Donnerstag, 6. September 2018

Ein Mann und sein Papagei, Humor


Ein Mann und sein Papagei

von Joana Angelides


Es war ein anstrengender Tag. Schon die Fahrt in die Stadt mit dem Bus war eine Zumutung. Wie immer kam er viel zu spät, die Menschen drängten beim Einsteigen und Körperkontakte waren unvermeidlich.

Wobei ich es auch als unerwünschten Körperkontakt betrachte, wenn diverse Gerüche sich mischen und als Belästigung meine Nase beleidigen.

Das von mir aufgesuchte Geschäft stand da den Gerüchen im Bus in keiner Weise nach, vermittelte sogar ähnliche Eindrücke und auch die Geräusche die Hunde, Katzen und diverse Vögel erzeugen, sind fast der Geräuschkulisse im Bus nachempfunden.

Aber ich habe gefunden, was ich suchte.
Ich kann nun einen großen, bunten Papagei, der mehrere Sprachen spricht, mein Eigen nennen. Ich brauche einen Dolmetsch, der mir zu jeder Zeit zur Verfügung seht.

Der Verkäufer hatte sofort verstanden, was ich suchte!
Nach seinen Angaben, hatte er ein Prachtexemplar von einem Papagei in seinen Bestand und natürlich sprach er einige Sprachen, wie der Verkäufer, namens Gonzales, mir versicherte. Und da saß er nun, ein Prachtexemplar in Rot, Grün und Blau. Ich konnte nicht umhin, ihn unter seinem Schnabel zu kraulen.
Sofort erwiderte er meine Zärtlichkeit entsprechend.

Gonzales hat dann meinen rechten Zeigefinger mehr oder minder fachgerecht verbunden, nach dem der liebe sympathische Vogel sofort geschnappt hat. Ich muss eben das nächste Mail schneller sein, empfahl der Verkäufer.


„Sagen Sie Guten Tag in einigen Sprachen“, zwinkerte er mir zu, „er wird es sofort richtig übersetzen!“

„Buenas Dias“, sagte ich bedächtig, mit meinen spärlichen spanischen Sprachkenntnissen, damit er es auch versteht.

„Guten Tag!“

Na, das hat ja geklappt.

„Bonjour“, mein Französisch klang perfekt.

„Guten Tag!“ Ohja, das kam ja prompt.

„Buon Giorno“, ich klang wie ein Römer

Der Vogel zögerte leicht, doch dann kam es prompt:

„Guten Tag!“


„Good morning, how are you?“  In Englisch bin ich auch sehr versiert.

„Guten Tag!“   Der Vogel auch, wie es scheint.


„Ja, ich sehe, er ist wirklich perfekt, ich nehme ihn!“

Ich legte ein kleines Vermögen hin. Aber ich bekam dafür einen Papagei, der vier Sprachen spricht, einen voluminösen Käfig, zwei Säcke mit verschiedenen Kernen und Mischfutter, eine lange Kette und ein pultartiges Gestell, auf dem der Vogel gerne sitzt, wie mir Gonzales versicherte.
Dass der Vogel so viele Dinge benötigt, damit habe ich nicht gerechnet.
Aber immerhin, er spricht ja vier Sprachen.
„Sagen Sie, hat er auch schon einen Namen?“ 
„Ja, er heißt Sokrates!“ Sagte Gonzales.

Ich ließ mir ein Taxi rufen, denn mit all diesen Dingen im Bus zu fahren, schien mir nun doch sehr gewagt.

Nachdem alles unter den ängstlichen Blicken des spanischen Chauffeurs verstaut war, nahmen ich und Sokrates auf dem Rücksitz Platz.

„Ich hoffe, er ist nicht unruhig da rückwärts? Hat sie das blöde Vieh gebissen?“.  Der Chauffeur klang mitfühlend, er hatte meine verbundene Hand erst jetzt bemerkt. Fast alle Taxichauffeure können hier Deutsch, gut für den Tourismus!

„Guten Tag, Scheißkerl!“  Ja, das hatte er nun davon, wenn er einen Vogel der vier Sprachen spricht, beleidigt.

Naja, wenn er so beschimpft wird, muss er sich ja wehren. Aber wir werden da ein anderes Wort lernen.

Ich sah Sokrates missbilligend tief in sein, mir zugewandtes Auge.

„Guten Tag, Scheißkerl!“

Ich nehme nicht an, dass er mich damit meinte, senkte aber meinen Blick, um ihn nicht noch mehr zu reizen.
Die Ampel zeigte Rot und der Polizist hob die linke Hand, um uns zu stoppen. Irgend etwas mußte meinen Dolmetsch aber doch sehr gereizt haben. Er trippelte am Rücksitz zum rechten Fenster, spreizte seine Flügel und schrie laut und kreischend:

„Guten Tag, Scheißkerl!“

Ich denke, der Polizist kann auch Deutsch. Jedenfalls hat er sich die Autonummer notiert und der Chauffeur schloß das hintere Fenster.

„Guten Tag, Scheißkerl!“ 

Also, ich werde mit Gonzales telefonieren und mich beschweren. Er sollte nur übersetzen und nicht selbst Worte kreieren.

„Sei ruhig Sokrates, wir bekommen sonst Probleme!“ Ich hob den Zeigefinger meiner unverletzten Hand und zog sie aber rasch wieder zurück, denn Sokrates kam ihm mit seinem starken, gebogenen Schnabel sehr nahe.

Der Fahrpreis war entsprechend hoch. Ich vermute, der Chauffeur hat die zu erwartende Geldstrafe gleich mitgerechnet.

Rositta, meine Perle, schlug beide Hände zusammen, als sie Sokrates sah.

„Senior, der wird den ganzen Tag kreischen und die Körner durch die Gegend spucken, ich kenne das von meiner Schwester, die hat auch so ein Untier!“

Das hätte sie nicht sagen sollen.
Sokrates breitete beide Flügel aus, sein Kopf fuhr nach vorne und er kreischte laut:

„Guten Tag, Xanthype!“ Also, gebildet war er schon, mein Sokrates, oder war es sein verschüttetes Trauma?
Er unterschied offenbar zwischen  Frauen und Männern!
Meine Perle war ich los, sie hatte das für einen Fluch gehalten. Sie wußte nicht, dass er zu allen weiblichen Wesen Xanthype sagt und zu allen männlichen Scheißkerl.

Aber er sagte immer vorher Guten Tag. 

Das waren aber auch die einzigen vier Worte, die er konnte.

Ich muss mich nun noch sehr bemühen, den Sprachschatz von Sokrates, dem Papagei mit den vier Sprachen, auszubauen.


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Mittwoch, 5. September 2018

Befristete Ewigkeit, vampirig


Befristete Ewigkeit

von Joana Angelides



Das ist wieder so ein Abend, der das Ende des Tages ankündigt und unmerklich zu Ende geht; er wird nahtlos in eine dunkle Nacht übergehen.
Er steht am großen Fenster seiner Wohnung unter dem Dach des alten Hauses und blickt auf die bereits einsetzende  Dämmerung nieder, die die Stadt langsam einhüllt, die Umrisse der Häuser unscharf werden läßt und erste vereinzelte Lichter vorwitzig versuchen das Grau zu durchdringen.
Die Hektik des  Tages ist im Verklingen,  die Stille beginnt sich auszudehnen. Hier heroben, über den Dächern der Stadt sind die Geräusche nur gedämpft zu hören.

Gedanken überschlagen sich, man hat eigentlich gar keinen Einfluß darauf. Bilder ziehen vorbei, Erinnerungen an Gerüche werden wach. Betörende Gerüche, schwer,  den Geist einschläfernd, die Sinne schärfend. Bilder aus längst vergangener Zeit, Jahrhunderte gleiten vorbei wie ein langer Zug mit Abteilen. Jedes Abteil ist besetzt mit fremden, manchmal jedoch auch bekannten Gestalten, bleichen Gesichtern.

Man wird es müde, all diese Wesen im Gedächtnis zu behalten. Nur manchmal verbleiben Eindrücke und Erinnerungen, oft ganz tief ins Innerste verbannt, als Schuld bestehen.  Ihre Verzweiflungsschreie verhallend in der Unendlichkeit, werden noch hin und wieder im Unterbewußtsein  wahrgenommen.

Sein Blick ruht auf den Dächern der Stadt, die für ihn zu Heimat geworden ist. Es gibt noch viele Seelen hier, denen man sich nähern kann, ihre Eignung zum kurzzeitig gemeinsamen Weg testen kann. Ihr Blut rettet seine Existenz, hält ihn am Leben, oder wie immer man das nennen soll, was ihn weiter treibt, das ihn atmen und suchen läßt.
Durch die geöffneten Flügel des Fensters dringt etwas kühlere Nachtluft herein. Er schlingt das eine Ende des Umhanges um die Schulter und gleitet lautlos in die Nacht hinaus.

Als er aus dem dunklen Park gegenüber heraustritt, unterscheidet er sich kaum von den vorbei eilenden Menschen. Er wird kaum beachtet, kaum wahrgenommen.
Seit vielen Jahren nun hat er sich hier einen Freundeskreis aufgebaut, der aus teilweise wissenden, teilweise ahnungslosen Menschen besteht. Viele aus diesem Kreis sind durch ihn in die Gemeinschaft der Untoten herüber geführt worden, manche davon weggezogen oder in der Dunkelheit des Vergessens verschwunden.

Heute muß es wieder einmal geschehen! Er lechzt nach Auffrischung, aber auch nach einer, wenn auch vielleicht nur kurzen Gemeinsamkeit. Aber er lechzt auch nach intelligenten Gesprächen, Wortduellen mit hellem Geist und Niveau.

Er greift in die Tasche des Umhanges. Die Karte für das Opernhaus steckt zwischen den Falten.
Der Freischütz, eine Oper von Weber, kommt seiner Gemütsverfassung am Nächsten. Außerdem erlaubt das oft düstere Bühnenbild seiner Gestalt ein müheloses Eintauchen in die
Dunkelheit des Raumes.
Das Raunen der Menschen, das Atmen rundherum, die umfassende Musik lassen sein Sinne umherirren im Raum, seine dunklen Augen suchen die anmutig geneigten Häupter schön gewachsener Frauen im Raum, die schlanken Hälse, gebogen um zu lauschen. Manchmal kräuseln sich feine Locken, die sich aus sorgfältig hochgesteckten Frisuren lösten, sie zittern leicht durch die Bewegung des Kopfes.

Dort, ja dort vorne bewegt sich ein zarter Hals, gekrönt von goldenen Locken, aufgesteckt zu einer entzückenden Frisur; nur ein langer Ohrring ziert die elegante Silhouette  des Hauptes. Und das Licht der Seitenlampen läßt den Flaum auf der Haut wie einen zarten Strahlenkranz sichtbar werden.
Die Musik Webers füllt den Raum, läßt das Blut in seinem Körper rauschen. Eine ungeheure Erregung erfüllt sein Innerstes. Er hat sein Opfer gefunden, das Ziel seiner Wünsche und Begierde.

Der zweite Akt ist beendet, die Menschen strömen zu den erleuchteten Außenräumen um sich zu erfrischen. Er versucht diese schlanke, biegsame Gestalt nicht mehr aus den Augen zu lassen und er bahnt sich einen Weg durch die homogene Masse der sich leise  unterhaltenden Besucher. Nun steht er hinter ihr, hört ihr helles gedämpftes Lachen und bewundert das zarte Zurückwerfen des Kopfes. Ihr Begleiter löst sich und strebt dem Buffet zu.
Diese Gelegenheit nutzt der dunkel gekleidete Mann hinter ihr und berührt sanft ihren Ellenbogen. Ihr erstaunter Blick, ihre Abwehr versinken in seinen dunklen Augen und sind in diesem Moment bereits  verloren. Wie in Trance geht sie mit ihm ein paar Schritte in die dunkle Nische nebenan, kann den Blick nicht mehr von ihm wenden. Sie spürt eine totale Kraftlosigkeit, Willensschwäche und läßt sich in seine Arme fallen, ohne sich zu wehren. Er nähert sich ihrem Mund, sieht die vollen Lippen sich öffnen und läßt sich hinein fallen in diesen Strudel von Begierde und Erleichterung.

Niemand hat es gemerkt, die Menschen plaudern weiter, trinken ihre Gläser leer. Nur der völlig ratlose Begleiter läßt seinen Blick suchend durch die Menge gleiten, in der Hand zwei Gläser mit Champagner. Der Mann in dem dunklen Umhang verdeckt jedoch die Lichtgestalt in seiner Umarmung gegen Blicke, sie wird unsichtbar für die anderen.

Seine Lippen gleiten nun langsam an ihrem schlanken, biegsamen Hals entlang und er vergräbt seinen Mund seitwärts darin. Es war nur ein kurzes Aufbäumen, ein kleiner Schmerz und sie betritt die Welt der Finsternis, der befristeten Ewigkeit. Irgendwann wird es vielleicht eine Erlösung geben.

Sich gegenseitig haltend, verschmelzen zu einer Einheit gehen sie auf den Ausgang zu und verschwinden in der Nacht.


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