Donnerstag, 15. Februar 2024

Vereint, romatisch, berührend

 


Vereint

                                               von Joana Angelides

 


Die kleine alte Dame trippelt langsam den Weg zum Bahnhof.

Neben ihr der Schutzengel vom Dienst. Sie hat keinen eigenen Schutzengel, weil sie ja so selten das Haus verlässt.

 

Sie gehen vorbei an den Geschäften mit den bunten Auslagen, vor denen Leute stehen und abwägende Blicke auf die angebotenen Waren werfen. Sie hat kein Auge dafür. Mit ihrer kleinen Rente kann sie sich ja all diese Dinge sowieso nicht kaufen. Sie muss froh sein, wenn es sich für das Nötigste ausgeht und sie außerdem noch ein wenig auf die Seite legen kann für ihr Begräbnis, wie sie allen erzählt.

 

Ihr Ziel ist der Bahnhof. Dort sitzt sie nun oft stundenlang, neben ihr der Schutzengel und passt auf sie auf.

 

Manches mal setzte sich der Bahnhofsvorstand ein Weilchen zu ihr und fragte sie, wie es ihr geht. Er kennt sie gut, sie ist die Witwe eines seines ehemaligen Vorgesetzten. Vor vielen Jahren hatte dieser hier gearbeitet und sie holte ihn damals öfters von der Arbeit ab. Dann ging er in Pension und er hörte einige Jahre nichts mehr von ihm.

 

Bis sie plötzlich auftauchte, sich auf diese Bank setzte und den Zügen nachsah. Sie erzählte ihm anfangs vom Tod ihres Mannes. Eines Tages sprach sie darüber nicht mehr und erweckte den Eindruck, als wollte sie ihren Mann abholen und wartet hier nur auf ihn. Sie hatte Bilder dabei und zeigte sie jeden, der mit ihr sprach. Doch mit der Zeit wollte sich keiner mehr die Bilder anschauen und die Menschen gingen rasch vorbei und lächelten nur. Dann betrachtete sie die Bilder alleine und lächelte dabei still vor sich hin, bis sie sie wieder in ihre kleine Tasche einsteckte.

Heute jedoch erwartete sie eine Überraschung. Ihre Bank war besetzt. Sie verlangsamte den Schritt und näherte sich zögernd. Es war ein Bahnbediensteter in voller Uniform, so wie sie ihr Mann immer getragen hatte. Von ihr und auch dem Engel neugierig betrachtet. Sie grüßte leise und setzte sich an das andere Ende der Bank. Der Engel stelle sich hinter sie.

Eine Weile saßen sie stumm nebeneinander.

 

„Der Zug aus St.Pölten kommt heute zu spät, er sollte schon da sein“, sagte sie und lächelte den Mann schüchtern an.

Sie glaubte ein kleines Nicken gesehen zu haben und blickte wieder geradeaus. So saßen sie wieder stumm nebeneinander, bis der Zug aus St.Pölten einfuhr. Einige Fahrgäste stiegen aus, andere ein. Rasch leerte sich der Bahnsteig wieder und es trat wieder Ruhe ein, nur durch  Weinen eines kleinen Kindes unterbrochen.

Sie rückte näher an ihn heran. Er bemerkte es kaum. Sie blickte zu ihm auf. Das einfallende Sonnenlicht blendete sie und sie glaubte in den Zügen des  Fremden, ihren Mann wieder zu erkennen. 

Der Engel erkannte das sofort und überlegte sich, ob er etwas tun müsste, doch ihm fiel nichts ein.

 

So lange hatte sie gewartet, dass er wiederkam und nun war es so weit.

 

„Wir werden zusammen nach Hause gehen, ich werde Kaffee kochen und es ist wieder wie früher.“

 

Sie rückte noch näher und schob ihren Arm unter den seinen. So saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander. Mit der freien Hand holte sie die Bilder aus ihrer Tasche und schob sie in seine Hand.

Der Engel achtete darauf, dass keines der Bilder zu Boden fiel.

 

„Erinnerst Du Dich?“, Fragte sie.

 

Sie glaubte wieder dieses Nicken zu bemerken, legte ihren Kopf an seine Schulter und schloß die Augen. Ein glückliches Lächeln legte sich über ihr Gesicht, sie spürte seine Kraft und schmiegte sich noch näher an ihn.

 

Der Bahnhofsvorstand stand am Ende des Perrons und sprach mit dem jungen Mann, der die jüngste Aktion leitete. Sie hatten am ganzen Bahnhof lebensgroße Puppen in Uniform aufgestellt und die Reaktionen der Reisenden beobachtet. Im Gespräch bewegten  sich die beiden Männer langsam in die Richtung der besetzten Bank.

 

Die alte Dame schien zu schlafen. Er konnte den Engel nicht sehen, der hinter ihr stand und Ihren Kopf hielt und betete.

 

Der Vorstand neigte sich zu ihr hinunter, um sie zu wecken. Er rüttelte sie leicht an der Schulter, doch sie rutschte ganz langsam  nach unten und zog gleichzeitig ihren Arm unter dem der Puppe hervor. Die Bilder aus der Hand der Puppe fielen ebenfalls zu Boden und lagen nun verstreut zu ihren Füßen.

 

„Mein Gott“, entfuhr es ihm, er sah sofort, dass sie tot war. Das glückliche Lächeln auf ihrem Gesicht berührte ihn und er richtete sie wieder auf und lehnte sie wieder an die Puppe an. Dann erst griff er zum Telefon.

 

Der Engel hatte längst die Seele und das Lächeln der alten Dame in den Himmel hinauf geleitet.


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