IM ZEICHEN DES ORION
von Joana Angelides
An sich ist ja unsere
kleine Taverne ein wunderbares Versteck und ich fühle mich schon richtig zu
Hause in diesen Mauern.
Unser Liebesnest am
Dachboden, dem neuen Schlafzimmer, habe ich meine persönliche Note gegeben,
indem ich überall unsichtbare Glöckchen angebracht habe, die beim leichtesten
Luftzug leise klingeln und ihn immer an mich erinnern.
Der Kleiderkasten ist
ein wundervolles Rückzugsgebiet; überhaupt, seit ich die Rückwand geteilt habe
und Durch sie hindurch ins Freie, in den nächtlichen Himmel entfliehen kann.
Es zieht mich
besonders dann hinaus, wenn das Sternbild des Orion, der mythische Himmelsjäger,
am Winterhimmel steht und wir Hexen uns im Orionnebel treffen und austoben
können. Ausruhen kann man sich dann immer auf einem seiner Schultersterne, dem
Bellatrix. Aber nicht lange, es lockt die Weite des Himmels und der Übermut der
anderen steckt an.
Irgendwann, wenn mein
Herr soweit ist, sich ohne Angst loslösen kann aus seiner kleinen, beengten
Welt, werde ich ihn dahin mitnehmen. Er kann dann dem ägyptischen Gott Osiris
direkt ins Auge schauen.
Die Dimensionen verlieren
sich und werden relativ in diesen Höhen und Weiten und es kann ganz
selbstverständlich sein, dass wir es uns auf der so genannten Jakobsleiter, den
drei Gürtelsternen des Orion gemütlich machen. Er wird geblendet sein vom
strahlenden Licht und erst wieder seine Augen öffnen können, wenn ich mich über
ihn beuge, meine Haare rechts und links meines Gesichtes langsam herabfallen
lasse und er nur mehr das Blitzen meines Feuers darin sehen kann.
Es gibt da kein oben
oder unten, seitwärts oder vertikal, alles ist eine Ebene.
Das Licht der uns
umgebenden Sterne wird auf seinem muskulösen Körper bizarre Formen zeichnen,
unsere Kleider sind längst in der Glut der Himmelskörper verbrannt. Er wird
seinen Kopf heben und zwischen meinen
Brüsten hindurch
fasziniert das schnelle Heben und Senken meines Bäuchleins betrachten. Er wird durch
mich hindurchsehen wie Durch Glas und beobachten können, wie sein Schwert in
mich eindringt, sich mein Körper aufbäumt und langsam zu glühen beginnen wird.
Zeit und Raum sind
für mich sowieso kein Maß und für ihn wird eine Ewigkeit beginnen, wie er sie
noch nie kannte. Glühendes, flüssiges, buntes Glas wird uns umgeben, uns jedoch
nicht verbrennen. Unsere Körper werden verschiedene bunte Formen annehmen, sich
winden und heben. In ekstatischen Momenten wird mein Körper ein Gefäß sein, das
seinen Körper in sich aufnimmt, ihn in tausend bunte Murmeln verwandelt und
über die Himmel wie Sterne verteilt um sie dann wieder mit einem Netz aus
Nebelschleiern einzufangen und zu einem Phallus zu formen. Und unser Spiel wird
von neuem beginnen, meine glühenden Schenkel sich öffnen und ihn in dem einzig
vorhandenen Gefäß, wiederaufnehmen und die Zeit wird in Lichtjahren gemessen
werden.
Um uns herum werden
Blitze den endlosen Raum Durchqueren, Eisstücke um uns tanzen, Kristalle bilden
und dann als kühle Tropfen auf unsere erhitzte Haut fallen. Niemals hat ein
Mensch in diesem luftleeren Raum, schwebend, sich drehend und herum wirbelnd
eine solche Reihe von Orgasmen erlebt. Das haben wir Hexen ihnen voraus.
Es wird für ihn der
Tanz im Zeichen des Orion unter den wohlwollenden Augen des Osiris werden.
Auch über https://www.bookrix.de/-joanavienna/
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