Montag, 2. Juli 2018

Hexe Esmeralda D.Geheimnis d.Kleiderschrankes, (Magic Sex) Märchen mystisch erotisch


DER GEHEIMNISVOLLE KLEIDERSCHRANK

Magic  Sex


Seit Tagen habe ich von Esmeralda, meiner hauseigenen Hexe, nichts mehr gehört oder gespürt. Gestern habe ich über Gebühr lange geduscht, mein Rasierwasser sehr ausgiebig verwendet und eine Flasche Sekt in einem Sektkübel, schön sichtbar auf die Theke gestellt!

Doch Nichts!
Kein leises Klirren von Armbändern, kein Vorhang bewegt sich, kein Sessel wird unerklärlich, wie von unsichtbarer Hand bewegt!
Mein Bett bleibt unangenehm kühl und leer, auch wenn ich mich quer darüber ausbreite und leise nach Esmeralda rufe. Ich fühle mich nun doppelt so allein, da das neue Schlafzimmer noch fremd auf mich wirkt, nach Tapeten und neu verlegtem Fußboden riecht.
Denn nun habe ich endlich das alte Zimmer am Dachboden ausgebaut und dort mein Schlafzimmer hin verlegt. Das alte Schlafzimmer im ersten Stock über dem Lokal habe ich als Büro umgebaut und den Computer dort aufgestellt, um ihn aus dem Schankraum weg zu bekommen.

Sollte Esmeralda ein neues Objekt ihres Begehrens gefunden haben, sollte ich sie vergrämt oder verärgert haben?

All diese Gedanken stürmen in mich ein, als ich so daliege und auf die Zimmerdecke über mir starre.
Nun steigt auch noch Zorn in mir auf. Was bildet sie sich denn ein, sie geht mir einfach ab und ich will sie wiederhaben!
Die Schatten an der Decke beginnen sich plötzlich zu bewegen, sie drehen sich im Kreise, immer schneller.
Der alte Kasten beginnt zu zittern, zu knistern und zu krachen und langsam öffnet sich knarrend die Türe. Den muss man bei Gelegenheit auch reparieren!

Aus der halboffenen Kastentüre kommt ein wohl geformtes Bein heraus, zuerst das Knie, dann der Fuß und die tiefblond lackierten Zehennägel von Esmeralda und verschwindet wieder.

Das Blut steigt mir zu Kopf und ich höre es Rauschen, als wie wild Durch meinen Körper zirkuliert.
Ich springe auf und reiße die Türe des Kastens ganz auf, doch außer meiner bescheidenen Garderobe, ist er leer. Ich will mich schon enttäuscht wieder abwenden und in mein leeres, kaltes Bett schlüpfen, als ich leises Kichern höre.

Die Türe springt wieder auf und Esmeralda steht angelehnt, ein Bein um die Türe geschlungen und einem langen Zigarettenspitz im Mund, da.

„Esmeralda!“, meine Stimme klingt ein wenig belegt.

„Hallo, mein Herr, das war immer mein Zimmer, hier habe ich mich zurückgezogen und nun hast DU es mir weggenommen! Wo soll ich denn nun hin?“

Ihre grünen Augen sprühen vor Zorn, die freie Hand hat sie in die Hüfte gestützt.

„Komm her und sei ruhig!“, meine Stimme zittert und meine Augen gleiten an ihren langen Beinen bis hinauf, dort wo sich der dünne Stoff des Rockes zwischen ihren Beinen verliert.

Sie gurrt leise, löst sich von der Kastentüre, steht nun vor dem Bett und schiebt ihr Becken in Augenhöhe näher heran.
Ich kann sie riechen, ihre warme Ausstrahlung spüren und schlinge meine Arme um ihre Lenden. Sie gibt dem Druck nach und wir sinken beide aufs Bett.
Sie macht mich verrückt! Ich spüre die Vibrationen ihres Körpers, ihre prallen Brüste und harten Brustspitzen, wie sie sich Durch das dünne Kleid Durchdrücken.
Sie hebt den linken Fuß an, drückt ihn an mich und schwenkt ihn wieder weg, wiederholt das einige Male, mein Blut beginnt zu kochen.
Meine Hände gleiten zuerst an der Außenseite ihrer Schenkel nach ob, dann schieben sie sich dazwischen und die spürbare Wärme verdrängt alle anderen Eindrücke und wir beginnen beide schneller zu atmen, uns aneinander zu drängen und unser beider Erregung zu spüren.
Eine Hand sucht zwischen ihren Schenkeln jene Punkte, die sie immer zum Glühen bringen, die andere Hand gleitet zwischen ihre Brüste um die Härte und die Muskelkontraktionen zu erfühlen.
Auch ihre Hände, es sind sicher Hundert, streichen und zittern über meinen Körper, mit geübter Raffinesse verweilen sie da und dort, lassen jeden Muskel zittern, sich verkrampfen und wieder lösen.  Wir beginnen zu fliegen, lassen die Schwerkraft unter uns. Sind wir noch alleine? Oder umtanzen uns noch andere Hexen? Tragen sie mich sanft in dichte Wolkengebilde und lassen mich da in weichen Nebelschwaden versinken?
Der Tanz am Vulkan beginnt. Die Flammen lodern plötzlich um mich, sie zerren
an meinem Körper, lassen mich stöhnen und schreien. Ich will Erlösung und auch wieder nicht. Es ist nicht mehr zu ertragen, soll aber nie mehr aufhören. Ich will in diesem Höllenfeuer verbleiben, jede Faser meines Körpers spüren und nie wieder auf die Erde zurückkehren.

Ihre feurigen grünen Augen sind über mir, ich versinke darin, erhoffe Erlösung, doch sie stürzen mich noch tiefer in einen Abgrund. Die Lust hat mich gepackt, mit all ihren Krallen und glühenden Zangen. Sie ist ein Feuer speiender Drachen, zerrt an allen Gliedmassen, wühlt in meinem Unterbauch, reißt mich in Stücke.

Bin ich das, der da schreit und tobt, diesen wunderbaren Körper unter mir an sich presst und sich an ihn klammert, wie ein Ertrinkender?
Irgendwann gibt der Körper auf, sinkt ermattet in diese weichen Nebelschwaden, sinkt langsam zur Erde zurück, die geheimnisvollen Gestalten um mich verschwinden im Nichts. Das erhitzte, glühende Gesicht Esmeralda´s taucht aus dem Nebel wieder auf. Sie liegt ruhig da, mit geschlossenen Augen und breitet ihre Arme aus. Ich sinke hinein.
Irgendwann muss ich vor Erschöpfung eingeschlafen sein.

Der Tag beginnt mit goldenem Sonnenlicht und ein wunderbarer Duft nach schwerem, erotischem Timbre liegt in der Luft. Neben dem Bett, halb versteckt von der herabhängenden Bettdecke liegt ein goldener Armreif, bestückt mit grünen Steinen und ein paar bunte Perlen kullern herum. Die Kette muss wohl heute Nacht im Zuge der Ereignisse abgerissen sein.
Die Kastentüre ist wieder geschlossen als wäre heute Nacht nichts weiter geschehen.
Summend gehe ich ins Badezimmer. Sie ist wieder da, meine Hexe Esmeralda.



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Das Gesteck, unheimlich


Das Gesteck
von Joana Angelides 


Unheimliche Geschichten

Sie stand einen Moment lang bewegungslos  in der halb geöffneten Türe, das Licht im Rücken und zögerte einzutreten.
Ihr Körper war schlank und wurde von einem  eng anliegenden, halblangem Kleid in schwarz mit beige farbenen Streifen, äußerst vorteilhaft betont.
Mein geschultes Auge für Stoffe und deren Verarbeitung erkannte den edlen Schnitt und die äußerst penible Anordnung der Streifen sofort und ich wusste, hier stand eine Dame von Welt, die auch wusste was sie wollte.
An diesem Morgen war sie die erste Kundin und ihre Anwesenheit  unterbrach auf angenehme Art und Weise die Stille, obwohl sie bisher kein Wort gesprochen hatte und nur so dastand.
Es gab Menschen, die durch ihre bloße Anwesenheit einen Raum völlig ausfüllen konnten und sofort jegliche Aufmerksamkeit an sich zogen; sie gehörte offensichtlich dazu.

Ich machte einen Schritt nach vor und eine einladende Handbewegung. Ich wollte sie nicht wieder gehen lassen, sie faszinierte mich.

Sie nahm die Aufforderung an und kam langsam und ein wenig zögerlich weiter in den Raum. Das kleine Glockenspiel an der Türe begleitete sie und zum ersten Male fiel mir auf, wie melodisch es klang.

Meinen Gruß erwiderte sie mit einem kleinen Nicken des Kopfes und dann wandte sich  den auf dem Tresen liegenden Stoffballen zu. Ich konnte ihre Augen nicht sehen, sie trug einen breitkrempigen Hut, der ihr halbes Gesicht bedeckte.

„Wenn sie mir sagen, was sie suchen, kann ich ihnen helfen“, ich musste mich räuspern, anscheinend hatte ich einen Kloß im Hals.

Sie hob ihre Hand und machte eine unbestimmte Bewegung, dann öffnete sie ihre große Handtasche, stellte sie auf den Tresen und nahm ein Stück Stoff heraus. Er war blau und aus feinster Seide, wie mein Kennerblick sofort feststellte. In Stoffen kannte ich mich aus, auf einen Blick konnte ich die Qualität bestimmen. Es lag immer daran, wie ein Stoff in der Hand lag, oder  wie sich der Faltenwurf  bewegte, auf den Glanz oder die Webart.

„Ich benötige Stoff für ein Kleid, in dieser Qualität und in der Farbe  hiezu passend. Es soll ein Kleid für einen ganz  besonderen Anlass werden, chic und zeitlos. Das Muster hier ist von  einem bereits vorhandenen  Jäckchen meiner Großmutter, ein Nostalgiestück! Ich will dieses Kleid  lange tragen und es soll meiner Figur schmeicheln. Nur reine Seide, die sich nicht verdrückt“, sie lächelte „für die Ewigkeit bestimmt, sozusagen!“

Ihre schlanken Finger ließen das Stoffmuster auf die glänzenden Platte des Tresen gleiten und zum ersten Mal hob sie den Kopf etwas und ich konnte in ihre Augen sehen.
Es waren große, ein wenig schräg geschnittene grüne Augen mit braunen Punkten darin, halb beschattet durch unglaublich lange Wimpern.
Ihr Gesicht war schmal und sehr blass, die etwas hoch stehenden Backenknochen waren dezent mit Rouge bedeckt, ebenso der Mund. Sie hatte die dunklen Haare zu einem Knoten im Nacken gebunden, sodass der Hut etwas nach vorne gerückt schien.
Ich bemerkte erschrocken, dass ich sie unentwegt anstarrte.
Sie musste meinen starren Blick bemerkt haben, denn sie senkte  ihren Kopf wieder, sodass  die, mit drei Rosen verzierte Krempe ihres Hutes  nur mehr ihren fein nachgezeichneten zartrosa farbenen Mund frei gab.

„Oh, da werden wir sicher etwas finden“, meine Stimme zitterte doch nicht?
Ich nahm das Stoffmuster in die Hand und stellte fest, dass ich mich betreffend die Qualität keinesfalls geirrt hatte, es war reinste Seide. Mein Blick glitt über die Regale hinter mir und blieb an einer Reihe von Stoffballen hängen, die in der Qualität und vielleicht auch in den Farben  passen könnten.

„Darf der Stoff auch ein Muster haben, oder soll er uni sein?“
Ich drehte mich zu ihr hin und fühlte ein Gefühl von Schwindel, der mich erfasste, so  faszinierend war der Anblick ihrer Gestalt.
Sie hatte sich am Ende des langen Tisches leicht angelehnt, die Hüfte eingeknickt und  ihren Kopf seitwärts gebeugt. Das Sonnenlicht trat durch die Auslage in den Raum und umschloss ihren Körper wie eine sichtbare Aura. Ich hatte solche Erzählungen darüber  bisher nur als Einbildung abgetan, doch zum ersten Mal in meinem Leben bemerkte ich selbst eine solche  Aura bei einem Menschen. Sie war wie ein sie umgebender  Strahlenkranz und  schien aus fließendem Gold zu sein.
Sie war offensichtlich in Gedanken versunken, denn sie erschrak ein wenig und richtete sich auf.

„Ohja, er kann ruhig ein  dezentes Muster haben. Vielleicht in sich gemustert, in derselben Farbe?“

Mein Blick glitt suchend über das Regal und ich fand einen Ballen mit grüner, dunkler Seide. Er war mit kleinen, unregelmäßig verstreuten Dreiecken bedeckt, die je nach Bewegung andersartig glänzten. Das dunkle Grün passte wunderbar zu dem ebenfalls dunklen Blau des Musters, aber besonders zur Farbe ihrer Augen.

Ich legte  den Stoffballen auf die Platte des Tisches und streute gekonnt elegant einen Teil des Stoffes über die Fläche.
Sie griff danach und betrachtet den Stoff eingehend und interessiert.
„Ja, er gefällt mir, es ist sogar meine Lieblingsfarbe, “ sie nickte zustimmend und ließ den Stoff über ihre Hand gleiten, „hier ist eine Notiz meiner Schneiderin, bitte schneiden sie mir genau nach diesen Angaben den Stoff herunter.“
Besonders liebevoll  faltete ich den Stoff und stelle mir vor, wie er ihren Körper umfließt,  wie er jede ihrer Bewegungen betonen wird. Stellte mir auch vor, wie elektrisierend es sein musste, sie eingehüllt in diesen kostbaren seidenen Kokon, zu umarmen!

„Sie machen auf Bestellung auch passende Blumengestecke aus den Stoffen? Kann ich da gleich eines bestellen?  Aber es muss genau am 25.Juni um 12.ooh Mittag geliefert werden! Es soll eine Überraschung werden! “
„Ja  natürlich! Wenn Sie sich hier etwas aussuchen...“   Ich legte ihr einen Katalog mit Blumengestecken für Kleider, Mäntel und Hüte vor.
Sie studierte jede Seite genau und suchte sich dann ein  sehr aufwendiges Gesteck aus.  Eigentlich zu groß für ein Kleid und für meinen Geschmack. Doch einerseits ist der Kunde König und andererseits, wenn ich  es mir so überlegte, musste es doch wunderbar zu ihr und dem Kleid passen.

Als sie bezahlte, überreichte sie mir  auch ihre Visitenkarte und schrieb auf die Rückseite eine Adresse dazu.

„Die Lieferung des Gesteckes muss an diese Adresse erfolgen und persönlich zu meinen Händen erfolgen! Bitte beachten Sie genau meine Anweisungen, es ist äußerst wichtig!“

„Ja, natürlich. Ich werde das Gesteck zum gewünschten Termin wie gewünscht liefern! Ich danke für Ihr Vertrauten und würde mich freuen, wenn ich Sie weiterhin als Kundin bedienen dürfte!“

Ohne darauf näher einzugehen, streckte sie mir ihre schlanke Hand hin und ich hauchte einen zarten Kuss darauf. Ihre Finger waren kalt und übten nur einen leichten Druck aus.

Sie verließ den Laden und hinterließ einen zarten Duft nach verblühenden Rosen, der sich noch lange hielt. Das Glockenspiel der Türe  klang diesmal nicht mehr so melodiös, als vorher. Anscheinend bedauerte es auch, dass sie ging.

Ich schüttelte den Kopf über solche unsinnige Gedanken und rollte den restlichen Stoff auf den Ballen, nicht ohne vorher die im Katalog angegebene Menge für das Gesteck herunter zu schneiden. Meine Hände liebkosten noch eine Weile den Stoff und ich träumte wieder von einem wundervollen Körper, der von ihm umschmeichelt und umflossen wird.

Gewissenhaft trug ich den Termin für die Lieferung in meinen Kalender ein und füllte die Order für das Gesteck aus. Ich schrieb ihren Namen darauf und stellte fest, es war ein wundervoller Name und er passte genau zu ihr.
Die angegebene Lieferadresse kam mir bekannt vor, ich konnte sie jedoch nicht einordnen.
In den folgenden Tagen wurde ich immer wieder an sie erinnert, denn  ich hatte ihre Visitenkarte im Kassenfach deponiert und so fielen meine Blicke immer wieder darauf.

Bereits zwei Tag vor dem gewünschten Liefertermin langte das Gesteck bei mir ein und ich ließ es auf dem Tresen liegen. Es war in einer steifen, durchsichtigen Hülle verpackt und so konnte ich mehrmals am Tage meine Blicke drüber streifen lassen. Jedes Mal liefen angenehme Schauer über meinen Rücken.
Es war sehr füllig ausgefallen, die kleinen weißen Perlen der Staubgefässe in den Blüten leuchteten und die Goldfäden, die sich aus dem Dickicht der Blätter erhoben zitterte manches Mal, wenn ich vorüber ging.

Der Morgen des 25.Juni war grau und regnerisch. Ich legte das Gesteck auf den Beifahrersitz meines Wagens und machte mich auf den Weg. Die angegebene Adresse lag etwas außerhalb der Stadt und der Verkehr wurde immer schwächer. Als ich in die angegebene Straße einbog, wusste ich sofort, wieso mir die Adresse so bekannt vorkam.
An dieser Adresse befand sich ein Friedhof. Ich fuhr an den Straßenrand und stellte fest, dass gerade ein Begräbnis stattfinden musste.  Da es aber bereits fünf Minuten vor dem angegebenen Termin war, beeilte ich mich mit dem Gesteck den kleinen Weg hinauf zu kommen.
Ein schwarz gekleideter Ordner kam mir geradewegs entgegen und wollte mir das Gesteck abnehmen.
„Nein, ich bin kein Trauernder, ich suche diese Frau, sie hat mich herbestellt und ich soll es nur ihr persönlich übergeben!“ Gleichzeitig streckte ich ihm die Visitenkarte entgegen.
Er las langsam den Namen, blickte mich erstaunt an und bedeutete mir dann, ihm zu folgen.
Wir gingen geradewegs in die Leichenhalle hinein. Sie war bis auf den letzten Platz besetzt und leise Orgelmusik hatte bereits eingesetzt. Mir fiel sofort der morbide Geruch nach verblühenden Rosen auf, der sie schon bei ihrem Besuch in meinem Geschäft umgab.
Der Geruch musste von den vielen Rosen kommen, die an den Wänden und im Raum verteilt waren. Es war jener schwere, intensive Geruch, den Rosen immer verströmten, wenn sie zu verblühen begannen.

Er winkte dezent einen Mann herbei, flüsterte ihm etwas ins Ohr und ging wieder hinaus.
Ich hatte noch immer das Gesteck in der durchsichten Hülle in der Hand und mein Blick suchte meine Kundin in der Tiefe der Leichenhalle. Vergebens.
„Kommen Sie mit!“ Sprach der Mann mit leiser Stimme und führte mich durch den Mittelgang ganz nach vorne und weiter zum offenen Sarg.

„Hier liegt die Dame, die sie suchen!“ Seine Stimme klang erstickt und heiser.

Ich blickte in den Sarg und da lag sie. Bleich und starr, die Augen geschlossen,  die wundervollen langen Wimpern lagen wie Halbmonde auf ihren bleichen Wangen. Der Mund war leicht rosa angehaucht. Das Haar war offen und lag auf beiden Seiten ihres Gesichtes,  über das weiße Polster fließend.
Sie hatte die Hände gefaltet und sie erschienen mir noch zarter und durchsichtiger, als bei unserer Begegnung. Das Grün des Kleides harmonierte wundervoll mit dem dunklen Blau des Jäckchens, der Stoff umfloss ihre Gestalt und spiegelte den Glanz der, den Sarg  umgebenden Kerzen wider. Ihr Körper war ringsum von Rosen umgeben, als würde sie auf ihnen schwimmen.

Im Raum war es sehr still, es war nur leises Weinen oder Schluchzen aus den Reihen hinter mir und die leise Orgelmusik zu hören.

Der Mann neben mir nahm mir den Behälter mit dem Gesteck aus der Hand und öffnete ihn. Er betrachtete es mit großem Erstaunen und zwei Tränen lösten sich aus seinen Augenwinkeln und rollten langsam an seinen Wangen hinunter. Dann legte er es zwischen ihre Hände und arrangierte es so, dass es wie ein Brautstrauß aussah.
Er nickte mir dankend zu und ich fühlte, dass es unpassend war, noch länger hier zu stehen und in den Sarg zu starren.
Wie betäubt ging ich den Weg, den ich durch die Leichenhalle gekommen war, zurück und trat mit einem tiefen Atemzug ins Freie.

Sie hatte offenbar gewusst, dass sie sterben wird, hatte sich ihr Totenkleid selbst ausgesucht und sogar das Datum und die Uhrzeit ihres Begräbnisses im Voraus gewusst!
Das Gesteck war ihr letzter, persönlicher Wunsch und bedeutete ihr anscheinend sehr viel.

Das Geschehene war mir unerklärlich und wird es wohl für immer bleiben.

Ich hatte noch immer die Visitenkarte in meiner Hand, doch sie entglitt mir und fiel in das fließende Wasser des Rinnsteines. Ich sah sie langsam davon schaukeln.

Schade, es war so ein schöner Name!



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