DER WALD
von Joana Angelides
Zur Einleitung ein Gedicht, das mir in den Sinn kam und das ich niederschrieb als ich eine Eiche suchte, die ich in einem Waldstück wähnte und nicht mehr fand.
Die Eiche
Meine Gedanken, sie forschen und suchen
Sie dringen ein in den dunklen Wald
Sie finden
Tannen, Fichten und Buchen.
Sie erkennen mit wehem Gefühl jedoch bald,
Die Eiche die sie suchen, sie finden sie nicht.
Sie ist gefällt, auch wenn es schmerzt,
Die Erinnerung im Herzen dunkel, ohne Licht.
Erinnerung an ihren starken Stamm, ausgemerzt.
Dru, in der Sprache der Kelten hiess EICHE“. Das kurze Wort id, stand
für Weisheit. Druiden waren Priester, Gesetzgeber und Heiler, auch Wissende.
Im Hintergrund von Herrschern und Mächtigen, besaßen sie die
eigentliche Macht, die sie hoffentlich zum Wohle der Menschen benutzten.
Sie kannten die Geheimnisse der Heilkraft der Natur, glaubten an die
jenseitige Welt und stellten Verbindungen her zwischen den Menschen und dem
Jenseits und ihrer Geisterwelt.
All diese Gedanken überfallen mich jedesmal, wenn ich einen Wald
eintauche, wenn ich mich von den Gerüchen und Geräuschen dieser geheimnisvollen
Welt gefangen nehmen lasse.
Ist es möglich, daß es heute noch Druiden gibt, daß sie heute noch im
Hintergrund wirken? Und wo würden sie denn wohnen oder soll man sagen hausen?
Gerne würde ich einmal einem Druiden begegnen, würde gerne erfahren wie
die Geister aus dem Jenseits oder auch aus dem Diesseits auf unsere Leben
einwirken, ob sie es überhaupt tun.
Oder gehört dies alles in die Welt der Sagen, der Glaubensverirrungen?
Man kann natürlich dran zweifeln. Aber wenn ich einen Wald betrete,
dann kommt sie immer, diese Neugier. Durch das einfallende Sonnenlicht, leichte
Bewegung der Blätter durch Windböen werden geheimnisvolle Bilder auf den Boden
des Waldes gezaubert. Schatten bewegen sich und man weiß nie, ob nicht hinter
den Bäumen Gestalten von Baum zu Baum gleiten.
Die Zweige der Bäume bewegen sich. Berühren sie sich? Flüstern sie sich
etwas zu, winken sie uns zu sich, oder wollen sie uns fernhalten?
Wenn man nun einen Stamm umarmt, sich an ihn preßt, kann man spüren,
daß er lebt? Ich glaube schon.
Durch das Herabfallen der Blätter und dem Moos, das die Erde bedeckt
wird der Schritt gedämpft, das gelegentliche Knacken der zerbrechenden Äste
läßt mich innehalten. Es ist nicht immer definierbar aus welcher Richtung eben
diese Geräusche gerade kommen. Könnte also auch hinter mir sein oder aus der
Tiefe des Waldes kommen.
Dieses Erlebnis kann ich nur in dichten, dunkleren Wäldern haben, nicht
in einem Olivenhain, wo die Bäume weit auseinander stehen. Hier ist jeder Baum
für sich König, hat viel zu erzählen. Hier können sich keine geheimnisvollen
Wesen verstecken. Da ist der Baum individuell ein Geheimnis, eine Legende.
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