Sonntag, 28. April 2024

Gefangen für die Ewigkeit, unheimlich, düster

 

Gefangen für die Ewigkeit.

                                              von Joana Angelides

 

 




Seit ich in dem Seminar-Hotel, das eigentlich ein umgebautes altes Schloss ist, eingecheckt habe wandle ich auf einer Wolke, alles rundum dringt nur gedämpft und unwirklich zu mir durch.

 

Und ich sehe Augen! Ein wundervolles dunkles Augenpaar, tief und unergründlich, spöttisch und fragend. Sie liegen in einem ovalen Gesicht, wie aus Elfenbein geschnitzt, umrahmt von dunklem Haar und einer strahlenden Aura, die scheinbar nur ich sehen kann.

 

Das Bild hängt in der ersten Etage des Alten Schlosses. Es ist das Portrait einer jungen, stolz und unnahbar wirkenden Frau. Ja, wenn da nicht dieses spöttische Blinken wäre.

 

Egal, wo ich mich in dieser Etage befinde, ihre Augen verfolgen mich, es ist mir unmöglich ihnen zu entkommen. Immer, wenn ich die Türe meines Zimmers öffne, fällt mein Blick zu ihr hin und sie begegnen sich. Wenn ich die Treppe heraufkomme, so liegt dieser Blick auf mir und je höher ich die Treppe hinaufsteige, umso spöttischer wird er.

 

Es ist das einzige Bild, das nur eine Person darstellt. Auf allen anderen Gemälden sind zwei oder drei Menschen dargestellt. Immer eine Person im Mittelpunkt sitzend und eine oder zwei Personen im Hintergrund, als wären sie Staffage. Es ist mir nicht gleich aufgefallen, sondern erst heute, seit jenem seltsamen abendlichen Ereignis............

 

Um vom Treppenaufgang in mein Zimmer zu gelangen, muss ich an dem Bild der geheimnisvollen Dame vorbei und merke jedes Mal, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirne bilden. Das breite, von Schulter zu Schulter reichende, nicht sehr tiefe Dekollete hebt und senkt sich, als würde sie atmen. Selbst das kleine runde Medaillon, das sie um den Hals trägt, spiegelt sich im einfallenden Licht.  Wenn das hohe Fenster an der schmalen Seite des Ganges offensteht, so merke ich, dass sich die feinen Härchen am Haaransatz dieser geheimnisvollen Frau wie durch einen leichten Luftzug bewegen und sich widerborstig dem Zwang einer Frisur verwehren zu scheinen.

 

Der weiße, aufgestellte Spitzenkragen des weinroten Samtoberteiles fängt einige Haarlocken, die sich rückwärts gelöst haben, auf. Das Bild scheint zu leben.

Es ist sowieso bemerkenswert, dass die Bilder in dieser scheinbaren Ahnengalerie sehr lebendig wirken. Sie sind alle in der gleichen Art gemalt, doch meist sind sie, wie bereits erwähnt, paarweise abgebildet, entweder steht der männliche Part hinter der Dame, oder er sitzt in einem aufwendigen Stuhl und zu seinen Füßen hingegossen ein Frauenkörper.

 

„Anne de Bouvier,  1722-1750“  steht auf dem Schild meiner einsamen Schönheit, das am unteren Rand des dunkel vergoldeten Rahmens angebracht ist. Sie ist also nicht sehr alt geworden, gerade 28 Jahre alt.

 

Ich ertappte mich, auch während des Seminars an sie zu denken und daher manche Passage des Vortragenden zu versäumen. Ich mache mir dementsprechende Notizen, um es nachträglich nachzulesen.

 

Das Abendessen verläuft quälend für mich. Ich beantworte Fragen der anderen Teilnehmer, nehme an belanglosen Debatten teil und die erste Gelegenheit wahr, mich zu verabschieden, um auf mein Zimmer zu gehen.

 

Schon bei Tage wirkt das Schloss unheimlich, düster und auch geheimnisvoll. Die breite Treppe, vom unteren Absatz ausgesehen, macht einen bedrohlichen Eindruck auf mich.

 

Ich versuche, diese Eindrücke zu relativieren, mir einzureden, dass es eben ein altes Gebäude ist und ich ein ängstlicher Typ.

 

Ich gebe mir einen Ruck und versuche unbekümmert die Treppe hinaufzulaufen, um in mein Zimmer zu kommen. In Wirklichkeit klopft mein Herz wie wild und ich will eigentlich gar nicht auf mein Zimmer, sondern es zieht mich zu dem Bild.

 

Ich spüre den auf mich gerichteten Blick schon in der Mitte der Treppe. Sie erwartet mich.

Unverständlicherweise ist es für mich nicht verwunderlich; ich laufe hinauf und bleibe vor dem Bild stehen.

 

„Hier bin ich“, flüstere ich.

 

Sie lächelt, als hätte sie mich erwartet. „Endlich“ haucht sie kaum verständlich

 

 

Die Iris in den dunklen Augen wird größer, als würde sie in die Tiefe meiner Seele blicken und dort nur Dunkelheit sehen.

 

Es erschreckt mich, ich drehe mich um, laufe gehetzt in mein Zimmer und schließe die Türe hinter mir. Mein Atem fliegt, ich bekomme keine Luft, mein Herz rast.  Ich lehne an der Innenseite der Türe und drehe mit zitternder Hand den Schlüssel im Türschloss um.

 

Es ist doch nur ein Bild, versuche ich mir einzureden.

 

Mit bleischweren Beinen durchquere ich den Raum und öffne die Türe zum Balkon. Kühle Nachtluft strömt herein, die Stimmen und das Lachen der Seminarteilnehmer sind von unten heraufzuhören und die Welt scheint wieder in Ordnung zu sein.

 

Wie konnte ich nur so in Panik geraten, so meine Beherrschung verlieren!

 

Das Badezimmer erfüllt alle Wünsche, die man an ein Fünfsternhotel richten kann. Durch die Betätigung des Lichtschalters erklingt leise Musik. Sie wirkt beruhigend auf mich.

 

Das warme Wasser tun sein Übriges und ich beginne mich auf das Bett und das mitgebrachte Buch zu freuen. Nach einigen Seiten der sehr interessanten Lektüre passiert das Unerwartete.

 

Die Glühlampe in der Nachttischleuchte explodiert mit einem lauten Knall und in der Folge der grüne Lampenschirm ebenfalls. Ich fahre erschrocken hoch und spüre gleichzeitig feine Glassplitter auf meinem Hals und auf den Händen.

Kleine Blutstropfen suchen ihren Weg zwischen dem Mittel- und dem Zeigefinger. Ich schaue entsetzt darauf.

 

Dann explodieren nacheinander alle Glühlampen im Raum, auch diejenigen, die nicht brannten.

 

Die Angst ist greifbar für mich. Sie beginnt in den Fingerspitzen und kriecht langsam die Arme hoch, bis sie mein Herz erreicht und es erfrieren lässt.

Alles Blut hat sich im Kopf gesammelt und pocht gegen die Schläfen und meine Augen verlassen die Höhlen. Ich will schreien, meine Angst artikulieren. Doch es kommt kein Ton aus meinem Mund.

 

Aus den Augenwinkeln sehe ich vorerst nur leichtes Flimmern, dass durch die geschlossene Türe herein sickert. Langsam, im Zeitlupentempo drehe ich den Kopf und starre darauf. Es verdichtet sich, wird heller und mit dem intensiveren Licht schwebt gleichzeitig der Körper einer Frau durch die Türe, eine Frau mit einem weinroten Samtkleid mit weißem Kragen und einem Medaillon um den Hals. Es war die Frau aus dem Bilderrahmen.

 

Mein Mund ist offen und trocken und ich kann noch immer nicht atmen. Es muss daran liegen, dass mein Körper zu einem Block aus Eis und Kristallen mutiert ist.

 

Sie steht vor mir und streckt ihren Arm nach meiner verletzten Hand aus. Sie zieht sie zum Mund und beginnt das nach unten laufendem Blut gierig abzulecken.

Ihre Zunge ist rau und ebenso kalt wie mein Körper.

 

Mit gierigen Fingern beginnt sie nun meinen Pyjama aufzuknöpfen und ihre vollen Lippen suchen jeden Blutstropfen auf der verletzten Haut.

 

Je näher ihr Körper kommt, desto kälter wird es um mich herum. Dieser Körper ist es, der die Eiseskälte verströmt und sich mit den Eiskristallen in meinem Inneren vereint.

 

Von der Mitte ihres Körpers aus, beginnt sich plötzlich ihre Kleidung einfach aufzulösen, man kann durch ihre Körpermitte hindurchsehen.  Sie scheint körperlos zu sein, verschwindet einfach vor meinen Augen mit einem wilden Schrei. Zurück bleibt lediglich ein weißes, dünnes Tuch am Boden neben meinem Bett.

 

Ich sollte eigentlich schreien, Hilfe holen. Doch leider kann ich mich nicht bewegen. Es liegt wahrscheinlich daran, dass   ich noch immer zu einem Eisblock erstarrt bin.

 

Der einzige Ton, der aus meiner Kehle kommt, ist ein heiseres Krächzen. Ich habe den Eindruck, dass auch dieses Krächzen gefroren ist und klirrend zu Boden fällt.

 

Aus dem Boden neben meinem Bett schießt plötzlich ihre Gestalt wieder empor und richtet sich bedrohlich über mir auf.

 

„Bemühe Dich nicht, Du stehst auf der Schwelle in meine Welt!“

 

Ihr Mund ist zu einem teuflischen Grinsen verzogen, die scharfen Eckzähne leuchten weiß und spitz hervor und senken sich langsam über mich.

 

Wieder trifft mich dieser eiskalte Hauch, meine Angst wird unerträglich und meine Augen starren verzweifelt in dieses verzerrte Gesicht. Ich kann mich noch immer nicht rühren und muss in dieser Erstarrung mit ansehen, wie sich dieser grausame Mund langsam auf meinen Hals senkt und mit einem knirschenden Geräusch in meine Halsschlagader eindringt.

 

Dieses weibliche Ungeheuer beginnt mich gierig auszusaugen, meinen Lebenssaft aufzunehmen. Da offenbar auch mein Blut zu Eiskristallen erstarrt ist, verlässt es mich nur zögernd und zäh. Ich spüre, wie sich in mir eine gähnende Leere ausbreitet. Gleichzeitig fühle ich eine unglaubliche Leichtigkeit, sehe Schatten um mich herum sich bewegen, die vorher nicht da waren.

 

Ihre Hände umfassen meine Schultern und ziehen meinen Körper langsam in die Höhe. Er ist nur mehr eine leblose Hülle, blutleer, seelenlos und federleicht. Das, was von mir in dieser Welt bleibt, sind meine Kleider, meine persönlichen Sachen im Hotelzimmer, naja eigentlich mein ganzes bisheriges Leben.

 

Die Schatten um mich herum materialisieren sich, umhüllen meinen Körper, geben ihm Konturen.

 

Wir durchdringen mühelos die schwere Eichentüre des Zimmers und treten hinaus auf den Gang der ersten Etage.  Wir gleiten am Boden entlang und wie durch magnetische Kräfte werde ich mit der vor mir schwebenden Gestalt unaufhaltsam in den nun leeren schweren goldenen Bilderrahmen an der dunklen Holztäfelung, gezogen.

 

Hier stehe ich nun hinter ihr, halb verdeckt, meine rechte Hand liegt auf ihrer Schulter, als wäre das selbstverständlich.

 

Wird je jemand versuchen zu ergründen, wohin einzelne Hotelgäste so plötzlich verschwinden?

 

Ich bin gefangen in einem Bild für die Ewigkeit, oder bis wieder jemand vorbeikommt, der mit seinen Augen haften bleibt an einem der Bilder, die wie selbstverständlich in der Galerie des Schlosses hängen.


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Donnerstag, 25. April 2024

DIE EICHE im WALD, Novelle

 

DIE EICHE IM WALD

Novelle

„Paul, wohin gehst Du denn?“ Anna schaut ihn fragend an. Eigentlich bräuchte sie ihn gar nicht fragen, sie weiß es.
Er geht, wie fast jeden Tag, zu der alten Eiche auf der Lichtung im Walde.
Es schien, als hätte ihn dieser Baum in seinen Bann gezogen. Er erklärte ihr, er spüre den Geist der Druiden, wenn er unter dem Baum stand.

Doch sie versteht ihn nicht, sie schüttelt immer nur den Kopf.

„Ich gehe ein wenig spazieren, bin ja mittags wieder da!“
sagte er halb abgewandt, nimmt seinen Hut und den Stock von der Ablage und schließt die Türe.

Der Wald beginnt mittelbar hinter dem Haus, das sie nun seit zwei Jahren bewohnten, nachdem sie nach der Pensionierung aus der Stadt hierhergezogen waren.
Angenehme Kühle umfängt ihn, als er den schattigen Weg zwischen den Bäumen erreicht. Die Geräusche des Waldes waren für ihn anfangs geheimnisvoll, doch nun schon sehr vertraut. Es knacken Äste, es zwitschern Vögel und er merkt, dass immer wieder kleine Bewohner des Waldes zwischen den Bäumen hin und her huschen. Die Geräusche von außen werden von den Bäumen und dem Moos rundherum an ihrer Rinde verschluckt.

Die Sonne dringt nicht wirklich Durch die Äste der Bäume, sie zaubert aber, sich durch den leichten Wind bewegende Kringel auf den Waldboden.
Das Geheimnisvolle dieses Waldes für ihn ist, dass ihm gerade diese Kringel immer wieder den Weg weisen zu jener Eiche, die er nun seit Wochen täglich besucht.


Es leuchtet immer abwechselnd ein Lichtpunkt nach dem Anderen inmitten einer größeren Anzahl auf und er beschreitet diesen imaginären Pfad, benutzt ihn als Wegweiser.

Unter der mächtigen Eiche am Rande der Lichtung erlöschen sie plötzlich immer und er ist am Ziel.


Das erstaunt ihn jedes Mal und er beschließt eines Tages, sich aus einer anderen Richtung dem Baum zu nähern.


Doch auch da waren zwischen den Kringel am Boden, immer wieder hellere Punkte die leuchteten und ihn leiteten.

Diese Eiche zieht ihn magisch an. Es ist, als würde sie auf ihn warten. Ihre Blätter scheinen zu ihm zu sprechen, sie wispern und flüstern. Es ist wie eine Heimkehr zu fernen Orten aus fernen Tagen. Aufwühlende Gefühle aus seinem Innersten kommen hoch und legen sich drückend wie ein Ring um seine Brust. Eine seltsame Erregung erfasst ihn jedes Mal.

Der kleine Bach hinter der Lichtung plätschert dahin und unterbricht die Stille.

Nicht weit weg von dem Baum liegen einige große Steine, wie zufällig angeordnet und doch bilden sie einen Halbkreis, nach Osten offen.
Sie scheinen wie mit gewaltiger Faust dort hingeschleudert worden sein.
Der Dichte Nebel, der sich manchmal zwischen den Steinen am Boden bildet, raubt ihm jedes Mal fast die Sinne.

Er lehnt sich gerne an diese Steine an und stellt dabei fest, dass sich die Geräusche rundum veränderten, je nachdem, welchen der Steine er wählt.

Wenn er an dem großen Mittelstein des Halbrundes lehnt, hört er viele Stimmen, ohne jedoch die Worte zu verstehen, auch Geräusche, wie aufeinanderschlagende Schwerter glaubt er zu hören.
Nach einer Weile, sich der Stimmung hingebend, sammeln sich meist rings um ihn einige Leute, die scheinbar im Wald leben. Sie sprechen nie mit ihm, sammeln Holz und Kräuter und verschwinden wieder in der Tiefe des Waldes. Es ist jedes Mal, als würden sie ihn gar nicht wahrnehmen.

Als er diese Begegnungen einmal im Gasthaus erwähnt, bekommt er keine Antwort. Sie sehen sich an und beginnen dann von anderen Dingen zu sprechen.
Nur der alte Sebastian, der immer neben dem großen keramischen Kamin in der Ecke sitzt, blickte ihn lange an und es schien ihm, als wollte er etwas sagen. Doch dann beschäftigte er sich wieder intensiv mit seiner Pfeife. Er hatte sein langes weißes Haar rückwärts zusammengebunden, seine nackten Füße steckten in ganz alten Sandalen.


Heute ist es sehr still im Wald, es ist, als würde der Wald den Atem anhalten. Es fällt ihm wieder ein, was er über Eichen gelesen hatte. Die Kelten nannten die Eiche „Dru“ und „id“ heißt Weisheit. Das erinnert an „DRUIDEN“. Also war die Eiche das Symbol der Weisheit für die Kelten. Wieso spürte er hier, zwischen der Eiche und der Anhäufung der Steine diese geisterhafte Verbindung.


Er lehnt wieder an seinem Lieblingsstein, dem Mittelstein, der am größten ist und lauscht in den Wald hinein, als ihn eine weibliche Stimme aus seinen Träumen reißt:

„Kommst Du heute Nacht zur Bezeugung einer Partnerschaft? Heute ist zunehmender Mond. Der Druide kommt auch um diesen Bund für ein Jahr und einen Tag zu bestätigen. Der Bach ist klar und rein, die Beiden werden ihre Hände und Füße in den Bach strecken und sich unter Wasser die Hände reichen. Das Versprechen wird in dem Wasser bis zu den Weltmeeren getragen. Das Ritual ist dann beschlossen.“
Er ist so erstaunt, dass er nur nicken kann, doch bevor er Näheres erfragen kann, war die Frau wieder im Wald verschwunden, ihre Gestalt löste sich zwischen den mächtigen Stämmen auf. Es war das erste Mal, dass er direkt angesprochen wurde, ja beachtet.       

Anna konnte nur den Kopf schütteln, als er ihr mitteilt, er wird abends noch einmal in den Wald zur Eiche gehen.


„Es wird doch dann Dunkel, Du siehst nichts am Rückweg. Ich verstehe das nicht, die Eiche wird auch morgen noch dort auf Dich warten!"


Er antwortete ihr nicht und machte sich bei einbrechender Dunkelheit auf den Weg.


Als er bei der Eiche ankam, waren schon einige Leute versammelt. Einige kannte er schon vom Sehen, einige waren ihm fremd. Das Paar stand in der Mitte, war mit Blumenkränzen geschmückt, in das lange blonde Haar der Frau waren Blüten und Blätter des Waldes befestigt. Sie trug ein langes, fein gewebtes Gewand, durch einen Gürtel gehalten. Der Mann hatte ein grob gewebtes Hemd an, das ihm bis zu den Knien reichte und ebenfalls mit einem Gürtel gerafft war.

Ein alter Mann mit weißem Bart und langem Haar stand neben ihnen und die anderen hielten respektvollen Abstand. Er erinnerte ihn an irgendjemand. Doch er kam nicht dahinter.

In der Mitte des Steinrundes war ein Scheiterhaufen aufgebaut und brannte lichterloh. Die Frauen brachten unentwegt Holz, um das Feuer am Leben zu halten.

Es war ein allgemeines Gemurmel zu hören. Er wurde wie immer, kaum beachtet und blieb an den Baum gelehnt, stehen.

Das Paar in der Mitte beugte sich zu dem Bach und reichte sich unter Wasser einige Male die Hände. Der alte Mann beugte sich ebenfalls vor und hielt ihrer beiden Hände in den seinen und murmelte unverständliche Worte, dann formte er seine Hände zu einer Kelle und ließ das Wasser über die Köpfe der beiden abfließen.

Die Umstehenden klatschten in die Hände und die Stimmen wurden immer lauter. Sie verteilten sich auf der Lichtung, in respektvollem Abstand zu den Steinen und begannen die mitgebrachten Spesen zu verzehren.
Das Paar mit den Blumenkränzen im Haar mischte sich unter die anderen und wurde immer wieder von ihnen berührt, geküsst und mit weiteren Blumen überschüttet.
Ihm schien es, als würde dieses Fest Stunden dauern. Die Männer tanzten um das Feuer, entledigten sich ihrer Kleider, es sah unwirklich aus im Schein der Flammen.


Es kam zu Scheinkämpfen mit Fäusten und Schwertern. Es wurde gegessen und getrunken, sie sangen ihm unbekannte Lieder, sie klangen melancholisch-tragend.

Er drückte sich an den Baumstamm und beobachtete das unwirkliche Treiben mit großen Augen. Da er kaum beachtet wurde, beschloss er, sich mit fortschreitender Nacht und nach diesem Rausch der Sinne, wieder auf den Heimweg zu machen. Der Wald war dunkel, geheimnisvoll und er stolperte auf dem Wege mehr oder weniger mühsam wieder zum Haus zurück.

 
Erst zu Hause merkte er, dass seine Jacke durch den Funkenflug einige kleine Brandlöcher davongetragen hatte.
Auch sein Gesicht war von Ruß geschwärzt und seine Augenbrauen waren beeinträchtigt.

Als er am nächsten Tag seine Geschichte im Gasthaus erzählte, wurde er mehr oder weniger ausgelacht.

„Ach Paul, nein, das müssen Sie geträumt haben. Sie sind sicher eingeschlafen, und die Schatten des Waldes gaukeln abends die absonderlichsten Bilder vor. Gehen sie da nicht mehr hin, mitten in der Nacht!“ Der Apotheker, schüttelte den Kopf.

„Aber, wenn ich Ihnen sage, ich bin nur deswegen in den Wald gegangen, um an diesem Ritual teilzunehmen. Wenn man jetzt in den Wald gehen würde, man würde Spuren finden, das Feuer war ja sehr mächtig. Das Gras müsste niedergetreten sein, Reste des Festes müsste man dort finden!“

Betretenes Schweigen und Achselzucken war die Folge. Sie wandten sich wieder ab und langsam kamen die Gespräche wieder in Gang.


Es zog ihn zurück in den Wald. Er konnte es gar nicht erwarten, die Stelle in Augenschein zu nehmen.
Der Wald war wie immer voll der Geräusche, die er schon kannte. Die Sonnenkringel lagen auf dem Fußboden und veränderten stetig ihre Gestalt. Doch heute fehlten die hellen Punkte, die ihn immer leiteten. Doch er kannte den Weg auch so und stürmte voran, um rasch zu seinem Baum zu kommen.
Da stand Sebastian mit einem Rechen in der Hand, sammelte allerlei Dinge ein und warf sie in einen großen Plastiksack. Kehrte die Reste eines Lagerfeuers zusammen und grüßte ihn freundlich.


„Was machen sie da?“ Er schaute Sebastian erstaunt an.


„Ach, da waren vor einigen Tagen eine Gruppe von Kindern da, die haben so viel Mist und Reste zurückgelassen, das kann man nicht so lassen. Der Wald muss sauber bleiben. Ich kehre zusammen.“

Er warf den Kopf nach rückwärts, das Band löste sich und seine weißen Haare fielen ihn auf die Schulter. So im Gegenlicht sah er sehr würdig und sehr alt aus.

Paul schloss seine Augen und rief sich die Bilder der Nacht wieder in Erinnerung. Sollte dies alles ein Geheimnis zwischen ihm und Sebastian bleiben? Wussten denn die anderen im Dorf nicht, was sich im Wald abspielt?
Wenn ja, dann wollten sie scheinbar nicht darüber sprechen.

Aus dem E-Book  

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Mittwoch, 24. April 2024

BRÜCKE ÜBER DEN SCHWARZEN FLUSS, Düsteres

 

BRÜCKE ÜBER DEN SCHWARZEN FLUSS

                                             von Joana Angelides









Wenn man den dichten Wald hinter sich gebracht hat, tut sich der Blick auf den Fluss auf, der träge dahinfließt und besonders nachts immer unheimlich wirkt. Auch bei Tage ist er Dunkelgrün, fast schwarz, weil sich an einer Seite hohe Tannen bis an das Ufer drängen und an der anderen Seite eine Felswand aus dem Wasser aufsteigt, die das Tageslicht weitgehend abhält. Alle nannten ihn den „schwarzen Fluss“

Rechts, wo die Felswand ein wenig zurücktrat, stand ein altes unbewohntes Fachwerk-Gebäude aus dem 16.Jhdt.  

 

Zu diesem Haus führte eine alte teilweise überdachte Brücke. Teilweise deshalb, weil diese Überdachung große Löcher aufwies und von niemandem je repariert wurde.

Eltern warnten ihre Kinder die Brücke zu betreten; sie sei baufällig und außerdem spuke es angeblich im alten Fachwerkhaus. Tatsächlich sah man in mondlosen Nächten Lichter im Haus und die Fensterläden waren einmal offen und ein andermal wieder geschlossen, ohne dass man wusste, ob dort jemand wohnte oder nicht.

Das waren natürlich die Gründe, warum es unter den Kindern als Mutprobe galt, über die Brücke auf die andere Seite zu laufen und von drüben herüberzuwinken und ebenso schnell wieder zurückzulaufen. Die Brücke ächzte und stöhnte unter jedem ihrer Schritte und das entlockte den Kindern immer wieder kleine Schreckensschreie. Doch mit der Zeit verloren die Menschen das Interesse an der Brücke und dem alten Haus. Auch die wenigen Kinder, die noch im Ort wohnten, hatten ganz andere Interessen.

 

Doch seit einigen Tagen hallten laute Hammergeräusche Durch den Wald und neue Bretter wurden angeliefert. Die Brücke wurde augenscheinlich repariert. Schlagartig traten die Brücke und das alte Haus wieder in den Mittelpunkt des Interesses.

Man hörte, dass sich ein neuer Eigentümer gefunden hätte. Es soll ein Mann aus Osteuropa sein, der das alte Gemäuer und die Brücke am anderen Flussufer vom geheimnisvollen, irgendwo in England lebenden Eigentümer, gekauft hätte.

Niemand kannte diesen Mann, doch erschien er manchmal abends, bevor die Arbeiter nach Hause gingen, mit einer schwarzen Kutsche und einem Pferd davor gespannt aus dem Nichts und blickte gebannt auf die Brücke. Ohne etwas zu sagen, fuhr er dann wieder davon.

 

Eines Tages, als die Reparaturen schon weit fortgeschritten waren, betrat er spätabends das abgelegene Gasthaus am Ufer des Flusses und verlangte ein stilles, abgelegenes Zimmer.

Sein Gepäck bestand aus zwei großen schwarzen Taschen und einer länglichen Truhe, die mit einer schwarzen Plane abgedeckt war.

Wie von Geisterhand gelenkt, verschwand seine Kutsche mit dem schwarzen Pferd danach wieder  in der Dunkelheit und wurde nicht mehr gesehen.

Er bat, ihn tagsüber auf keinen Fall zu stören. Trotz intensivem Lauschen an der Türe konnte das verängstigte Hausmädchen tagsüber auch kein Geräusch aus seinem Zimmer hören.

Er war ein sehr ruhiger Gast, der tagsüber das Zimmer nicht verließ und nur abends mit dem Pferdegespann des Wirtes zur Brücke fuhr, um den Fortgang der Arbeiten des vergangenen Tages zu überprüfen.

  

Anschließend verschwand er wieder im ersten Stock des Gasthofes. Man konnte die ganze Nacht schwaches Licht Durch die Dichten, vorgezogenen Vorhänge sehen.

 

Natürlich erweckte er die Neugier der Menschen. Gleichzeitig jedoch wahrten sie Distanz zu ihm. Seine hohe Dunkle, elegant wirkende Gestalt mit dem schwarzen Hut und dem weiten Mantel flößte ihnen so etwas wie ängstlichen Respekt ein.

Nach ungefähr zwei Monaten waren die Arbeiten abgeschlossen und er bezog das alte Haus am anderen Ufer des Flusses.

An diesem Abend erschien wieder diese schwarze geschlossene Kutsche mit einem Kutscher am Kutschbock, der das schwarze unruhige Pferd im Zaume hielt.

Der schweigsame Gast trug seine beiden Koffer und die große schwarze Truhe selbst aus dem Haus und lud alles hinten auf, setzte sich in die Kutsche und sie fuhren Durch den Wald und über die Brücke zum Haus. Die Pferdehufe hallten laut und unheimlich weit ins Land hinein.

 

In dieser Nacht gab es ein schreckliches Unwetter, es donnerte und blitzte gewaltig und der Regen ergoss sich in Strömen über den kleinen Ort.  Niemand getraute sich aus dem Haus. Alle Fensterläden waren geschlossen. Die Dorfstraße wurde zu einem reißenden Bach.

 

 

Und doch glaubten die Dorfbewohner einige Pferdekutschen draußen vorbei fahren zu hören, sie schattenhaft auch zu sehen.  In das Donnergrollen mischten sich die Geräusche von Pferdehufen auf der Holzbrücke. Es klang wie eine wilde Jagd, die Pferde wieherten und dazwischen war auch Hundegebell zu hören.

 

Am nächsten Morgen, es war ein Sonntag, stellten man fest, dass das Unwetter besonders am Friedhof einigen Schaden angerichtet hat. Neben der Friedhofsmauer waren einige frische Grabhügel weggeschwemmt, die Särge anscheinend von den Fluten davongetragen. Sie wurden weiter unten wiedergefunden. Doch die Leichname waren verschwunden und konnten trotz intensiven Suchens nicht wiedergefunden werden.

Nach der Sonntagsmesse sah man die Leute tuschelnd am Kirchplatz zusammenstehen und als der Pfarrer zu nahe herankam, verstummten sie oder wechselten das Thema. Die Stimmung war allgemein gedrückt.

 

In der darauffolgenden Nacht waren wieder Pferdehufe von der Brücke zu hören und einige beherzte Männer aus dem Dorf machten sich auf den Weg durch den Wald. Sie wollten sich Klarheit darüber beschaffen, was dort geschah.

Aus der Ferne hörte man die Geräusche des Waldes, ein Käuzchen ließ seinen Ruf erschallen und irgendwo heulte ein Wolf. Um die Höhlen des aufsteigenden Felsens flogen Fledermäuse unruhig hin und her und es kam wieder Wind auf.

Der am Himmel stehende blasse Mond legte sein bleiches Licht auf dieses Schauspiel und so manchem liefen kalte Schauer über den Rücken. Manche stahlen sich unbemerkt davon und liefen zurück ins Dorf.

Diejenigen, welche geblieben waren, blickten zögernd auf die andere Seite hinüber. Das Haus war beleuchtet, es standen auch drei Pferdekutschen davor, sie Pferde unruhig und schnaubend. Sie zögernden kurz und sahen sich fragend an.

 

Da sie nun aber einmal da waren, entschlossen sie sich doch, zu dem Haus hinüberzugehen. Sie gingen über die Brücke, an den Pferdefuhrwerken vorbei und standen vor der Eingangstüre, die nur angelehnt war.

Es schien, als wären sie erwartet worden, denn das große schwere Tor wurde plötzlich weit geöffnet und sie konnten ungehindert eintreten. Niemand begrüßte sie, es war, als ob niemand besonders erstaunt war, dass sie so plötzlich da waren.

 

Der Tisch in der Mitte des Raumes war mit   einem Dunkelroten Tischtuch bedeckt, es standen Gläser mit Rotwein auf dem Tisch und die Gesellschaft unterhielt sich angeregt. Es handelte sich um drei Männer und zwei Frauen. Die Männer waren mit Dunklen Anzügen und blütenweißen Hemden bekleidet, die beiden Damen trugen unter ihren schwarzen Umhängen weiße lange Kleider mit üppigen Rüschen an den Oberteilen.

Die Beleuchtung bestand aus sehr vielen brennenden Kerzen, die in Leuchtern am Tisch standen, jedoch auch am Boden, in den Fensternischen, waren brennende Kerzen willkürlich angeordnet. Das flackernde Licht warf bewegliche Schatten an die Wände.

Die staunenden Dorfbewohner wurden nun doch herbei gewunken und mussten auf den leerstehenden Sesseln Platz nehmen. Es wurde ihnen Rotwein eingeschenkt und sie wurden genau betrachtet, einige sogar berührt. Man berührte ihre Haare, strich über ihre Nacken und Arme und mit stechenden Blicken zwangen sie sie, regungslos sitzen zu bleiben.

Es wurde jedoch anfangs nichts gesprochen, es war, als würden sich alle zeitverzögert bewegen

 

Der Abend entwickelte sich jedoch in der Folge sehr angenehm unter kultivierter Unterhaltung, dauernd wechselten die Sitzpartner und langsam verschwamm Wirklichkeit und Halbtraum. Sie wurden von den leicht schwebenden Körpern der weiblichen Teilnehmer abwechselnd gestreift, diese flüsterten und raunten ihnen Dinge ins Ohr, die sie teilweise nicht verstanden oder glaubten nicht richtig zu verstanden zu haben. Ihre Fantasien, oder war es Wirklichkeit, spielten ihnen süße, schmerzhafte Vereinigungen mit fast körperlosen Wesen vor, sie spürten heißen Atem und dann wieder kühlen Todeshauch auf ihrer Haut. Sie fühlten sich in einem Moment körperlos und energielos, im anderen Moment voll Energie und Bewegung. Die Luft war geladen mit Düften und Aromen. Sie glaubten leise, tragende Musik zu hören, dann wieder hereinbrechende Melodien, wie die Urgewalten des Universums. Ihr Gehör war geschärft und imstande die leisesten Schwingungen und Wellen im Raum wahrzunehmen.

Der Raum war erfüllt von Farben und silbernen Schleiern und sie glaubten sich manchmal emporgehoben und gewichtslos, aller Kraft und Energie beraubt.

Für diese einfachen Menschen aus dem Dorf, Bauern und Handwerker war es eine fremde faszinierende, bisher nicht gekannte Welt. Manche vergaßen, woher sie kamen, dass sie Familie hatten, oder Handwerksbetriebe. Sie wollten nur noch, dass es nie wieder aufhörte, und stürzten in tiefe, Dunkle, dann wieder hell leuchtende Tiefen und Strudel.

 

 

Als sie am Morgen erwachten, lagerten sie wieder, ein wenig benommen, am anderen Ende der Brücke.  Sie richteten sich auf und versuchten, sich zu orientieren, sich zu Recht zu finden in der Realität, die vergangene Nacht erschien ihnen wie ein Traum.

Das Haus gegenüber sah aus wie immer, Dunkel und geheimnisvoll. Die Fuhrwerke vor dem Hause waren verschwunden, alle Fensterläden geschlossen.

War es nun Traum oder Wirklichkeit?

 

 

Sie gingen in das Dorf zurück, doch sie erzählten niemand von den Ereignissen der vergangenen Nacht, als hätten sie das vereinbart.

Und außerdem wussten sie ja selbst nicht, was sie eigentlich erzählen sollten.

In den darauffolgenden Nächten, und ohne es vorher zu vereinbaren, traf sich die kleine Gruppe der Männer aus dem Dorf immer wieder bei der Brücke. Sie   überquerten sie stumm und tauchten wieder ein in diese Welt der Geheimnisse, die nun gar nicht mehr so geheimnisvoll schien.

 

Sie erlebten die körperlose Existenz in ihrem Halbbewusstsein und wurden immer mehr gefangen von dem sie erfassenden Gefühl von Unsterblichkeit. In ihrem halbwachen Zustand sahen sie sogar die vertrauten Gesichter und Gestalten der erst kürzlich verstorbenen rund um sie tanzen und wunderten sich seltsamerweise gar nicht darüber.

 

Sie ließen sich umarmen, festhalten, starrten in teilnahmslose Gesichter mit glühenden Augen und ließen es zu, dass ihnen diese langsam, aber stetig das Blut aus den Adern saugten. Es waren fordernde kraftvolle Küsse, die sich langsam von ihren Lippen zum Hals zogen und dann genau dort, wo das ängstliche Pumpen des Herzens zu spüren war, ihre Zähne wie Nadelspitzen in sie eindrangen. Sie spürten, dass sie immer schwächer, ja leerer wurden.

Wenn sich die Nächte dem Morgen näherten, begannen sich die Dunklen Gestalten teilweise aufzulösen, sie verschwanden in Nebenräumen oder gingen zu den offenen Fensterflügeln und waren plötzlich von der Nacht verschluckt.

 

Die Menschengruppe, die sich jeden aufkommenden Morgen über die Brücke in Richtung des Dorfes es in Bewegung setzte, wurde von Nacht zu Nacht immer länger und langsamer, Manche stützten sich gegenseitig, manche hielten sich am Gelände fest und schoben ihre kraftlosen Körper voran. 

 

Allmählich wurden alle Bewohner des Dorfes in den Bann des alten Schlosses gezogen, es wurden nur die wichtigsten Dinge erledigt und alles Leben verlegte sich in den Abend und Nachtstunden.

 

Reisende blieben fast keine mehr stehen, alle Menschen fuhren durch den Ort, ohne anzuhalten. Er erschien den meisten unheimlich und auch unbewohnt.  Wenn doch einmal jemand anhielt, dann wurde auch er in den Bann der nächtlichen Ereignisse gezogen. Manche konnten sich rechtzeitig aus diesem Teufelskreis retten, indem sie sich einfach in ihr Auto setzten und rasch wegfuhren. Einigen gelang das nicht und sie blieben für immer.

 

Der Pfarrer der kleinen Gemeinde verschwand eines Tages ebenfalls und keiner konnte sagen, ob er ging oder ob er nur von niemand mehr wahrgenommen wurde. Mit ihm verschwanden auch das Kreuz am Kirchturm und das Inventar im Kirchenschiff.

 

Eine einzige Familie widersetzte sich dem allgemeinen Trend. Es war ein Bergbauer, der nur einmal im Monat ins Dorf kam, um Vorräte zu kaufen. Er bemerkte die Veränderung und sie machte ihm Angst.

Durch die vollkommene Lethargie der Dorfbewohner waren die Geschäfte fast alle geschlossen, der Bäcker backte nur mehr einmal die Woche Brot, im Gasthaus schliefen die Menschen vor Müdigkeit an den Tischen ein. Der Müll türmte sich auf der Hauptstraße und die Tiere in den Ställen brüllten vor Hunger und Durst.

Er lief von Haus zu Haus und konnte nur völlige Teilnahmslosigkeit der Menschen feststellen. Bis zum Abend lag das Dorf vollkommen menschenleer da, nur abends kamen sie aus ihren Häusern und gingen wie Marionetten Richtung Brücke davon. Einige Freunde gingen an ihm vorbei, als würden sie ihn nicht kennen. Erst als er einen dieser Freunde an der Schulter rüttelte und ihn dieser aus leeren Augen anstarrte, ohne in zu kennen, erfasste ihn das Entsetzen.

 

Er wusste nicht, was hier vor sich ging, er wusste nur, dass er seine Familie in Sicherheit bringen und die Veränderung der Menschen hier irgendwo melden musste.

 

Am nächsten Tag fuhr er mit seiner Frau und den beiden Kindern mit seinem Pferdewagen und seinen wenigen Habseligkeiten die Hauptstraße entlang, um aus dem Dorf hinauszukommen. Es war schon später Nachmittag, denn es war nicht so einfach, ein ganzes Leben auf einen Pferdewagen zu packen.

Er trieb die beiden Pferde an. Wie es kam, wusste er nicht. Doch plötzlich brach das linke hintere Rad ab, der Wagen schwankte bedrohlich und drohte zu kippen. Sie stiegen vom Wagen und begannen die schweren Kisten und Pakete abzuladen, um nachsehen zu können, wie der Schaden behoben werden konnte. Einige Nachbarn und Freunde gingen an ihnen vorbei und schenkten ihnen keine Aufmerksamkeit, als würden sie sie gar nicht wahrnehmen. Er schrie er winkte, er wandte sich Hilfe suchend an sie, doch sie gingen mit leerem Blich, alle in Richtung des Schwarzen Flusses und der Brücke, weiter. Es war eine lange Kolonne, Männer Frauen und Kinder, eingehüllt in Dunkle Mäntel.

 

Inzwischen war es dunkel geworden, die Gestalten nur mehr von rückwärtszusehen. Sie entschwanden in der sich senkenden Dunkelheit und verschmolzen mit den Bäumen und der Brücke.

Die rückwärtige Achse war gebrochen. Es war aussichtslos zu hoffen, heute noch weiter fahren zu können.

 

Sie beschlossen, im Pfarrhaus Zuflucht zu suchen und gingen ein Stück weiter die Straße hinauf zur Kirche. Die Frau und die Kinder warteten vor der Kirche, er wollte gerade die Stufen zum Pfarrhaus hinaufgehen, als einige schwarze, große Vögel krächzend der Dorfstraße folgend auf sie zuflogen.

 

Sie versuchten die Vögel abzuwehren, doch sie kamen immer wieder näher, versuchten an ihren Kleidern, an ihren Kappen zu zerren. Der Stoff am Arm seiner Weste war bereits zerrissen, sein Unterarm hatte Kratz- und Biss Spuren, sein rechtes Auge begann anzuschwellen. Die Frau hatte ihre beiden Kinder in den Arm genommen und versuchte sie zu schützen und wurde ebenfalls verletzt. Das laute Krächzen der Vögel und das Schreien der verängstigten Menschen hallten Durch die Nacht.

 

Da waren plötzlich die Geräusche eines Pferdefuhrwerkes und das Wiehern von Pferden zu hören und da ließen die Vögel plötzlich von ihnen ab.

 

Das Fuhrwerk hielt neben ihnen und der geheimnisvolle Fremde beugte sich herab.

 

„Steigen sie ein, ich bringe sie in Sicherheit!“  Der Mann konnte sein Gesicht nicht genau sehen, die schwarze Kapuze verdeckte es fast bis zu den Lippen. Er konnte nur vage die Augen ausnehmen, glühende stechende Augen. Die Angst würgte jeden Ton in seinem Hals ab, er wehrte sich und stolperte. Die Frau eilte mit den beiden Kindern herbei und wollte ihrem Mann helfen, doch diese unheimliche Gestalt war vom Wagen herabgestiegen und packte den Gefallenen mit beiden Armen und hob ihn in den Wagen, dann schwang er sich auf den Kutschbock und fuhr einfach davon. Er wusste, dass die Frau mit den Kindern dem Wagen folgen würde.

 

Die Frau lief, die beiden Kinder hinter sich herziehend, hinter dem Wagen her, überquerte mit ihm die Brücke und kam erst zur Ruhe, als er vor dem erhellten Schloss zum Stehen kam.

Sofort wurden sie umringt von stummen, Dunklen Gestalten in langen schwarzen Mänteln, gierigen Blicken und halb geöffneten Mündern.

 

Sie schrie den Namen ihres Mannes, so laut sie konnte. Doch es war, als würde ihr Schrei lautlos sein. Erst als sie spürte, dass zwei starke Arme nach ihr griffen, sie in einem wilden Tanz über die Treppe hinauf in das Schloss trugen und sich der Mund mit den scharfen Zähnen auf ihren Hals senkte, verlor sie das Bewusstsein.

Das Schreien der Kinder konnte sie nicht mehr hören.

 

Der wilde Tanz im Schloss dauerte die ganze Nacht, die Kerzen brannten hinunter und erst als sich der Himmel hell zu färben begann, löste sich die Gesellschaft auf.

 

Die schwarze, kraftlose Menschenschlange bewegte sich langsam wieder über die Brücke zurück und die Bewohner des Hauses zogen sich zurück. Unter ihnen auch der Bergbauer mit seiner Familie.

 

Langsam sprach es sich in der Umgebung herum, dass der Ort ein Geheimnis hatte, und man mied ihn, ja man vergaß sogar, wo genau dieser Ort eigentlich lag.

 

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Aus der Tiefe des Sees, Kurzgeschichte, dramatisch

 

AUS DER TIEFE DES SEES

von Joana Angelides




 

 

Das Bild, gemalt von Bernie, ist überdimensional und den Raum beherrschend. Es stellt die Oberfläche eines Sees, gesehen aus einem Flugzeug, dar. Wenn sie, wie jeden Nachmittag von ihrem Schreibtisch aus auf die gegenüberliegende Wand auf das Bild starrt, dann beginnt sich nach einer Weile das Wasser des Sees leicht zu kräuseln und leichte Wellen schlagen am Ufer an.

 

Das Bild zeigt den See an manchen Stellen, besonders im Zentrum Dunkelblau, zu den Rändern hin ein wenig heller und eine imaginäre Sonne zaubert Sonnenkringel auf einige Wirbelkämme.

 

Ganz tief am Grunde dieses Sees liegt Bernie.

Sie weiß es, sie sah zu, wie er langsam und ohne sich zu wehren darin versank. Sie konnte nichts dagegen tun, sie saß wie gelähmt am Ufer. Dieses Versinken in den Fluten war der Schlussakkord eines langen, sich durch viele Wochen hinziehenden Kampfes einer verzweifelten Seele.

.

 

Alles begann damit, dass genau vor einem Jahr Margo verunglückte und starb. Sie war sein Leben, seine Muse und jene Kraft, die sein Leben in geordneten Bahnen leitete und sich um alle kleinen und großen Dinge ihres gemeinsamen Lebens kümmerte. Plötzlich war sie nicht mehr da und all diese Dinge stürmten nun auf ihn ein.

Wie sollte er sich um Bezahlung offener Rechnungen kümmern, dafür sorgen, dass der Kühlschrank gefüllt war und die Blumen im Garten betreut werden, wo er bisher nicht einmal gemerkt hatte, dass dies alles erledigt werden musste, um das Sein auf dieser Welt reibungslos ablaufen zu lassen?

 

Er hatte sich bisher nur um seine Malerei gekümmert, sich in seine Bilder versenkt, Er begann immer drei oder vier Bilder gleichzeitig zu malen, aß oft tagelang nichts, tobte manches Mal in seinem Atelier herum, um dann wieder stundenlang völlig apathisch vor einem der Bilder zu sitzen und es anzustarren.

Margo war die Einzige, die dann das Atelier betreten durfte, sich manchmal auch zu seinen Füßen setzte und mit ihm litt.

Unweit des Hauses lag der See. In den Abendstunden schlenderte er oft dahin, saß dann am Ufer und ließ seine nackten Zehen von den gekräuselten Wellen umspielen. Er gab ihm Kraft und Inspiration und glättete seine zerfurchte Seele. Es gab immer wieder Bilder, in denen der See eine zentrale Rolle spielte.

An manchen Tagen kehrte er oft erst in der Dunkelheit zum Haus zurück. Margo saß dann immer im Halbdunkel im Wohnraum und wartete auf ihn. Schweigend nahmen sie das Abendessen gemeinsam ein. Und immer nahm er sie dann in die Arme. Oft lagen sie dann nur regungslos nebeneinander, ließen ihre Hände auf der Haut des anderen auf und abgleiten, oder liebten sich leidenschaftlich bis sie erschöpft einschliefen.

Sie schämte sich nun fast, in diese intimen Details der Beiden eingedrungen zu sein, doch es war ein unwiderstehlicher Drang, dass vor ihr liegende Tagebuch Margo´s zu lesen.

 

Sie, Margo und Bernie hatten eine unbeschwerte, gemeinsame Kindheit. Sie waren unzertrennlich und eine eingeschworene Gemeinschaft. Sie liebte Bernie von Anbeginn und litt schrecklich darunter, dass er plötzlich nur Augen für Margo hatte. Wenn sie alle Drei so im Gras lagen und den Wolken nachsahen, stützte er sich auf seine Hand, blickte aber immer nur auf Margo nieder; manches Mal neckte er Margo auch mit einem Grashalm. Dann fühlte sie sich immer wie das fünfte Rad am Wagen, völlig überflüssig.  Die beiden flüsterten und lachten gemeinsam und sie war dann immer ausgeschlossen und wollte fliehen, doch sie blieb letztlich.

Als sie eines Tages sein Atelier betrat, um ihn etwas zu fragen, prallte sie erschrocken zurück. Überlebensgroß war das Bild Margos auf der Staffel zu sehen. Er hatte sie nackt gemalt, das Bild strahlte ihre völlige Hingabe aus. Da erkannte sie zum ersten Mal sein unglaubliches Talent und auch, dass die beiden sich liebten.

Im ersten Moment war sie sehr zornig, sie fühlte sich ausgeschlossen, betrogen und hintergangen. Doch dann siegte die Vernunft und sie gestand sich ein, dass sie das ja in den vergangenen Jahren bereits gewusst, nur verdrängt hatte!

Als sie das Haus verließ, ohne dass sie Bernie angetroffen hatte, spürte sie eine ungeheure Erleichterung.  Nun war es offenkundig und nicht mehr wegzuleugnen.

Kurze Zeit später zog Margo zu Bernie und sie galten offizielle als Liebespaar.

 

Er absolvierte die Akademie und begann in der Folge, sich einen Namen zu machen. Ihre Freundschaft bestand weiterhin und sie unternahmen vieles gemeinsam, lachten und philosophierten Nächte lang über Gott und die Welt.

Sie liebte ihn weiterhin ohne Wenn und Aber, nahm es hin, dass ihre Liebe nicht erwidert wurde.

Sie und Margo vertrauten sich so ihre kleinen Geheimnisse an, über ihren beiden Gefühlen über Bernie sprachen sie jedoch niemals. Es war ein Tabuthema zwischen ihnen.

 

Zwischenzeitlich zog sich zurück, denn sie wollte nicht den Eindruck erwecken, dass sie sich zwischen die Beiden drängen wollte. Obwohl sie es gerne getan hätte. Denn irgendwie gehörte Bernie auch zu ihrem Leben!

 

Als sie im Zentrum der Stadt eine Kunstgalerie eröffnete, übernahm sie auch immer wieder Bilder von Bernie. Sie verkauften sich gut. Auf diese Art hatte sie nun einen neuen Zugang zu Bernie gefunden und konnte es so einrichten, dass sie stundenlang gemeinsam über seine Bilder diskutierten und es schien fast wieder so zu werden wie früher.

In den Wochen nach dem Tod Margos hatte sie an manchen Tagen und in Nächten, in denen sie wach lag, mit Gewissensbissen zu kämpfen. Hätte sie den Tod der Freundin verhindern können, wenn sie sie rechtzeitig zurückgezogen hätte, als der Zug in die Station einfuhr? Wieso war sie wie gelähmt und konnte sich nicht vom Fleck rühren, sie nicht zurückreißen?

Oder hatte sie doch nach ihr gegriffen, sie vielleicht sogar gestoßen, anstatt sie zu halten?

Sie verdrängte die Gedanken darüber, wollte sich damit nicht auseinandersetzen. Sie hörte jedoch noch immer die Schreie der Menschen, das Kreischen der Bremsen, als sie die Treppe hinauflief und sich oben übergeben musste.

Eigentlich stand sie weiter hinten und konnte auch keinerlei Angaben machen, als sie befragt wurde. In ihrer Erinnerung kamen die Ereignisse immer Durcheinander, sie hörte nur den Schrei, sagte sie aus. Alles andere war Einbildung, Fiktion, da war sie sich ganz sicher.

 

Nach dem Tode Margos wurde Bernie immer stiller, unruhiger und chaotischer. Er verstand nicht, wieso der Strom abgeschaltet wurde, weil er einfach vergaß die Rechnung zu bezahlen oder die Blumen im Garten verdursteten.

Sie versuchte einiges für ihn zu regeln, doch es gelang ihr nicht, Zugang zu ihm zu finden. Auch seine Bilder wurden immer greller, unverständlicher und in der Folge unverkäuflich.

Die totale Abhängigkeit Bernies von Margo war ihr vor deren Tode eigentlich gar nicht so aufgefallen.  Erst als Margo nicht mehr da war, wurde es offensichtlich.

 

Er begann immer öfter über den Tod zu sinnieren, entwickelte unübersehbar eine Todessehnsucht, die ihn immer mehr in sich zurückziehen ließ.

 

Wie im Nebel sah sie immer wieder, wie Bernie gestern, ohne ein Wort zu sagen, sich von ihr löste, sie einfach am Ufer stehen ließ und langsam, aber stetig auf den See zuging. Er ging, ohne zu zögern weiter, das Wasser stieg immer höher und höher.
Erst als er sich einfach ins Wasser gleiten ließ, rücklings aufschlug, seine Arme ausstreckte und in den Himmel blickte, rief sie seinen Namen. Doch er reagierte in keiner Weise, er hörte sie gar nicht.

 

Er trieb langsam auf den See hinaus, und plötzlich versank er einfach.

Sie starrte ungläubig hinaus, die Oberfläche kräuselte sich noch eine Weile und dann war die Wasseroberfläche wieder so ruhig, wie vorher.

Sie kam gar nicht auf den Gedanken, ihm nachzulaufen, zu versuchen ihn wieder herauszuholen. Sie stand nur da und starrte auf die Wasserfläche.

 

Die Polizei machte ein Protokoll mit ihr, sie unterschrieb es. Wahrscheinlich wird sie eine Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung bekommen.

Es war nur ein weiterer Baustein in dem abbröckelnden Gebäude ihres Lebens

 

Sie löschte das Licht, ordnete einige Papiere auf dem Schreibtisch und schloss die Galerie ab

Während der Fahrt hinaus zum See, passierte sie einige Orte ihres gemeinsamen Lebens. Die kleine Kirche in der Mitte der Siedlung, die kleine Schule daneben, in der sie alle Drei die ersten Schuljahre verbrachten, die in der Hauptstraße liegenden Elternhäuser und den Bahnhof.

Dann bog sie langsam in die Forststraße ein, die zum See führte und parkte nicht weit vom Ufer des Sees und stieg aus. Ohne den Wagen zu versperren, wozu denn auch, ging sie langsam auf den See zu. Es begann zu regnen.

Ihre Tränen flossen nach innen, unbemerkt.  Die Sehnsucht, sich umarmen zu lassen erreichte ihren Höhepunkt. Es wäre Erlösung sich von den Wellen empfangen, umschließen zu lassen vom schwarzen Glas der Fluten. Sie hörte Rufe aus der Tiefe, es klang wie seine leise flüsternde Stimme. Die Wellen erzeugten Bewegungen, Treppen gleich, die abwärtsführten. Sie war vor Tränen fast blind, sie mischten sich mit dem Regen. Sie ließ sich führen von ihrer Sehnsucht. Sie ging diese Treppe hinab, ließ sich ziehen und locken und Erleichterung machte sich breit.

Der Tod umklammerte sie mit ehernen Armen, die Strudel zogen sie hinab in die Erlösung.

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Dienstag, 23. April 2024

PHLÄGRÄISCHE FELDER BEI NEAPEL, Geologie

PHLÄGRÄISCHE FELDER  BEI  NEAPEL

VON jOANA ANGELIDES





Sollten wir uns fürchten? Vielleicht doch, ein wenig....

Neapel
Am Sonntag; den 21.4.2024 wurde Süditalien erneut von einem leichten Erdbeben erschüttert, das sich rund um den Vesuv bei Neapel ereignet hat.
Der Erdstoß erreichte eine Stärke von 3,7, während ein weiteres Erdbeben eine Stärke von drei aufwies. Die Erschütterungen waren auch in Neapel zu spüren.
Bisher liegen keine Berichte über Verletzte oder größere Schäden vor.
Bekanntlich ist die Gegend um den Vesuv regelmäßig von kleineren Erdbeben betroffen, wobei der letzte größere Vulkanausbruch vor 80 Jahren stattfand.
Bei Pozzuoli, praktisch in Sichtweite des Vesuv liegt ein unter Umständen noch viel gefährlicherer Vulkan. Auch dort mehren sich die registrierten Beben. Fachleute warnen seit Monaten vor einem bevorstehenden Ausbruch.
Ein Ausbruch im Golf von Pozzuoli hätte wohl verheerende Folgen, immerhin leben rund 500.000 Menschen in der Roten Zone rund um den Supervulkan der phlegräischen Felder im Westen von Neapel. Ein Ausbruch würde außerdem mit einem Tsunami einhergehen.
Das Areal rund um Pozzuoli hat sich seit 2005 um 1,25 Meter angehoben. Forscher gehen davon, dass diese Hebung von heißem Wasser erzeugt wird, dass von einer Lavakammer in der Erde angeheizt wird.
Die Phlegräischen Felder (altgriechisch Φλεγραία πεδία Phlegraía pedía [zu φλέγειν phlégein „brennen, flammen“]; lateinisch Phlegraei campi; italienisch Campi Flegrei) sind ein etwa 20 km westlich des Vesuvs gelegenes dichtbesiedeltes Gebiet mit hoher vulkanischer Aktivität in der italienischen Region Kampanien. Die Phlegräischen Felder werden als Supervulkan eingestuft. Sie lösten die größte explosive Eruption der letzten 200.000 Jahre im Mittelmeerraum aus. Der bislang letzte Ausbruch auf den Phlegräischen Feldern fand 1538 mit der Monte-Nuovo-Eruption statt.
Am 1. November 2023 ließ Zivilschutzminister Nello Musumeci mit seiner Aussage aufhorchen, dass eine Erhöhung der dreistufigen Gefahrenstufe auf die Voralarmstufe orange im „Bereich des Möglichen“ liege. Dem vorausgegangen war eine Besprechung des Ministers mit einer Expertenkommission. Nach den Aussagen der Experten gebe es verstärkt Anzeichen, dass die augenblickliche Hebungsphase durch den Anstieg von Magma verursacht sei. Bislang ging man davon aus, dass der Bradyseismos allein durch Ausgasungsprozesse bedingt sei. Der Zivilschutz müsse, so Musumeci, dementsprechend auf eine eventuelle schnelle Veränderung der Gefahrenstufe vorbereitet sein. Ein Voralarm würde bedeuten, dass ein Ausbruch in einigen Wochen statt bislang einigen Monaten bevorstehen könne. Eine Evakuierungsoption für bis zu 500.000 Bewohner in der Region stehe in der Diskussion, obwohl die Vorhersage eines Ausbruchs nach wie vor äußerst schwierig sei, und die Balance zwischen Information und Vermeidung von Panik eine Herausforderung darstelle.
Die Bodenhebung steigerte sich im April 2024 deutlich. Innerhalb von 15 Tagen wurden zwei signifikante Schübe verstärkter Bodenhebung beobachtet, wobei der Boden um 10 mm bzw. ca. 5 mm anstieg. Diese Beschleunigung auf eine Rate von gut 10 mm pro Woche stellt einen signifikanten Anstieg dar, verglichen mit früheren Hebungsphasen. Laut dem INGV-Chef Carlo Doglioni könnte dies auf die Existenz eines magmatischen Sills in 4 Kilometern Tiefe hindeuten, der von einem größeren Magmenkörper in 8 Kilometern Tiefe gespeist wird.

Sonntag, 21. April 2024

The little fairy, fairytale, english

 

The little fairy

by  Joana Angelides


 

 

Deep in the great fairy-tale forest, right where the lake lies between the trees, the little assistant fairy Silja was sitting on a stone with her head resting in her hands and sighing deeply.

 

Her face was reflected in the water and she thought that she was not pretty at all. There was also no one who would have ever said it to her.

This was mainly because she had not yet been accepted into the circle of forest fairies. She did not yet get a white veil robe and small golden wings therefore she could not fly.

All this had to be acquired first.

 

 However, as long as she had not proven herself, there was no thought of it at all. She had to perform small services for the forest fairies, had to wash and iron their veil dresses and clean their wings, comb their hair and always be there for them.

Today little Silja was already quite tired. She laid her head on her arm and almost fell asleep when the voice of the forest fairy Fari startled her.

 

"Silja where have my golden shoes gone, I can't find them anywhere." The forest fairy Fari hovered over the lake and looked quite frightened.

Silja jumped up all startled.

"I put them down, right next to the dress!"

"But they're not there," Fari cried bitterly. If she lost the shoes, then she was punished and had to give up her wings and the veil dress and had to start all over again and another fairy moved up to take her place.

"Maybe someone has made a joke," said the little fairy Silja and got very big round eyes

"Not a good joke, please help me find her!" Fari said imploringly to Silja.

 

Silja closed her eyes and began to think.

 

Once there was the sly fox, always nimble. No, it wasn't him. What should he do with shoes!

The little bunny family was too busy watching over the little bunnies so that they wouldn't fall in somewhere.

The big brown bear had been lying in his cave for days, reading an interesting book about winter supplies, it wasn't him either.

The squirrels had a visitor from the other fairytale forest today and had been collecting nuts all day. They had no place at all in their cave for shoes.

The owl was a big lady, she was the principal of the fairytale forest, always friendly and helpful. She already sat all day at the big tree and knitted, it was certainly not her. She also loved her slippers, and the fairy's shoes were much too small for her.

The frog was lying in the water on a leaf of the water lily, waiting for flies. That's where the shoes would be seen.

Birr the snake lay lazily on a branch and had only one eye open, so that she would not miss anything.

 

"Hello Birr," little Silja called up to the branch, "did you see who took Fari's shoes?"

 

Birr now opened the second eye and swayed back and forth on the branch. She almost fell down.

"Such small delicate shoes, golden and very shiny?"

"Yes yes," Silja and Fari exclaimed almost simultaneously.

"No," she said, closing one eye again.

"Please, you must have seen something," Silja pleaded, "how do you know they are golden and shiny?"

"The magpie was there earlier and collected everything shiny, so she probably took the shoes too. She must have hidden them at the top of the big tree, where she hides everything shiny. You'll only get them back if you bring her something else shiny, but it has to be nicer than the shoes!"

"Oh dear, where are we going to get something like that?" Sighed the little help fairy Silja.

At that moment the wood elf Mo floated past and landed very gently on the ground.

"Open your hair, Silja, and lie down on the meadow, your hair is so beautiful and shines golden in the sun like I've never seen it before! The magpie will come and try to take it away from you and meanwhile I'll get the shoes out of the nest!"

"You think my hair is beautiful?" Silja blushed and didn't know which way to look.

"You are the most beautiful fairy in the whole forest!" said Mo.

"Go on," Fari nudged her impatiently.

So Silja, the little fairy helper, lay down on the forest floor and spread out her hair. The other two hid behind the bushes.

It didn't take two minutes before the thieving magpie flew down from one of the tall trees with an astonished caw and landed next to the little help fairy's golden hair and immediately tried to take some of the hair away.

At that moment the wood elf Mo rose and swung himself up to the tall tree.

"I've got her, I've got her," he shouted at the top of his lungs.

The magpie was so startled that she let go of her hair and jumped up in irritation.

When it realised that it had only been fooled, it flew away scolding and hid in the hollow tree.

 

Overjoyed, the forest fairy Fari picked up the shoes and kissed the forest elf Mo and also the little assistant fairy Silja.

"I will never forget this," Fari promised and flew up to the fairy castle.

 

The little assistant fairy and the wood elf Mo sat down on the stone at the edge of the lake and looked together into the water where they were reflected.

"Oh," said the wood elf Mo," look how beautiful you are, how the gold dust swirls around you and you suddenly have wings too, just like me!"

He jumped up and looked at her all admiringly.

 

Little Silja stood there, a white veil dress flattering her, her hair shining even more golden because of the gold dust on it and her little wings were transparent and golden like dragonfly wings.

 

She bent down to the water again and looked in.

 

"I am a forest fairy, thank you Fari!" she exclaimed with joy.


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