatte das Traummännchen ausgesprochen, hörten sie schon einen kräftigen Flügelschlag, und der Schatten eines großen schwarzen Vogels fiel über sie.
„Schnell runter,“ rief der kleine Kobold und verschwand unter der Wurzel eines Baumes. Die Elfe hatte sich unter einem besonders großen Farn versteckt und das Traummännchen stellte sich unter einen Fliegenpilz. Das Märchenpferd wurde ganz klein, Nur Lamis war viel zu groß um sich so schnell verstecken zu können. Der Rabe hatte sie sofort entdeckt.
„Krächz, krächz, ein Eindringling auf der Insel, krächz“, rief er laut, flog sofort zum Felsen zurück und verschwand dort in einer Spalte.


Ein greller Blitz fuhr aus dem Felsen hervor und beleuchtete sofort den ganzen Geisterwald. Wilde Gestalten, Hexen auf fliegenden Besen, böse aussehende Gesellen mit dem Kopf unter dem Arm wurden sichtbar, brennende Pfeile flogen durch die Luft und ein Geheule ging los. Die Äste der Bäume bewegten sich und Molche und Schlangen ringelten sich am Waldboden.
Die kleine Lamis begann sich sofort schrecklich zu fürchten.
„Ich möchte nach Hause,“ begann sie zu flüstern und wollte weglaufen.
„Lauf nicht weg, wo willst du denn hin,“ rief das Traummännchen, „fürchte dich nicht, das sind nur Geisterbilder, die die Hexe aussendet um jeden der herkommt zu erschrecken. Lauf nach vorne und rufe laut, dass du dich nicht fürchtest und dann lache ganz laut. Du wirst sehen, alles verschwindet so schnell, wie es gekommen ist.“

Lamis schluckte und schloss die Augen, um die Bilder nicht sehen zu müssen lief nach vorne, zwang sich zu lachen und rief:
„Was soll denn das, ich fürchte mich ganz und gar nicht.“

Kaum hatte sie das gerufen, verschwanden diese seltsamen Gestalten und große Ruhe trat ein.
Na also, alles nur trügerisch!


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