Montag, 9. Juli 2018

Hexe Esmeralda, Im Zeichen des Orion, (Magic Sex), Märchen mystisch-erotisch


IM ZEICHEN DES ORION

von Joana Angelides

Magic  Sex


An sich ist ja unsere kleine Taverne ein wunderbares Versteck und ich fühle mich schon richtig zu Hause in diesen Mauern.

Unser Liebesnest am Dachboden, dem neuen Schlafzimmer, habe ich meine persönliche Note gegeben, indem ich überall unsichtbare Glöckchen angebracht habe, die beim leichtesten Luftzug leise klingeln und ihn immer an mich erinnern.
Der Kleiderkasten ist ein wundervolles Rückzugsgebiet; überhaupt, seit ich die Rückwand geteilt habe und Durch sie hindurch ins Freie, in den nächtlichen Himmel entfliehen kann.

Es zieht mich besonders dann hinaus, wenn das Sternbild des Orion, der mythische Himmelsjäger, am Winterhimmel steht und wir Hexen uns im Orionnebel treffen und austoben können. Ausruhen kann man sich dann immer auf einem seiner Schultersterne, dem Bellatrix. Aber nicht lange, es lockt die Weite des Himmels und der Übermut der anderen steckt an.

Irgendwann, wenn mein Herr soweit ist, sich ohne Angst loslösen kann aus seiner kleinen, beengten Welt, werde ich ihn dahin mitnehmen. Er kann dann dem ägyptischen Gott Osiris direkt ins Auge schauen.

Die Dimensionen verlieren sich und werden relativ in diesen Höhen und Weiten und es kann ganz selbstverständlich sein, dass wir es uns auf der so genannten Jakobsleiter, den drei Gürtelsternen des Orion gemütlich machen. Er wird geblendet sein vom strahlenden Licht und erst wieder seine Augen öffnen können, wenn ich mich über ihn beuge, meine Haare rechts und links meines Gesichtes langsam herabfallen lasse und er nur mehr das Blitzen meines Feuers darin sehen kann.
Es gibt da kein oben oder unten, seitwärts oder vertikal, alles ist eine Ebene.
Das Licht der uns umgebenden Sterne wird auf seinem muskulösen Körper bizarre Formen zeichnen, unsere Kleider sind längst in der Glut der Himmelskörper verbrannt. Er wird seinen Kopf heben und zwischen meinen
Brüsten hindurch fasziniert das schnelle Heben und Senken meines Bäuchleins betrachten. Er wird durch mich hindurchsehen wie Durch Glas und beobachten können, wie sein Schwert in mich eindringt, sich mein Körper aufbäumt und langsam zu glühen beginnen wird.
Zeit und Raum sind für mich sowieso kein Maß und für ihn wird eine Ewigkeit beginnen, wie er sie noch nie kannte. Glühendes, flüssiges, buntes Glas wird uns umgeben, uns jedoch nicht verbrennen. Unsere Körper werden verschiedene bunte Formen annehmen, sich winden und heben. In ekstatischen Momenten wird mein Körper ein Gefäß sein, das seinen Körper in sich aufnimmt, ihn in tausend bunte Murmeln verwandelt und über die Himmel wie Sterne verteilt um sie dann wieder mit einem Netz aus Nebelschleiern einzufangen und zu einem Phallus zu formen. Und unser Spiel wird von neuem beginnen, meine glühenden Schenkel sich öffnen und ihn in dem einzig vorhandenen Gefäß, wiederaufnehmen und die Zeit wird in Lichtjahren gemessen werden.

Um uns herum werden Blitze den endlosen Raum Durchqueren, Eisstücke um uns tanzen, Kristalle bilden und dann als kühle Tropfen auf unsere erhitzte Haut fallen. Niemals hat ein Mensch in diesem luftleeren Raum, schwebend, sich drehend und herum wirbelnd eine solche Reihe von Orgasmen erlebt. Das haben wir Hexen ihnen voraus.

Es wird für ihn der Tanz im Zeichen des Orion unter den wohlwollenden Augen des Osiris werden.


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Sonntag, 8. Juli 2018

Im Museum, Kurzgeschichte, mystisch


Im Museum
von Joana Angelides



Wenn ich so hinüber schaue zu ihm, dann bewegt sich zwischen uns beiden ein fluoreszierendes Licht, silberne, rote und blaue Funken bewegen sich in Zeitlupe im Raum.

Ich denke, dass nur ich es sehen kann. Denn wie kann es sonst sein, dass er vollkommen unbeteiligt an mir vorbei auf das Bild an der gegenüber liegenden Wand starren kann, dann im Katalog blättert und es wieder ansieht, ohne mich zu bemerken.

Nun begegnen wir uns schon das dritte Mal. Das Museum ist der ideale Platz um sich im selben Raum länger aufhalten zu können, ohne ein Wort miteinander sprechen zu müssen.
Es erscheint mir nur rätselhaft, dass er mich so offensichtlich übersieht!

Ich liebe dieses Museum, es gibt mir die Möglichkeit mit interessanten Menschen in Kontakt zu treten. Ich liebe die fachkundigen Äußerungen der Besucher, bin oft erstaunt, wenn sich mir dadurch immer wieder neue Perspektiven auftun. Ich sehe die Bilder hier dann immer mit anderen Augen und aus neuen Blickwinkeln an.


Vielleicht liegt es aber auch an mir, dass er mich einfach übersieht, kein Kommentar über Bildkompositionen von sich gibt.
Ich sollte mich bemerkbar machen. Nur alleine meine Kleidung, obwohl etwas auffallend und extravagant, schafft es scheinbar nicht. Vielleicht gefällt sie ihm auch nicht.
Ich sollte meine Beine besser ins Licht bringen, den Rocksaum etwas höher schieben. Doch vielleicht würde ihn das abschrecken?

Was interessiert ihn denn so an dem Bild an der gegenüber liegenden Wand?
Es ist eine Landschaft, mit lachenden, gutgelaunten Menschen beim Picknick auf einer Lichtung.
Die Mädchen sind in duftigen, leichten Kleidern gehüllt, zwei von ihnen spielen ein Art Federballspiel, die Sonnenstrahlen verfangen sich in ihren Haaren.
Das muss es sein, die Bewegung gefällt ihm, die dünnen Kleider, die fliegenden Brüste, bewegt durch das schnelle Atmen der Spielerinnen.
Oder gefallen ihm die erhitzten Gesichter der jungen Männer, die mit offenen Hemden, ihre begehrliche Blicke auf die fast schwebenden Mädchenkörper richten, die im Gras halb liegen und Weingläser in ihren Händen halten?

Da ist es schwer zu konkurrieren. In den Saal des Museums können die Sonnenstrahlen nur spärlich herein finden, es wäre schlecht für die Bilder, es würde ihnen schaden.
In meinen Haaren verfangen sich leider keine Sonnenstrahlen und Bewegungen sind ebenfalls sehr eingeschränkt.
Besonders wenn die strengen Blicke der Aufsichtsorgane durch den Raum gleiten, die jeden Versuch rascher Gangweise oder lauter Unterhaltung im Keime ersticken.

Nun blättert er wieder in dem Katalog und geht auf das nächste Bild zu. Er streift sich eine überlange Strähne aus dem Gesicht und macht einen Schritt zurück. Oh, wie gefallen mir seine Bewegungen, seine verhaltene Erregung. Er will offenbar das gesamte Bild besser auf sich einwirken lassen.

Wahrscheinlich wird er heute wieder nicht sehr viel Interesse an mir zeigen. Dabei bin ich aus der selben Periode wie die beiden anderen Bilder, mein Rahmen ist wunderschön und wenn er sich mehr Zeit nehmen würde mich anzusehen, würde er sehen, welch einen wundervollen Faltenwurf mein Kleid hat und meine blonden Locken sehr verführerisch über meine Schulter fallen.
Vielleicht würde er sehen, dass sich meine Brüste ebenfalls leicht heben und senken, wenn er den Saal II im oberen Geschoß des Museums betritt und seinen prüfenden Blick über die Bilder gleiten läßt.

Eines Tages wird es sicher so weit sein und er wird auch vor mir stehen bleiben und im Katalog nachlesen, wer mich malte und wann.


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